Dienstag, 26. Februar 2019

Nur der Philosophenkönig kann das!





Aus der Beispielrede des Protagoras:
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Platon. Protagoras. Pos. 1075ff. Kindle-Version.

Platon legt das dem Protagoras in den Mund, von dem leider nichts erhalten geblieben dank der Platonisten. Platon ist bekanntlich der Auffassung, daß der Staat philosophischer Führung bedarf; nur der Philosoph - so einer wie Platon - könne den Staat gerecht leiten. Keinesfalls verfügten alle Polisbürger über die Bürgertugenden Gerechtigkeit und Scham, wie Platon den Protagoras behaupten läßt.

Tja, die Gerechtigkeit. Damals schon ein Gummiwort. Platon wollte Alleinvertreter sein, Protagoras sie breiter verteilt sehen und lehrfähig.








Rotgrün will den Hauskauf verteuern



Ehrliche Politiker, die den Wohnungsbau und den Hauskauf nicht behindern wollen, was fordern die ? 
Die Streichung zweier Steuern: der Grunderwerbssteuer und der Grundsteuer. Zwei schlimme Schikanen für Mieter und Wohneigentumskäufer. 


Rotgrün fordert das Gegenteil. Maklergebühren fließen in den Kaufpreis ein und erhöhen so die Grunderwerbssteuer. Ein Betrugsmanöver der Abzockerparteien. 














Vivaldi Sonata E minor op.14 No.5 played by Susanne Beer and Gareth Hancock

Wall Street Journal: Deutschland betreibt „dümmste Energiepolitik der Welt“

Sonntag, 24. Februar 2019

Schule und Justiz können verändern oder als Platon einmal den Protagoras schlechtmachen wollte






“So glaube auch jetzt, daß, wer dir als der Ungerechteste erscheint von denen, die unter Gesetzen und gebildeten Menschen aufgewachsen sind, nicht bloß gerecht, sondern auch ein Meister in der Gerechtigkeit sein würde, wenn man ihn mit Menschen vergleichen sollte, welche weder Erziehung noch Bildung empfangen hätten, noch unter Gerichtshöfen und Gesetzen und unter dem Zwange lebten, welcher sie fortwährend dazu anhält, sich der Tugend zu befleißigen, sondern so eine Art von Wilden wären, wie sie voriges Jahr der Dichter Pherekrates im Lenaion auf die Bühne brachte.”
Platon. Protagoras, XVI. Kindle-Version.
Protagoras vertritt hier die Auffassung, daß in einer zivilisierten Gesellschaft ein erzieherischer Einfluß auf die Jugend und die Bürger herrscht. Ein Gedanke, der seitdem im Westen wirksam war und dem wir heute Schulwesen und Justiz verdanken.

Platon mag den Protagoras und die Sophisten nicht und schickt stets seinen Strohmann Sokrates nach vorne gegen ihn. Man kann also annehmen, daß Protagoras tatsächlich diese Position vertreten hat.  









Gunter Hampel - Heroicredolphysiognomystery

Samstag, 23. Februar 2019

Maß der Dinge ist nicht Natur, Schöpfung oder so







“Aller Dinge Maß ist der Mensch”, behauptet Protagoras im gleichnamigen Dialog Platons, “für mich ist alles so, wie es mir scheint, und für dich, wie es dir scheint”, interpretiert Sokrates den Protagoras.
Hier scheint individuelle Subjektivität auf, wie sie für Europa charakteristisch geworden ist. In Köln heißt das derzeit - im Karneval - jeder Jeck ist anders.
Für den orientalischen Menschen dagegen war und ist alles zentral durch Kaiser und König und pater familias geordnet.

