Samstag, 4. September 2010
Die Eskimos und der IQ
Erst erfolgt die Weiterleitung elektrisch, dann im synaptischen Spalt chemisch durch Botenstoffe
Eskimos: "Doch diese eskimos, die in den eiswüsten weit oberhalb des polarkreises leben, schneiden im test (der progressiven matrizen) genau so gut oder besser ab als der weiße kanadische durchschnitt; sie erzielen viel höhere werte als jamaikanische oder amerikanische neger, obwohl diese unter bedingungen aufwachsen, die viel mehr denen der normsetzenden weißen gruppen ähneln, d. h. mit einem viel besseren angebot an umwelt und sozialer stimulation."
Aus: Hans Jürgen Eysenck , Die Ungleichheit der Menschen, Ist Intelligenz erlernbar? Dt. 1984/ engl. 1973, S. 135
Gedeiht das Hirn in der wohlhabenden Familie wie die Tomate in der Sonne (Heuer)?
Alle Beispiele und Vergleiche hinken; manchmal fehlt sogar das ganze Bein.
Tomaten brauchen die Wärme von außen, der Tomaten konsumierende Mensch erzeugt sie selbst, wenn er genügend Tomaten, Spinat und Lachs zur Verfügung hat. Vögel und Säugetiere sind sehr viel autarker als Pflanzen, das gilt besonders für Primaten wie den Menschen. Seine Hauptsache, das Gehirn, braucht viel Energie und baut sich weitgehend selbst mit zahlreichen individuellen Unterschieden, die jeder überall feststellen kann. Der riesige Ereignisraum der Milliarden Hirnzellen bringt sie hervor. Und das Gehirn kann sich sehr gut mit sich selbst beschäftigen, wie man nicht nur bei dem jungen Pascal, dem jungen Mozart etc., sondern auch auf jedem Spielplatz beobachten kann. Das gilt auch für alte Gehirne, die das Studieren und Schreiben nicht lassen können.
Was nun ist gut für das Gehirn? Was käme in Frage für die Rolle der Sonne, die die Tomate besser gedeihen läßt?
Das Gehirn selbst steht da an erster Stelle. Seine Fähigkeit zu lernen. Sinneswahrnehmungen in kognitiven Stoff und synaptische Verbindungen der Hirnzellen umzusetzen. Das ist ein Vorgang, der sich im Bereich von Makromolekülen abspielt.
Ein Beispiel, noch ungeklärt: "In the search for the mechanisms that mediate the effects of sleep on the consolidation of memories, growth hormone (GH) recently became of interest, because in humans it is released mainly during slow-wave sleep (SWS), a period of enhanced declarative memory consolidation."
Gais S, Hüllemann P, Hallschmid M, Born J., Department of Neuroendocrinology, University of Lübeck, Germany, Sleep-dependent surges in growth hormone do not contribute to sleep-dependent memory consolidation. (Neuro-Forum)
Ein anderes Beispiel: Für die Gedächtnisbildung sind lokal erzeugte Östrogene von Bedeutung. Hirnbildung reicht also auch in den Bereich der Hormone, der Botenstoffe. Die Umwelt spielt da eine untergeordnete Rolle, die nur stark wirksam wird bei kriminellen Eltern, die das Kind brutal körperlich mißhandeln. Solche Kinder finden aber keinen Eingang in allgemeine IQ-Wert-Studien. Daher können Eskimos hinter dem Schneehaufen sich hirnlich vergleichbar entwickeln wie Kanadier im städtischen Quebec. Und kulturunabhängig konstruierte IQ-Tests können das eben messen, s.o., siehe Eysenck.
Allerdings gibt es das Phänomen einer wirksamen Förderung zeitweilig im Jugendbereich. Niels Galley, Psychologe an der Uni Köln, berichtete davon, daß eine besondere Förderung Jugendlicher einen zeitweiligen Effekt bewirke, der aber begrenzt sei und schnell wieder abklinge. Das hat man ja auch bei den Headstart-Programmen gefunden.
Das Gehirn, das etwas für sich tut, also beobachtet, hinhört, studiert und denkt, ist seine beste, anregendste Umwelt. Darüberhinaus hörte ich verschiedentlich, und ich kann es bestätigen, daß ein einfaches Milieu meist anregungsreicher ist als ein behütetes Mittelschichtsmilieu.
Den IQ nämlich anregend, nicht unbedingt das Sammeln toten Katalogwissens fördernd. Weswegen schon Lichtenberg notierte:
" Wir ziehen unsere Köpfe in Treibhäusern. "
Georg Christoph Lichtenberg, Sudelbücher Heft E 99
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