Montag, 31. März 2008

Schönberg

mi 17° heiter; erstes Rasenmähen.

- Interessant, wie arrogant, besserwisserisch, anmaßend und radikal der Herr Schönberg von 1913 ff. war (Zeitzeichen von Struck-Schloon, dem die gleiche Haltung ein paar Nummern kleiner eignet); aus innermusikalisch gedrechseltem Kalkül meinte der Einfaltspinsel, er könne so mal eben die Ohren und ihre hirnphysiologischen Parameter neu erfinden. Nicht viel mehr als op. 4 "Verklärte Nacht" ist von ihm geblieben; und noch ein bißchen Zank mit Thomas Mann, daß doch bitte schön er, der Schönberg, die verblasene Zwölfersache ausgetüftelt hätte.

- - Nachmittags Staatskommissar alias Schornsteinfeger, nein, -fegerin, des Bezirkskommissars Töchterlein, mit Brillant im Nasenflügel, Blondlegefrisur und langen, lackierten Fingernägeln: die Zeiten ...

Sonntag, 30. März 2008

18° heiter, Stimmenkaufprogramm, Novalis

mi 18° heiter, na endlich! Stürmischer Süd. Bussardpärchen im sonnigen Segelflug.

- Scheitert das Stimmenkaufprogramm?: "Steinbrück wehrt sich gegen teure Rentenerhöhung.
Die geplante Rentenerhöhung wird die Sozialsysteme bis zum Jahr 2011 mit rund 10 Milliarden Euro belasten, wie aus einer Formulierungshilfe für das neue Gesetz hervorgeht. Peer Steinbrück wehrt sich nun gegen zusätzliche Belastungen. Der Arbeitsminister müsse die Mehrausgaben gegenfinanzieren. ..." FAZ 29.3.08

- "Indem ich dem Gemeinen einen hohen Sinn, dem Gewöhnlichen ein geheimnisvolles Ansehen, dem Bekanten die Würde des Unbekannten, dem Endlichen einen unendlichen Schein gebe, so romantisiere ich." Novalis, Aphorismen u. Fragmente 1798-1800, 20

- Merkelmüntezumwinkelbande: "Postdienste: Pin Mail Frankfurt kündigt Mitarbeitern. Die Frankfurter Mitarbeiter von Pin sollen dem Vernehmen nach freigestellt sein.
30. März 2008 Der insolvente Postdienstleister Pin Mail Frankfurt GmbH & Co. KG hat seinen 130 Mitarbeitern überraschend die Kündigung geschickt. Der „sicher geglaubte Betrieb“ könne nicht aufrechterhalten werden, da ein Investor kurzfristig abgesprungen sei, sagte ein Sprecher des Insolvenzverwalters der Rhein-Main-Zeitung. Er bestätigte damit eine gleichlautende Information aus der Belegschaft." FAZ

- „Amerika ist längst in der Rezession“

Ob die Kreditkrise bereits zu Ende ist, weiß Joachim Fels, Chef-Volkswirt von Morgan Stanley in London, auch nicht zu sagen. Indes ist eine Rezession in Amerika für ihn längst keine Frage mehr. weiter
FAZ.NET Finanzen28. März 2008

Samstag, 29. März 2008

Jugendalkoholkonsum, Klima

mi 10° heiter 12.216 6560 Heiz-Öl 75,55 (78,40)

- Die Europäer haben so allerhand Probleme, seitdem ihnen der Erziehungsgedanke abhanden kam, selbst die Schwaben: "Alkoholkonsum bei Jugendlichen. Pfirsich-Tee mit Wodka. Jugendliche greifen vermehrt zur Flasche und die Gewaltdelikte nehmen zu. Baden-Württemberg plant deshalb ein nächtliches Verkaufsverbot von Alkohol. Zu einem Problem ist vor allem das „Vorglühen“, die Sauforgien vor dem Disko-Besuch, geworden. FAZ.NET Gesellschaft 28. März 2008

- Klima FAZ 28.3.08: - Ausdruck von Inkompetenz. LB Klaus Ermecke (kermecke)

Wenn jemand als Politiker behauptet oder als Journalist schreibt, "die Wissenschaftler" seien sich über irgendein behauptetes Phänomen in Sachen "Klimawandel" einig, dann ist das ein Ausdruck grober Inkompetenz.

