Donnerstag, 11. August 2016

R Schumann Marchenbilder op 113

Frisch geschwätzt ist halb gewonnen





Foto: Wikip.

„Der erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: dies ist mein und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie viele Verbrechen, Kriege, Morde, wie viel Not und Elend und wie viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte: ‚Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören; ihr seid verloren, wenn ihr vergeßt, daß die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.”

Rousseau, Abhandlung über den Ursprung und die Grundlagen der Ungleichheit unter den Menschen, 1755

Seine 5 Kinder gab dieser Literat nach der Geburt ins Waisenhaus um in Ruhe herumzuschwadronieren. Intelligent, wie er war, wurde er zum Stichwortgeber für St.-Just, Robespierre, Marx und Engels, Lenin, Stalin, Mao, Pol Pot etc. Seine fast grenzenlose Kenntnislosigkeit verdeckte er durch sein großes, schriftstellerisches Talent. Wenn man jung ist - Rousseau wird in der Schule gelehrt - fällt man schnell auf ihn herein. Wie auf vieles andere, das dem Kind und Jugendlichen übergestülpt wird. Daher bedarf der junge Mensch eines ‘Impfschutzes’ durch Schriften wie Stirners “Der Einzige” und Ayn Rands “Tugend des Egoismus”. Man fällt dann vielleicht nur auf jeden zweiten Blödsinn rein.








Die Freuden des Alters



Reinhold Messner: das Alter ist ein Massaker.”

Was für ein Satz! Messner ist Jahrgang 1944, also 72. Da sind manche schon verstorben, gut, Luhmann etwa starb mit 71. Messner mag seine fortgeschrittenen Jahre so empfinden.
Keine Klagen, kein Massaker. Geradezu prächtig fühle ich mich geistig, wenn ich heute einen Text lese, den ich vor fünfzig Jahren schon einmal gelesen habe, aber damals gar nicht recht verstanden habe bzw. nicht einordnen konnte. Heute lese ich zwar langsamer, aber mit einer großen Bibliothek im Kopf, die zum Abgleich bereitsteht.
Nie wieder 20, denke ich da oft. Und das gilt auch für die Lesbarkeit des Lebens, die durch die Lebenserfahrung ungemein gewinnt. Man hat im Laufe der Jahrzehnte so viel gesehen, daß man viele Phänomene besser einordnen kann und weniger täuschbar ist. Als junger tumber Tor habe ich das ganze Wochenende SPIEGEL und ZEIT gelesen und diese halbgaren Gazetten ernstgenommen - so blöd ist die Jugend.

“Das Alter ein Massaker”? Pech, wer es so erlebt. Messner hat mit seiner dubiosen Bergsteigerei in jedem Fall der Gesundheit geschadet. Vielleicht leidet er heute an diesem Raubbau. Er sollte das dazusagen.

Schopenhauer sagt auch was dazu:

“Bei diesen Herren muß in der Jugend die Muskelkraft und die Zeugungskraft herhalten. Aber späterhin bleiben nur die Geisteskräfte: fehlt es dann an diesen oder an ihrer Ausbildung und dem angesammelten Stoffe zu ihrer Tätigkeit, so ist der Jammer groß.”
Schopenhauer, Aphorismen zur Lebensweisheit, Von dem, was einer ist, S. 31 (Aus “Parerga und Paralipomena”)

















Maurice Ravel - Piece en Forme de Habanera for cello and piano