Donnerstag, 7. Januar 2016

Alles nur Pose



Polit-Pose:

"Der 20. August 2014 wird in keiner Obama-Biographie künftiger Historiker fehlen. Die Terrorgruppe „Islamischer Staat“ hatte gerade das Video veröffentlicht, das die Enthauptung des entführten amerikanischen Journalisten James Foley zeigte. Die amerikanischen Fernsehsender unterbrachen ihre Programme. In Büros, Restaurants und Shopping Malls versammelten sich Millionen von Menschen in ungläubigem Staunen vor den Bildschirmen. Eine Schockwelle ging durchs Land. Kurz darauf trat der Präsident vor die Kameras.
Barack Obama, der sich in den Sommerferien auf Martha’s Vineyard befand, stand in dunklem Sakko und offenem Hemd vor einem blauen Vorhang und sagte genau das, was die fassungslosen Amerikaner in diesem Moment von ihrem Präsidenten hören wollten. Er fand, wie so oft, die richtigen Worte und traf den richtigen Ton: Mitgefühl für das Opfer und die Angehörigen, eine entschlossene Kampfansage an die Täter, die Bitte um ein Gebet für den Ermordeten und ein beherztes „God Bless America“ zum Schluss. Obamas Mienenspiel zeigte, wie sehr ihm die Sache offenbar zu Herzen gegangen war: Er sah tief bestürzt aus. Gäbe es Schulnoten für präsidentielle Statements in nationalen Notlagen, hätte Obama sich an diesem Tag eine Eins plus verdient. Besser kann man’s nicht machen.

Doch nach Ende der fünfminütigen Live-Übertragung erlebten die Journalisten am Urlaubsort in Massachusetts einen anderen Obama. Er warf das dunkle Sakko einem Berater zu, ließ sich mit der Limousine auf den Golfplatz fahren und stand schon eine Viertelstunde nach der Trauerrede gut gelaunt und laut lachend am Abschlag von Loch 1. Vier Stunden verbrachte er an diesem Tag auf dem Golfplatz. Bei gelungenen Schlägen führte er kleine Freudentänze mit geballter Faust auf. Als das Abendfernsehen später die Bilder zeigte, ging noch einmal eine Schockwelle durchs Land: Was ist das eigentlich für ein Präsident? Oder genauer: Was ist das für ein Mensch? War das Ignoranz oder Instinktlosigkeit? War die ganze Betroffenheitsmiene nur eine verlogene Show gewesen? ..."

Im Widerspruch zwischen Pose und Persönlichkeit, FAZ 31.5.15

Nach den unglaublichen Übergriffen an Sylvester durch Südbarbaren in mehreren Städten - am schlimmsten offenbar in Köln, die Verschweigungsmedien kommen auch nach 7 Tagen nur scheibchenweise mit Informationen heraus - nach diesen Massenbrutalitäten geben sich diejenigen in Berlin und anderswo empört, die durch die Förderung illegalen Eindringens nach Deutschland die Verantwortlichen für diese Zustände sind.

Diese Empörung dient der Beruhigung der Bevölkerung und muß genauso bewertet werden wie die Pose der Hollywood-Socke Obama.


























Prima Renaissance










 

Diese Rekonstruktion des antiken Bildes durch Botticelli (1494–1495) nach rund 1800 Jahren erstaunt.
Der Grund dürfte die starke Anregungskraft der alten Vorlage sein: es geht um Menschen - darunter der Maler selbst - und die soziale Situation, bestimmt durch Mißgunst und die den Streit entscheidende Macht. Das ist natürlich auch ein Renaissance-Thema und ist es in den Diktaturen bis heute. Gerade wurde der Dichter und Künstler Ashraf Fayadh in Saudi-Arabien zum Tode verurteilt. Noch mehr verwundert fast, daß Appelles dieses Bild der Anlage nach im 4. Jahrhundert v. Seneca malte. Dieser große künstlerische Aufbruch ging mit dem Fall Roms zu Ende. Das dunkle Mittelalter (jawohl, Herr Flasch!) kannte nur das Kunstgewerbe der abrahamitischen Religionen.
Die Renaissance beendete in Europa diese Dominanz der abgestandenen Legenden-Verziererei, die anderswo noch existiert. Man ist versucht zu sagen, daß aus der Renaissancekunst und ihrer Menschenzugewandtheit auch die Psychologie entstand und die europäische Kultur zivilisierte. Anderswo gibt nämlich bis heute keine Psychologie und ihren Einfluß auf eine zivilisierte Erziehung.

Zum Bild: Harald Mielsch, Bonn "Die Verleumdung des Apelles. Ein frühhellenistisches Gemälde?"
Aus dem Inhalt des Vortrags:
"Der Rhetor Lukian beschreibt ausführlich ein Gemälde, das Apelles, der Hofmaler Alexanders d. Gr. für den König Ptolemaios von Ägypten gemalt haben soll. Es stellt in vielen allegorischen Figuren die Verleumdung eines Unschuldigen vor einem Richter dar, angeblich als Reaktion auf eine falsche Anschuldigung des Malers vor dem König. Das Bild ist seit Botticellis Rekonstruktion auch in der neuzeitlichen Kunst berühmt und gilt bis heute vielfach als typische Allegorie der griechischen Spätklassik. Zweifel an seiner Datierung haben sich nicht durchsetzen können, auch wenn die historische Einkleidung Lukians schon lange als fiktiv erwiesen ist. In dem Vortrag wird versucht, das Bild in die Entwicklung der Allegorie in der griechischen und frühkaiserzeitlichen Kunst einzuordnen. Es ergibt sich ein wahrscheinlicher Zeitpunkt für die Erfindung. Auch das Medium für diese spezielle Form von moralischer Allegorie kann plausibel gemacht werden."
AWK  6.6.2012
(Bildquelle: VladiMens/Wikip.)