Für mich war die FAZ vor vielen Jahren das Leitbild einer der Freiheit und intellektuellen Sauberkeit verpflichteten Presse, und ich habe die gedruckte Zeitung jahrzehntelang abonniert. Aber heute hat die FAZ ein gravierendes Qualitätsproblem. Aussagen wie die oben genannten dürften in dieser Zeitung einfach nicht mehr auftauchen!

Tatsache ist, daß ein kleines Team der Universität Mainz unter Leitung von Professor Kepplinger vor kurzem untersucht hat, wie einig sich die deutschen "Klimaforscher" wirklich sind. Dabei kam zum Vorschein, daß z.B. 80% der zu Aussagen bereiten Wissenschaftler kaum oder gar kein Vertrauen in computergestützte Klimamodelle haben! Aussagen wie die oben zu den angeblich heißen Konsens-Sommern sollten in der FAZ nie wieder abgedruckt werden!" LK 28.3.08

- Und immer wieder das gleiche...
Nathalie Neumann (NathiNeu)

Sie fragen, wer sich noch an richtige Frosttage erinnern könne: So gut wie jeder, der zwei Jahre zurückblicken kann. Da gab es dauerhaft minus zehn Grad, im Osten auch minus zwanzig. Mitte der achtziger Jahre hatten wir zwei, drei eiskalte Winter hintereinander.
Daß wir jetzt zwei milde Winter hintereinander erleben, ist auch nicht so ungewöhnlich; das hat es in Deutschland immer schon gegeben.
Im übrigen stimme ich dem ersten Kommentator zu: Mir ist es in Deutschland auch seit jeher zu kalt. Und wenn der Klimawandel dem Westen Deutschlands, wie Sie schreiben, keineswegs Wärme beschert, sondern es im Gegenteil kälter wird, erscheint das Auswandern verlockend.
Des weiteren hat ein milder Winter nur Vorteile: weniger Heizkosten, weniger Verkehrsunfälle, höhere Lebensdauer von Wind und Wetter ausgesetzten Geräten usw. usf.
Was mich allerdings immer auf's neue wundert, ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Klimaforscher den Menschen als Ausweg aus der Misere sehen: Er ist zwar schuld daran, daß sich die Erde erwärmt, aber auch das beste Mittel dagegen, daß sie es tut.

- Klimaspesenrittertagung in Hamburg (FAZ 27.3.08): Gerhard Steinhaus von Dt. Wetterdienst scheint auf der Klimaspesenrittertagung einer der wenigen (der einzige?) gewesen zu sein, der einfach empirische Daten präsentiert hat und daraus nicht den doppelten Weltuntergang ableitet. Es spottet jeder Beschreibung, wie das sozialdemokratische DWI aus bloßen Mutmaßungen, die vor allem der Forschungsgeldereinwerbung dienen, quadrierte Mutmaßungen "errechnet". Wurde denn gar nicht über den letzten Winter gesprochen?: "
- "Rekordkälte im Januar ... Vielen anderen Regionen der Erde bescherte dieser Monat jedoch eine Rekordkälte. Global betrachtet fiel die Temperatur auf den Landflächen erstmals seit 1982 sogar wieder unter den Mittelwert des gesamten 20. Jahrhunderts. Dies ergaben übereinstimmend die Daten der weltweit vier wichtigsten Klimaforschungszentren, darunter das US National Climate Data Center sowie das Hadley-Klimaforschungszentrum im britischen Exeter. ..." focus online . Und auch hierzulande war der Winter deutlich kälter, und damit viel teurer, als der letzte.
Und wie war der Winter 2005/6? Lang und streng, ein Rekordwinter, sagt Steiner von K+S; der hat's in der G+V.

