Mittwoch, 16. September 2009

Integration des Westens in die Welt des Islam: Tariq Ramadan



Greser&Lenz, FAZ /// Die Suche nach dem kleinsten Übel wird immer schwieriger.

- Eine windige Opportunistin namens Merkel besuchte als Wahlkampfveranstaltung das Grab der überragenden Führungsfigur Adenauer, der vor 60 Jahren Kanzler wurde und mit dem unglaublich mutigen Marktwirtschaftler Erhard (nicht mit einem pol. Gartenzwerg wie Rüttgers) das Land überwältigend erfolgreich wiederaufbaute. Ein seltener politischer Glücksfall für Deutschland.

- Deutschland nach Adenauer: "
Essen: Unbekannter wirft Neunjährige in Kanalschacht
Ein Unbekannter hat in Velbert bei Essen ein neunjähriges Mädchen lebensgefährlich verletzt, in einen Kanalschacht geworfen und den Gully mit dem schweren Deckel verschlossen. Die Eltern hatten das Kind als vermisst gemeldet, nachdem es von der Hausaufgabenbetreuung nicht nach Hause zurückgekehrt war. ... " 15.9. FAZ

- „Es gibt keine islamische Theologie“ oder Auge in Auge mit der Steinzeit:
" Tariq Ramadans Islamismus. Ein Dozent des unfreien Denkens
Von Ralph Ghadban (Der Autor ist Islamwissenschaftler und Politologe. Von ihm erschienen: „Tariq Ramadan und die Islamisierung Europas“ (2006).)
FAZ 09. September 2009 Die Universität Rotterdam hat den Sozialphilosophen Tariq Ramadan vor kurzem fristlos entlassen. Seit 2007 lehrte er, der auch Gaststipendiat des Oxforder St. Anthony's College ist, in den Niederlanden als Gastdozent. Der Entlassungsgrund war Ramadans Arbeit als Moderator für einen weitgehend von der iranischen Regierung finanzierten Londoner Fernsehsender.
Wer ist, genauer: wofür steht Tariq Ramadan, der auch hierzulande von manchen als besonders elegante Erscheinung muslimischer Intellektualität diesseits der Unterscheidung von Fundamentalismus und Säkularität angeschwärmt wird? Der Ansatz der muslimischen Liberalreformer, der zur Akzeptanz des modernen Säkularstaates führen soll, erlebt in den letzten zwanzig Jahren eine starke Konkurrenz von Seiten der Islamisten. Sie erheben den Anspruch, ein islamisches Recht für die Muslime im Westen, zu entwickeln - mit der Konsequenz, dass der Begriff „Euro-Islam“ von Bassam Tibi heute undifferenziert sowohl für den säkularen Ansatz der Liberalreformer, der einen theologischen Charakter hat, verwendet wird und genauso für den islamistischen Ansatz der Salafi-Reformer, der aber einen islamjuristischen Charakter hat. Die Hauptvertreter dieses islamjuristischen Ansatzes sind die Fiqh-Räte von Europa und Nordamerika und Tariq Ramadan.
Eine opportunistische Haltung, um den Westen zu missionieren
Ihre Grundposition besagt, dass die Muslime die Integration in die westlichen Gesellschaften vermeiden und ihre eigenen Gemeinschaften auf der Basis der Scharia bilden sollen. Ausgehend von der religiösen Freiheit im Westen fordern sie ihr Recht auf eine islamische Lebensweise und hoffen langfristig, die schariakonforme Änderung unserer säkularen Gesetze zu erreichen. Für die Begründung der islamischen Lebensweise stützen sie sich auf einen Zweig des islamischen Rechtes, der als fiqh al-nawazel bekannt ist.
Dieser Fiqh war historisch ein Ausnahmerecht und behandelte Ereignisse, die im klassischen Recht nicht vorgesehen waren. Das trifft für die Niederlassung der Muslime im Westen zu, die entgegen den früheren Verboten nun dauerhaft unter der Herrschaft der Ungläubigen leben. Scheich Yusuf al-Qaradawi, der Vorsitzende des Europäischen Fiqh-Rates, hat dieses Ausnahmerecht übernommen und versucht es für das Leben im Westen zu systematisieren.

