Mittwoch, 31. Juli 2013

Einzig in der Moderne angekommen



Tête-à-tête wie zu Zarenzeiten: Herr Putin mit Patriarch Kirill, dessen orthodoxe Kirche noch lange nicht in einer rationalen Gegenwart angekommen ist.   



«Viele empfinden das traditionelle Gottesbild als Last», meint die calvinistisch  erzogene Schweizer Pfarrerin aus Holland, Ella de Groot. (NZZ 26.7.13) Und: «Gott» ist für mich Geist und Energie. Diese Kraft entfaltet sich in der Liebe, die ich im Zusammensein mit anderen Menschen spüre. An ein Leben nach dem Tod glaube ich nicht. Wenn ich sterbe, gibt es mich nicht mehr. Das, was ich im Leben bewirkt habe, wird aber weitergehen.”


Ein solches Gottesverständnis bahnt sich schon bei Spinoza an und spinnt sich fort bei den Protestanten Lessing und Schleiermacher. Man kann eine solche Entwicklung nur hochschätzen, denn sie vermindert den kriegerischen Impuls von Religion. Bis hin zu dieser Position gibt es ein breites Angebot im Protestantismus, wobei das individuelle Element, das es bei anderen Religionen nicht gibt, fruchtbar bleibt und verstärkt wird. Nur in der Schweiz und den USA leben diese Mentalitäten in der Breite, teilweise noch in Holland, während in Deutschland der Moralismus Raum gegriffen hat. Das aber sei eine endlose Spirale, meinte schon Lessing. Zudem eine fruchtlose und destruktive, kann man hinzufügen. Denn die Moral-Maulhelden können sonst nichts, außer mit ihrem Maulheldentum die Geister zu verwirren. Siehe Nikolaus Schneider etc.   

Dienstag, 30. Juli 2013

Ausflug nach Amsterdam


WIR ENTSCHEIDEN - muß es heißen, WIR, die Machtträger - wir haben da noch ein paar hinter uns und neben uns, mit denen wir uns gut verstehen, auch wenn wir zwischendurch ein bißchen Wahlkampf machen müssen, sonst gibt es den Blankoscheck nicht für 4 Jahre - ein paar Posten mehr wollen wir immer haben - Macht tut gut, äh, macht Gutes.

WELT 29.07.13

Missbrauch

Zwölfjährige entkommt ihren Vergewaltigern

Eine Zwölfjährige in Baden-Württemberg wurde auf dem Heimweg in einen Transporter gezogen: Mehrere Männer wollten sie vergewaltigen, doch das Mädchen konnte sich mit aller Macht wehren und fliehen. …”

Diese steigende Reisekriminalität erstreckt sich inzwischen auf alle Gebiete. Gibt es noch Gemeinden in Europa, die nicht von Reise-Einbrechern besucht werden? Dabei geht es nicht nur um Diebstahl und Einbruch, sondern auch um Raub und Totschlag. Besonders ältere Menschen werden Opfer von Wohnungsräubern. Die Aufklärung solcher Reisekriminalität stellt besondere Anforderungen an die Überwachung des Datenverkehrs. Jüngst konnte durch Mobilfunkdatenauswertung ein Amsterdamer Fall aufgeklärt werden. Zwei junge, sportliche Männer aus Rumänien hatten einen Ausflug nach Holland gemacht und in Amsterdam mehrere Picassos und Matisse’s im Wert von rund 100 Mio. aus dem Museum geraubt. Es gelang, vielleicht mit Hilfe der NSA?, jedenfalls über Mobilfunkdatenspeicherung, die Räuber namhaft zu machen und die Reste der Bilder zu finden, die die Mutter zur Tatvertuschung verbrannt hatte. Der Frau waren die Malernamen unbekannt. Schon dieser harmlose Fall zeigt die Bedeutung der Datenspeicherung. Bei Sexualverbrechern, Totschlägern und Mördern geht es aber um Schwersttäter, die sehr schnell ergriffen werden müssen, um weitere Opfer zu verhindern. Dem steht die deutsche Polizei allein relativ hilflos gegenüber, leitende Stellen sind von Verharmlosern besetzt, die Vorratsdatenspeicherung darf nur unzureichend genutzt werden, selbst in großen Bahnhöfen fehlen Videokameras und die LKW-Mautsysteme dürfen gar nicht benutzt werden. Die von Rotgrün kastrierte Polizei brauchte deswegen Jahre, um einen Lastwagen-Schützen und einen Autobahn-Serienmörder zu fassen, die man bei Auswertung der Mautsysteme schneller gefunden hätte. Neulich berichtete die Lokalzeitung, von einem Polizisten, der einen Einbrecher gestellt hatte, der den Polizisten aber mit Pfefferspray außer Gefecht setzte und ihm die Pistole abnahm. Die Polizisten vor Ort sind verunsichert und wenig verläßlich.(Vgl. auch Kirsten Heisig, Das Ende der Geduld) Es handelt sich um eine gefährliche Entwicklung für Besitz, Leib und Leben der Bürger, die, im Falle reisender Islamisten, sogar massenhaft Opfer werden können. Amtshilfe über alle Grenzen hinweg kann daher nur begrüßt werden. Das Post- und Fernmeldegeheimnis ist dabei nur berührt, wenn Verbindungsdaten von richterlicher Seite zur weiteren, inhaltlichen Recherche bestimmt werden. Das Abhören von Politikern ist ein Sonderfall. Es dient der Vertrauensbildung, da Politikern wegen der Macht sucht und der Machtverführung grundsätzlich nicht zu trauen ist. Staaten haben Interessen, auch bei Freunden. Spionage ist ein uralter Hut, auf dem Wiener Kongreß sollen sich zeitweise mehr Nachrichtenleute befunden haben als Diplomaten. Das war 1648 in Münster auch nicht anders. Für Deutschland gelten zudem nach wie vor die Privilegien der Siegermächte. Das könnte man als eine Rückversicherung betrachten, weil der EU-Zug in Richtung einer sanften Quasi-Diktatur fährt, England und die USA aber diese Entwicklung skeptisch verfolgen. 