- Nur Mediengeschwätz: "... Orkane haben in Deutschland nicht zugenommen. ... Dass allerdings nicht jedes Wetterphänomen auch mit dem Klimawandel zu tun hat, machte Gerhard Steinhaus vom Deutschen Wetterdienst klar. Die Zahl der Orkane in Deutschland etwa habe keineswegs zugenommen, auch wenn man es so empfinde. Es gebe zehn bis zwölf Tornados pro Jahr. Hamburg kann sich an eine solche Windhose noch gut erinnern. Im März 2006 zog über den Süden der Stadt überraschend ein Tornado hinweg. Zwei Kranführer starben, als ihre Kräne einfach abknickten. Tornados in Deutschland seien allerdings – im Gegensatz etwa zu Orkanen wie jüngst noch Emma – so kleinteilige und so plötzlich auftretende Wetterereignisse, sagte Steinhaus, dass sie vom Wetterdienst nicht erfasst werden könnten. ..." FAZ 28.3.08

Freitag, 28. März 2008

It's only Rock'n Roll, but I like it

Nach 44 Jahren
Blackpool hebt Bann gegen Rolling Stones auf

27. März 2008 Sie haben in der ganzen Welt Konzerte gegeben und durften selbst im kommunistischen China auftreten, doch ein britisches Seebad hielt eisern an einem Boykott der Rolling Stones fest. Jetzt - nach 44 Jahren - entschloss sich der Stadtrat von Blackpool, das Auftrittsverbot für die einst wilden Rocker aufzuheben.

Nichts würde ihn mehr freuen, erklärte Bürgermeister Peter Callow nach britischen Medienberichten vom Donnerstag, als ein Entschluss der Band, sich zu einem weiteren Konzert in Blackpool zu entschließen. Am 24. Juli 1964 war ein Auftritt der Rolling Stones im Empress Ballroom zu einem Fiasko geworden.

Fans zertrümmerten den Saal

Aufgewühlte und untereinander zerstrittene Fans hatten damals den Saal zertrümmert. Sie bewarfen sich mit Flaschen und Steinen. Mehr als 50 Menschen wurden verletzt. Ausgelöst wurde der Krawall dadurch, dass einige Fans in der ersten Reihe den damaligen Bandleader Brian Jones bespuckten und versuchten, auf die Bühne zu klettern. Als Gitarrist Keith Richards mit den Füßen nach den Spuckern trat, brach der Tumult los.
Zum Thema

* Mick Jagger beinahe Opfer von Anschlag der Hells Angels
* Martin Scorsese über seinen Rolling-Stones-Film
* Die Rolling Stones in Frankfurt
* Junger Stein: Ron Wood wird sechzig
* Hat Keith Richards doch nicht die Asche seines Vaters geschnupft?

Eine Sprecherin der Rolling Stones sagte auf Anfrage, sie wolle den Sinneswandel des Stadtrates von Blackpool nicht kommentieren. Die Band habe bislang nicht die Absicht, noch einmal in dem Badeort aufzutreten.

Wissenschaft oder politische Religion?


mi 12° w
- "Wissenschaft oder politische Religion? Die Türkei steht in einem Kulturkampf, der um ihre Schulen und Hochschulen geführt wird. In ihm steht die Frage zur Entscheidung, ob das Land ..." Von A. M. Celal Sengör, Geologe TU Istanbul, FAZ 27.03.08 // Diese Frage stellt sich auch in Tibet.

- Ex-Deutschlehrer Gabriel, amtierender Umweltfanatiker:"Sigmar Gabriel: Kritik an Mallorca-Flügen.Grüne und der Steuerzahlerbund kritisieren Flüge von Sigmar Gabriel mit Regierungsmaschinen von Mallorca und zurück – der Minister wehrt sich.... Der Präsident des Bundes der Steuerzahler, Karl Heinz Däke, empfahl Gabriel „dringend, die Richtlinien zu lesen. Dann wüsste er, wer die Rechnung für den Flug zu bezahlen hat, nämlich er selber.“ Das Blatt berichtete, der SPD-Politiker habe am 8. August 2007 seinen Urlaub unterbrochen und sei am selben Tag nach Deutschland und zurück geflogen. Der Flug habe 50 000 Euro gekostet, dabei seien rund 44 Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen worden. Vom Bundesumweltministerium war zunächst keine Stellungnahme zu erhalten. ..." Focus 12.3.08 // Lehramtsstudium der Fächer Deutsch, Politik und Soziologie

- Darwinisch: "Sind Hasen klüger als Kängurus, weil sie den Füchsen besser entkommen? Der Zoologe Volker Sommer denkt in seinem neuen Buch "darwinisch". / / Universalsäure ..." FAZ 26.03.08, Neue Sachbücher

- Raffael, auch Raffael da Urbino, Raffaello Santi (* vermutlich am 28. April 1483 in Urbino; † 6. April 1520 in Rom) war ein Maler und Baumeister der Hochrenaissance." // Allein an einer Figur wie Raffael kann man die erstaunliche Entwicklung der Individualkultur mit ihrer reichen ästhetischen Entfaltung ablesen; sie hat ihresgleichen nicht im Kulturraum des Buddhismus und schon gar nicht in dem des Islam, wo menschliche Darstellungen, wichtige Begleitung menschlichen Selbstbegreifens, fast ganz verboten sind. Daher auch die große ästhetische Ärmlichkeit des Islam.