Das Gemeinwohl der MuslimeDie entwickelten Prinzipien für dieses Recht gelten nur für den Westen und haben nach al-Qaradawi einen vorübergehenden Charakter. Sie sollen nichtkonformes Schariaverhalten rechtfertigen. Eine westliche Ehefrau etwa, die zum Islam konvertiert, darf danach bei ihrem nichtmuslimischen Mann bleiben, in der Hoffnung, er konvertiert auch. Im Orient müsste sie sich nach wie vor scheiden lassen. Das ist in der Tat eine opportunistische Haltung, um den Westen zu missionieren. Die Mission ist übrigens die Hauptrechtfertigung für den Verbleib der Muslime im Westen.
Al-Alwani, Exvorsitzender des „Fiqh Council of North America“, vertritt eine ähnliche Grundposition, unterscheidet sich von al-Qaradawi jedoch in seiner Betrachtung dieses Ausnahmerechtes: Es soll als Erweiterung des klassischen Rechtes dauerhaft bestehen. Er nennt diesen Fiqh-Zweig „fiqh al aqalliyyat“, Scharia im Westen (islamisches Recht für muslimische Minderheiten im Westen).
Eine schillernde Figur des islamistischen Euro-Islam ist Tariq Ramadan. Er lehnt wie die Fiqh-Räte die Theologie kategorisch ab: „Es gibt keine islamische Theologie“, schreibt er in seinem Buch „Western Muslims and The Future of Islam“. Die islamische Glaubenslehre, die Aqida, sei klar und unmissverständlich. Der Begriff tawhid drücke am besten die absolute Einsheit Gottes aus und brauche keine Theologie, so Ramadan weiter, Gott habe im Koran dem Menschen seine Namen offenbart, damit sie ihn kennenlernen und niemals, damit sie ihn definieren.
Deshalb ist Ramadan gegen das freie Denken, das er als das größte Risiko für den freien, selbstverantwortlichen Menschen betrachtet, wenn dieser „denkt, mit seinem Intellekt allein die Welt lesen und verstehen zu können“. In Ramadans Vorstellung, die auf dem Glauben beruht, ist der Analogieschluss der muslimischen Gelehrten anstatt des deduktiven Syllogismus der Freidenker die einzig gültige Denkart. Für die Anpassung an die Moderne bleibt Ramadan nur der Fiqh. Wie al-Qaradawi geht er vom islamischen Prinzip des Gemeinwohls der Muslime aus - maslaha - wie es von al-Ghazali im 11. Jahrhundert definiert wurde. Danach bedeutet maslaha Schutz der Religion, des Lebens, des Intellekts, der Nachkommenschaft und des Eigentums der Muslime. Und wie al-Qaradawi spricht er von Mission, fiqh al-da'wa.
Integration der Muslime: überflüssig
Anders als al-Qaradawi und al-Alwani, die zwischen einem Fiqh für die islamische Welt und einem für den Westen unterscheiden, spricht Ramadan von einem einheitlichen Fiqh für die ganze Menschheit und lehnt den Fiqh der Minderheiten (fiqh al-aqalliyyat) ab. Die Muslime seien zwar zahlenmäßig eine Minderheit im Westen, sagt Ramadan, mit ihren universellen Werten aber eine Mehrheit in der Welt. Die Universalität des Islam bestehe, so seine Überzeugung, in der Fähigkeit, alle Gesellschaften integrieren zu können.
Ausgehend davon, ruft Ramadan zu einer intellektuellen Revolution auf, die den Muslimen diese Dimension ihrer Religion bewusst machen soll: „Der Weg des Glaubens, der Pfad zur Quelle, die Scharia, lehrt uns alles zu integrieren, was nicht gegen ein etabliertes Prinzip unserer Religion verstößt, und es als eigenes zu betrachten. Es ist schließlich die wahre Universalität des Islam“ (aus „Western Muslims“).
Ramadan meint deshalb, dass die meisten Dinge schon islamisch sind und die Muslime daher im Westen schon zu Hause sind und keine Integration brauchen. Die strittigen Fragen sollten islamjuristisch mit ijtihad und fatwas geregelt werden, deren Funktion sehr weitreichend gemeint ist. Tariq Ramadan: „Die Anwendung dieser juristischen Instrumente soll sich nicht auf die gefährlichen Grenzbereiche beschränken, sondern im Zentrum einer globalen Vision stehen, die den Westen integriert und in ein angeeignetes Territorium umwandelt, ein Land für Muslime.“ ... ' FAZ 10.9.09