Samstag, 5. März 2011

Zieht mächtig hinauf






Wo kommt denn da der Hermes her? Und wohin will er? Hat er dem fränkischen Sonnyboy etwas auszurichten?
Vielleicht: Das Göttliche zieht uns hinauf in Licht und Herrlichkeit, es wirft die Gläubigen nicht in den Staub, wie im Islam.
(Bild: Tiepolo, Deckenfresco in der Residenz des fränkischen Fürstbischofs; Welleschik / Wiki.)




“Der Olymp und die Kontinente” ist das riesige Decken-Bild betitelt, das der Venezianer 1751-53 in Würzburg schuf. Das klingt nicht sehr christlich und sieht auch nicht so aus.
Wären für den Bischof neutestamentliche Motive nicht passender gewesen?
Man war nicht so kleinlich, man verfuhr nach dem Motto “In meines Vaters Haus sind viele Zimmer”, und das zähle ich zu den guten Seiten des Christentums. Darüber hinaus fällt auf, daß “heidnisch”-antike Motive sowohl für den Maler als auch für den Fürstbischof so geläufig sind wie christliche, antike und christliche Bilderwelt durchdrangen einander in der gesamteuropäischen katholischen Öffentlichkeit. Die Renaissance hatte es ermöglicht. Schon die Architektur der Residenz weist über Franken und Deutschland hinaus, nach Versailles, dem baulichen Prunkvorbild. Dazu paßte der gerühmte Venezianer Tiepolo, der eigentlich nicht außerhalb Italiens arbeitete, sich aber vom Geld der Franken und der Größe der Aufgabe verpflichten ließ. Soll man es dem katholischen Bischof verübeln, daß er das Geld seiner Untertanen in diesen bis heute beeindruckenden Prachtbau steckte?
Weiter nördlich investierte der calvinistisch erzogene Friedrich Wilhelm I. in Preußen etwa zeitgleich nicht in Barockprunk, sondern in Landbau, Militär, Verwaltung, Rechtsstaat und Domänenschulwesen. Vor allem aber sparte er, vor allem an Kriegen. Sagen wir salomonisch, beides hatte eine Berechtigung, das eine aber wohl bedeutend mehr.

Und heute läßt sich “Der Olymp und die Kontinente” sehr billig als Reproduktion erwerben, ja, den ganzen Tiepolo gibt es fast umsonst. Die Zeiten haben sich verbessert.