- Die übliche Geschichte einer früh begonnenen kriminellen Karriere, justizieller Täterverwöhnung, polizeilichem und psychologischem Versagen sowie staatlicher Geringschätzung vorsorgenden Opferscutzes: " ... Fourniret inzwischen meist genannt wird, steht wegen Mordes und Vergewaltigung von sieben Mädchen und jungen Frauen vor Gericht. Wegen Mordes in einem Fall und der Beihilfe dazu in mehreren Fällen muss sich seine Frau Monique ebenfalls vor den Geschworenen verantworten. Der Beginn der kriminellen Karriere Fournirets, der am 4. April 66 Jahre alt wird, erscheint fast schon banal angesichts seiner späteren Taten. Schon mit Mitte 20 fällt er der Justiz auf. 1966 in Nantes und 1973 in Verdun wird Fourniret wegen Voyeurismus und Exhibitionismus verurteilt. Zum zweiten Mal verheiratet ist er damals. Aus erster Ehe hat er einen Sohn, mit seiner zweiten Frau Zwillingsmädchen und einen Jungen, der später bei einem Unfall ums Leben kommt. Die Familie lebt bei Paris. Mal dies, mal das und nie auf Dauer arbeitet Fourniret, gern als Handwerker, als Tischler zum Beispiel. Anfang der achtziger Jahre gerät sein Leben endgültig aus den Fugen. Im September 1982 wartet die 14 Jahre alte Dahina le Guennan am Bahnhof von Epernon im Pariser Umland auf ihren Zug, als sich ihr ein Mann nähert. Michel Fourniret hält ihr eine kleine Flasche vors Gesicht: „Das ist Vitriol.“ ... Fourniret lässt das Mädchen frei. Es geht zur Polizei. Erst 1984 kommt Fourniret in Untersuchungshaft. Nach Angaben von „Le Monde“ soll er rund 15 Sexualdelikte seit 1977 gestanden haben. Im Juni 1987 wird er wegen Entführung und Vergewaltigung Minderjähriger zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt, zwei davon auf Bewährung.
Aber schon im Oktober kommt Fourniret aus der Haftanstalt Fleury-Mérogis frei: Ihm wurde die Untersuchungshaft angerechnet und ein weiterer Straferlass zuerkannt. Dabei heißt es in einem psychiatrischen Gutachten vom 29. April 1986, Fourniret sei „ein Mann, der nach Jungfräulichkeit sucht“. Außerdem bescheinigen ihm die Sachverständigen neurotische Züge. ... Wieder auf freiem Fuß, zieht der damals 45 Jahre alte Fourniret seit Herbst 1987 mit der sechs Jahre jüngeren Monique Olivier durchs Leben: Kennengelernt hatte sich das Paar während Fournirets Haft durch eine Kleinanzeige ..." 26.3. FAZ

- - Kommentar online zu Frankenberger, Aufsteiger, FAZ 27.3.: Die zweite Liga wird leider kommen, Europa belastet sich durch unsinnigen Moralismus auf sehr vielen Gebieten - wie zum Beispiel auch durch ein Engagement für eine finstere Mönchsclique unter Führung eines Gottkönigs. Der Begriff MENSCHENRECHTE kann nur sinnvoll an den des INDIVIDUUMS angebunden werden, da das Individuum stets durch eine orthodoxe Mehrheit bedroht wird - ob in der rotchinesischen Diktatur oder im Gottkönigtum des Dalai Lama. Im diamantenen Tibetbuddhismus kann das Individuum nicht einmal gedacht werden, geschweige denn, daß er eine individualistische Kultur zuließe. Das ist bei Konfuzius und dem Taoismus durchaus anders. Die religiösen Diktatoren zwingen zudem ihre Untertanen zusätzlich zur Armut an der Existenzgrenze. Man erinnere sich an Khomeini, der als politischer Flüchtling vom französischen Steuerzahler ernährt wurde (wie der "Kalif von Köln), um dann den autoritären, aber halbwegs zivilisierten und Wohlstand ermöglichenden Schah zu stürzen und seinen furchtbaren Gottesstaat zu errichten.

