Montag, 29. April 2019
Und keine Wasserleitung!
Die Geschichte ereignet sich, aber die Historiker machen Geschichten daraus. Je nachdem, woher der Zeitgeist weht. Dazu Goethe:
"Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln;
Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
In dem die Zeiten sich bespiegeln." –
Goethe, Faust I, Vers 575 ff.
Meist wird ein Gesichtspunkt stark übergewichtet zugunsten der gewünschten Perspektive. Bei Karl d. Gr. zum Beispiel ist es die tragende Rolle, die er dem Klerus und seiner Ausbildung zuwies. Bis heute wirkt diese Politik nach, obwohl der Klerus längst nicht mehr aus Adel und Hochadel stammt. In allen möglichen Bereichen und Gremien übt der Klerus auch im 21. Jahrhundert Macht aus. Ob das aber zu der besonderen Würdigung seiner christlichen Lebensführung ausreicht, ist zu bezweifeln. 1165 wurde er von der katholischen Kirche heiliggesprochen, ganz im Sinne des Karlsoffiziums, das noch heute gesungen wird:
“Aus königlichem Stamm geboren,
von Gott geprüft,
verschmähte Karl
die Berührung mit unerlaubtem Leben.
Der starke Held,
mit der Lieblichkeit der Engel geschmückt,
wird emporgetragen und
mit Himmelsbrot gepeist.”
Hermann Löns setzte mit seinem “Sachsenschlächter” einen ganz anderen Akzent des Kriegerkönigs, der praktisch jedes Jahr zum Kriegszug ausrückte und damit die Bauernbevölkerung schwer belastete, so daß oft Hungersnöte herrschten.
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