Entsprechend hegen Sokrates und besonders Platon Zweifel an der Demokratie. “Dagegen wandte sich Protagoras. Er lehrte, daß die politische techne oder arete - die Ausdrücke variieren - von Zeus an alle gegeben sei.” (Chr. Meier, Entstehung des Politischen bei den Griechen, S. 455)






Schumann Kreisleriana Klára Würtz

Frühe Klarsicht


Toller Bursche, klares Denken:
Protagoras von Abdera (485-416)
Religion
“In einer nicht erhaltenen Schrift namens Perì theôn (Über die Götter) schrieb Protagoras:
„Was die Götter angeht, so ist es mir unmöglich, zu wissen, ob sie existieren oder nicht, noch, was ihre Gestalt sei. Die Kräfte, die mich hindern, es zu wissen, sind zahlreich, und auch die Frage ist verworren und das menschliche Leben kurz.“[20] Protagoras zeigt sich hier als Agnostiker. Weder könne man sagen, ob es Götter gibt, noch wie sie beschaffen sein könnten. So war er auch bereits bald nach seinem Tod als Zweifler an der Existenz der Götter bekannt.” Wiki.









Donnerstag, 21. Februar 2019

Elias und die Zivilisation


  • “Mag sein, daß es später einmal gelingt, Zivilisationsprozesse, die sich heute in uns und um uns nicht viel anders als Naturereignisse vollziehen und denen wir auch gegenüberstehen wie mittelalterliche Menschen den Naturkräften, durch ein klareres Verständnis einer bewußteren Lenkung zugänglich machen.”
  • „Was den Zivilisationsprozeß des Abendlandes zu einer besonderen und einzigartigen Erscheinung macht, ist die Tatsache, daß sich hier eine Funktionsteilung so hohen Ausmaßes, Gewalt- und Steuermonopole von solcher Stabilität, Interdependenzen und Konkurrenzen über so weite Räume und so große Menschenmassen hin hergestellt haben, wie noch nie in der Erdgeschichte.“
  • Norbert Elias, Prozeß der Zivilisation, Bd. 2, II Ausbreitung des Zwangs zur Langsicht und des Selbstzwangs, S. 336

Aber Elias’ Analyse beginnt erst im Mittelalter. Der Beginn liegt in Athen, das - anders als Sparta, dem es später unterliegt - Person und Individuum und Demokratie entdeckt. Christian Meier nennt es “das griechische Wunder”. Das übersieht Elias. Die Sozialdemokraten dieser Welt arbeiten heute an der Demontage “des Zwangs zur Langsicht und des Selbstzwangs”.




















Dienstag, 19. Februar 2019

Kristóf Baráti - Klara Würtz - Beethoven - Kreutzer Sonata - Opus 47 in A

PINKER UND DIE AUFKLÄRUNG


“Es gibt eine Reihe von sehr zentralen Theoriemerkmalen und Forschungseinstellungen in der Soziologie, die unter einem erweiterten Begriff der Aufklärung interpretiert werden können, und dieser erweiterte Begriff der Aufklärung läßt wiederum besser erkennen, was mit dem geschichtlich zurückliegenden Versuch der Vernunftaufklärung eigentlich verfolgt wurde und warum dieser Versuch scheitern mußte. … Letztlich läuft die Abklärung der Aufklärung mithin auf ein Reflexivwerden des Aufklärens hinaus. … Aus dem, was einst ihre Prämissen waren, aus den Annahmen über den gemeinsamen Vernunftbesitz und absehbare Zwecke der Menschheit, holt die Aufklärung ihre immanenten Schranken heraus. … daß die Komplexität der Welt nur erfaßbar ist, wenn sie auch reduziert werden kann. Erst dieses Gesetz gibt ihr die Möglichkeit, Bedingungen und Chancen einer wirklichen Aufklärung zu erkennen.” (Luhmann, Soziologische Aufklärung I, Abklärung der Aufklärung, S. 66ff.


Pinker bezieht sich auf die nichtreligiöse Aufklärung, wenn er auf “the good without god” vertraut, auf das, was Luhmann die “Vernunftaufklärung” nennt, und deren Scheitern wir alle erlebt haben von Carlyle bis Pol Pot. So weit ich sehe, reflektiert Pinker nirgendwo die Bedingungen dieses Scheiterns. Er mutet etwas unterkomplex an, wenn er postuliert: neuer Versuch!
