- Ich habe es zuerst im Biergarten eines Rheinkahns beobachtet, einer alternativen Gastronomie, deren Wirtin sich auch als Künstlerin gebärdete, in den achtziger Jahren müßte es gewesen sein, jetzt wirbt auch die Lufthansa damit: die polyglotte Werbefigur blickt in eine chinesische Stadtlandschaft, trinkt chinesischen Tee und hält die chinesisch beschriftete Großtasse - am Trinkrand. Das erinnert an Gabriel de Tardes "Gesetze der Nachahmung". Er leitet, salopp formuliert, die Gesellschaft aus dem Herdentrieb ab. Damit hat er schon mehr vom Menschen und seinen Vergesellungen begriffen als einer wie Habermas. Die Richtung der Imitation zeigt dabei in Wohlfahrtsstaaten nach unten - je prolliger die Vorgabe, desto mehr Nachahmer stellen sich ein. Das hat auch William Golding in seinem Roman "Herr der Fliegen" gestaltet - wobei in seiner Szenerie die stützenden Institutionen ganz wegfielen.

- - Prinz Karl sieht jetzt fast schon so aus wie sein Vater Philip - und er darf immer noch nicht: Mama Queen steht wie eine Eins mit Hut. Ich vermute, sie faßt das Glas am Stiel - Karlchen am Trinkrand.

- - Merkelmüntezumwinkel-Katastrophentrigger: 1700 PIN-Arbeitslose zum Monatsende

Donnerstag, 27. März 2008

Wilders, Islamismus

Wilders gegen die Islamisten
Quälende Collage des Hasses im Internet

"27. März 2008 Gegen Ende des Films „Fitna“ sieht man die weißen, langen Hände des Filmemachers, wie sie über die Seiten einen prachtvollen Edition des Korans streichen, dann verdunkelt sich das Bild und man hört einen lauten Riss. Daraufhin erscheint folgender Hinweis: „Das Geräusch eben war eine Seite aus dem Telefonbuch, denn es ist an den Muslimen, und nicht an mir, die Seiten des Hasses aus dem Buch zu reißen.“

Geert Wilders hat kein Symbol des Islams entwürdigt oder herabgesetzt. Es gibt in Fitna - wenn man von einer motivisch genutzten dänischen Karikatur (die Turbanbombe) absieht - keine Verächtlichmachung des Propheten, des Korans oder der gläubigen Menschen. Es ist vielmehr eine sehr geschickte, suggestive Collage des Hasses der Islamisten gegen den Rest der Menschheit.

Dokumente und Zitate des Hasses

Wilders hat nicht, wie die dänischen Zeichner, seine eigene Häme ins Bild gesetzt, sondern aus Archiven und öffentlich zugänglichen Quellen Dokumente und Zitate des Hasses kompiliert. Wir hören die Opfer aus den Türmen in Manhattan, sehen die aufgebahrten Leichen nach den Anschlägen von Madrid und dazwischen immer wieder die Prediger, die solche Gewalt fordern und rechtfertigen. Wilders zeigt die Bilder von Kindersoldaten und dem dreijährigen Baschmallah, der brav aufsagt, dass die Juden Affen und Schweine sind.
Zum Thema

* Ein angekündigtes Koran-Video sorgt in der Niederlande für Nervosität
* liveleak.com

Ein Imam wird gezeigt, der zur Hasspredigt einen Stockdegen mitgebracht hat und - pompös, lächerlich und blutrünstig zugleich - blank zieht, als er davon kündet, wie den Juden der Kopf abgeschlagen werden wird. Schließlich gibt der Film eine Ahnung davon, wie die Niederlande in der Zukunft aussehen könnten, wenn es so weiter geht mit dem Vormarsch der Islamisten.

