Montag, 6. September 2010

Unter Brüdern. Die Kain- und Abel-Geschichte.





Dieses Kräutlein wächst auf dem Kies - eine Anpassungsleistung -
it does fit - "fit" heißt passen - das ist die Bedeutung von "survival of the fittest".

Dem Hirsch dagegen war's im Kopfe wirsch.







Unter Brüdern. Die Kain- und Abel-Geschichte.

6. September 1970: Die palästinensische Terrorbande PFLP kapert vier Flugzeuge.
WDR5 erinnert daran, nicht ohne die gewohnte Einseitigkeit. Die Entführerin Leila Khaled präsentiert das Zeitzeichen in vorgeblichem Heimatgefühl. Die Anfänge der Kain- und Abel-Geschichte bleiben unbeleuchtet.
Zumindest sollte immer kurz erwähnt werden, daß die jüdische Einwanderung in das sog. Palästina (brit. Mandatsgebiet) bereits Ende des 19. Jahrhunderts begann - durch Landkauf. Viele Araber verkauften ihr nicht sehr wertvolles Land gern an die Einwanderer, auch heute noch, allerdings begann früh die Ermordung solcher Landverkäufer durch arabische Fanatiker, was bis heute so blieb. Gewalt weckt Gewalt, die heutige Situation entstand.
Es wäre sinnvoll, die palästinensische Seite würde einen Gewaltverzicht verkünden, wie es die deutschen Vertriebenen getan haben.

Viel interessanter als die endlose Reihe von arabischen Angriffen ist die Geschichte der semitischen Stämme. Wie wurden aus arabischen Nachbarstämmen, die bis heute Wert auf exklusives Heiraten legen, so unterschiedliche Bevölkerungen? Seit sie wieder Nachbarn in Judäa sind, fällt der Zivilisationsunterschied besonders scharf ins Auge. Die einen gehören mit der Schweiz und den USA zu den wissenschaftlich produktivsten Bevölkerungen, alle arabischen Bevölkerungen aber zählen mit den afrikanischen zu den wissenschaftlich unproduktivsten.
Ein erstaunlicher Befund. Was kann zur Erklärung beitragen? Genetisch sind sich die semitischen Brüder sicher ähnlicher, als Schotten und Japaner es sind. Schotten und Japaner sind sich aber wissenschaftlich-kulturell heute näher, als es Israelis und Araber sind. Eine Hauptantwort kann nur lauten: Die Kultur dominiert, nicht die Genetik. Aber wie kommt die Kultur ins Genom? Die Genetik begann den Reigen, welche Zeuger kamen zum Zuge? Am Anfang der Jahrhunderte der Auseinanderentwicklung stand wohl die totale Niederschlagung des israelitischen Aufstands durch die Römer. Siebentausend Aufständische soll die römische Armee an Kreuze entlang der Straßen genagelt haben, darunter vermutlich die wehrhaftesten und aggressivsten jüdischen Kämpfer, die Goliaths sozusagen, während die intelligenteren Davids sich zurückhielten oder sogar bei den Römern dienten. Sie jedenfalls überlebten und zeugten sich fort, bis heute vorzugsweise mit Jüdinnen. Sie konnten sich nach den römischen Massakern nur mit ständiger Anstrengung in der Diaspora behaupten, und auch das blieb bis heute so. Sie behaupteten sich durch die exklusive Paarung als Ethnie, wobei der Mythos vom auserwählten Volk mit seinen biblischen Textsammlungen einen stabilisierenden narrativen Rahmen abgab. Beide Elemente wirkten gleichgerichtet konsolidierend und tun das bis auf den heutigen Tag. Sie vermittelten im Wettbewerbsumfeld, ließen die Juden den Wettbewerb aufnehmen und ihn bestehen. Der Wettbewerb bildet den Dreh- und Angelpunkt, denn Götter und Auserwähltheitsmythen wurden tausendfach überall auf der Welt erfunden. Die biblischen Textsammlungen haben allerdings den großen Vorteil, der durch die Hinzufügung des Neuen Testaments noch einmal entscheidend gesteigert wurde, daß die verschiedenen Texte in einem Spannungsverhältnis zueinander stehen und dadurch eine Interpretations- und Denkschule abgeben. Hier liegt ein großer Unterschied zum geoffenbarten Ein-Text-Glauben der semitischen Brüder ab dem 7. Jahrhundert, die seit dem 12. Jahrhundert, dem des Ibn Rushd alias Averroës, ihre besten Köpfe verbannen oder steinigen.
Der Koran wird bis heute ab dem Alter von etwa sieben Jahren als wortwörtliches Wort Allahs auswendig gelernt ohne jede Interpretation und Diskussion, und dieses geistlose Auswendiglernen bestimmt auch den Unterricht in allen Fächern der arabischen Schulen und Hochschulen. In einem solchen kulturellen Rahmen haben die Schwertträger und Nachbeter die größten Reproduktionschancen, was aber den intellektuellen Wettbewerb und die Weitergabe von produktivem Wissen nicht fördert, sondern Aggressivität und einfallsloses Nachplappern.

So könnte man sich prinzipiell den gigantischen Zivilisationunterschied zwischen Israel und seinen semitischen Brüdern erklären. Und so auch das Wechselspiel zwischen Genetik und Kultur, das auf individuelle Variation und Weitergabe angewiesen ist.
"Wir Juden müssen immer etwas besser sein als die anderen", soll die Mutter der kleinen Hannah Arendt gesagt haben, und dieses Zitat wird auch anderen jüdischen Persönlichkeiten zugeschrieben. Es enthält ganz einfach die Wettbewerbswurzel, die jedem Glauben und jedem Unglauben zugänglich ist und genuin gar nichts rein Jüdisches enthält. Aber die Spannung für ein produktives Verhältnis zur Umwelt liefert. Ohne diese Spannung wird die Tradition dumpf.