Zur gegenwärtigen Datenschutzhysterie hat der ehemalige Innenminister Otto Schily (SPD) passende Worte gefunden. Diese Datenschutzhysterie ist allerdings von politisch interessierter Seite aufgeblasen worden, um von den eigenen dunkelgrünen Machenschaften abzulenken und um das alte, antiamerikanische Roß zu reiten. Der Klimaklamauk wird demnächst in den USA kippen. Da wollen Trittin, Merkel und Gabriel stimmungsmäßig ein bißchen vorsorgen. Deutschland soll Vorreiter beim Klimaklamauk bleiben. Auch ganz allein bis zum Endsieg.

Montag, 29. Juli 2013

Das geht seinen edlen chinesischen Beamtengang












Wer schreibt, der bleibt, heißt es. Konfuzius hat es auch ohne geschafft, seine Schüler haben einiges hinterlassen. Sprüche wie:
„Konfuzius sprach: »Zum Weg des Edlen gehört dreierlei, aber ich bewältige es nicht: Richtiges Verhalten zu anderen Menschen − es befreit von Sorgen. Weisheit − sie bewahrt vor Zweifeln. Entschlossenheit − sie überwindet die Furcht.« Zi-gong bemerkte: »So beurteilt der Meister sich selbst.«“[4] (Wiki.)
Da wird schon deutlich, daß sich nur Menschen mit Abstraktionsvermögen angesprochen fühlen können - die meisten also nicht.
Dagegen bietet die bunte Textsammlung der Christen für jeden etwas: für die Dummies die Mose-Bücher, für Intellektuelle das spätantike BUCH DES PREDIGERS und für Frauen das Neue Testament (etwas vereinfacht). Die Texte selbst fördern durch ihre Widersprüchlichkeit den hermeneutischen Wettstreit und damit geistige Beweglichkeit. Diese u.a. hat die Reformatoren und die Reformation hervorgebracht, während das konfuzianische Denken eher der Beharrung das Wort redet, insbesondere auch in dem dominierenden Motiv der Ahnenverehrung. Solches Denken wertet das lebende Individuum ab. Mit „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“ kann man sich die europäische Geschichte in ihrer Vitalität nicht vorstellen, mit „Harmonie und Mitte, Gleichmut und Gleichgewicht“ läßt sich nicht einmal ein Hammer schmieden. Deswegen wurde zwar in China von Einzelnen viel erfunden, aber wenig damit angefangen. In der strikten Untertanenordnung entschieden die jeweiligen Gebietsherren willkürlich über Erfindungen und ihren Einsatz. Ein freies Geistesleben der Individuen und ein vermittelnder Markt konnten so nicht entstehen. Das chinesische  Kaiserreich erstarrte in beamtischer Trägheit, rigider Ordnung und literarischer Bildung. So stellt auch Max Weber fest: “Der Konfuzianismus war – obwohl die Schule auch eine Kosmogonie entwickelt hat – an sich von jedem metaphysischen Interesse in sehr hohem Grade frei. Nicht minder bescheiden waren die wissenschaftlichen Ansprüche der Schule. Die Entwicklung der Mathematik, einst bis zu trigonometrischen Erkenntnissen vorgeschritten302, verfiel früh, weil sie nicht gepflegt wurde303. Konfuzius selbst hat offenbar von der Präzession der Aequinoktien, die in Vorderasien längst bekannt war, nichts gewußt304. Das Amt des Hofastronomen (d.h. des Kalenderordners, wohl zu scheiden von dem Hofastrologen, der zugleich Annalist und einflußreicher Berater war) ging, als Träger von Geheimwissen, im Erbgang über; aber irgend erhebliche Kenntnisse können kaum entwickelt worden sein, wie der große Erfolg der Jesuiten mit ihren europäischen Instrumenten beweist.” (M. Weber, Die Wirtschaftsethik d. Weltreligionen, Konfuzianismus u. Taoismus, in: Ges. Aufs. zur Religionssoziologie I, UTB 1988, S. 443)
Und da das wirtschaftliche Handeln Unruhe mit sich bringt wegen der damit verbundenen Risiken, bevorzugt der Konfuzianismus das Beamtentum. Das hat er mit vielen Deutschen aller Geistesrichtungen gemeinsam.

Sonntag, 28. Juli 2013

TRUMPF sein Milljöh






Frühwaise, völlig ohne Abitur, dafür aus dem calvinistisch-pietistischen Reutlingen und für weitreichende technische Revolutionen gut:
Wilhelm Maybach (1846-1929), aus dem pietistischen Brüderhaus nach Deutz, auf die “protestantische” Rheinseite

(Bild: Wiki.)