Ziemliche Packung

Es ist schon eine ziemliche Packung, die dem Zuschauer zugemutet wird. Es ist ein direkter Sprung ins Gesicht all jener, die die Probleme leugnen oder auf die lange Bank schieben wollen. Es ist aber kein rassistischer oder blasphemischer Film. Viele moderate Muslime, die selbst die Opfer der Fanatiker sind, werden ihn mit ebensolchem Entsetzen sehen wie säkulare oder christliche Zuschauer. Nur Verdränger haben ein Problem damit, so einen Film zu zeigen.
Quälende Provokationen: Geert Wilders

Quälende Provokationen: Geert Wilders

Es ist kein ausgewogener Bericht, keine faire Dokumentation, aber auch kein Aufruf zum Hass, sondern der Entsetzensschrei eines Mannes, der von Al Qaida mit einem Todesurteil belegt wurde und seit Jahren in ständiger Furcht um sein Leben sein muss und - obwohl er nie zur Gewalt aufgerufen hat und nie gewalttätig war - rund um die Uhr von Leibwächtern beschützt wird.

Von Mördern und ihren Anhängern

„Fitna“ handelt eigentlich vom Hass, nicht von Religion, und nicht von Arabern oder Türken, sondern von Mördern und ihren Anhängern. Über die Frage, wie man ihnen das Handwerk legen könnte, wie die Hassprediger ausgegrenzt werden, sagt Fitna nichts aus. Aber er provoziert gerade die europäischen Muslime, die, wie auch der islamkritische Schriftsteller Leon de Winter jüngst im Spiegel schrieb, eine große Verantwortung tragen und eine große Chance darstellen, sich zu diesen allesamt nachprüfbaren und wahren skandalösen Äußerungen und Taten im Namen des Koran zu verhalten.

Fair ist „Fitna“ nicht: der Film verschweigt die Rolle des Westens bei der Finanzierung und Stabilisierung der elenden Verhältnisse in arabischen Ländern, die die Jugend in die Arme der Extremisten treibt, er verschweigt die Verurteilungen des Terrors durch islamische Führer und er verschweigt die Opfer der vom Westen finanzierten oder initiierten Kriege in muslimischen Ländern. Aber Fairness ist zuviel verlangt bei einem Autor, der gerade heute Nacht wieder besonders um sein Leben fürchten muss.

Der Öffentlichkeit ist so ein gequälter und quälender Film unbedingt zuzumuten. Wer glaubt, Dialog müsse immer nett und easy sein hat nichts verstanden. Fitna provoziert eine Krise, aber nur so gibt es in dieser jahrzehntelang verpassten Debatte Fortschritt." FAZ

Atheismus ist cool?

mo 4° bed.

-" Erst Sündenabschaffung, dann Paradieseswonnen.

04. Februar 2008 Soll dieses Kinderbuch als jugendgefährdend indiziert werden? Das Bundesfamilienministerium hat gegen die illustrierte Schrift "Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel. Ein Buch für alle, die sich nichts vormachen lassen" (Autor: Michael Schmidt-Salomon, Illustrator: Helge Nyncke) diesen Schritt beantragt. Die Verhandlung wird im März stattfinden. Aber eine öffentliche Diskussion ist schon jetzt entbrannt. Sie zeigt einen merkwürdigen Verlauf und ist deshalb ein besserer Gegenstand der Analyse als das Buch selbst, dem man mit einer Debatte zu viel Ehre antäte.

Das Ministerium glaubt, das Buch gebe die drei monotheistischen Religionen der Lächerlichkeit preis, vor allem aber werde das Judentum "als besonders angsteinflößend und grausam dargestellt". Der Eindruck entstehe, "dass die jüdische Glaubensgemeinschaft andere Religionsgemeinschaften vernichten will". Dass das Buch hauptsächlich das Judentum treffen wolle, ist ein Irrtum des Ministeriums, aber ein für Deutschland charakteristischer. Er kann nur deshalb aufkommen, weil sich die Gesellschaft mit den lüstern aufgeputzten Mönchen und Nonnen, die bei jedem Christopher Street Day für kreischendes Amüsement sorgen, längst abgefunden hat. Und auch deshalb wohl hat das Ministerium die judenfeindliche Tendenz herausgestellt, weil im Falle selbst von krass herabwürdigenden Mohammed-Karikaturen die öffentliche Meinung Europas sich auf "Toleranz" geeinigt hat. So bleibt für einen Indizierungsantrag kaum eine andere Begründung als die erwähnte.

