Dienstag, 2. August 2016

Brendel plays Schubert Sonata No. 15 in C major, D. 840, II/II

Deirdre McCloskey: Bourgeois Equality


Es sind zu einem Gutteil Haltungen, die Handlungen einbetten. Handlungen erfolgen in einer spezifischen kulturellen Umwelt. Bedürfnisaufschub, Eigenverantwortung, Innovationsbereitschaft, Arbeitsethos, Kapitalbildung und individuelle (Eigentums-)Rechte wachsen nicht auf Bäumen. Sie sind die kulturelle Voraussetzung für Wachstum, Wohlstand und Wissenschaft.  Jetzt ist auch Band 3 "Bürgerliche Gleichheit" erschienen. 

Deirdre McCloskey: Bourgeois Equality. Chicago University Press, 2016, 787 Seiten, 45 Dollar

Wissenschaft ist Wissenschaft, Dichtung ist Dichtung







Man sieht, Heinrich Heine hat auch Unsinniges geschrieben. (Kitschagitprop, aus dem Gedicht "Enfant perdu") .



Besser ist das:

Epilog
Unser Grab erwärmt der Ruhm.
Torenworte! Narrentum!
Eine beßre Wärme gibt
Eine Kuhmagd, die verliebt
Uns mit dicken Lippen küßt
Und beträchtlich riecht nach Mist.
Gleichfalls eine beßre Wärme
Wärmt dem Menschen die Gedärme,
Wenn er Glühwein trinkt und Punsch
Oder Grog nach Herzenswunsch
In den niedrigsten Spelunken,
Unter Dieben und Halunken,
Die dem Galgen sind entlaufen,
Aber leben, atmen, schnaufen,
Und beneidenswerter sind,
Als der Thetis großes Kind -
Der Pelide sprach mit Recht:
Leben wie der ärmste Knecht
In der Oberwelt ist besser,
Als am stygischen Gewässer
Schattenführer sein, ein Heros,
Den besungen selbst Homeros.


(Heine vergißt hier zu erwähnen, daß der Pelide, also Achill, ein ziemlich übler Schlächter war.)


Aber für eine Uni noch passender ist doch dies:


> Zu fragmentarisch ist Welt und Leben!
Ich will mich zum deutschen Professor begeben.
Der weiß das Leben zusammenzusetzen,
Und er macht ein verständlich System daraus;
mit seinen Nachtmützen und Schlafrockfetzen
Stopft er die Lücken des Weltenbaus. <


(Auch wenn Heine hier nur der Philosophische Fakultät auf den Hut haut.)


Diese häßliche Platte oben verdankt sich der Düsseldorfer Heinrich-Heine-Gesellschaft. Die war früher weitgehend personell identisch mit der Heinrich-Heine-Initiative von Otto Schönfeldt, einem DKP-U-Boot. Die Initiative verlangte die Benennung der Uni D'dorf nach Heinrich Heine. Weil Heine auch ein Linksradikaler war, und sich damit linke Politik verbinden ließ.


Heute heißt die Uni D'dorf tatsächlich nach Heinrich Heine, ich kann es nur bedauern, weil Dichtung und Wissenschaft nichts miteinander zu tun haben, und auch, weil Heine in wissenschaftlicher Hinsicht ein dämlicher Maulheld war, der von wissenschaftlichem Arbeiten keinerlei Vorstellung
besaß. Seine oft brillanten Gedichte kamen gut ohne aus. Zum Beispiel:


Mythologie.


Ja, Europa ist erlegen –
Wer kann Ochsen widerstehen?
Wir verzeihen auch Danäen –
Sie erlag dem goldnen Regen!


Semele ließ sich verführen –
Denn sie dachte: eine Wolke,
Ideale Himmelswolke,
Kann uns nicht kompromittiren.


Aber tief muß uns empören
Was wir von der Leda lesen –
Welche Gans bist du gewesen,
Daß ein Schwan dich konnt’ bethören!


Für eine wissenschaftliche Hochschule wäre die Bennennung nach einem Wissenschaftler sinnvoll und vorbildlich. Oder einer Wissenschaftlerin: die Botanikerin und Genetikerin Emmy Stein wäre eine gute Wahl gewesen für die junge Universität Düsseldorf, die 1907 als Medizinische Akademie begann. Emmy Stein wurde 1879 in Düsseldorf geboren.
Na ja, immerhin ist Heinrich Heine ein insgesamt attraktiver Name.