Bei Siemens tut sich was. Mir gefiel der fesche, stromlinienförmige Vorstandsvorsitzende Löscher noch nie. Jetzt wird er endlich zurücktreten. Im Aufsichtsrat sitzt Dr.phil. Nicola Leibinger-Kammüller, protestantische Tochter des pietistischen Unternehmers Bertold Leibinger und Erbin von TRUMPF, sie soll dort eine gute Arbeit verrichten, flankiert von kompetenten Ingenieuren. Das geisteswissenschaftliche Studium hat sie, wohl aufgrund ihrer pietistischen Erziehung, relativ unbeschadet überstanden. Vermutlich ist auch ihre Rolle bei Siemens positiv zu sehen, Allüren und dumme Eitelkeiten sind nicht bekannt. Hat Peter Löscher nicht einen katholischen Milieuhintergrund? Aufsichtsratschef Cromme hat bei Thyssen-Krupp gezeigt, daß er kein guter Aufseher ist, er sollte gleichfalls zurücktreten. Eine Frau mit pietistischem Hintergrund wäre keinesfalls ein schlechterer Aufsichtsratschef als Cromme.  
Des calvinistischen Kesselflickers und Predigers John Bunyans Frage “It will not be said: did you believe? - but: were you Doers, or Talkers only?” (John Bunyan (1628-88), Eines Christen Reise nach der seeligen Ewigkeit) wurde besonders produktiv im protestantischen Schwaben, wo der Maschinenbauer TRUMPF sitzt.
Dort tauchte öfters ein Pfarrer auf, der auch Mechaniker war wie Philipp Matthäus Hahn (1739-90), der die Rechenmaschinen seiner Zeit verbesserte. Bäckerssohn Daimler lernte den Frühwaisen Maybach in der Werkstatt des pietistischen Brüderhauses im calvinistisch-pietistischen Reutlingen kennen, das hatte automobilindustrielle Folgen, wie man weiß. Leibinger ist eine Pflanze aus diesem gewerbefleißigen Milieu, das jetzt durch den rotgrünen Protestantismus der Gegenwart tödlich bedroht wird.
Ein Vehikel der rotgrünen Ideologie ist die völlige Geschichtsvergessenheit und historische Desinformation im Hinblick auf Goethes Forderung:

"Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleibt im Dunkeln unerfahren, mag von Tag zu Tage leben." Goethe, Divan, Buch des Unmuts

Nie war er so wertvoll wie heute. Jedenfalls trifft das für diesen Spruch zu. Die letzten zweitausend Jahre sind zu wenig.

Aber die herrschende Kaste der leitenden Journalisten bespielt die täglichen Informationskanäle und die kennen keine Geschichte und Wirtschaftsgeschichte und die protestantische Rolle dabei. Auch die EKD hat sie vergessen. Es bleibt nur die amerikanische Hoffnung. Dort ist das protestantische Element noch produktiv und nicht rotgrün verkommen.

Samstag, 27. Juli 2013

Der Lutha und die Fuggar





Die Fuggar und die Gesamtschule Klasse 9 gegen Ende - Anmerkung der Lehrerin (sie sei bedankt): "Der Schüler rechnet mit eine Fachoberschul-Reife (FOR), und seine Chancen stehen nicht schlecht. Die GS (Gesamtschule) macht es möglich.







Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleibt im Dunkeln unerfahren, mag von Tag zu Tage leben. Goethe, Divan, Buch des Unmuts

Nie war er so wertvoll wie heute. Jedenfalls trifft das für diesen Spruch zu. Die letzten zweitausend Jahre sind zu wenig. Das alte Ägypten gehört dazu und die Indus-Kultur, und natürlich das antike Griechenland. Dann dürfte man so ziemlich alle sozialen Phänomene gesehen haben, in deren Licht auch die Gegenwart genauer betrachtet werden kann. Das ist schwierig genug, denn nicht nur sind immer viele Perspektiven möglich, es wird auch wie auf keinem anderen Gebiet weggelassen, verdreht, gefälscht ("Konstantinische Schenkung"), gelogen und betrogen. Die Westgoten in Spanien? Fast alle Spuren durch die nordafrikanischen Eroberer ausgelöscht. Die Sieger schreiben ihre eigene Geschichte. Da sind sie eigen. Nach der Devise: "Das ist der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln" (Goethe). 

Nur viel Geschichte, eben die dreitausend Jahre, kann zu etwas mehr Geschichtsverständnis führen. Aber wer hat die Zeit und das Interesse für so viel Arbeit? Die wenigsten, und auch nur die wenigsten Geschichtslehrer. Der Geschichtsunterricht war immer eng ausgelegt, und immer getragen von politischen Hintergründen und Aufträgen. Lange war die Historiographie so borniert, einen wichtigen Teil der Geschichte, die Wirtschaftsgeschichte, gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Geschweige denn, daß die Geschichtslehrzwerge, die Lehrer, davon etwas wußten. Das, was heute an Geschichtsunterricht in den Schulen stattfindet, dürfte nicht einmal mehr das Zahlengerüst liefern, das der Unterricht vor 1970 bereitstellte. Geschichtsverständnis stellt sich auch bei Hochschullehrern meist erst in späten Jahren ein. Bei Lehrern findet sich kaum mehr als ein gewisses Detailverständnis, beispielsweise Themen wie die Rückversicherungspolitik Bismarcks. Welche Schüler kennen überhaupt auch nur noch den Namen ‘Bismarck’? 

Da trifft es sich gut, daß man ohne Geschichte gut auskommt. Man fällt dann auch nicht auf jede neue Geschichtsmarotte herein. Allerdings kann man deren Opfer werden. Da helfen nur die dreitausend Jahre. Siehe oben.

Freitag, 26. Juli 2013

Bildung, Einbildung, Unbildung


Kleines Quiz: Handelt es sich bei diesem studierten Herrn a) um einen Meeresverbrecher? b) einen Deutschlehrer? c) um den Nachfolger Fischers in der Putztruppe? d) um einen Pfarrer?


