Sonntag, 31. März 2019

Nichts bleibt, wie es war





Die These ist, daß der Zivilisationsprozeß Europas eng verbunden ist mit dem Rückgang der Geltung von Gewalt in Familie und Gesellschaft. Das schafft Raum für geistige, literarische und wissenschaftliche Betätigung und ihre Wertschätzung. Wo ständig für den Krieg geübt und strikte Geschlechtertrennung praktiziert wird wie in Sparta, kann zwar die Kunst blühen, aber nicht die Wissenschaft und die Zivilisation. Die entwickelt sich stärker in Poleis wie Athen. Sappho, Aspasia, Leontion und Hipparchia seien hier genannt. Allesamt Frauen aus dem Adel, die eigene Geltung erlangten. (Vgl. B. Kytzler, Frauen der Antike)

Auch die römische Antike, die vieles von den Griechen übernahm, kennt solche Frauen, während sie im christlichen Mittelalter eher rar sind. Dennoch dürfte die vom Klerus verfochtene Einehe mit Unauflöslichkeit (nominell) eine große Aufwertung des weiblichen Status bewirkt haben, der sich inzwischen in der Entwicklung des Feminismus als destruktiv erweist - nicht zuletzt durch die niedrige Geburtenrate, die über den weibisch überdrehten Sozialstaat Barbaren anlockt, die in Gewalt sozialisiert wurden und auf Gewaltgewohnheitsrecht setzen, speziell in der Familie.


Bild: Anicia Juliana (460-532) mit Schriftrolle als Zeichen ihrer Lese- und Schreibfähigkeit (Wikip.)















Samstag, 30. März 2019

Römisches Ehe-Recht


Fleißig bearbeitet!



“In der geraden Linie bilden Verwandtschaft, Schwägerschaft und Adoptivverwandtschaft jeden Grades - und zwar auch nach Aufhebung der die Affinität begründenden Ehe und des Adoptivverhältnisses - ein Ehehindernis. In der Seitenlinie war die Ehe anfänglich zwischen Verwandten bis zum 6. Grade, also unter Geschwisterenkeln (sobrini) verboten. Unter Klaudius wurde - zur Ermöglichung seiner Ehe mit Agrippina, der Tochter seines Bruders Germanikus - durch einen Senatsbeschluß die Ehe mit der Brudertochter erlaubt. Nach Justinianischem Recht ist die Ehe verboten unter Geschwistern (...) und Geschwisterkindern, ferner mit der Witwe des verstorbenen Bruders und der Schwester der verstorbenen Frau.” (Ed. Heilfron, Römische Rechtsgeschichte, 1903, S. 864)


Bei den Germanen war letzteres durchaus verbreitet. Das fränkisch-merowingisch-christliche Eherecht fußte weitgehend auf dem Römischen Recht und kämpfte erfolgreich gegen die Ehe mit der Witwe des verstorbenen Bruders und der Schwester der verstorbenen Frau.















Sviatoslav Richter - J.S. Bach - BWV 992 Capriccio sulla lontananza del ...

Freitag, 29. März 2019

Heiratsverbote Altes Testament


Die Vorstellung, daß Inzest Schaden stiftet - bei Nachkommen, aber auch Naturkatastrophen bewirke - ist bereits bei Naturvölkern vorhanden. Und auch der Kodex Hammurabi 1800 vuZ berücksichtigt sie. Allerdings nur in einer Konstellation, die praktisch nicht vorkommt: Mutter und Sohn. Personen, die bis ins Alter von etwa 6 Jahren miteinander aufwachsen, sind füreinander sexuell unattraktiv. (Vgl. Bischof, Ödipus, S. 384ff.)
Deutlicher wird der viel jüngere Kodex des Alten Testaments, der aber nicht zwischen genetisch relevanten (Schwester der Mutter zB) und genetisch irrelevanten unterscheidet (Frau des Bruder zB). Der Leitgedanke ist offenbar, die familiäre Ordnung durch sexuelle Begierden nicht zu destabilisieren.

