Donnerstag, 23. April 2009

Politikerkompetenz, SINN



Blaues Blümchen, wie heißt du?

- "Giftige" Wertpapiere: Eine ganze Reihe von Volkswirten verwendet inzwischen diesen blödsinnigen Ausdruck, der Wertpapiere mit Gift vergleicht. Es handelt sich aber um Wertpapiere, die derzeit keinen oder nur einen geringen Marktwert haben, weil sie schwer zu bewerten sind. Eventuell muß man die Endfälligkeit abwarten, dann werden sie von den Emittenden eingelöst - oder auch nicht, wenn die Ausgabestellen insolvent sein sollten.

- Schwan-Kandidatin hetzt: hätte gerne Unruhen für ihre Wahl

- Politikerkompetenz nach Adenauer und Erhard: "Die Märchen über das große Industrieland DDR .
Zu "Als Kohl im Führerhäuschen saß" (F.A.Z., "Politische Bücher" vom 18. April): In seiner Rezension des Buchs "Die Bonner Republik 1949-1998" von Heribert Schwan und Rolf Steininger erwähnt Rainer Blasius die Antwort Helmut Kohls zur Deutschland-Politik 1983 im Zusammenhang mit dem Milliardenkredit an die DDR: ". . . Wie sehr die DDR am Ende war, wusste niemand, denn wir alle lebten ja unter dem Einfluss einer unentwegt marschierenden Propagandaglocke, wonach die DDR das zehntgrößte Industrieland der Welt war."
Schlimmer konnte sich ein Bundeskanzler nicht blamieren, der mit dieser Äußerung zeigt, wie weit er von den tatsächlichen Verhältnissen drüben entfernt war - im Gegensatz zu jedem Bundesbürger, der seine Besuchsmöglichkeiten regelmäßig wahrnahm. Für die von der Rheinschiene stammenden Kohl und Schäuble waren die Gebiete jenseits der Elbe ein fernes Land, von dem sie nicht die geringste Ahnung hatten. Dieser Verdacht drängt sich einem insbesondere aufgrund der kapitalen Fehler der Regierung nach der Wiedervereinigung auf. Hinzu kommt, dass Kohl es sträflich unterließ, die seit der Brandt/Scheel-Regierung im Zuge des "Wandels durch Annäherung" völlig eingestellten, äußerst zuverlässigen Forschungsberichte über die Entwicklungen in der DDR wieder aufleben zu lassen.
Bis zur Regierung Kiesinger wurden auf allen Gebieten der Wirtschaft, des Sozialen, der Medizin, der Arbeitswelt, der Landwirtschaft, des Schul- und Hochschulwesens, des Handels und so weiter alljährlich Forschungsberichte der dafür zuständigen westdeutschen Institute und Universitäten veröffentlicht, die man über die Bonner Ministerien kostenlos beziehen konnte. Jeder, der es wollte, konnte sich also tiefgreifend über das Geschehen in der DDR informieren.
Wenn ein früherer Bundeskanzler auch heute noch zugibt, dem von den Kommunisten verbreiteten Märchen von der zehntgrößten Industrienation der Welt aufgesessen zu sein, so zeigt das ein hohes Maß an Naivität, das Gott sei Dank Hunderttausende bundesdeutscher Besucher der DDR nicht mit ihm teilen, weil sie schon damals die erbärmlichen Verhältnisse auf allen Gebieten würdigen konnten und es deshalb besser wussten. Die eigene Bevölkerung hatte für die Lobpreisungen der Politbürokraten und ZK-Größen ohnehin nur Hohn und Spott übrig."
Joachim Kadow, Bensheim-Auerbach, F.A.Z., 23.04.2009, Nr. 94 / Seite 35 // Man muß allerdings hinzufügen: Kleingeistige, aber eloquente Westentaschenpolitiker wie Brandt und Schmidt haben diese Desinformationen in großem Stil mit der SPD-Presse verbreitet.

- Stimmenkauf: "Der Wähler und die Abwrack-Bestechung .
Zur Wirtschaftsglosse "Der Abwrack-Irrsinn" (F.A.Z. vom 9. April): Den volkswirtschaftlichen Unsinn der Abwrack-Prämie hat Holger Appel klar und deutlich beschrieben. Was aber bei all den Kommentaren bisher nicht behandelt wurde, ist die Frage, ob es sich hier nicht langsam um strafbare Handlungen der verantwortlichen Politiker handelt. In Frage kommt aktive Bestechung, der die Politiker sonst so gern bei Managern nachgehen, die zur Erlangung von Aufträgen und zur Beschäftigungssicherung ihrer Firmen zweifellos gelegentlich die Grenzen des Zulässigen überschreiten. Die Politiker der großen Koalition versuchen hier wieder einmal, diesmal sogar mit direkten Zahlungen, die Wähler zu bestechen, um ihre Wiederwahl in lukrative Ämter zu erreichen. Dass hier noch keine Staatsanwaltschaft tätig geworden ist, hängt wohl mit deren Weisungsabhängigkeit zusammen. Dass die Bestochenen offensichtlich nicht merken, dass sie mit ihrem eigenen Geld, nämlich ihren künftigen Schulden, bestochen werden, ist ein erschütternder Hinweis auf die politische Reife eines Großteils unserer Wähler.
Dr. Claus Helbig, München F.A.Z., 23.04.2009, Nr. 94 / Seite 35

- SINN : „Bewusstsein kann also
wohl kaum als Zusammenschaltungsereignis von Molekülen verstanden werden,
dadurch entstehen nur Molekülkomplexe, aber kein Sinn. An der Vermeidung der
Sinnfrage krankt m.E. die ganze neurobiologische Debatte.“
... da haben Sie natürlich recht. Und bestimmt läßt sich auch noch nicht klären, wie der Sinn emergiert, und möglicherweise sind unsere Hirne für solche Aufgaben auch grundsätzlich nicht geeignet, sowenig, wie Katzenhirne für Schrödingers Katze Sinn haben.
Allerdings ging es mir um das gleichzeitige, zusammengeschaltete, flüchtige elektrochemische Ereignis der feuernden Neuronen in verschiedenen Bereichen des Gehirns (nicht um Molekülkonfigurationen), in dessen spezifisch erzeugtem Muster der Zusammenschaltung offenbar, in einer anderen Dimension, Sinn erzeugt wird. Die Art der Zusammenschaltung entscheidet über den Sinn / Unsinn.
Dafür muß man sich nicht interessieren, weil die beiden Seiten des Geschehens so völlig verschieden sind. Das Interesse dafür könnte sich dem Bedürfnis nach einer SINNBREMSE verdanken, weil Sinnschöpfung leicht einem dschungelhaften Wachstum anheimfällt und sich solipsistisch selbstreferentiell unendlich reproduziert und vom Hölzchen auf das Stöckchen kommt und so Erkenntnis verstellt. Sinn könnte das Schattenphänomen, das Abfallprodukt des starken Kausalitätserkenntnisdrangs des homo sapiens irrationalis sein.
In der geschichtlichen Betrachtung hat noch jede Irrationalität ihre steigernden Anschlüsse erzeugt bis zu einem Waterloo. Das dann neue / alte / neualte Paradigmen stimuliert.
Wenn die Kausalitätsvermutungen nicht einem strengen, empirischen Verfahren unterworfen werden, versinnen sie sich leicht ins Grenzenlose.
Ein weites Feld.