Uli Beckerhoff Quartett - My Unseen Movie

Sonntag, 17. Februar 2019

Pinker, „Aufklärung jetzt: Für Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt. Eine Verteidigung“









  • “Deshalb wird ein Rationalist, auch wenn er glaubt, daß er den anderen intellektuell überlegen ist, alle Autoritätsansprüche ablehnen. Er weiß, daß diese Überlegenheit nur insofern besteht, als er fähig ist, von der Kritik sowie auch von den Fehlern zu lernen, die er und andere begehen, und daß er nur dann daraus lernen kann, wenn er andere und ihre Argumente ernst nimmt.”
  • Popper, Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Bd. II, S. 278f.  
  • Popper führt hier einen Gedanken Kants  aus dem legendären Aufklärungsaufsatz weiter:
  • "Daß aber ein Publikum sich selbst aufkläre, ist eher möglich; ja es ist, wenn man ihm nur Freiheit läßt, beinahe unausbleiblich." (Immanuel Kant
  • Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?)
  • Bedauerlicherweise verhält sich Pinker gegenüber einem Kardinalproblem von Wissenschaft und Politik recht irrational: er glaubt tatsächlich an die CO2-Legende und die Klimaerwärmung, die inzwischen camouflierend “Klimawandel” heißt. Die Devise der Physik heißt “Messen, messen, messen”, das gilt auch für die Atmosphärenphysik; hingegen beschwören die Klimamodelle die Mathematik, die Devise heißt dort “Rechnen, rechnen, rechnen”. Wo gerechnet wird, verrechnet man sich auch. Wird in langen Formelketten ein Parameter geringfügig verändert, können sich Ergebnisse stark verändern. Und Pinker müßte wissen, daß die Klimamodelle die Klimavergangenheit nicht abbilden können.
  • Auch die vielen Kritiker des IPCC müßte er vernommen haben, etwa die ausgewiesenen Klimatologen Richard Lindzen, Judith Curry, John Christy, Roy Spencer u.a., die Lindzens Petition an Trump („Ziehen Sie sich aus der UN Convention on Climate Change zurück!“) unterschrieben haben.
  • Was Michael Mann, Phil D. Jones (“Hide the decline”) und die Klima-Alarmisten tun, haben Hans Albert und Popper ‘Immunisierung gegen Falsifikation’ genannt.
  • “... wir haben nicht nur die Pflicht, Argumente anzuhören, sondern wir haben auch die Pflicht, zu antworten, zu reagieren, sobald andere durch unsere Handlungen beeinflußt werden.” (Popper, ebd.)
  • Beim Klima-Alarmismus geht es um Abermilliarden. Pinker übernimmt kritiklos, was die Netzwerke interessierter Klimaphysiker und -politiker präsentieren. Obwohl die Klimamodelle mit ihrem Vergangenheitsversagen bereits  falsifiziert sind. Damit befindet sich Pinker nicht auf der Höhe der Aufklärung.













Samstag, 16. Februar 2019

Billie's Bounce / Charlie Parker The Savoy Recordings

Pinker entgegnet der Kritik an seinem letzten Buch in der NZZ

https://www.piqd.de/volkswirtschaft/community/hat-die-aufklarung-doch-nicht-versagt?r=channel#comments

In den meisten Punkten hat Pinker recht. Aber an seinem blitzblanken Quartett “Vernunft, Wissenschaft, Humanismus und Fortschritt” bestehen gewisse Zweifel.
Wie vernünftig ist die Vernunft?
Bei Kant ist sie “das ganze obere Erkenntnisvermögen”, sie verwirklicht sich in den intellektuellen Funktionen des Denkens in Begriffen und Urteilen auf der Grundlage der Denkvoraussetzungen.
Im Unterschied zum Verstand bringt sie dessen Vorarbeit “unter die höchste Einheit des Denkens”.
Das leuchtet zunächst ein, aber wer die Wissenschafts- und Denkgeschichte durchmustert von Platon bis Kahneman, der findet mehr Irrtümer als Erkenntnis. Erst in der Gegenwart - bei Tversky und Kahneman - wird das ganze Ausmaß an Irrtumsmöglichkeiten und Denkfallen sichtbar, so daß man mit Faust ausrufen könnte:

