Freitag, 18. Juli 2014

Konfessionalisierung als gesamteuropäisches Phänomen der frühen Neuzeit







Ja, den kennt man - Luther, gemalt von Lucas Cranach sen. (1472-1553).
Cranach soll der wohlhabendste Bürger Wittenbergs gewesen sein, nach ihm rangierte angeblich gleich der Reformator.

Es wäre sicher verkürzt zu sagen, überall, wo es die Mafia gebe, gab es keine Reformation. In jedem Fall kann man aber behaupten, daß die Reformation ein gesamteuropäisches Ereignis war, und daß die Reformation sich positiv auf Wirtschaft, Wohlstand und Wissenschaft ausgewirkt hat. Nach der Einleitung durch Jan Hus erfolgte der Impuls des Thesenanschlags in Wittenberg bzw. die Veröffentlichung des Luther-Manifests und dessen Verbreitung duch den Buchdruck. Dieses neue Medium schuf eine europäische Akademikervernetzung und trug die Reformation nach Edinburgh und Amsterdam, nach Frankreich und Skandinavien.
Offenbar ging die Reformation aus einem herangereiften kritischen Rationalismus hervor, dem nicht mehr jedes unsinnige katholische Ritual zu vermitteln war, wie etwa der bekannte Ablaßhandel. Jedenfalls zeigt sich in der Kritik Luthers ein rationaler Ansatz, der bei Calvin, John Knox, Melanchthon, Zwingli und anderen mehr auf fruchtbaren Boden fiel und sich besonders in den frühbürgerlichen Städten verbreitete. Der Status des katholischen Klerus wurde durch die Hinwendung zur individuellen Bibel-Lektüre und zum individuellen Gläubigkeit ohne Priestervermittlung reduziert.

Daß sich aber aus dem Glaubensgegensatz ein blutiger, verworrener und langwieriger europäischer Bürgerkrieg entwickelte, gehört zur Rückseite der Konfessionalisierung. Aber Preußens Aufstieg zu einem europäischen Musterstaat erfolgte auf im Zeichen der calvinistischen Reformation, die ihren Weg dann auch nach Nordamerika nahm und aus einem armen Bauernland in 200 Jahren eine Weltmacht schuf.