Sonntag, 1. April 2012

Herr Schröder, tun Sie was für Pussy-Riot






(Bild: http://pussy-riot.livejournal.com/)




“Die Dämonen” überschreibt Kerstin Holm ihren Bericht über “Rußlands vergifteten Frühling” (FAZ 29.3.12), in dem sie besonders auf die Rolle der Orthodoxen Kirche zur Unterstützung Putins eingeht. Das ist ihre alte Rolle seit jeher, ob in Moskau, Athen oder Belgrad. Auch die katholische Mutter der Orthodoxen hat stets die Nähe zur Macht gesucht, in Deutschland ist dies bis heute der Fall in der Instrumentalisierung der Staatsbürokratie zur Steuererhebung und schulischen Indoktrinierung. Durch die Konkurrenz der protestantischen Kirchen und der Aufklärung hat sich die arbeits- und technikfeindliche Haltung des Katholizismus in Deutschland in Grenzen gehalten, die katholische Variation der Orthodoxie in den slawischen Staaten hat sich aber stark wohlstandsmindernd ausgewirkt. Die Rückständigkeit auf dem Balkan könnte man zwar auch noch mit der sehr langen türkischen Besetzung erklären, doch trifft das für Rußland nicht zu. Zarentum und Orthodoxie bildeten dort jahrhundertelang eine blockierende Koalition, die erst durch die bolschewistische Diktatur unterbrochen wurde. Jetzt finden Ersatz-Zar Putin und die Orthodoxie erneut zueinander.

Gerhard Schröder, der einem offenbar befreundeten DLF-Journalisten ein Hofberichterstattungsgespräch gewährte (DLF 29.3.12), nahm von seiner Putin-Beurteilung als Kanzler (“lupenreiner Demokrat”) nicht nur nichts zurück, sondern bekräftigte sie sogar noch. Er ist ein Mann, der frech lügt, wenn er das für sinnvoll hält. Die Erschleichung einer dritten Amtszeit unter Mißachtung der Verfassung mit Hilfe seines Strohmanns Medwedjew, die Verbannung von Oppositionellen wie Chodorkowski ins Gefängnis, die Wahlfälschungen und die Schikanierung der Opposition auf allen Feldern – von alledem dürfte Gasprom-Mitarbeiter Schröder ebenso gut unterrichtet sein wie die Journalisten, die aus Moskau berichten.