“O glücklich, wer noch hoffen kann, aus diesem Meer des Irrtums aufzutauchen.” (Faust I, Vor dem Tor)
















Schleuser brachten sie über die grüne Grenze. /// Inside a raid on Texas home with 62 undocumented immigrants

Freitag, 15. Februar 2019

Denkfigur Apokalypse


Früher war mehr Feinstaub, Ruß und Smog. Freuen wir uns darüber? Nein, die Hysterie über Stoffe und eingebildete Schadstoffe ist bemerkenswert. Das liegt an einer Besonderheit: dem christlichen Strafgedanken und dem Apokalypsedenken seit Johannes und seinem Schwelgen in Schwefel und Blut. Diese blutrünstigen Vorstellungen entstanden im Nahen Osten und nur dort. Tradiert wurden sie bis ins 20. Jahrhundert. Seitdem führen sie ein Proteusdasein in Naturreligion und Klima-Aberglauben.


Vortrag: "Endzeiterwartungen in der Reformationszeit und ihr Nachwirken"; Prof. Dr. Rainer Stichel, Münster
“Bei den Juden aller Jahrhunderte war die Erwartung lebendig, in der Endzeit der Welt werde das Zwölfstämmevolk Israel wieder im Heiligen Lande versammelt werden; dabei würden die zehn Stämme Israels, die im Jahre 722 v. Chr. von den Assyrern deportiert worden waren und nach deren Verbleiben man seitdem überall in der Welt suchte, in das Heilige Land zurückkehren. Rabbi Abraham ben Eliezer Halevi, der nach der Vertreibung der Juden aus Spanien im Jahre 1492 in Jerusalem lebte, berechnete das Erscheinen des Messias auf das Jahr 1523. Die Christen waren für solche Erwartungen empfänglich. Bekannte und bisher unbekannte Zeugnisse für die Ausbreitung der Hoffnung auf die baldige Rückkehr der Zehn Stämme bei Juden wie Christen liegen in unterschiedlicher Ausgestaltung durch alle folgenden Jahrhunderte vor. Zugleich mit der Hoffnung lebte die Angst vor den endzeitlichen Schrecken, als deren Anzeichen man den Einfall der apokalyptischen Völker Gog und Magog und das Auftreten des «Antichristos», des Wider-Messias erwartete. Die Aussagen, die man darüber in der Heiligen Schrift fand oder zu finden glaubte, verwendete man, um Personen oder Ereignisse der jeweils eigenen Zeit zu verstehen und um den weiteren Verlauf der Geschichte bis zu ihrem Ende, immer wieder von neuem, zu berechnen. Geradezu kanonisches Ansehen gewann die Überzeugung Martin Luthers, mit den in der Bibel genannten Völkern Gog und Magog seien die Türken, mit dem Antichrist das Papsttum gemeint. Demgegenüber sahen Theologen der römischen Kirche sich vor die Aufgabe gestellt, die eigenen Anschauungen über die Endzeit zu verteidigen und dabei möglichst auch die Behauptung, der Papst sei der Antichrist, zu widerlegen. In dem Vortrag werden bekannte und bisher unbekannte Zeugnisse behandelt werden, die neues Licht auf die Entwicklung zu werfen geeignet sind.” (awk nrw)



















Mit Wolfgang Lackerschmid, Vibraphon. /// Chet Baker "Five Years Ago" 1979 (Live Video)

Dienstag, 12. Februar 2019

Darwin








10.2.1809! Darwin geboren.


“Komplexität in den Strukturen der Wirklichkeit bedeutet nicht unbedingt Komplexität der Prinzipien, die die Wirklichkeit gestalten. Die komplexen Baupläne des Lebens verdanken ihre Entstehung einem einfachen Algorithmus: dem von Darwin erkannten Prinzip der natürlichen Auslese.”


Eigen, Jenseits von Ideologien und Wunschdenken, S. 159


Foto: Darwin /Wikip.













