Montag, 8. April 2019

Juilliard String Quartet performs Bach Art of Fugue, Contrapuncti 1 - 4

Da brat' mir einer einen Storch!

Hans von Storch: “Selbst heute steht noch nicht fest, wie hoch genau der Temperaturanstieg ausfallen wird”

Das Drehbuch war so schön einfach gestrickt: Wissenschaftler, Fernsehmoderatoren und sogar die Bundeskanzlerin verbrüdern sich mit den klimastreikenden Schülern und sollten damit auch die letzten Zweifler an der großen gesellschaftlichen Klimatransformation überzeugen. Die plumpe Überzeichnung der Kampagne hat die meisten Bürger jedoch eher hellhörig gemacht: Erleben wir gerade eine der größten Hysteriewellen des noch jungen Jahrtausends? Da die Schüler selber noch gar nicht die Qualifikation für eine eigene wissenschaftliche Bewertung der Fakten besitzen, werden sie von außen beeinflusst und letztendlich gesteuert. Könnte es sein, dass wir eine Neuauflage des bekannten Märchens “Rattenfänger von Hameln” erleben?
Was wir nun brauchen, sind keine emotionalisierenden Latifs, Leschs oder Rahmstorfs, sondern vielmehr eine ausgewogene und nüchterne wissenschaftliche Darstellung der Fakten. Der Spiegel hat die Lücke erkannt und brachte bereits am 22. März 2019 ein hochinteressantes Interview mit dem Klimaforscher Bjorn Stevens, in dem er die großen verbleibenden Unsicherheiten der Klimamodelle beschreibt. Am 6. April 2019 hat der Spiegel in seiner Printausgabe nachgelegt und druckte ein ausgezeichnetes Interview mit dem Klimawissenschaftler Hans von Storch ab. Der Online-Text ist nur für Abonnenten zugänglich, der Gang zum Kiosk lohnt. Einige Auszüge:
Interview mit Klimaforscher Hans von Storch
“Die Welt wird deswegen nicht untergehen”
Die globale Erwärmung führt zu Alarmismus bei Forschern, sagt der Klimaexperte Hans von Storch.
[...]
VON STORCH: [...] selbst heute steht noch nicht fest, wie hoch genau der Temperaturanstieg ausfallen wird. Die Unsicherheiten sind nach wie vor beträchtlich. [...] Damals [in den Achtziger Jaren] ahnte man allenfalls, was auf die Menschheit zukommen könnte, aber es gab einander widersprechende Hypothesen zur Klimaentwicklung. Vergessen Sie nicht: Noch in den Siebzigern warnten viele Geologen eher vor einer neuen Eiszeit. Wahr ist, dass wir den Treibhauseffekt in der Theorie schon seit mehr als 100 Jahren kennen, doch galt er lange Zeit als vernachlässigbar. Denn Kohlendioxid allein macht ja gar keine große Erwärmung. Erst durch die verstärkende Rückkopplung mit dem Wasserdampf kommt es zu einem deutlichen Temperaturanstieg.
[...]
SPIEGEL: Sollten die Schüler, die derzeit freitags gegen den Klimawandel auf die Straße gehen, Grund zur Panik haben?
Storch: Nein. Wenn man das Problem lösen will, ist Angst ein schlechter Ratgeber. Gefüttert werden die Ohnmachtsgefühle leider auch durch jene Klimaforscher, die als Wahrheitsverkünder auftreten und vor der Apokalypse warnen. Solche Leute tun der Wissenschaft keinen Gefallen, weil sie die kritische Distanz zu ihrem Forschungsgegenstand aufgeben. Ein Forscher sollte seine Erkenntnisse stets als vorläufig präsentieren und muss bereit sein, sie auch über den Haufen zu werfen, wenn widersprechende Daten bekannt werden.
SPIEGEL: Gehen einige Forscher zu weit?
Storch: Ja. Ich habe den Eindruck, dass manche Kollegen den Politikern am liebsten haarklein vorschreiben würden, was sie zu tun und zu lassen haben, um die Welt zu retten. Das liefe auf eine Herrschaft der Experten hinaus und wäre vollkommen undemokratisch. Eine Gelehrtendiktatur würde zudem nicht zu besseren Lösungen führen, denn die meisten guten Wissenschaftler sind per se Fachidioten.
Ganzes Interview im Spiegel lesen.
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Für mehr Augenmaß in der Klimapolitik und eine stärkere Berücksichtigung der verbeibenden Modellunsicherheiten warb auch Sebastian Lüning am 3. April 2019 bei einem öffentlichen Fachgespräch vor dem Umweltausschuss des Bundestags. Lünings schriftliche Stellungnahme können Sie hier herunterladen (pdf hier).

Glaube und Amouren






“Der König erkor seine Frauen, ohne das kirchliche Eherecht zu respektieren, nach dem Kalkül der Macht …” Karl, der sich gern als ein neuer König David genannt sah, übertraf diesen an Zahl der Frauen, zehn kennt der erste Biograph Einhard. Da nimmt es nicht wunder, daß er auch 7 Töchter besaß, “gekrönte Täubchen” nannte sie der Mönch und Karlvertraute Alkuin, und er warnte seine Kleriker vor ihnen, “daß sie sich nicht fleischlichen Wonnen hingäben, vielmehr der Lehre Christi, daß sie Buße leisteten für frühere Sünden und künftige mieden.” “Es half alles nichts. Die Prinzessinnen wurden schwanger, eine nach der anderen, auch ohne angetrauten Gemahl.”
(Vgl. Johannes Fried, Karl der Große, Gewalt und Glaube, S. 379ff.)


Das Gehirn besitzt viele Kammern, und recht unterschiedlicher Art ist ihr Inhalt. Karls Glaube stand seinen frivolen Töchtern und seinen eigenen Amouren nicht im Wege. Triebverzicht ist den Säugetieren nicht angeboren - im Gegenteil! - und fällt ihnen schwer, wenn er auch für Kulturleistungen unabdingbar ist. Siehe Walter Mischl und sein Marshmellow-Experiment.