Mittwoch, 5. Januar 2011

Hoch und tief





Hochtief baut auch in Doha - aber nicht mit deutschen Bauarbeitern





Hochtief ist ein internationaler, weltweit tätiger Konzern unter deutscher Leitung mit nur 15% Gewinnanteil aus dem Inlandsgeschäft. Insofern kann grundsätzlich niemand etwas gegen eine Übernahme von HT aus dem Ausland haben. Es sei denn, die Aktionäre wollen nicht an ACS verkaufen.
Eine andere Sache ist, inwieweit spezifisch deutsche Interessen beachtet werden. Wenn man auf die Übernahme von Hoechst durch Sanofi sieht, muß man feststellen, daß die französische Seite ihre Interessen recht nationalistisch gewahrt hat. Das hat dem Unternehmen insgesamt wohl nicht geschadet, aber französische Standorte genossen Priorität, deutsche nicht.
In jedem Fall sollte sich aber die Politik mit ihrer unseriösen Politschau (s. Schröder/Holzmann) heraushalten. Sie kann einen anderen Beitrag leisten. Sie kann damit aufhören, sich an jeder Ecke "deutschfeindlich" zu verhalten, sich in den Schulen für eine stärkere "Deutschfreundlichkeit" einsetzen, sie kann "deutschfreundliche" Geschichtsinhalte in den Mittelpunkt stellen.
Ähnliches gilt für die tägliche "antideutsche" Propaganda der Linksmedien, etwa des WDR.
Das heißt natürlich nicht, in Nationalismus zu verfallen, wie er im Zentrum des französischen, spanischen, italienischen, englischen, polnischen, tschechischen und ganz extrem, im russischen und türkischen Bildungssystems steht.
Die Globalisierung ist geeignet, Nationalismus zu bremsen, aber sie kann das kybernetische Gebilde, das die nationalen Entitäten darstellen, nicht ersetzen.
Die weltweiten Prozesse sind schwer zu überschauen, schon das Geschehen in einem Lande überfordert sehr viele Menschen, wenn sie denn überhaupt ein Interesse haben, über den Tellerrand ihres Alltags hinwegzusehen. Das gilt auch für Politiker, insbesondere für deutsche Politiker, die im Schuldkult oder in der sozialistischen Diktatur erzogen wurden. Sie hofieren oft alles Nichtdeutsche und stellen deutsche Belange, wenn sie sie überhaupt wahrnehmen, gerne zurück.
Aber es gibt nur eine nationale Öffentlichkeit, kaum eine europäische und noch weniger eine globale, weil die Aufmerksamkeitsspanne der Menschen eben begrenzt ist. Die nationale Öffentlichkeit sitzt der nationalen Kultur auf und ist tausendfältig verflochten mit ihr. Sie bedarf als Gegenstück zur Globalisierung besonderer Pflege.
Wir profitieren alle von der internationalen Arbeitsteilung und Verflechtung, wenn die Chinesen einen sehr guten und billigen Weltempfänger anbieten, der mit einem digitalen Signalprozessor aus Kalifornien arbeitet; das Radio bestellen wir über ebay in Japan und in Deutschland bezahlen wir über das kalifornische PayPal-System. Gefühle kultureller Vertrautheit und heimatliche Verbundenheit stellen sich damit allerdings nicht her. Diese sind aber besonders für viele Menschen mit einfacher Signalverarbeitung sehr wichtig, für alle aber von Bedeutung. Für die Familiengründung und die langjährige Stabilität dieser elementaren sozialen Gruppe, die ohnehin durch Individualisierungsprozesse bedroht ist, bildet die Berechenbarkeit eines gemeinsamen kulturellen Hintergrunds eine wichtige Fundierung.
Es ist also wichtig, die kulturellen Gemeinsamkeiten zu pflegen und zu entwickeln, aber natürlich mit Augenmaß und grundsätzlicher Offenheit. Dafür bildet der Nationalstaat noch immer den einzig halbwegs verläßlichen Rahmen.
Adenauer, am 5. Januar 1876 geboren, und sein Gegenüber de Gaulle wußten das. De Gaulle lehnte sogar ein "Europa der Vaterländer" ab.