DAS DRITTE BUCH MOSE (LEVITIKUS)

Verbot geschlechtlicher Verirrungen

181 Und der HERR redete mit Mose und sprach:
2 Rede mit den Israeliten und sprich zu ihnen: Ich bin der HERR, euer Gott.
3 Ihr sollt nicht tun nach der Weise des Landes Ägypten, darin ihr gewohnt habt, auch nicht nach der Weise des Landes Kanaan, wohin ich euch führen will. Ihr sollt auch nicht nach ihren Satzungen wandeln,
4 sondern nach meinen Rechten sollt ihr tun und meine Satzungen sollt ihr halten, dass ihr darin wandelt; ich bin der HERR, euer Gott.
5 Darum sollt ihr meine Satzungen halten und meine Rechte. Denn der Mensch, der sie tut, wird durch sie leben; ich bin der HERR.
6 Keiner unter euch soll sich irgendwelchen Blutsverwandten nahen, um mit ihnen geschlechtlichen Umgang zu haben; ich bin der HERR.
7 Du sollst mit deinem Vater und deiner leiblichen Mutter nicht Umgang haben. Es ist deine Mutter, darum sollst du nicht mit ihr Umgang haben.
8 Du sollst mit der Frau deines Vaters nicht Umgang haben; denn damit schändest du deinen Vater.
9 Du sollst mit deiner Schwester, die deines Vaters oder deiner Mutter Tochter ist, sie sei in oder außer der Ehe geboren, nicht Umgang haben.
10 Du sollst mit der Tochter deines Sohnes oder deiner Tochter nicht Umgang haben, damit schändest du dich selbst.
11 Du sollst mit der Tochter der Frau deines Vaters, die deinem Vater geboren ist und deine Schwester ist, nicht Umgang haben.
12 Du sollst mit der Schwester deines Vaters nicht Umgang haben; denn sie ist deines Vaters Blutsverwandte.
13 Du sollst mit der Schwester deiner Mutter nicht Umgang haben; denn sie ist deiner Mutter Blutsverwandte.
14 Du sollst den Bruder deines Vaters nicht damit schänden, dass du seine Frau nimmst; denn sie ist deine Verwandte.
15 Du sollst mit deiner Schwiegertochter nicht Umgang haben, denn sie ist deines Sohnes Frau; darum sollst du nicht mit ihr Umgang haben.
16 Du sollst mit der Frau deines Bruders nicht Umgang haben; denn damit schändest du deinen Bruder.
17 Du sollst nicht mit einer Frau und mit ihrer Tochter Umgang haben, noch mit ihres Sohnes Tochter oder ihrer Tochter Tochter; denn sie sind ihre Blutsverwandten und es ist eine Schandtat.

18 Du sollst die Schwester deiner Frau nicht zur Nebenfrau nehmen und mit ihr Umgang haben, solange deine Frau noch lebt.”












Von ca.1880 bis 2015 hat die durchschnittliche Temperatur der Erde um 0,8 Grad Celsius zugenommen! Much ado about noting! 1 Grad Kelvin (K) entspricht 1 Grad Celsius. Meßfehler (urbane Wärmeinseln) inbegriffen. /// Nobelpreisträger Ivar Giaever entlarvt die KLIMALÜGE - BITTE teilen!

Joe Pass - "Ain't Misbehavin'"

Montag, 25. März 2019

François Devienne (* 31. Januar 1759 in Joinville, Département Haute-Marne; † 5. September 1803 in Charenton-Saint-Maurice) F.Devienne-Sonata No.2 for Clarinet and Piano, Dong Hyun Jo,(조동현)

Austrasien? Wo ist denn das?




Da ging einiges kreuz und quer. Auch in Franken.
“Bedingt durch die innerfränkischen Machtverhältnisse war die Heirat Merowechs mit seiner Tante Brunichild im Jahre 576. Sie war die Witwe  Sigiberts I. von Austrasien, der das Opfer eines von seiner Schwägerin Fredegund, der dritten Gemahlin seines Bruders Chilperich und Stiefmutter Merowechs, angezettelten Mordanschlags geworden war. Fredegund hatte auch die Ermordung Gailswinths, der älteren Schwester Brunichilds und zweiten Gemahlin Chilperichs I., angestiftet. Die Hoffnung des Paares, durch ihre mit Billigung des Metropoliten Praetextatus von Rouen erfolgte Eheschließung das Erbe Sigiberts I. antreten zu können, scheiterte am Widerstand Chilperichs I., der seinen Sohn, dessen Ehe er als Verstoß gegen das göttliche Recht und das kanonische Gesetz anprangerte, in Haft nahm und zum Priester weihen ließ.”  (Mikat, Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien, S. 64f.)