Der “Wirtschaftsweise” Lars Feld beklagt in einem FOCUS-Interview: “ Es ist wirklich beunruhigend, dass in der Schule immer stärker der Bildungsstand des Vaters über den Erfolg des Kindes im Klassenzimmer entscheidet.”
 Ob das überhaupt zutrifft, bezweifle ich als Absolvent des Zweiten Bildungsweges aus bildungsferner Familie. Das deutsche Bildungssystem ist außerordentlich durchlässig und vielfältig. Zudem fließen Unsummen in die Bildungslandschaft. Es gehört aber ein Lernklima zum Lernen, und dieses wurde durch rotgrüne Dauerreformen erheblich beschädigt. Daher stammt die wachsende Unbildung der Schüler, aber auch bereits der Lehrer. Außerdem paßt es ins Bild  einer großteils unerzogenen, verwöhnten und vor allem uninteressierten jungen Generation, die die Atmosphäre in den Klassen bestimmt, daß diejenigen Schüler am besten in einer solchen lernunfreundlichen Situation abschneiden, die aus einem literaten und erziehenden Elternhaus kommen und die sich gegen die Störschüler immunisieren. Weiterhin ist das Bildungspotential aus einfachen Berufen, anders als vor 100 Jahren, als das Schulsystem viel undurchlässiger war, weitgehend ausgeschöpft. Intelligenz wird zu einem großen Teil vererbt.
Es ist auch zu kurz gegriffen,  allgemein von “Bildung” zu sprechen. Der Bildungsimperativ in den Massenmedien lautet Unterhaltung und Spiel. Das teilt sich auch den Schülern mit. Man kann das gut selbst an der Zusammenstellung der Nachrichten im Laufe der Jahre ablesen: Sport und Meldungen aus der Mode-, Glitzer-und-Marotten-Branche sind nicht nur Teil der Nachrichten geworden, was vor 1970 undenkbar war, es wird ihnen auch immer mehr Platz eingeräumt. Bildung als Arbeit an der Persönlichkeit gibt es weitgehend nur noch im privaten Raum.
Besonders nachgelassen haben die schulischen Leistungen in den Naturwissenschaften. Von denen spricht Feld gar nicht, obwohl von denen und der Technik der Wohlstand in unserem Land in erster Linie abhängt. Denkt er so undifferenziert oder traut er sich nicht, diesen wichtigsten Punkt des deutschen Bildungssystems anzusprechen, weil das nicht in Mode ist? Ziemlich seltsam für einen Ökonomen in leitender Stellung. Er versäumt auch völlig darauf hinzuweisen, daß Spitzentechnik in Deutschland weitgehend gefährdet ist in den Bereichen Kerntechnik und Biotechnik zugunsten von altertümlicher Hühnerhofagrarwirtschaft und unzuverlässiger sowie teurer Wind- und Solarbrettertechnik der albernen Energieerzeugungsart.
Mit schlechter Lernhaltung in den Schulen und schlechter Energiepolitik und vertriebener Biotechnik wird es mit dem deutschen Wohlstand unweigerlich abwärts gehen. Das hätte ein mutiger Ökonom angesprochen.

Nachtrag: Im Herbstangebot der Gemeindevolkshochschule findet sich nicht ein einziges "Bildungsthema" im engeren Sinn, also zB ein Goethe- oder Shakespeare-Thema, ein Kurs zur Geschichte des Mittelalters, zur Persönlichkeitspsychologie, Wirtschaftsgeschichte etc.
In der Gemeinde wohnen besonders viele Akademiker. 1970 hätten sich solche Themen gefunden.

Donnerstag, 25. Juli 2013

Jenseits der Versimpelungen wie “gut” und “böse”


Die Neuropsychiaterin Louann Brizendine wollte es wissen und hat sich erfolgreich damit befaßt. So dunkel wie der Buchumschlag ist es nicht! 
(Nebenbei: Wann hätte ein weibliches Gehirn schon mal Amerika entdeckt? Oder einen Computer gebaut?)


Durch unser Genom irren wir nicht frei durch die Welt, sondern verfügen über Verhaltensregulative, die religiöse und kollektivistisch denkende Philosophen ETHIK nennen. Letztere sehen auch meist nur den kulturellen Erweiterungsbau und Textbausteine wie die “10 Gebote”. Nietzsche, der ein großer Anreger und scharfsichtiger Beobachter war, besaß leider keinerlei naturwissenschaftliche Bildung und übersah die Rolle der Genetik völlig. Auch die Rolle der kulturellen und politischen Institutionen nahm er nicht wahr. Und leider war er auch ein völlig unsystematischer Autor, weswegen es zu jeder Stelle in seinem Werk drei anderslautende gibt. Als Pfarrerssohn schien er sich an den christlichen Textsammlungen zu orientieren, die er als Kind in einem frömmelnden Pastorenhaushalt verinnerlicht hatte. Diese Vielzahl heterogener Texte machte das Christentum, insbesondere das protestantische, zur weitaus erfolgreichsten Religion. Aber als systematische Wissenschaft taugt es wenig, und so verhält es sich auch mit Nietzsche. Es gibt keine Freiheit vom Genom, genau so wenig, wie es einen freien Willen bei großen Proteinmaschinen gibt.