“Und dies war die größte Lyrikerin, die Deutschland je hatte”, meinte Gottfried Benn in seiner ‘Rede auf Else Lasker-Schüler’, gehalten am 23.2.1952 in Berlin. Benn hatte sie 1912 kennengelernt, und für eine Zeitlang verband eine Liebschaft die beiden . “Ihre Themen waren vielfach jüdisch, ihre Phantasie orientalisch, aber ihre Sprache war deutsch, ein üppiges, prunkvolles, zartes Deutsch, eine Sprache reif und süß, in jeder Wendung dem Kern des Schöpferischen entsprossen.” Gegen Ende zitiert er “Letztes Lied an Giselheer”, wie Lasker-Schüler Benn nannte, betitelt "Höre". /// Else Lasker-Schüler „Höre“

Z.Kodály. Duo for violin and cello Op.7. (I)

Klasse statt Masse






Gut, daß Manfred Eigen nicht Pianist geworden ist - davon haben wir schon zu viele. Es wäre auch ein deutscher Nobelpreis weniger.

Diagramm aus Eigen, Jenseits von Ideologien und Wunschdenken, S. 99

















Montag, 11. Februar 2019

Pink Floyd - Set The Controls For The Heart Of The Sun

Kant entdeckt den Wettbewerb







Gut gesagt, Herr Kant! Ohne den Wettbewerb in der Gesellschaft wären die Menschen Schafe geblieben. Ohne den Wettbewerb und ohne sein Instrument, dem Markt, versank China - trotz vieler Erfindungen - in gesellschaftlicher Immobilität. Die Elitenauswahl bei den Beamten erfolgte nach literarischen Gesichtspunkten.

“Das Mittel, dessen sich die Natur bedient, die Entwickelung aller ihrer Anlagen zu Stande zu bringen, ist der Antagonism derselben in der Gesellschaft, so fern dieser doch am Ende die Ursache einer gesetzmäßigen Ordnung derselben wird. Ich verstehe hier unter dem Antagonism die ungesellige Geselligkeit des Menschen, d.i. den Hang derselben in Gesellschaft zu treten, der doch mit einem durchgängigen Widerstande, welcher diese Gesellschaft beständig zu trennen droht, verbunden ist. Hiezu liegt die Anlage offenbar in der menschlichen Natur. Der Mensch hat eine Neigung sich zu vergesellschaften: weil er in einem solchen Zustande sich mehr als Mensch, d.i. die Entwicklung seiner Naturanlagen, fühlt. Er hat aber auch einen großen Hang sich zu vereinzelnen (isolieren): weil er in sich zugleich die ungesellige ungesellige Eigenschaft antrifft, alles bloß nach seinem Sinne richten zu wollen, und daher allerwärts Widerstand erwartet, so wie er von sich selbst weiß, daß er seinerseits zum Widerstande gegen andere geneigt ist. Dieser Widerstand ist es nun, welcher alle Kräfte des Menschen erweckt, ihn dahin bringt seinen Hang zur Faulheit zu überwinden und, getrieben durch Ehrsucht, Herrschsucht oder Habsucht, sich einen Rang unter seinen Mitgenossen zu verschaffen, die er nicht wohl leiden, von denen er aber auch nicht lassen kann. Da geschehen nun die ersten wahren Schritte aus der Rohigkeit zur Kultur, die eigentlich in dem gesellschaftlichen Werth des Menschen besteht; da werden alle Talente nach und nach entwickelt, der Geschmack gebildet und selbst durch fortgesetzte Aufklärung der Anfang zur Gründung einer Denkungsart gemacht, welche die grobe Naturanlage zur sittlichen Unterscheidung mit der Zeit in bestimmte praktische Principien und so eine pathologisch-abgedrungene Zusammenstimmung zu einer Gesellschaft endlich in ein moralisches Ganze verwandeln kann. Ohne jene an sich zwar eben nicht liebenswürdige Eigenschaften der Ungeselligkeit, woraus der Widerstand entspringt, den jeder bei seinen selbstsüchtigen Anmaßungen notwendig antreffen muß, würden in einem arkadischen Schäferleben bei vollkommener Eintracht, Genügsamkeit und Wechselliebe alle Talente auf ewig in ihren Keimen verborgen bleiben: die Menschen, gutartig wie die Schafe, die sie weiden, würden ihrem Dasein kaum einen größeren Werth verschaffen, als dieses ihr Hausvieh hat; sie würden das Leere der Schöpfung in Ansehung ihres Zwecks, als vernünftige Natur, nicht ausfüllen. Dank sei also der Natur für die Unvertragsamkeit, für die mißgünstig wetteifernde Eitelkeit, für die nicht zu befriedigende Begierde zum Haben oder auch zum Herrschen! Ohne sie würden alle vortreffliche Naturanlagen in der Menschheit ewig unentwickelt schlummern. Der Mensch will Eintracht; aber die Natur weiß besser, was für seine Gattung gut ist: sie will Zwietracht. Er will gemächlich und vergnügt leben; die Natur will aber, er soll aus der Lässigkeit und untätigen Genügsamkeit hinaus sich in Arbeit und Mühseligkeiten stürzen, um dagegen auch Mittel auszufinden, sich klüglich wiederum aus den letztern heraus zu ziehen. Die natürlichen Triebfedern dazu, die Quellen der Ungeselligkeit und des durchgängigen Widerstandes, woraus so viele Übel entsprangen, die aber doch auch wieder zur neuen Anspannung der Kräfte, mithin zu mehrerer Entwickelung der Naturanlagen antreiben, verrathen also wohl die Anordnung eines weisen Schöpfers; und nicht etwa die Hand eines bösartigen Geistes, der in seine herrliche Anstalt gepfuscht oder sie neidischer Weise verderbt habe.”