Diese Priesterweihe war sicher eine originelle Idee von Vater Chilperich, ob ihm die allerdings der hl. Geist eingegeben hat, darf bezweifelt werden. Man kann hier jedenfalls sehen, daß die Kirche als Ordnungsmacht auftrat, auch wenn einzelne Mitglieder wie der Metropolit Praetextatus von Rouen sich anders verhielten. Vielleicht war der gar nicht richtig informiert? Es gab ja weder Telefon noch Facebook, wer konnte da stets auf der Höhe der Zeit sein? Vermutlich war die Vereinfachung und Verstetigung der Ehe- und Familienbeziehungen ein grundlegendes Anliegen der Konzile, allein, um den Überblick zu behalten. Eine Ehe, und die unauflöslich, und die exogam - das schaffte, wenn es denn klappte, stabile irdische Ordnung. Und diente auch der Erbgesundheit.  

Karte: Wikip.











Alte Geschichten


“Herodes Antipas war der zweite Sohn, den Herodes der Große mit seiner vierten Ehefrau, der Samaritanerin Malthake, zeugte. Er wurde zusammen mit seinem älteren Bruder Archelaos und seinem Halbbruder Philippus in Rom erzogen. Als sein Vater im Jahre 4 v. Chr. starb, wurde Herodes Antipas als einer der wenigen Söhne, die allen Nachstellungen entgangen waren, Herrscher von Galiläa und Peräa. Er machte Sepphoris in Galiläa zu seiner Hauptstadt. Außerdem gründete er Tiberias am See Genezareth, eine hellenistische Stadt, die nach Kaiser Tiberius benannt wurde und Sepphoris als Hauptstadt der Tetrarchie ablöste.
Herodes Antipas verliebte sich in seine Schwägerin und Nichte Herodias, die Frau seines Halbbruders Herodes Boethos (der Sohn der zweiten Mariamne). Herodias verließ ihren Mann aus Liebe zu ihm, und Herodes Antipas wiederum verstieß seine erste Frau, die Tochter des nabatäischen Königs Aretas IV. Dieser doppelte Ehebruch erregte bei den Juden Anstoß. Der gekränkte Schwiegervater Aretas brachte ihm in einem Grenzkrieg eine schwere Niederlage bei. Nach biblischer Darstellung hielt Johannes der Täufer dem Herodes um 28 n. Chr. den doppelten Ehebruch öffentlich vor, worauf Johannes verhaftet, in die Bergfestung Machärus gebracht und später auf Veranlassung der Herodias enthauptet wurde. Der jüdische Historiker Josephus Flavius erwähnt in seinem Bericht über die Hinrichtung Johannes des Täufers (Ant. 18, 116–119) die Kritik des Täufers an der Ehe des Herodes mit Herodias nicht. Josephus zufolge bewog ein politisches Motiv Herodes Antipas dazu, den Täufer verhaften zu lassen, nämlich die Befürchtung, die Anziehungskraft seiner Reden und dessen Ansehen beim Volk könnten einen Aufstand auslösen.”
Der Patriarch Jakob war - so das Alte Testament - mit zwei Schwestern verheiratet. Später bei den Aposteln Matthäus, Markus und Lukas, gilt auch die Ehe mit der Ex-Frau des Bruders als verboten:
“Denn er, Herodes, hatte ausgesandt und Johannes ergriffen und ins Gefängnis geworfen um der Herodias willen, der Frau seines Bruders Philippus; denn er hatte sie geheiratet.
18 Johannes aber hatte zu Herodes gesagt: Es ist nicht erlaubt, dass du die Frau deines Bruders hast. “ Mk 6,27

Solche Stellen wurden 400 Jahre später dahingehend benutzt, auch die Ehe mit der Schwester der Gattin, wenn diese verstorben war, zu verbieten.

Es scheint, daß es das Ziel der spätantiken bzw. frühmittelalterlichen Christen war, das sexuelle Treiben in den Familien generell zu dämpfen und zu kontrollieren, unabhängig davon, ob eine genetische Verwandtschaft vorlag oder nicht. Diesen Unterschied kannten sie gar nicht, sie verdächtigten offenbar die sexuelle Praxis in verwandtschaftlichen Bezügen in Gänze.  






















