Nahrung, Sex und Status - diese drei treiben den Menschen um. Dieses und jenes kommt noch dazu in bunter Vielfalt. Nahrungs- und Sextrieb bleiben durch die Zeiten hindurch ziemlich gleich, doch der Status als soziale Wertschätzung im Verhältnis zu anderen Menschen sah zahlreiche Wandlungen. In den alten Zeiten war er ein Geburtsstatus nach dem Schema Adel, Bauer und Bettelmann, flexibilisierte sich aber Ende des Mittelalters und nahm den Bürger auf, der für weitere Lockerungen im Rahmen der bürgerlichen Arbeitsteilung sorgte. So wurde mancher Besitzbürger zum Stadtkönig und Handwerker zum Reichspräsidenten. Das warf mancherlei Statusgefühle durcheinander, während die Flexibilisierung fortschritt.
Im 20. Jahrhundert konnten angestellte Bürokraten in Großorganisationen bedeutende Ränge einnehmen, selbst Frauen, die noch nie einer bürgerlichen Berufstätigkeit nachgegangen waren, konnten in kurzer Zeit politische Spitzenpositionen einnehmen. Die Möglichkeiten wuchsen, und die persönlichen Belastungen daraus wuchsen mit. Wie konnte man nun einen hohen Status erringen und behalten? Da fiel vielen viel ein von Politik bis Youtube. Jüngste Mode ist der moralische Status. Ob präpotenter Schüler, ob Schauspieler, Erbe oder Siemenschef: alle wollen jetzt einfach gut sein in der großen Moralkarawane. Dann ist der Status auch gut. Gut bleibt gut. Auch wenn sich sonst alles ändert.