Sarrazin und Issing im Januar 2013 bei der Ludwig-Erhard-Stiftung mit Moderatorin Weidenfeld -
Ex-Bundebankvorstand Sarrazin sprach zum Thema "Die Zukunft Europas: Mit oder ohne Euro?"
Die Ludwig-Erhard-Stiftung hatte ihn und den ehemaligen Chefvolkswirt der EZB, Otmar Issing, zur europäischen Zukunftsdeutung eingeladen.
Aus einer Korrespondenz:
Marktwirtschaft braucht Haftung, wer schlecht gewirtschaftet hat, muß dafür einstehen wie Lehman Brothers. Wer gut gewirtschaftet hat, wie die Deutsche Bank, kann sich mit seinen Kunden freuen und natürlich auch entsprechend entlohnen. An laufende Verträge sind allerdings auch schwache Banken gebunden. Zum Kern der Problematik stoßen Sie aber nicht vor: Staatsanleihen galten bis zur Staatsschuldenkrise als ausfallsicher und mußten nicht mit Eigenkapital unterlegt werden. Die EU und die Eurozonenländer der Peripherie haben es durch ihre Großschuldenwirtschaft und manipulierte Zahlen - Griechenland hat von Anfang an gefälscht - dazu gebracht, daß Eurozonen-Staatsanleihen nicht mehr sicher sind und die Banken mehr Eigenkapital vorhalten müssen. Ich bin weder Bankkaufmann noch verheiratet oder verschwägert mit einer Bank, und überall, besonders im Staatsapparat, werden Fehler gemacht - aber eine allgemeine Bankenschelte ist nicht zielführend. Übrigens zahlen schwache Banken ihre Rettungskosten zurück; wenn sie das dauerhaft nicht können, sollen sie schließen. Man denke nur an die politischen Landesbanken.
Vor einer Bankpanik sollte man große Angst haben. Vor Schuldenschnitten auch:
Im März 12012 sahen sich 85% der Gläubiger griechischer Staatsanleihen genötigt, auf 50% ihres Geldes zu verzichten. Damit reduzierten sich die Schulden Athens um ca. 100 Mrd. Eine schlimme Geschichte für die Banken und Versicherungen. Noch viel schlimmer für die privaten Kleinanleger, die Altersruhegeld in griechischen Staatsanleihen angelegt haben. Am schlimmsten für die griechischen Rentner, die einen Teil ihrer Rente über die Zinszahlungen der Athener Anleihen eingeplant haben. Die auch teilweise griechische Papiere gekauft haben, um ihrem Land zu helfen. Die mußten bitter erfahren, daß griechischen Politikern nicht zu trauen ist. Der damalige Regierungschef Papademos war bei der Einführung des Euros in Griechenland griechischer Zentralbankchef und einer der Verantwortlichen für die gefälschten Statistiken.
Aber Otmar Issing, einer der Euro-Väter, meinte im Juli 2011:
„Eine Umschuldung im Euro wäre der GAU“
Für den ehemaligen EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing gibt es keine Alternative zu einem harten Schuldenschnitt Griechenlands. Eine weitere Mitgliedschaft in der Währungsunion würde deren Ende bedeuten, sagt er im F.A.Z.-Gespräch.” (19.7.11)
Das sind die Probleme. Sie sind schwerwiegend. Sie geben den Krakeelern und Straßenkämpfern Rückenwind. Aber mit einer Kriegsgefahr hat das rein gar nichts zu tun. Es beflügelt die Desintegration in der EU, die Briten, die ohnehin so schlau waren, ihre Währung zu behalten, ziehen sich möglicherweise ein Stück aus der EU zurück. Das ist ein Schuß vor den Bug der Brüsselkraten und ihrer Regelungswut. Mit einer “Gefährdung des Friedens” (AfD Rhein-Berg) hat das nichts zu tun. Nach wie vor zeigt sich der gewichtige und welterfahrene Währungswissenschaftler Issing überzeugt, daß es den Euro noch lange geben werde. Er ist stark und stand gestern bei 1,3328 zum USD. Der Nord-Euro nach Henkel ist eine Option. Die Vorteile des Euros wegen seiner gravierenden Nachteile zu übersehen, würde nicht von Klarsicht zeugen. Aber:
“"Deutschland kann die Euro-Zone nicht retten"
Kai A. Konrad, Chefberater des Finanzministers, erwartet das Kollabieren der Euro-Zone. Er schlägt einen Ausstieg Deutschlands aus der Währungsunion vor – Europa müsse gerettet werden, nicht der Euro.” WELT 17.8.13
Konrad ist allerdings nur Vorsitzender des wissenschaftlichen Beirats beim Bundesfinanzministerium. Wissenschaftliche Beiräte werden von Politikern nicht sehr ernst genommen. Aber immerhin, das wird Schäuble nicht freuen.
Es bleibt problematisch. Daher hat die AfD ihre Berechtigung. Reißerische Blättchen eher nicht.