Aber es gibt natürlich, neben den angeborenen Regulativen, Beeinflussungen durch die “Gesetze der Nachahmung” (Gabr. Tarde) und durch Erziehung. Erziehung auch von Kriminellen, die gegen die ausgehandelten Gesetze verstoßen. Erziehung auch von Querulanten und Psychopathen wie Heinrich v. Kleist, Mollath, Hoffmann. Der Psychopath Kleist erwies sich als besonderer Schurke, weil er auch noch seine naive Freundin erschoß, während der Neurotiker Mollath, soweit mir bekannt, nur seine Frau verprügelt, weswegen er verurteilt wurde. Der Solarschwätzer Rainer Hoffmann schließlich scheint nur sich selbst zu ruinieren. Wenn sich solche Psychopathen nicht in Behandlung begeben, enden sie wie Kleist.
Der Staat ist jedenfalls nötig, und das ist seine Hauptaufgabe, die Mehrheit der friedlichen Bürger gegen eine Minderheit aggressiver und gewaltbereiter Männer zu schützen. Umverteilung und Frauenquoten sind keine Staatsaufgaben. Das meiste können die Bürger genau so gut oder besser als Staatsbedienstete. Psychopathische Männer sind oft sehr intelligent und können vieles in Gesprächen, beispielsweise gegenüber Sozialarbeitern oder freudianischen Psychologen, gut vortäuschen. Aber im Zweifelsfall vergewaltigen sie die die Gefängnisdirektorin in der Zelle, wir haben es erlebt. Solche Männer muß der Staat möglichst frühzeitig erkennen und verläßlich unschädlich machen. Das gilt besonders für staatskompetente Verbrecher von der Sorte Stalin, die die Staatsmaschine entern und sich damit ein riesiges Land unterwerfen können. Solche Männer kann man nur schwer befrieden, während die Mehrheit der Bürger, insbesondere nach der Pubertät, keine Probleme hat, ihren angeborenen friedlichen Verhaltensvorgaben zu folgen. 
Das hat die Evolution, könnte man unterkomplex formulieren, ganz gut hingekriegt.

Mittwoch, 24. Juli 2013

Sonnige Branche


EU-Kennzeichnung des Cadmium-Tellurids (CdTe): gesundheitsschädlich und umweltgefährlich


CadmiumTellurid kommt in vielen Solarbrettern zum Einsatz (Q-Cells, First Solar): “Sein Einsatz wird durch seine gesundheitsschädliche Einstufung begrenzt, so dass nur wenige Optikhersteller mit CdTe arbeiten.” (Wiki.)   
Bei Bränden wird die Wirkung durch die Herauslösung des Cadmiums offenbar dramatischer:
“Die akute Inhalation von Cd-Oxid-Rauch (CdO) oder Cd-haltiger Aerosole kann infolge der durch die lokale Reizwirkung verursachten Membranschäden zu Todesfällen führen. Erst 24 Std. nach Expositionsende kommt es zu Kurzatmigkeit, Fieber und zur Ausbildung eines toxischen Lungenödems.” (TOXIKOLOGIE, ed. H. Greim, E. Deml, 1996, S. 469)

Kommt es zu Bränden, sieht es schlecht aus: “Albtraum für die Feuerwehr

Brennende Solardächer sind nur schwer zu löschen. Denn selbst mit ausgeschalteten Wechselrichtern liegen noch hohe Spannungen an. Das gefährdet die Löschtruppe. Das Absichern einer Photovoltaikanlage ist keineswegs trivial. …”( Von Georg Küffner FAZ 19. Februar 2011) 

Die Feuerwehr läßt dann kontrolliert abbrennen, um ihre Leute nicht zu gefährden. Die Feuerwehrmänner können sich mit Atemschutzgeräten schützen. Bewohner und Nachbarn sind dem Gift ausgesetzt. 

Der beste Schutz vor brennenden Solarzellen ist eine rückwirkende Streichung der Solarsubventionen. Die Besitzer, die sich zulasten der Gesellschaft bereichert haben, sollten veranlaßt werden, ihren Giftmüll innerhalb von 5 Jahren zu demontieren und zu entsorgen. 

Dienstag, 23. Juli 2013

Erfreulich







Aber auch er, Otto Hahn, der Nuklearpionier, der, sozusagen, lebenslang eine kleine Dosis Radioaktivität an seinem Labortisch bekam, lebte recht lang: von 1879 bis 1968. Das sind fast 90 Jahre!




Während Ende des vergangenen Jahrhunderts noch 8,3 Prozent der mindestens 65-jährigen Briten von einer Demenz betroffen waren, litten 20 Jahre später nur noch 6,5 Prozent der Gruppe unter dem Gedächtnisschwund.” (Spiegel online 17.7.13)
Das ist doch mal erfreulich. Erstens, weil der Befund als solcher positiv ist. Zweitens, weil eine dänische Studie in die gleiche Richtung weist. Und drittens, weil die Warnungen vor zehn Jahren, daß in Deutschland zukünftig massenhaft demente alte Menschen orientierungslos durch die Straßen irren würden, offenbar nicht unbedingt eintreffen werden.

Natürlich sollte man nach jeder Studie erst einmal die nächste abwarten. Viel bedeutsamer als wissenschaftlich Studien, die vielleicht schlampig erstellt wurden, sind aber die eigenen Erfahrungen im Nah- und Fernbereich: die Leute werden immer älter bei guter Gesundheit.

Montag, 22. Juli 2013

Von der Kindstaufe bis zum CO2 stellen die Ethiker ihre Fallen auf





Th. Manns grandiose Mose-Erzählung bei youtube.com/watch?v=BWUFcjSV4AE

Dort mit Graphiken eingestellt und gelesen von Dieter Hattrup. Da kann man sich nur bedanken!