Tatsächlich aber stehen der halbverrückte Rabbi, der feiste Pfaffe und der fanatische Imam, dargestellt im Kreise des nahöstlichen muslimischen Mobs, denen das Ferkel und sein Freund Igel der Reihe nach begegnen, einander in nichts nach. Alle vertreten die gleiche Idee, die eines grausam strafenden Gottes. Der Rabbi ergeht sich in seiner sadistischen Ausmalung der Sintflut, der Bischof feiert in ebenso blutrünstigem Geist den Kreuzestod Christi. Und der Mufti will sie noch übertrumpfen, wenn er verkündet: "Unsere Hölle ist heißer." Nein, dieses Buch ist nicht spezifisch oder ausschließlich antisemitisch - es ist: niedrig. Man muss Stephan Kramer, dem Generalsekretär des Zentralrats der Juden in Deutschland, danken, dass er hier die Dinge zurechtgerückt und in ein rechtes Verhältnis gesetzt hat.
Buchshop

* Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel von Schmidt-Salomon

Das Ferkel-Buch ist ja, wenn man einmal von seiner verletzenden Tendenz absieht, vor allem eines: banal. Banal nämlich wie alle Religionskritik, die dann doch nur darauf hinausläuft, Licht, Luft und Sonne in aller Gemütsruhe zu genießen. Nicht zu vergessen die Satellitenschüssel, die auf dem Dach des idyllischen, weltabgeschiedenen Häuschens von Ferkel und Igel plaziert ist. Und nicht zu vergessen die Schlussseite mit den fröhlichen, geradezu paradiesischen Nackten - nur die drei geistlichen Männer verdecken voll Scham ihr Geschlecht.

Der Autor ist ein rühriger Mann. Er ist Sprecher der "Giordano Bruno Stiftung", die hierzulande das Programm des neuen internationalen Atheismus vertritt, dem sie den wohlklingenderen Namen "evolutionärer Humanismus" verliehen hat. Der Tom Cruise dieser Sekte ist der bedeutende Hirnforscher Wolf Singer - leider.
LORENZ JÄGER



Buchtitel: Wo bitte gehts zu Gott? fragte das kleine Ferkel
Buchautor: Schmidt-Salomon, Michael

Text: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.02.2008

// // Leider? Na ja. Die Erkenntnisse des Wolf Singer sind sicher bedeutender als die der internationalen Theologie, ob Benedikt oder Dalai Lama. Allerdings muß der D.L. noch begreifen, daß er nur einer von den vielen Gurus ist, die es konkurrierend sonst noch gibt.

Mittwoch, 26. März 2008

Tibet-Artenschutz

-1° Nachfrost, Schneefall, mi 4° , regn.
Die Nachtigall ist auch auf der Kö eingetroffen, die dick angeschwollenen Kastanienknospen stehen kurz vor der Öffnung.

- Da hegelt es aber gewaltig: "Tibet.
Eine Frage der Identität. Schon die UN-Charta kennt den „Grundsatz der Gleichberechtigung und Selbstbestimmung der Völker“. Jeder im Westen, dem dies und die Menschenrechte wichtig sind, schuldet den Tibetern Einsatz für den Erhalt ihrer Identität und Kultur. Denn: Die Tibet-Frage ist nicht nur eine innere Angelegenheit Chinas. ... Was aber jeder im Westen, dem Menschenrechte und Selbstbestimmung wichtig sind, den Tibetern schuldet, ist der Einsatz für den Erhalt ihrer Identität und Kultur. Es bleibt dabei: Die Tibet-Frage ist nicht nur eine innere Angelegenheit Chinas." FAZ 26.3. // Der Zahn der Zeit nagt an allem herum - an Jesuiten und an Puritanern, an Kopfjägertraditionen und an Aderlaß-"Medizin", an Nationalismus und Marxismus - und das ist gut so. Warum sollte das finstere Gottkönigtum des Dalai Lama eine Ausnahme bilden? Weil er so nett schauspielern kann?
Der Begriff "Volk" ist völlig zweifelhaft - es gibt nur eine Bevölkerung, die in unterschiedliche Gruppen mit verschiedenen Perspektiven zerfällt. Der Begriff MENSCHENRECHTE kann nur sinnvoll an den des INDIVIDUUMS angebunden werden, da das Individuum stets durch den GROßEN HAUFEN bedroht wird - ob in der rotchinesischen Diktatur oder im Gottkönigtum des Dalai Lama. Die religiösen Diktatoren zwingen ihre Untertanen allerdings zur Armut an der Existenzgrenze.