Samstag, 23. März 2019

Frescobaldi - Canzoni per Basso Solo/ Wolfgang GÜTTLER (Double Bass) ✔

Sakrale Tradition und säkulare Intuition




“Soweit die Kirche die Inzestregelungen des römischen Rechtes für ihre Gemeindemitglieder in Rechnung zu stellen hatte, trat ein Regelungsbedarf zunächst nicht auf, war doch ein weitreichendes Inzestrecht geradezu ein Kennzeichen des römischen Eherechts, das auf diesem Gebiet alte sakrake Rechtstraditionen fortführte.”  

(Mikat, Die Inzestgesetzgebung der merowingisch-fränkischen Konzilien (511-626/27), S. 11























Da mußte Paulus aufräumen


1.Korinther 5




Lutherbibel 2017

1 Überhaupt hört man, dass Unzucht unter euch ist, und zwar eine solche Unzucht, wie es sie nicht einmal unter den Heiden gibt: dass einer die Frau seines Vaters hat. 2 Und ihr seid aufgeblasen und seid nicht vielmehr traurig geworden, sodass ihr den aus eurer Mitte verstoßen hättet, der diese Tat begangen hat? 3 Denn ich, der ich zwar nicht leiblich bei euch bin, doch mit dem Geist, habe schon, als wäre ich bei euch, den verurteilt, der solches getan hat: 4 Wenn ihr im Namen unseres Herrn Jesus versammelt seid und mein Geist mit der Kraft unseres Herrn Jesus bei euch ist, 5 sollt ihr diesen Menschen dem Satan übergeben zum Verderben des Fleisches, auf dass sein Geist gerettet werde am Tage des Herrn. 6 Es ist nicht gut, wessen ihr euch rühmt. Wisst ihr nicht, dass ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuert? 7 Darum schafft den alten Sauerteig weg, auf dass ihr ein neuer Teig seid, wie ihr ja ungesäuert seid. Denn auch unser Passalamm ist geopfert, das ist Christus. 8 Darum lasst uns das Fest feiern nicht mit dem alten Sauerteig, auch nicht mit dem Sauerteig der Bosheit und Schlechtigkeit, sondern mit dem ungesäuerten Teig der Lauterkeit und Wahrheit. 9 Ich habe euch in dem Brief geschrieben, dass ihr nichts zu schaffen haben sollt mit Unzüchtigen. 10 Damit meine ich nicht allgemein die Unzüchtigen dieser Welt oder die Habgierigen oder Räuber oder Götzendiener; sonst müsstet ihr ja die Welt verlassen. 11 Vielmehr habe ich euch geschrieben: Ihr sollt nichts mit einem zu schaffen haben, der sich Bruder nennen lässt und ist ein Unzüchtiger oder ein Habgieriger oder ein Götzendiener oder ein Lästerer oder ein Trunkenbold oder ein Räuber; mit so einem sollt ihr auch nicht essen. 12 Denn was gehen mich die draußen an, dass ich sie sollte richten? Habt ihr nicht die zu richten, die drinnen sind? 13 Die aber draußen sind, wird Gott richten. Verstoßt ihr den Bösen aus eurer Mitte!“


Paulus war der große Ordnungsweiser des Christentums. Aus den allgemeinen Evangelien schuf er konkrete Münze, aus der sich später ein Ehestandsrecht entwickeln ließ. Das hier angesprochene Beispiel Mutter-Sohn - bei dem schwulen Paulus Vaters Frau und Sohn - dürfte konstruiert sein, die Kern-Familie ist im allgemeinen ein unerotischer Ort hinsichtlich der Kinder (vgl. Norbert Bischof, Rätsel Ödipus). 





















Donnerstag, 21. März 2019

Schubert: Trio Op. 100 - Andante con moto. Freivogel, Tomkins & Zivian 4...

Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Athen



Ehe und Sexualität differieren im antiken Griechenland je nach Polis. Die Kriegskommune Sparta wich an stärksten ab mit ihrer strengen Geschlechtertrennung, Athen selbst bietet ein unübersichtliches Bild, hat aber viele bildliche Darstellungen und spezifische Texte hinterlassen. Die Bürgerfrauen waren auf die Verwaltung des oft großen Haushalts und auf die Reproduktion beschränkt, die strikte Überwachung ihrer Sexualität diente der Eindeutigkeit (pater incertus). Sex und Erotik waren ausgelagert in die Päderastie und Prostitution. Ungeklärt ist das Bestehen von Heiratsbeschränkungen zur Verhinderung von Inzest. Zeus und Hera waren Geschwister und insofern verwundert die Holzskulptur. Vermutlich folgt sie der Logik der altägyptischen Geschwisterehen bei den Pharaonen.
(Carola Reinsberg, Ehe, Hetärentum und Knabenliebe im antiken Griechenland, 1989, daraus das Foto S. 27)
























Mittwoch, 20. März 2019

Lester Young - Stardust (1952)

Auch geringe Bodenbelastung




Prof. Harry Vereecken (Jülich), der zehn Jahre im Sachverständigenausschuss für die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln saß, antwortete nach einem Vortrag vor der Akademie der Wissenschaften NRW, deren Mitglied er ist, daß es keinerlei Indizien für eine karzinogene Wirkung von Glyphosat gegeben habe. Vereecken beschäftigte sich in dem Vortrag mit dem Boden im System Erde. (11.10.17)
Das schon lange dubiose amerikanische Justizsystem mit seinen geldgierigen Anwälten und unbedarfte Laienjurys scheint außer Rand und Band geraten zu sein.

Vgl. auch "Teure Umwelt- und Gesundheitspanik

Viele können mit Risiken und Wahrscheinlichkeiten nicht umgehen / Vorteil für Angstmacher / Von Statistiker Prof. Walter Krämer FAZ 21.08.2017"

Bei Daniel Kahneman läßt sich die Love-Canal-Affaire nachlesen; da zeigte sich, wie Umweltprobleme ins Riesenhafte aufgeblasen werden und die Medien jegliches Maß verlieren. (Kahneman, Denken, S. 179ff., Stichwort VERFÜGBARKEITSKASKADE) 















Dienstag, 19. März 2019

Der junge Brahms. /// Brahms, Piano Trio in B Major, op 8 - Istomin-Stern-Rose

Die Römer waren's


VERWANDTENHEIRAT
Die Heiratsbeschränkungen der Römer schon zuzeiten Senecas (Claudius) sind offenbar nicht von den Griechen übernommen worden, sondern erscheinen als selbstgefunden und -geschaffen. Das verwundert etwas, weil griechische Ärzte geschätzt wurden. Aber selbst ein Erasistratos (305 - 250 vor Seneca) scheint kein Auge auf Mißbildungen bei Verwandtenheiraten gehabt zu haben. Die scheint es aber gegeben zu haben:
“Der Athener Kimon heiratete seine Halbschwester Elpinike, wobei nicht ganz klar ist, ob Verbindungen zwischen Halbgeschwistern nicht doch als illegal galten.[6]
Der spartanische König Leonidas I. war mit seiner Nichte Gorgo verheiratet, der Tochter seines Halbbruders Kleomenes.
Wie bereits erwähnt, wurde die Geschwisterehe bei den Ptolemäerkönigen offenbar in der hellenistischen Welt akzeptiert, das Faktum wurde sogar im Beinamen hervorgehoben, so bei Ptolemaios II. Philadelphos („der Geschwisterliebende“), der mit seiner Schwester Arsinoë II. verheiratet war.”
(Wikip.)

Die christlichen Heiratsverbote schon in karolingischer Zeit schöpfen also aus dem römischen Recht. (Vgl. Mikat, Dotierte Ehe - rechte Ehe)













Montag, 18. März 2019

【Live】原始神母2015「The Great Gig In The Sky」(pinkfloyd tribute)@150826Chicke...

Die aus Köln



Agrippina III., Mutter Neros.
Foto der Büste im Landesmuseum Württemberg: Simon/Wiki.