“Das Volk der Franken galt bei den Römern als kühn und mutig, wild und frei. Angeführt wurden sie von Königen aus dem Geschlecht der Merowinger, jenen langhaarigen, blutrünstigen Kriegern, die nie an ihrer göttlichen Abstammung zweifelten.
Doch die Merowinger verfügten auch über andere Qualitäten, wie sonst hätte Chlodwig I. ein riesiges, geeintes, christliches Frankenreich schaffen können, das für Franzosen und Deutsche gleichermaßen den Ursprung ihrer Geschichte markiert”, so hieß es in einer Erinnerung an Chlodwig im DLF 2011. Chlodwig starb 511, nachdem er viele Schlachten gewonnen, ganz Gallien unter seine Herrschaft gebracht, die anderen fränkischen Könige einschließlich seiner Verwandten ausgerottet hatte und mit dem Beitritt zur Reichskirche die katholische Dominanz in Europa befestigte.
Wie fromm war Chlodwig? Na, mindestens so fromm wie Konstantin, Karl der Grobe oder Hugo Capet. Oder Luther im Bauernkrieg.
Religionsbezug, Moral und Ethik sind, das zeigen diese Beispiele wie viele, viele andere, sekundär bei Primaten, sie sind, sozusagen, Sonntagssache. In allen Religionen und Nichtreligionen gibt es aber friedfertige und verträgliche Menschen; Gefahr droht immer von den Männern, den Gläubigen und Ungläubigen, die mit ihrem androgenen Aggressionspotential zur Gewalt neigen. Frauen sind schon durch das Hormon Oxytocin friedfertiger.
Alle Ethnien und Gruppen bilden Regeln aus zur Binnenbefriedung, aufbauend auf dem stammesgeschichtlichen Erbe, mit stärkerem oder schwächerem Götterbezug. Wie das ungefähr zugeht, hat Th. Mann in seiner Mose-Erzählung „Das Gesetz“ gestaltet. Die Ethik kommt ins Spiel, wenn eine Priesterkaste sich zu einer größeren Organisation entwickelt hat und eigene Machtansprüche stellt. Die Priesterkaste verbündet sich in der Regel mit den Schwertträgern, wie man das auch heute noch besonders gut in Saudi-Arabien sehen kann. In modernen westlichen Staaten hat sich eine Philosophenkaste aus der Priesterkaste abgespalten, die ebenfalls Geld und Geltung haben will. Dadurch gibt es inzwischen ein Überangebot an Ethiken, wodurch Max Stirner zu seiner Kampfschrift „Der Einzige und sein Eigentum“ angeregt wurde:
„Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein. »Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!« “
Instinktiv nimmt Stirner an, daß das stammesgeschichtliche Erbe und die individualgenetischen Vorgaben in der Hauptsache ausreichen zur Friedlichkeit. Er verweigert Papst, Fürst und Hegel die ethische Gefolgschaft. Sein Instinkt ist nicht falsch: ein entsprechend veranlagter katholischer Pfarrer kann ein übler Sexualverbrecher und Sadist sein, ebenso wie ein buddhistischer Mönch ein Verfolger und Totschläger (Birma derzeit), der Dalai Lama ein Mordinspirierer, hört man, und ein frommer Zisterzienser wie Bernhard von Clairvaux ein Kriegstreiber.
Säkulare Ethiker wie Habermas haben ebenfalls einen starken Geistesherrschaftsanspruch und üben ihn über Seminar, Medien, Telefon und Faxgerät aus. Es ist daher sinnvoll, daß der Einzelne den Anspruch einer generellen Ethik abweist und auf Grundregeln setzt, die in der Gesellschaft mühsam ausgehandelt werden und Gesetzesform finden. Möglichst wenig soll sich ein Individuum in der schlimmen Lage befinden, in der sich jüngst eine Schwangere in Irland befand: eine üble katholische Priestermischpoke mit verbrecherischem Herrschaftsanspruch verhinderte über ihre Agenturen, daß Ärzte der Frau lebensrettend halfen. Sie starb. Derweil mimt der oberste Fürst dieser römischen Organisation den netten Mann in Rom und Brasilien.
Dem freien Bürger geht es darum, möglichst wenig bevormundet zu werden durch Politiker, Priester und Ethiker. Innerhalb der Regeln. Für sein Leben muß er ansonsten seinen eigenen Weg finden, der zu seiner Persönlichkeit paßt: als eine individuelle Frau, als ein individueller Mann - viele Spielarten gibt es da schon allein genetisch bedingt - nichts ist ungleicher als der Mensch. Sein individuelles Eigentum vom Körper bis zu seinen Dingen, seine Eigentümlichkeit im weitesten Sinne, will er beschützt und bewahrt wissen.
Da die meisten Ethiker stets auf der Suche nach neuen Herrschaftsfeldern sind, ist dies kein einfaches Unterfangen. Von der religiösen Zwangsrekrutierung als Kind bis zum CO2-Aberglauben lauern ihm die Ethiker überall auf, stellen Fallen und wollen über ihn herrschen.
Wünschen wir dem freien Geist viel Mut und Glück!  

Sonntag, 21. Juli 2013

Sklaven verleihen in Ordnung






Kandidiert für die ALTERNATIVE FÜR DEUTSCHLAND in Berlin



Joachim Starbatty
Wenn Ethik inhuman wird    (F.A.Z., 16.02.2008)
Die griechischen Philosophen haben die Wirtschaftswissenschaften begründet, Aristoteles wurde zu ihrem Namensgeber. Unter "Ökonomik" verstand er die Lehre von der Führung eines großen Haushaltes oder Gutes und der Organisation der damit verbundenen Arbeitsprozesse. Weil Aristoteles die Wirtschaft - notfalls auf Kosten ihrer Funktionsfähigkeit - ethischen Prinzipien unterwirft, wird seine Konzeption bis heute gern zur Rechtfertigung einer Politik genutzt, die der Marktwirtschaft gefährlich werden kann. Joachim Starbatty, der Vorsitzende der Aktionsgemeinschaft Soziale Marktwirtschaft, empfiehlt daher, den Ethiker Artistoteles da in den "Orkus" zu verbannen, wo er die Wirklichkeit ausblendet, zu der auch die Eigenliebe des Menschen gehört. Die marktwirtschaftliche Ordnung solle ethischen Prinzipien genügen, aber nur soweit diese den Marktprozess intakt ließen. Sonst werde die produktive Basis zerstört und damit auch die Grundlage einer sozialen Politik. (hig.)

