Dienstag, 23. Juni 2015

Was von Anfang an schief war, wird bei Wiederholung nicht gerade





 "Das Fehlerrisiko läßt sich für jeden Stichprobenumfang mit einem recht einfachen Verfahren abschätzen. Doch traditionellerweise führen Psychologen keine Berechnungen durch, um den angemessenen Stichprobenumfang zu ermitteln. Sie verlassen sich auf ihr intuitives Urteil, das normalerweise fehlerhaft ist." Kahneman, S. 143







Die meisten Studien bzw. Experimente sind schon deshalb ungültig, vor allem ältere, weil die Statistikregeln nicht eingehalten werden (s.u.a. Kahneman, Denken, S. 142ff.). Beim berühmten Milgram-Experiment hat es Hans Bernhard Schmid in seinem Buch <„Moralische Integrität“. Kritik eines Konstrukts.> unternommen, das gesamte Konzept und die Durchführung des Experiments als invalide zu entlarven.- Politisch einschlägig beliebt wurde das Experiment durch die Gleichung „Autoritärer Charakter = Totschlagscharakter = kapitalistischer Charakter“. Das Buch erschien 2011 und wurde in der FAZ v. 1.7.11 rezensiert. 

Wenn Birbaumer das Experiment ähnlich schlampig wiederholt hat wie Milgram es entwarf und durchführte, dann ist es ebenso invalide. Daß er keine näheren Angaben macht, läßt das vermuten. Der empirische Psychologe Hans Jürgen Eysenck hat in seinem Buch „Kriminalität und Persönlichkeit“ mehr beizutragen als Birbaumer. Auch zu Gefängnisprogrammen.  

Übrigens führen Psychologen nicht nur oft keine Berechnungen durch für den notwendigen Stichprobenumfang, sie übernehmen auch ungeprüft Ergebnisse von Experimenten, bei denen der Psychologe keine Stichprobengröße berechnet hat. So leider Kahneman beim Milgram-Experiment. Tja, man kann nicht alles nachprüfen, deswegen sollte man bei Experten mißtrauisch sein und eher nichts übernehmen.