Dienstag, 29. Dezember 2015

Ob Frans die 10 Gebote gelesen hat?


Regeln, Moral und Frans

“Die großen Religionen sind nicht die Urheber des moralischen Gesetzes; sie wurden vielmehr erfunden, um es zu stärken; … Alle Erkenntnisse, die die Wisssenschaft in den letzten Jahrzehnten gewonnen hat, sprechen gegen die pessimistische Sicht, wonach Moralität lediglich ein dünner Anstrich ist, der eine garstige menschliche Natur notdürftig übertüncht. Ganz im Gegenteil, unser evolutionärer Hintergrund ist uns eine enorme Hilfe, ohne die wir nie so weit gekommen wären.

FRANS DE WAAL, DER MENSCH, DER BONOBO UND DIE ZEHN GEBOTE, MORAL IST ÄLTER ALS RELIGION S. 320/321


Nr

Katholischer Katechismus

Evangelischer Katechismus

1.

Du sollst an einen Gott glauben.

Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

2.

Du sollst den Namen Gottes nicht verunehren.

Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen.

3.

Du sollst den Tag des Herrn heiligen.

Du sollst den Feiertag heiligen.

4.

Du sollst Vater und Mutter ehren, damit du lange lebest und es dir wohlergehe auf Erden.

Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

5.

Du sollst nicht töten.

Du sollst nicht töten.

6.

Du sollst nicht Unkeuschheit treiben.

Du sollst nicht ehebrechen.

7.

Du sollst nicht stehlen.

Du sollst nicht stehlen.

8.

Du sollst kein falsches Zeugnis geben.

Du sollst nicht falsch Zeugnis reden wider deinen Nächsten.

9.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Frau.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus.

10.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Gut.

Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Vieh noch alles, was dein Nächster hat.

Darstellung: Wikipedia

Die 10 Gebote? Oh Gott! Fängt ganz übel an: “Ich bin der Herr, dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.”

Da will sich ein Schamane zum Herrscher aufschwingen und erfindet einen Gott, um seine Gruppe zu verpflichten. Nr. 2 dient dem gleichen Bindungszweck. Widerspruch kostet den Kopf. Die Festsetzung des Feiertages gilt ebenfalls der sozialen Kontrolle. Wer sich nicht daran hält, wird getötet. Nr. 4 hebt die Seniorität auf den Schild, das Alter soll herrschen, egal, wie es sich verhalten hat. Da Eltern ihre Kinder die meiste Zeit in der Geschichte als Arbeitskräfte gebraucht und oftmals übel mißbraucht haben, was in vielen Teilen der Welt auch heute noch der Fall ist, mutet dieses Gebot ziemlich bedenklich an.

Das Tötungsverbot bezieht sich nur auf die einfachen Mitglieder der Binnengruppe, die Oberpriester setzen Hinrichtungen massenhaft gegen ihre Gegner ein. Bis der Atheismus sie hindert. Verbot der Unkeuschheit bzw. des Ehebrechens in Nr. 6 folgt dem gleichen Schema und bezieht sich speziell auf die Frauen; ein Gebot, daß mehr katholisches Kontrollverlangen als Sinn und Verstand verrät. Das Diebstahlverbot spricht nur aus, was praktisch automatisch gilt und auch so geahndet wird, in einfachen Gesellschaften durch Lynchen. Ähnliches gilt für Nr. 8. Und auch die Eigentumsschutzgebote sprechen eher Binsenweisheiten aus bei seßhaften Bauern, besitzen aber etwas mehr Relevanz durch den Aufforderungscharakter im Vorhof des Handelns.

Insgesamt handelt es sich nur um 5 akzeptable überzeitliche Gebote, die aber erst im Zuge der Verrechtlichung, der Konkretisierung, der Einklagbarkeit und der Strafjustiz ihre zivilisierende Kraft entfalten. Also nach 1215, dem Jahr der Magna Charta Libertatum. Von da ist es noch eine lange Zeit bis zur Ablösung der Patrimonialgerichtsbarkeit und bis zum Preußischen Landrecht, dem Code Napoleon und dem Bürgerlichen Gesetzbuch.