Wenn Aristoteles wirtschaftliche Sachverhalte analysiert, dann liefert er keine Lehre von der Wirtschaft "an sich", sondern eine Lehre "von der richtigen Wirtschaft im wahren Staat". Damit hat die Wirtschaft eine dienende Funktion. Sie ist ethischen Prinzipien unterworfen. Dies macht die Konzeption des Aristoteles für Wirtschafts- und Sozialethiker, aber auch für Politiker so attraktiv, die Politik nicht den Zwängen des Marktes unterordnen wollen. ...

Freilich ist erstaunlich, wie selbstverständlich sowohl Aristoteles als auch Platon ihren Entwürfen die Institution der Sklaverei zugrunde legen. Wie überbrückt Aristoteles den Widerspruch zwischen seiner Erkenntnis, dass der Mensch von Natur aus sich selber liebe und etwas sein Eigen nennen wolle, und der Institution der Sklaverei? Denn niemand wird, wenn er vor der Wahl steht, frei oder ein Sklave zu sein, aus Eigenliebe die Sklaverei wählen. Und gehört nicht zum persönlichen Eigentum zunächst und zuallererst das Eigentum an der eigenen Person? ...
Während diese vertragliche, auf Freiwilligkeit gegründete Überlassung von Eigentum für Aristoteles die widernatürlichste Erwerbsart von allen ist, hat er gegen die zeitweilige Überlassung von Sklaven gegen Entgelt, woraus die athenische Oberschicht ihren Lebensunterhalt bestritt, nichts einzuwenden. Wenn Sklaverei gemäß der Natur ist, kann auch der erwerbsmäßige Verleih "beseelten Werkzeugs" nicht wider die Natur sein. Das in Sklaven investierte Kapital der athenischen Rentiers wirft dann Zinsen in Form der Leihgebühr ab. ..."
Der Artikel ist in ganzer Länge im FAZ-Archiv abrufbar.
Starbatty schont den Aristoteles sehr, spricht aber alle bösen Punkte an. Das Zinsverbot galt im gesamten Mittelalter und hatte schlimme wirtschaftliche und soziale Folgen, man denke nur an die jüdischen Geldverleiher. Shakespeare behandelt den Stoff im "Kaufmann von Venedig". 
Aristoteles ist allein als Zeitzeuge im Hinblick auf das antike Griechenland noch von Belang.


Samstag, 20. Juli 2013

Denkstinkstiefel A. - Warum ging’s nicht schneller bis zum freiheitlichen Pluralismus der Gegenwart? Welches Denken bedroht den? Es geht auch um den wissenschaftlichen Pluralismus.










“Es ist daher offensichtlich, daß zwar alle Gemeinschaften nach einem je besonderen Gut streben, in stärkstem Maße aber und nach dem höchsten aller Güter die Gemeinschaft, die die höchste von allen ist und alle übrigen in sich einschließt - dies aber ist die als Staat bezeichnete Gemeinschaft, die staatliche Gemeinschaft.” Aristoteles, 1. Buch der Politik (Schütrumpf, wbg)
Hier haben wir die Wurzel der Staatsverherrlichung in Alt-Europa, und wenn man Platons “Politeia” mit Krieger- und Wächterzucht sowie Weibergemeinschaft und Staatserziehung dazunimmt, die stalinistisch-faschistische Pfahlwurzel. 

Wäre im gegenwärtigen Deutschland ein athenisches “Scherbengericht”, die Mehrheitsdiktatur, möglich, das zB einen Bernd Lucke in die Verbannung schickte? Nein, der freiheitliche Boden des Pluralismus verhinderte das. Um von der attischen Mehrheitsdiktatur der Minderheit der Freien zur freiheitlichen deutschen Demokratie der Gegenwart zu gelangen, brauchte es Leute wie Galilei, Leeuwenhoek und Harvey, Hobbes, Locke, Hume, Montesquieu und Kant und viele andere mehr, die der furchtbaren Gewalt der aristotelisch-platonischen Glaubensvereine die Stirn boten. Wie schwierig das war, kann man bei Kant sehen, der sich zwar einen gehorsamen Untertanen Friedrich II. bekennt, aber doch, in seinem wegweisenden Aufklärungs-Aufsatz, für die Zivilgesellschaft des “räsonierenden Publikums” eintritt. 

Damit ist die aristotelische Politik halbwegs überwunden und dem Pluralismus der Boden bereitet. Auf dem kann jeder seinem Glauben, seinem Vermutungswissen und jedwedem Hobby frönen, ohne verhaftet zu werden. Darauf kommt es an. 
Sogar Frauen dürfen wählen, in des Aristoteles Lykeion hatten sie, anders als bei Epikur, keinen Zutritt: “... und ein jeder (Haushaltsvorstand, WD) gebietet unumschränkt über Kinder und Frauen”. (Ebd., S. 13) Herrschaft sei gegen “die Natur der Frau”. Besonders schön bläst der schottische Reformator John Knox diese aristotelische Trompete in seiner Schrift “The first Blast of the Trumpet against the Monstrous Regiment of Women”.
Das Dauerargument des Aristoteles, etwas sei “von Natur aus” so oder so beschaffen, macht ihn zu einem der einflußreichsten Denkverhunzer aller Zeiten. Im Gegensatz zu Epikur. Deswegen hat es so lange gedauert bis zum freiheitlichen Pluralismus der Gegenwart.

