Die Schulzeit erstreckt sich über viele Jahre und macht schon deswegen Eindruck. Lehrer Kempowski machte sich die Arbeit, frühere Schüler als Erwachsene nach ihrer Schulzeit zu befragen. Die Antworten stellte er nach Fächern geordnet als Buch zusammen. Man staunt, was da alles vorkommt, und keineswegs haben sich alle „so durchgemogelt“. Neben vielen positiven Rückblicken stehen natürlich auch die anderen, für die das Ende der Schulzeit auch die Befreiung zum Leben darstellt. Das Verdienst dieses Buches liegt darin, die ganze Bandbreite der Erfahrungen vorzuführen. Jeder Leser hat seine eigenen Eindrücke und ist geneigt, sie zu verallgemeinern. Das tun insbesondere auch die Lehrer, die grundsätzlich - von Berufs wegen schon - die Schule für etwas rundum Positives zu halten, wofür die durch Schulmänner verballhornte Sentenz Senecas steht:
Nicht für die Schule, für das Leben lernen wir. Bei Seneca heißt es im Original:
Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir („Non vitae, sed scholae discimus.“)
Zweifellos hat Seneca recht. So sehr sich die Schule in 2000 Jahren gewandelt hat, so sehr ist sie eine vom Leben abgesonderte Provinz geblieben. Aber viele Schüler haben sie trotzdem überwiegend positiv erlebt, was natürlich auch mit den Lehrern zu tun hat und mit den Schulfreunden.
Schulfreundschaften können sehr langlebig sein und auch beruflich über Netzwerke sehr nützlich. Sie bilden einen Teil des kindlichen und jugendlichen Lebens, der mit Familie, Nachbarn und Geographie den Komplex „Heimat“ bildet.
Kempowskis Sammlung - die einzige diese Art meines Wissens - liefert eine interessante Lektüre für Ex-Schüler und gehört in die Hand jedes Lehrers.
Der Rezensent hätte sich ein paar Angaben zur Auswahl der Stichprobe gewünscht und zur Befragung selbst.