Mittwoch, 25. Juli 2007

Kernernergieausfallkosten und teures Schulsystem mit billigen Ergebnissen

Nach dem Frühherbsteinbruch war das doch ein hübscher Tag mit frischen Abendfarben.

„Allzu häufig wird bei politischen Regulierungen oder persönlichen Entscheidungen übersehen, daß die Vermeidung von Kosten und Gefahren immer mit Kosten und Gefahren verbunden ist.“ Rezension Cass R. Sunstein, Gesetze der Angst, NZZ 21.7.07

Leserbrief FAZ
Kernenergie überfordert die meisten

Zum Artikel "Vattenfall entlässt Atom-Chef" (F.A.Z. vom 17. Juli): Es ist eine Selbstverständlichkeit und seit über 40 Jahren wesentlicher Lehrinhalt aller kerntechnischen Lehrstühle an unseren Hochschulen, dass bei Kernkraftwerken der Sicherheit höchste Priorität zukommt. Die Außerdienststellung ausgewiesener Fachleute auf diesem Gebiet mag aufgrund vordergründiger Medienkampagnen ein leider notwendiger Schritt sein, bringt aber ganz sicher keinen Sicherheitsgewinn. Tatsache ist, da der Kraftwerksstillstand bei Vattenfall einen täglichen Verlust von rund 1 Million Euro zur Folge hat, dass die Ersatzstrombeschaffung wegen des verknappten Angebotes an der Strombörse tägliche Mehrkosten von rund 2 Millionen Euro verursachen wird, die wir alle als Strombezieher zu tragen haben werden. Vielleicht ist dieser Vorgang ein Lehrstück für das, was auf uns zukommt, wenn auch die übrigen 16 Kenkraftwerke abgeschaltet werden müssen. Dann werden die täglichen Mehrkosten für die anderweitige Strombeschaffung auf über 34 Millionen Euro ansteigen und alle Bürger und unsere Wirtschaft erheblich belasten, während sich unsere Nachbarländer weiterhin einer kostengünstigen Stromerzeugung aus Kernkraftwerken erfreuen dürfen.

Das eigentliche Drama bei der Kernenergienutzung ist, dass die sehr komplizierte physikalische Prozesstechnik ein so hohes analytisches Wissensverständnis erfordert, das die meisten Politiker, Journalisten und auch die meisten Bürger überfordert. Das Ergebnis ist dann, insbesondere wenn die Vertrauensbasis gestört ist, eine vorsorgliche Ablehnung insgesamt.

Professor Dr.-Ing. Helmut Alt, Aachen

Text: F.A.Z., 25.07.2007, Nr. 170 / Seite 15
- Seit Jahrzehnten fließt jährlich mehr Geld in das öffentliche Bildungssystem – was kommt dabei heraus? WD