Weiterführend: Wolfgang Reinhard, Geschichte der Staatsgewalt, Mchn.1999

Freitag, 19. Juli 2013

Da hat man zu tun





Beschäftigt mit der Radioaktivität - die Curies in ihrem Labor um 1900  
(Bild: Wiki.)



Der späte Darwin notierte in seinem Tagebuch, daß sein Gehirn sich in eine Art Suchmaschine verwandelt habe für seine speziellen Themen und daß sein Bedürfnis nach ästhetischem Genuß stark nachgelassen habe. 

Das geht wohl allen kognitiven Menschen ähnlich. Man ist weniger geneigt, seine Zeit mit Belanglosigkeiten zu verschwenden. Die Maßverhältnisse fallen dabei aber recht unterschiedlich aus, wie könnte es anders sein. Wenn man gerade nach der Struktur der DNS sucht, oder mit Radium experimentiert, dann spielt das Lebensalter eine geringe Rolle.  

Donnerstag, 18. Juli 2013

Lieben Sie Aristoteles?








Jedenfalls harmonieren die drei Seelen des Aristoteles und der dreifältige Gott der katholischen Kirche gut. Sie machte ihn zu ihrem Hausheiligen aus der anderen Abteilung. Und alles lief auf den Zentralgott hinaus, den "unbewegten Beweger", das fanden die Theologen der Scholastik prima.

Und alles so schön ordentlich und gestuft, von der Amöbe bis zum Papst, vom Pfarrer bis zum Zeus, äh, Gott. Viel ordentlicher als in der Bibel. Aber eben auch von gleichem Erkenntniswert. Wenn der Schwafler Aristoteles geschrieben hatte, daß das Eis deswegen auf dem Wasser schwimme, weil es flach sei, dann machte sich der Theologenkopf sowenig Gedanken darüber, wie bei der Behauptung, daß die rationale Seele nach dem Höchsten strebe.

Deswegen kam der Franzose Petrus Ramus (1515-1572) auf die kluge Idee, seine Magisterthese originell zu betiteln: „Und was immer Aristoteles sagte, es ist erlogen“.

Und Galilei führte vor, daß Herummeinerei nicht der direkte Weg zur Erkenntnis ist, sondern Überlegung und Experiment nötig sind. Erst die Renaissance brachte wieder den Verstand auf, den Archimedes erneut zu entdecken.

Mittwoch, 17. Juli 2013

Kopfsalat





Am STEINWAY aus Argentinien


Heinrich Engelhard Steinweg alias Henry Steinway von Steinway & Sons verließ seine Heimat und ging nach Neu-Europa. Dort konnte ein tüchtiger Mensch etwas werden und wurde durch Geld geadelt, statt durch den Geburtsadel und den Zunftadel behindert und schikaniert zu werden. Goethe meinte ja schon in seinem späten Gedicht von 1827 “Den Vereinigten Staaten, daß Amerika es besser habe. Jedenfalls Steinweg hatte es in NYC besser als in Braunschweig. Und paßte sogar seinen Namen an. War der Mann denn dann noch authentisch? Wie stand es um seine Identität? Und seine Wurzeln? Abgeschnitten?

Um mit den Wurzeln anzufangen: die sind eine tolle Sache, wie überhaupt die ganze Pflanze, die in zwei sehr verschiedenen Welten lebt. In einer dunklen unten und einer hellen oben. Aber der Mensch lebt nur an der Luft, und auch unter Wasser schlägt er keine Wurzeln, obwohl er eine ganze Reihe von Genen mit dem Salat gemeinsam hat und der Salat von ganz weit her auch zu unseren Vorfahren zählt. Denn erst war das Gemüse da, dann erst die Fauna. Steinweg konnte also gut ohne Wurzeln leben und auch noch Klaviere bauen obendrein. Das Wurzelgeschwätz entbehrt des rationalen Bodens und stammt, wie könnte es anders sein, aus geistes”wissenschaftlichen” Sphären.
Und die Identität? Wußte der Mann denn noch, wer er war, wenn er aus dem New Yorker Fenster sah und keine Braunschweiger vorbeiliefen? Nun, er scheint keine Probleme gehabt zu haben. Das neue Leben war ihm lieber als der alte Braunschweiger Muff. Vielleicht setzte er sich sogar jedesmal, wer weiß, an den Steinway, wenn er an den Harz dachte, und intonierte “Kehrt die blöden Welfen raus”, unterlegt mit einer Haydn-Melodie. Ja, auch mit der Identität verhält es sich nicht anders: Philosophengeschwätz.
Aber authentisch muß der Mensch doch sein! Was ist mit der Authentizität??? Können wir denn einfach unseren Namen ändern und auf die Heimat pfeifen, ohne uns dauernd mit einem Kopfsalat zu verwechseln?
Ach, wie sag’ ich’s meinem Kinde? Es geht! Denn die “Authentizität” ist auch nur ein Gummiwort. Ich glaube, nicht einmal aus der PhilFak, sondern von dort, wohin einige der besonders Schwatzbegabten aus der Phil. Fakultät gehen: aus dem Moderatoren-Studio. Dort wurde freilich noch nie ein STEINWAY erfunden.