Thomas S. Kuhn, 1922 Cincinnati-1996 Princeton, war von Hause aus Physiker und wandte sich dann der Wissenschaftsgeschichte der Naturwissenschaften zu. Wissenschaft wachse nicht in einem rationalen Prozeß, war seine Entdeckung, sondern evolutiv, wobei den wissenschaftlichen Gemeinschaften selbst eine große, eigene Bedeutung zukomme.
Und der Wahrheitsbegriff wurde ihm problematisch.
“Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit, den Begriff der “Wahrheit” für die Anwendung auf ganze Theorien zu retten, dieser aber dürfte kaum ausreichen. Meines Erachtens gibt es keine von Theorien unabhängige Möglichkeit, Ausdrücke wie “wirklich vorhanden” zu rekonstruieren. Die Vorstellung von einer Übereinstimmung zwischen der Ontologie einer Theorie und ihrem “realen” Gegenstück in der Natur scheint mir jetzt prinzipiell trügerisch zu sein.”*
Mit ein wenig anderen Worten liest man das in Luhmanns “Wissenschaft der Gesellschaft” auch, allerdings dezidierter.
*Kuhn, Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, 1962, Uni Chicago, stw S. 218