Samstag, 9. Februar 2019

Horowitz plays Schumann Fantasie in C Major {1/4}

Lob der Mitte bei Aristoteles







Die Vorstellung der Schichtung einer Gesellschaft ist den Bodenschichten als Metapher entnommen. In der Anschauung der Gesellschaft sieht man nur Menschen und Gruppen. Von ihnen geht Aristoteles aus in seiner Betrachtung und Analyse der athenischen Polis:
“Denn wenn der von uns in der Ethik aufgestellte Grundsatz zu Recht besteht, daß das glückliche Leben ein Leben gemäß unbehinderter Tugend und die Tugend eine Mitte ist, so muß das mittlere Leben das beste sein, ein Leben, sagen wir, in einer Mitte, die für jeden zu erreichen ist. Diese nämlichen Bestimmungen müssen aber, wie für die Tugend und Schlechtigkeit eines Staates, so auch für die einer Verfassung gelten, da die Verfassung (1295b) wie ein Leben des
Staates ist. In allen Staaten nun gibt es drei Klassen von Bürgern: sehr reiche, sehr arme und drittens solche, die zwischen beiden in der Mitte stehen. Da also die Voraussetzung gilt, daß das Gemäßigte und das Mittlere das beste ist, so sieht man, daß auch in bezug auf die Vermögensverhältnisse der mittlere Besitz von allen der beste ist; ein solcher Vermögensstand gehorcht am leichtesten der Vernunft. Dagegen fällt es dem übermäßig Schönen oder dem übermäßig Starken oder dem Manne von sehr edler Geburt oder dem übermäßig Reichen und denen, die das Gegenteil von ihnen sind, dem übermäßig Armen oder übermäßig Schwachen oder dem sehr Niedrigen und Verachteten schwer, der Vernunft zu folgen. Jene werden mehr übermütig und schlecht im großen, diese allzu tückisch und schlecht im kleinen, und Übermut auf der einen und Tücke auf der anderen Seite sind es ja, woraus alle ungerechten Taten entspringen. Ferner sind sie die schlechtesten Mitglieder im Gemeindekollegium und im Senat, was beides die Staaten schädigt. Zudem besitzen diejenigen, die sich eines Übermaßes von Glücksgütern, von Stärke, Reichtum, Anhang und dergleichen mehr, erfreuen, weder Neigung noch Einsicht dazu, anderen zu gehorchen — und das haftet ihnen schon von Haus aus als Kindern an; denn verzärtelt, wie sie sind, können sie sich nicht einmal in der Schule an Gehorsam gewöhnen —; umgekehrt sind
diejenigen, die an diesen Dingen übermäßigen Mangel leiden, allzu unterwürfig. Und so können die einen nicht herrschen und nur in sklavischer Weise gehorchen, und die anderen können keiner Art von Herrschaft gehorchen und selbst nur in despotischer Weise herrschen. Das gibt nun einen Staat von Knechten und Herren, aber nicht von Freien, einen Staat, wo die einen beneiden, die anderen verachten, und so einen Zustand, der zu Freundschaft und staatlicher Gemeinschaft im größten Gegensätze steht. Gemeinschaft ist Freundschaft; mit Feinden mag man nicht einmal den Weg teilen. Nun will aber ein Staat möglichst aus gleichen und ähnlichen Bürgern bestehen, und das findet sich am meisten bei dem Mittelständen, und