“Ein Gesetz, das die Ehe zwischen Oheim und Nichte verbot, ließ Claudius annullieren.”
Das war Agrippina III., geboren 15 in Köln. Sie heiratete also ihren Onkel, den sie dann vergiftete, um ihren Sohn Nero auf den Kaiserthron zu bringen. Nero stammte aus der Ehe mit Gnaeus Domitius Ahenobarbus. (Vgl. Bernhard Kytzler, Frauen der Antike, S. 20)

Die Römer praktizierten also bereits Inzestverbote, ohne explizite genetische Kenntnisse zu besitzen; offenbar beruhten sie auf Anschauung und Erfahrung.










Samstag, 16. März 2019

Mikat und das kirchliche Eheschließungsrecht in fränkischer Zeit







Warum unterscheiden sich Orient und Okzident so weitgehend?
Die Stellung der Frau und das Eheschließungsrecht spielen dabei eine Rolle, wenn nicht gar eine große Rolle. Von selbst wandeln sich Gewaltverhältnisse nicht - sonst wäre das auch im Orient der Fall. Die prominente Rolle der Gewalt in Familie, Clan und Gesellschaft tritt im Okzident immer weiter zurück, bis hin zum Pazifismus und zur Wehrunfähigkeit. Das war ein langer Weg, und vermutlich hat die christliche Forderung nach der Einehe, der Unauflöslichkeit der Ehe und dem Konsensprinzip - hergeleitet aus dem Alten Testament - den Weg geebnet und begleitet. Die Vorstellung von Ordnungsfunktion der Einehe ist aber älter, Tacitus schreibt in der GERMANIA:
“Aber – die eheliche Sitte ist streng und sie bildet wohl die achtungswertheste Seite germanischer Zustände. Die Germanen sind fast das einzige Barbarenvolk, welches sich mit Einem Weibe begnügt. Ausnahmen sind sehr selten und auch dann liegt nicht die Sinnlichkeit zu Grunde, sondern es ist die hohe Stellung eines Mannes welche ihn zum Gegenstand mehrfältiger Werbung macht.” (Tacitus, C. Cornelius. Die Germania, Kap. Ehe)  
Die katholische Kirche (KK) in fränkischer Zeit wollte jedenfalls die “rechte Ehe” durchsetzen, was für sie die Dotierte Ehe (Muntehe) in öffentlicher Form mit Aufgebot war gegenüber der weniger kontrollierbaren Friedelehe (Freundinehe), die sie aber nolens volens auch minderberechtigt akzeptierte. Kebsfrauen und Konkubinat lehnte sie ab. Bei der dotierten Ehe ging die Gewalt (Munt) über die Braut vom Vater auf den Ehemann mit Gaben an die Brautsippe und die Braut. Mit dem öffentlichen Aufgebot verbunden war auch die Geltendmachung von Ehehindernissen. Bei “der Bekämpfung inzestuöser Verbindungen läßt sich eine durchlaufend konsequente Haltung der Kirche verzeichnen”. (Mikat, Dotierte Ehe, 1976, S. 16) Inzest befördert bekanntlich Erbkrankheiten und Minderintelligenz, beides von großer Bedeutung für die Entwicklung von Gemeinschaften und Gesellschaften. Woraus sich dieses konstruktive kirchliche Engagement speiste, bleibt allerdings unklar, Juden gaben die Cousinenheirat erst im zwanzigsten Jahrhundert ganz auf, im Islam ist sie auch in der Gegenwart noch sehr häufig.

Die Eheform der monogamen Lebensgemeinschaft als propagierte - wenn auch immer wieder durchbrochene - Norm diente zweifellos der Stabilität der Familie und einer tendenziell asketischeren Ausrichtung der Lebensführung, die späterhin für ein Berufsethos anschlußfähig war und ist. Ein Wohlstand schaffendes Berufsethos, das der Islam nicht kennt.













Tambourin Paraphrase - Keiko Abe - Kaja Wlostowska - marimba

Freitag, 15. März 2019

Wo ist es geblieben? In den Pflanzen!






Früher war nicht nur mehr Lametta, sondern auch viel mehr CO2!
Es gab fast nur Kohlendioxid, und keinen Sauerstoff! Lungentiere: keine weit und breit! Menschen sowieso nicht!


Das hat sich ja enorm gebessert! Einfach prima, daß es soviel Sauerstoff gibt. Mal tief einatmen!

