Dienstag, 21. August 2012

Erfahrungswissen: Alle Hochschuldenländer sind katholisch oder orthodox






In diesem Zeichen wirst du arm sein und bleiben, was aber keine Schande ist


(Die Ikone Gottesmutter von Wladimir, Konstantinopel um 1100, Wiki.)  





Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis, und was Anderes gibt es nicht  
 



Pyrrhon meinte, man solle sich der Urteile enthalten, sie seien zu unsicher. Auch Lichtenberg formuliert skeptisch:
„ Man kann würklich nicht wissen ob man nicht jetzt im Tollhaus sitzt.“
[J 520]
Man weiß es nie so genau, man kann nicht ganz sicher sein. Daher warnt auch Hayek vor einer „Anmaßung von Wissen“. McGinn vergleicht die menschliche Hoffnung auf Erkenntnisgewißheit mit der Erwartung, eine Katze könne die Relativitätstheorie begreifen. Die Gehirne haben ihre Grenzen. Schamanen und Priester wissen das. Auf Kosten von Technik, Wohlstand und Wissenschaft bieten sie ihre irrationalen Verbände an. Pluralismus und Erkenntniswettbewerb sind jedoch angesagt, Denkverbote und Denkverfolgung nicht. 

Aber wenn auch Menschen sich nicht das Erleben einer Katze vorstellen können, so sind ihnen doch innerhalb der eigenen Art ein paar einfache Dinge erkennbar. Etwa die Unterschiedlichkeit der Lebensalter. Mit zwanzig ist man ein anderer als mit Fünfzig. Die Lebenserfahrung, die wahrhaft hohe Schule, bewirkt das. Man lernt dazu. Selbst ein Joschka Fischer würde heute nicht mehr als Straßenschläger auftreten. Das Strafrecht trägt dem Lebensalter entsprechend Rechnung. 
Wenn ein Mann mit 45 noch als hyperaggressiver Mehrfachtäter verbal andere Menschen angreift, dann kann man einigermaßen sicher urteilen, daß man den Angegriffenen durch Wegschließen des Angreifers Schutz schuldet. 
Die Welt ist voller querulantischer Männer, manche von ihnen gleichen tollen Hunden, die sich in etwas verbeißen wollen, sei es, was es wolle. Horst Mahler ist ein solcher Typ, intelligent, aggressiv, konstitutionell lernunfähig, erst linksradikal, jetzt rechtsradikal, demnächst vielleicht totalitärer Sektengründer. 
Die meisten Extremisten sind harmloser und verbeißen sich nur bei bestimmten Themen. Dort können sie aber leicht die psychiatrische Grenze überschreiten. Sie halten dann ihren eigenen  kleinen Verstand für das Maß aller Dinge und schwafeln von Leben und Welt, und wie sie am besten einzurichten seien, geben sie vor, genau zu wissen. Sei es drum. 

Auch die Extremisten, hat die Gruppensoziologie herausgefunden, haben eine Funktion. Sie stärken nämlich die Mehrheitsmeinung. Die Herde auf der Weide blökt gerne gemeinsam, ein Putin gibt den Einsatz. Das ist wenig erkenntnisfördernd. Durch ihre Einwände, die klug, idiotisch oder skurril sein können, setzen sie einen Impuls, das Gruppenurteil zu überprüfen. Im Hofnarren fand sich dafür eine institutionalisierte Form. Für Narren sollte ein gewisser, nicht ausufernder Bestandsschutz gelten. 

Von aggressiven Querulanten aber muß man sich nicht auf den Nerven herumtrampeln lassen. Bei allem pyrrhonesischen Gleichmut.