Sonntag, 3. November 2013

Tatsächlich! Lupenrein!


Gelernt ist gelernt oder Teestunde in der Hauptstadt der Freiheit

Ein gewisses Um-die-Ecke-Denken ist nicht nur beim Schachspiel nötig. Auch in anderen Bereichen kann es nützlich sein. In Troja war es ein Danaer-Geschenk, ein hölzernes Pferd, das den Untergang der Stadt herbeiführte. Homer lobte den Odysseus dafür und verlieh ihm den Beinamen “der Listenreiche”. Mir hat diese Chose nie gefallen, mir fehlt dafür der Sinn. Es gibt aber Berufe, die den Listenreichtum im Zunftzeichen führen. Macchiavelli widmete diesem Handwerk seine Schrift “Der Fürst”. Jemand hat sie vermutlich dem älteren Jelzin in die Hand gedrückt zur Regelung seiner Nachfolge. Ob er sie gelesen hat? Jedenfall hat er danach gehandelt. Gewitzt sollte sein Nachfolger sein und immer ein paar Spielzüge vorausdenken. Und das Land zusammenhalten. Organisatorisch kümmerte sich der KGB seit Lenins Zeiten darum. Einer aus dieser Profession bot sich an: Putin, der KGBler. Gute Ausbildung, Auslandserfahrung in Deutschland, in Petersburg mit Hausmacht. Gesagt, ernannt. Putin kam, sah und blieb. Kein Wind- oder Weichei. Für die lange Amtsdauer brachte er gleich einen Strohmann mit zur listenreichen Auslegung der Verfassung. Auch im Ausland akquirierte er Agenten. Kanzler Schröder nicht wiedergewählt? Gute Gelegenheit, ihn als Einflußagenten zu gewinnen. Putin mußte ja manchen tumben Oppositionellen verhaften und im Gulag verschwinden lassen. Chodorkowsky war so einer, der weltweit Aufmerksamkeit erregte. Das war keine gute Werbung. Also stellte ihm Schröder, der deutsche Alt-Bundeskanzler eine schöne Urkunde aus, in goldener Schrift in deutscher und russischer Sprache, betitelt “lupenreiner Demokrat”. Putin hängte sie sich ins Kreml-Büro, um sich den Wortlaut einzuprägen, weil er sich anfangs immer verlas und “listenreich” sah, wo “lupenrein” stand.

Kasparow, Nawelny und andere Oppositionelle fanden Putin aber plump, was ihnen meist ein Steuerbetrugs- und Untreue-Verfahren einbrachte. Diese Plumpheit sahen sie auch bei der Pussy-Riot-Provokation am Werk, wurde doch eine banale Ordnungswidrigkeit mit jahrelanger Gulag-Haft bedacht. Jetzt aber hat sie Putin mit einem wirklich listigen Coup überrascht. Seine Jungs haben da einen unbedarften jungen Mann aufgetan, der lupenrein funktioniert. Man traf sich zunächst auf gewogenem chinesischen Diktatur-Boden als Anfangsinszenierung, um dann den zweiten Akt in Mo
skau aufzuführen, der Stadt, die schon immer die Stätte der individuellen Freiheit war. Da hätte Odysseus gestaunt. Ob ihm das eingefallen wäre? Damit aber nicht genug. Für ein putziges Scherzo kannte Putin, noch aus seiner Berliner Zeit, einen Rote-Armee-Fraktions-Linksanwalt, der nicht nur rote Terroristen verteidigte, sondern auch bei jedem SDS-Klamauk gegen Amerika mitmachte, Motto: “USA-SA-SS”.
Diesen Mann lud er nach Moskau ein zur Teestunde mit seinem neuen Propaganda-Freund Snowden. Das ließ sich sich Ströbele natürlich nicht entgehen, schließlich kämpft er wie sein alter Freund, der braunrote oder rotbraune Horst Mahler, seit jeher für die lupenreine Demokratie und gegen die USA.

Liebe Genossen






Linkshegelianer unter sich: 
Links Hans-Christian Ströbele, der angeklagte Rechtsanwalt Horst Mahler in der Mitte und rechts als 2. Verteidiger Otto Schily. Ströbele und Schily verteidigten Mahler im Baader-Meinhof-Banden-Prozeß, ca. 1972.   

Ströbele verteidigte auch Bandenchef Baader, wurde aber von der Verteidigung wegen Unterstützung dieser kriminellen Vereinigung ausgeschlossen, weil er die Verteidigerprivilegien zur Mitarbeit an einem bandeninternen Informationssystem mißbraucht hatte. Ströbele bekam 10 Monate Haft auf Bewährung. In Rußland hätte er 20 Jahre im Gefängnis gesessen. Chodorkowski ist nach einem politischen Prozeß seit Oktober 2005 in einem sibirischen Straflager inhaftiert.
Ebenfalls 1975 wurde Ströbele aus der SPD ausgeschlossen, weil er die Rote-Armee-Fraktionsbanditen mit "liebe Genossen" angeschrieben hatte.