Freitag, 24. September 2010

Arzt am Krankenbett




Regentropfen, die an mein Fenster klopfen - sang das Francoise Hardy?

Die schönen Tage von Aranjuez sind schon wieder vorbei, da versüßt Rodrigos Konzert gleichen Namens den ganztägigen 13°c kalten Regen - ach, das Adagio so süß!





- Dr. med. Rösler hat eine Reform des gesetzlichen, halbstaatlichen Krankenkassensystems vorgelegt, die das Beste ist, was in den letzten 20 Jahren auf den Tisch kam. Sie tritt allen ein bißchen auf die Füße und bringt etwas mehr, leider nur geringfügig mehr Wettbewerb in die Verwaltungskolosse der Gesetzlichen Krankenversicherungen, die an vielen Ecken desinformierende Werbung für sich betreiben. In Zukunft müssen sie hoffentlich mehr damit werben, daß sie die Beitragsgelder sparsam einsetzen und nicht für bunte Bilder verschwenden.

Auch dem Mißbrauch durch Patienten wird nur wenig entgegengesetzt, nur eine verschwindend geringe Kostenbeteiligung kommt zum Zuge. In einer Anti-Rösler-Sendung des WDR5 meldete sich ein Anrufer zu Wort und beschwerte sich über die Krankenhaus-Notaufnahmewartezeit - er war dort wegen eines Zeckenstichs! Weitergereicht von einem Arzt! Eine kleine Zecke mit großem Kosteneffekt.
Hier haben die einschlägigen Alarmmedien mitgewirkt, die jede Winzigkeit zur großen Gefahr aufblasen.
Ich erinnere mich an eine Wiese in Irland vor vielen Jahren, nach deren Durchquerung ich nicht 6 Zecken (pro Jahr, wie auch heuer) sondern direkt 6 auf jedem Schenkel ablas. In der Apotheke, in der ich mich besorgt nach einem Mittel erkundigte, sah man mich verständnislos an: Ein Tourist hat offenbar Angst vor kleinen Zecken, was es alles gibt.
Ich belas mich dann zum Thema ZECKEN und fand nicht viel Konkretes, weswegen ich auch einen Biologielehrer befragte. Der kannte nicht einmal die in Deutschland vor allem heimische Zeckenart, den Holzbock (Ixodes ricinus), was bedeutet, daß auch die Schulen ein Problem des Gesundheitssystems darstellen: sie lehren überwiegend totes Katalogwissen.
Inzwischen gibt es das Büchlein des Düsseldorfer Parasitologen Heinz Mehlhorn, das reichhaltig informiert, aber leider mit alarmistischen Grundton, wie schon der Titel signalisiert: "Zecken auf dem Vormarsch!" Nun sind sie seit 350 Mio. Jahren auf dem Vormarsch, ohne daß das die Menschen davon abgehalten hätten, sich massenhaft zu vermehren (1804=1 Mrd./2010 6,5 Mrd.), und der Verfasser ist im persönlichen Gespräch auch gar nicht so besorgt. Öffentlich verkleinern die Parasitologen und Mediziner aber ihre Rolle nicht, da blasen sie, wie alle anderen auch, gerne kräftig in die Posaune. Für Dr. med. Rösler erschwert das natürlich die Arbeit.
Bei n-tv kam sogar eine dicke Dame zu Wort, die mit ihrem verfetteten Junior beim Arzt weilte und den wahrscheinlich fragte, ob denn 10 Tafeln Schokolade täglich mit 5 Pfund Pommes frites vielleicht zuviel seien für den Sechsjährigen. Die dicke Dame, die eher eine fette Frau war, fand die kommende Krankenkassenbeitragserhöhung, nach der sie von der jungen Journalistin gefragt wurde, erwartungsgemäß nicht prima. Ob sie den Mehrbetrag bei den verfütterten Süßigkeiten einsparen wird? Übrigens sehen die HartzIV-Regelsätze auch gesundheitsfördernde Leistungen für Zigaretten und Alkohol vor.
Die Journalistin erwähnte dann noch den Arbeitsgeberanteil, der unverändert bliebe, dergestalt die Herzlosikeit des Gesundheitsministers andeutend.
Die sog. "Arbeitsgeberanteile" sind ein alter Trick der Sozialpolitiker, von dem man in den Schulen ebenfalls nichts erfährt.
Der Bäcker zahlt für seinen Gesellen Lohnkosten. 50% zahlt er dem Angestellten direkt aus, 50% gehen an Steuern und Sozialabgaben direkt an die staatlichen und halbstaatlichen Agenturen, dazu gehören auch die gesetzlichen Krankenversicherungen. 50% werden dem Angestellten aus der Hand genommen, dadurch wird seine Kostenkenntnis unklarer und seine Kostenkontrolle geschwächt. Beim Arzt bekommt er ebenfalls keine Rechnung, alles geht über seinen Kopf hinweg. Eine klare Regelung für den mündigen Angestellten wäre allein, ihm seinen gesamten Lohn auszuzahlen, die ganzen 100%, und damit soll er dann kalkulieren und sich überlegen, ob er wegen eines Schnupfens oder sonstigen Bagatelle zum Arzt gehen will, oder ob er eine Krankenkasse bezahlen möchte, die kostentreibende "Wellness-Angebote" macht. Die Sozialpolitiker streben aber nicht danach, daß sich der Angestellte solche Gedanken macht, denn die Gesetzl. Kr.-Vers. und andere staatliche und halbstaatliche Einrichtungen gewähren den Sozialpolitikern schön dotierte Stellen mit ruhiger Arbeitssituation, weswegen sie möglichst viel Geld an sich ziehen wollen per Direktüberweisung.

Armer Dr. med. Rösler. Da muß man Nerven haben und in Jahrzehnten denken. Aber das ist schwierig, weil die Wahlperiode viel kürzer ist.
Doch nach der unsäglichen Ulla Schmidt (mit dem Dienstwagen und Chauffeur nach Spanien), und nach dem Ulla-Schmidt-Genossen Seehofer kann der gelernte Arzt Rösler jetzt etwas Reelles vorweisen, das mehr Klarheit und Kostenkontrolle verspricht. Wenn die Sozialdemokratin Merkel ihm nicht noch Knüppel zwischen die Beine wirft.