Aber sowenig CO2 ist wirklich wenig. Nur 0,038%! Wirklich wenig, finden unsere grünen Freunde: Salat, Baum und Strauch! Banane auch. (Die Grünen sind nicht unsere Freunde.) Also: bißchen mehr CO2! Für Kartoffel, Eiche und Platane, für Mangrove, Linde und Gingko - macht einfach alle froh! (Außer den Sauertöpfen, versteht sich.)










Bach - BWV 1004, Chaconne in D minor - Itzhak Perlman

Dienstag, 12. März 2019

Montag, 11. März 2019

Germanien damals, Indien heute


“Die Ehe war in alter Zeit auf Geschenken aufgebaut”, so der Germanenkundler Grönbech. “Von größter Bedeutung waren die Geschenke des Bräutigams - oder richtiger seiner Sippe - an die Familie der Braut; aber diese Hauptgeschenke wurden durch zahlreiche kleinere Geschenke ergänzt; Schmucksachen wurden wurden vom Bräutigam der Verlobten und später der Frau geschenkt”.

(Grönbech, Kultur und Religion der Germanen, wb 1961, S. 354)


Günter Grass und seine Frau Ute weilten seinerzeit zu einem längeren Studienaufenthalt in Indien. Was Grass beobachtete und erlebte, notierte und zeichnete er. Er sah viel mehr als ein Tourist und sein Buch “Zunge zeigen” ist sehr lesenswert. Auf S. 45 berichtet er von seiner Zeitungslektüre:
“Dann wieder alltäglicher Terror: die Sikhs, die Gurkhas, Enthauptungen in Bihar. Und täglich lesen wir von jungen Frauen, deren Sari beim Kochen Feuer fing. In der Regel sind es Schwiegermütter, denen unzureichende Mitgift (Dauri) Grund genug bietet, ihren Söhnen gefällig zu werden.”
















Ein bemerkenswerter Unterschied im Prozeß der Zivilisation







Sag NEIN zum Brautgeld, Gegenwartsprobleme in Indien. (Wikip.)


Bemerkenswert, was Tacitus in der GERMANIA schreibt:
“Die Morgengabe bringt nicht das Weib dem Manne, sondern dem Weibe der Mann. Bei der Ueberreichung finden sich Eltern und Verwandte ein und mustern die Geschenke. Geschenke – aber nicht weibliche Luxusdinge oder Schmucksachen für die Neuvermählte, sondern Rinder und ein gezäumtes Roß und ein Schild mit Schwert und Speer. Gegen diese Gaben wird die Frau dem Manne zutheil, dem sie selbst ihrerseits einige Waffen zubringt. Diese Dinge gelten als das festeste Band, als das heilige Geheimniß, als die Schirmgötter der Ehe. Das Weib soll nicht wähnen, daß sie außerhalb der männlichen Gedankenwelt, außerhalb der kriegerischen Ereignisse stehe. Darum wird sie schon auf der Schwelle des Ehestands belehrt, daß sie eintritt als Genossin von Mühsal und Gefahr, im Frieden und im Kriege mit dem Manne zu dulden und zu wagen. Also verkünden ihr die gejochten Rinder, das gezäumte Roß, die dargebrachten Wagen; so muß sie leben, so muß sie sterben; was sie heut empfängt, das soll sie unentweiht und in Ehren dereinst ihren Söhnen übergeben, von diesen sollen es ihre Schwiegertöchter entgegennehmen, ihre Enkel es erben.”

Tacitus, C. Cornelius. Die Germania.  Kindle-Version.

Tacitus war jedoch selbst nicht in Germania, sondern schöpft aus Quellen wie Caesar und Titus Livius.
Dennoch kann diese Darstellung mit erklären, warum zwar das orientalische Christentum mit Paulus und Thomas die asiatische Vorstellung von dem Weib als “verfehltem Mann” (Thomas von Aquin) transportiert, aber diese nicht umfänglich dem Norden überstülpen kann. Mit Tacitus lassen sich viele okzidentale Erscheinungen gut vereinbaren, seien es die Kaiserinnen wie Theophanu oder die Witwe Loretta von Salm, die den aggressiven Erzbischof von Trier gefangensetzt. (Fischer-Fabian, Die Deutschen im späten Mittelalter, S. 219ff.) Auch das merkwürdige Phänomen des Minnesangs sei erwähnt.  










Javier Girotto Trio "Close your eyes and listen"