so muß der Staat die beste Verfassung haben, der eine solche Zusammensetzung hat, wie sie nach unserer Darlegung die Natur des Staates fordert. Auch ist in den Staaten die Existenz dieser Art Bürger am meisten gesichert. Sie begehren weder selbst nach fremdem Gute wie die Armen, noch begehren andere nach ihrem Besitze, wie die Armen nach dem der Reichen. Und so bringen sie, weil sie weder den anderen nachstellen, noch andere ihnen, ungefährdet ihre Tage zu. Darum hatte Phokylides recht mit seinem Wunsche:
Viel Bestes hat der Mittelstand, Zu ihm möcht’ ich im Staat gehören.
Es liegt mithin am Tage, daß auch die Gemeinschaft, die sich auf den Mittelstand gründet, die beste ist, und daß solche Staaten sich in der Möglichkeit befinden, eine gute Verfassung zu haben, in denen eben der Mittelstand zahlreich vertreten ist und womöglich die beiden anderen Klassen, oder doch eine von ihnen an Stärke übertrifft. Denn auf welche Seite er sich wirft, nach der gibt er den Ausschlag und verhindert das Aufkommen der entgegengesetzten Extreme. Daher ist es das größte Glück, wenn die Bürger eines Staates ein mittleres und ausreichendes Vermögen haben, weil da, (1296a) wo die einen sehr viel besitzen und die anderen nichts, wegen dieses beiderseitigen Übermaßes entweder die extremste Demokratie oder reine, ungemischte Oligarchie oder Tyrannis entsteht. Denn die Tyrannis entsteht ebensogut aus der zügellosesten Demokratie als aus der Oligarchie, dagegen aus der Herrschaft des Mittelstandes und der sozial beinahe gleichgestellten Klassen weit weniger. Die Ursache davon werden wir später in den Erörterungen über die Umwandlung der Staatsformen angeben.”

Aristoteles. Politik. 11. Kap. Pos. 2538. Kindle-Version.








Donnerstag, 7. Februar 2019

Unterschiede sind keine Spaltung







“Spal­tung in der Ge­sell­schaft”.
Man hört und liest das jetzt dauernd. So ähnlich wie der “Klimawandel”, ehemals “Klimaerwärmung”, gehört die Spaltungsmetapher der politischen Sprache der herrschenden Eliten an als da sind rotgrüne Lehrer und Hochschullehrer, rotgrüne Richter, rotgrüne Journalisten, rotgrüne Unternehmer,  rotgrüne Beamte und rotgrüne Politiker.

Da schreibt zum Beispiel Ilka Kopplin in der FAZ: “Die För­de­rung der High­tech-In­dus­trie führt zu ei­ner Spal­tung in der Ge­sell­schaft.” (Israels Innovationen haben ihren Preis 4.1.19) Gemeint ist, daß die Softwareingenieure viel mehr verdienen als Angestellte in Jerusalem. Und das phantasiert die Journalistin als “Spaltung”. Das zugrundeliegende Gesellschaftsbild stellt sich die Gesellschaft als einheitlichen Brei vor, vielleicht nach dem Modell der kommunistischen Diktatur, in der alle real arm sind, die herrschenden Funktionäre ausgenommen.
Unterschiedliche Einkommen sind aber völlig normal und taugen höchstens zu einer Einkommensschichtung.
Softwareingenieure sind Teil der technischen Elite, einer Funktions-Elite mit hoher Wertschöpfung.

