Samstag, 13. Februar 2010

"Saugut": John Stuart Mill, Kernkraft in Georgia




Ansicht aus der Kleinen Eiszeit: "Winterszene" von Hendrick Avercamp, ca. 1609 (noch bis 15.2. im Reichsmuseum Amsterdam)(da schaufelt ja gar niemand Schnee!?)

John Stuart Mill (*1806 London - 1873 Avignon)(Jawohl, die Stirn trägt man besser offen und frei!)


- Saugut: " Mill sieht sich in der von Epikur bis Bentham reichenden hedonistischen Tradition, der gemäss Lust (im Sinne des ganzen Spektrums schöner Gefühle) den einzigen Endzweck menschlichen Handelns darstellt. Sein Zeitgenosse Thomas Carlyle hatte den Hedonismus mit dem Etikett der Schweinephilosophie versehen (was – nebenbei gesagt – Anlass gab zu dem Kalauer, der Hedonismus sei keine Theorie des Guten, sondern eine Theorie des Sauguten). ...
Ein liberaler Mensch, wie Mill ihn sich vorstellt, nimmt nicht die Freiheit der anderen nolens volens hin und toleriert sie, so wie er von ihnen toleriert werden will. Seine Haltung ist offener, neugieriger und affirmativer. Ohne Normabweichung, ohne das Probieren des anderen würde die Menschheit nie erfahren, welche Möglichkeiten der Steigerung in ihr liegen – und wenn Mill von Steigerung spricht, so denkt er nicht an freudlose Höchstleistungen, sondern an die Vollendung der Fähigkeit, ein freudvolles Leben zu führen – in qualitativer und quantitativer Hinsicht. Ohne Variation und Abweichung würde sich das gesellschaftliche Leben bald in toten Zeremonien erschöpfen.
Konformitätsdruck und Versuche der Einschränkung der Individualität führen somit nach Mill zu einer Verarmung des kulturellen Wissens über das Menschenmögliche; und daran kann niemand ein vernünftiges Interesse haben. Schon gar nicht ein Utilitarist." (Der Nutzen der Freiheit. Ein Versuch über John Stuart Mill, über Liberalismus, Utilitarismus und die Toleranz, Michael Schefczyk, NZZ 16.1.10)
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Der präfaschistische Heldentenor Carlyle bezog sich bei seinem Urteil auf fromme Autoren wie Eusebius Hieronymus; Horaz nahm diese christliche Verzerrung ironisch auf, indem er sich selbst einmal als „Epicuri de grege porcus“ („Schwein aus der Herde Epikurs“, Episteln 1, 4, 16) bezeichnet hatte.-
Schefczyks Aufsatz gelingt der schwierige Versuch, aus Mill'scher Perspektive das Glück der großen Zahl mit der individuellen Freiheit zu versöhnen. Es ergeben sich aber delikate Weiterungen. Variation und Abweichung dürfen nicht auf (Steuer-) Kosten anderer gehen. Wer HartzIV-Säufer oder Kommune I/II, Otto-Muehl-Kommune oder Ashram spielen will, soll das selbst bezahlen. Und im Falle der bei allen Guru-Sekten vertretenen sexuellen Übergriffe auf Kinder muß ein gesetzlicher Schutz gelten, der sich nur aus einer konservativen Wurzel herleiten kann, denn Gurus verkünden gerne mit Wilhelm Reich und Otto Muehl: „Die Familie ist die Brutstätte aller Geisteskrankheiten“.
Durch den utilitaristischen Bezug entgeht Mill auch dem "Zarathustra-Syndrom" Nietzsches und dessen "übermenschlichen" Verspanntheiten.

- Kernkraft in Georgia: Southern Co. / Obama baut Atomkraftwerke

- Vom Geist des Feuilletons: seit Tagen wird das (Plagiats-)Geschreibsel von 17jährigen verhandelt. Daß der Pubertätsblödsinn gut verkauft wird, verweist darüber hinaus auf den geistigen Zustand eines größeren Publikums.

- Vom Geist der Merkel und Schavan: noch einmal 2.000.000.000 € mehr sollen die schneeräumenden Steuerzahler für Klimadödlwissenschaft bezahlen - der Himmel falle ihnen auf den Kopf.

- Apropos Schneeräumen bei -3°C/-1°C: es schneit schon wieder; auch auf Mallorca; Philadelphia mißt 1,75cm Schnee.