Donnerstag, 7. Oktober 2010
Tattoo you
Lohnt die Lektüre, was man nur von wenigen Romanen sagen kann
- Haftung, die einzige Sprache, die gut verstanden wird: Jerome Kerviel zu 3 Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt sowie zu Schadenersatz von 4,9 Mrd.
- Die Sprache eines Romans dagegen ist vieldeutig. Schirrmacher : "dass Kunst und Literatur Menschen verändern können, der „Zauberberg“ ist der Roman der intellektuellen Steigerung eines ganz mittelmäßigen, eigentlich ziemlich dummen Jungen aus Hamburg." (Thilo Sarrazin im Streitgespräch, FAZ 1.9.10)
" Abenteuer im Fleische und Geist, die deine Einfachheit steigerten ", heißt es in den letzten Zeilen des Romans. Hans Castorp lernt dazu, zweifellos, durch Madame Chauchat, Naphta und Settembrini, von einer "intellektuellen Steigerung" zu sprechen, überdehnt die Bedeutung dieses Bildungskapitels auf dem Zauberberg. In der Atmosphäre des infektiösen Treibhauses wird nicht gelernt: klares, diszipliniertes bürgerliches Denken, konstruktiver Pragmatismus, politische und geschichtliche Analyse etc. So kann man einen Roman mißverstehen, und für den FAZ-Feuilletonisten Schirrmacher und sein überall oberflächliches Verstehen ist das ja auch ganz typisch, ob er nun von der Basenabfolge des Genoms handelt, marktschreierisch "Entschlüsselung des Genoms" geheißen, oder ob er Sarrazins Buch liest und überall "Biologismus" versteht, obwohl er biologisch völlig ungebildet ist und Biologie in Sarrazins Buch nur eine Nebenrolle spielt.
- Könnte sich Herr Wulff nicht "Allahu Akbar" auf die Wange tätowieren lassen, nicht auf Arabisch, wohlgemerkt, der Originalsprache Allahs, sondern latinisiert, dergestalt das Verbindende der abrahamitischen Religionen betonend?
Am besten ginge er dann auch dorthin, wo der Islam tatsächlich die Grundlage von Staat, Politik und Kultur bildet, "Teil des Landes" ist, zB nach Persien, Saudi-Arabien, Kuweit etc. Da kann er erste Kenntnisse über den Islam erwerben:
" Im islamischen Gemeinwesen hingegen ist die Steinigung eine öffentliche Angelegenheit. Für den Vollzug gibt es detaillierte Vorschriften. Die Steine dürfen nicht zu schwer sein, weil dann die Bestrafung nur von kurzer Dauer wäre, sie dürfen nicht zu klein sein, weil dann der Tod allzu lange hinausgezögert würde. Gedanken machen sich die Schariagelehrten auch darüber, wie die Werfer sich aufzustellen haben und ob ein Opfer, dem es zu entkommen gelingt, von weiterer Strafverfolgung frei sei.
Nach den Regeln ihrer Zunft handeln selbst noch die Autoren der kuweitischen Enzyklopädie (erschienen in den Jahren 1993 bis 2007) diesen Stoff ab. Dass dieses ganze theozentrische Gedankengebäude mit der heutigen Auffassung von der unveräußerlichen Würde des einzelnen Menschen nicht im entferntesten zu vereinbaren ist, kommt ihnen keinen Augenblick in den Sinn. ..." Vier Männer müssen die Unzucht der Frau bezeugen: Die Steinigung, eine Züchtigung gemäß islamischem Recht / Von Tilman Nagel, Orientalist, FAZ 20.10.10
Wulff könnte sich dann auch ein paar Gedanken machen, was der Unterschied zwischen dem Islam im allgemeinen und Mohammedanern sein könnte. Letztere gibt es in allen Schattierungen, sogar solche, die dem Islam abgeschworen und damit nach der Scharia ein todeswürdiges Verbrechen begangen haben.
War je ein Bundespräsident noch unbedarfter?
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