Bolte-Zwiebel von 1960 aus Wiki.










Montag, 4. Februar 2019

"Trois Morceaux en forme de poire" - Erik Satie

Die Geschichte, mein Freund, ist uns ein Buch mit sieben Siegeln (Faust)









“Die Historiker sehen oft keine andere Geschichtsauffassung, die so gut auf die Tatsachen paßt, wie ihre eigene; aber wenn wir in Betracht ziehen, daß sogar in der Physik mit ihrem größeren und verläßlicheren Tatsachenmaterial immer und immer wieder neue entscheidende Experimente notwendig sind, weil die alten Experimente mit zwei rivalisierenden und unvereinbaren Theorien übereinstimmen (...), dann werden wir die naive Ansicht aufgeben, daß sich irgendeine Reihe historischer Aufzeichnungen jemals nur auf eine Weise interpretieren läßt.”


Popper, Alles Leben ist Problemlösen, S. 184  

Foto: Wikip. 








Michael Riesman ist der Pianist. /// Philip Glass - Glassworks - 01. Opening

Sonntag, 3. Februar 2019

Was haben Sie falsifiziert?






“An einer anderen Stelle, in seiner Nobelpreis-Biographie, schreibt Eccles:
‘Ich kann mich jetzt sogar über die Falsifikation einer Lieblingstheorie freuen, denn eine solche Falsifikation ist ein wissenschaftlicher Erfolg.’
Dieser letzte Punkt ist überaus wichtig: Wir lernen immer eine ganze Menge durch eine Falsifikation.”
Popper, Alles Leben ist Problemlösen, S. 31


Da kann man Eccles nur gratulieren. „Was haben Sie entdeckt?“ ist die Standardfrage im wissenschaftlichen Milieu. Und in politwissenschaftlichen Netzwerken wird jeder Humbug - Kältewellen durch Klima-Erwärmung - mit Zähnen und Klauen verteidigt. 

Karikatur Buchumschlag: Tullio Pericoli














Samstag, 2. Februar 2019

Manu Katché "Song For Her" from the album "Manu Katché - Live in Concert...

Die grüne Gesellschaft - tausendfache Kindervergewaltigung in Lügde


Es gibt so schnell keine Ekelhaftigkeit, bei der 1968 und die ekelhafteste der Parteien, die Grünfanatiker, keine Rolle spielen.
Nehmen wir den Kindergartenbeglücker Cohn-Bandit pars pro toto: “„Hosenlatz geöffnet und angefangen, mich zu streicheln“.
In dem Buch „Der große Basar“ hatte Cohn-Bendit 1975 ausführlich über seine Zeit als Kinderbetreuer im Kinderladen der Universität Frankfurt zwischen 1972 und 1974 berichtet.  „Ich konnte richtig fühlen, wie die kleinen Mädchen von fünf schon gelernt hatten, mich anzumachen“, schrieb Cohn-Bendit. Er berichtete, wie es „mehrmals passierte, dass einige Kinder meinen Hosenlatz geöffnet und angefangen haben, mich zu streicheln“. „Auf Wunsch“ habe er dann auch zurückgestreichelt. …” FAZ 19.4.13  Die Sexpropaganda strebte damals dem Höhepunkt zu und galt der “Befreiung der Gesellschaft“. Der Humanistische Bund hatte auch solche Sex-Apostel in seinen Reihen. Die linken Studenten entdeckten 68 den freudianisch-marxistischen Sex- und Politagitator Wilhelm Reich neu und verbreiteten seine Schriften.

Was als studentischer Blödsinn begann, hat heute die gesamte Gesellschaft durchdrungen und natürlich auch das asoziale Gesindel erreicht. Bereits die Schulkinder sollen mit grünen Sexfibeln gehirngewaschen werden, wie nicht nur in Baden-Württemberg. Wahrlich, wahrlich, die Grünen stehen überall für die dezivilisierende Fratzenhaftigkeit.