Dienstag, 25. März 2008

Kreditkrise

- Suche nach Schuldigen. Von Claus Tigges
Amerika sucht nach den Schuldigen für die Krise auf dem Häusermarkt. Das ist notwendig, damit Vorkehrungen getroffen werden können, um ähnliche Debakel künftig zu vermeiden. Ganz einfach ist das freilich nicht. Viele haben dazu beigetragen, dass auf dem Immobilien- und dem Hypothekenmarkt die Blase entstanden ist, die nun das Finanzsystem ins Wanken bringt. Hypothekenbanken und -vermittler sind ebenso beteiligt wie Ratingagenturen, Investmentbanken und Hedge-Fonds, die Risiken nicht erkannt und Wertpapiere gekauft haben, deren komplizierte Strukturen sie nicht durchschauten. Fahrlässig haben aber auch viele Hauskäufer gehandelt, die sich auf Finanzierungen einließen, deren hohes Risiko mit gesundem Menschenverstand zu erkennen gewesen wäre. Die amerikanische Finanzaufsicht ist zersplittert. Eine Neuordnung kann Verbesserungen bringen. Wenn Investmentbanken ähnlichen Zugang zu Krediten der Notenbank erhalten wie Geschäftsbanken, muss auch die Aufsicht ähnlich geregelt sein. Finanzminister Henry Paulson aber hat recht, wenn er davor warnt, über das Ziel hinauszuschießen. Ein Übermaß an Regulierung beeinträchtigt die Effizienz der Finanzmärkte.
Text: F.A.Z., 25.03.2008, Nr. 70 / Seite 13

- Beck-Office: Panik in Springfield
In einer Episode der amerikanischen Fernsehserie "Die Simpsons" ist dem zehnjährigen Bart Simpson langweilig. Also geht er in eine Bank und ruft hinter dem Rücken der Kunden Sätze wie "Sie haben kein Geld mehr?" und "Was heißt das, meine Ersparnisse sind weg?" Die Wirkung dieses Bubenstreiches ist verheerend: Die Kunden glauben, dass die Bank pleite ist, und stürmen panisch die Schalter, um ihre Ersparnisse abzuheben.

Ganz schön viel Ökonomie für einen Zehnjährigen: Bart hat erkannt, dass eine Bank davon lebt, dass sie die Einlagen ihrer Kunden an andere Kunden verleiht und dass dies nur funktioniert, wenn nicht alle Kunden ihr Geld zum gleichen Zeitpunkt zurückfordern. In dem Moment, in dem dies geschieht, stellt sich heraus, dass die Bank das von den Kunden eingezahlte Geld nicht im Keller gebunkert hat; das kann sie nur verbergen, wenn sich Einzahlungen und Auszahlungen langfristig die Waage halten.

Das Dumme an einer solchen Bankenpanik ist, dass sie sich verhindern ließe, wenn alle Kunden die Ruhe bewahren und ihr Geld auf der Bank lassen würden. Doch der Anreiz, die Schalter zu stürmen, ist groß: Wer als Erster vor den anderen Kunden am Schalter ist, kann seine Ersparnisse retten, solange die Bank noch Geld hat - also ist es für den Einzelnen rational, an den Schalter zu spurten und sein Geld zurückzufordern. Tun das alle, klappt die Bank zusammen. Das ist wie bei einem Feuer in einem Kino: Wer zuerst am Ausgang ist, hat größere Chancen zu überleben. Wenn aber alle Besucher diesem Kalkül folgen, trampeln sich die Flüchtenden an den Ausgängen tot.

Diese Überlegungen zeigen, wie anfällig ein Bankensystem ist und wie wichtig das Vertrauen der Kunden in ihre Bank ist. Und sie erklären, warum die Notenbanken so viel Angst davor haben, dass eine Bank ins Schleudern gerät, und massiv Geld ins Bankensystem pumpen. Ganz schön beunruhigend: Es reichen gelangweilte Zehnjährige, um unser Bankensystem wackeln zu lassen. HANNO BECK
Text: F.A.Z., 25.03.2008, Nr. 70 / Seite 28

- Europlatz Frankfurt
Die festgefahrene Finanzkrise
Von Ulrich Kater

An der Anzahl der Rekorde gemessen, sind die Finanzmärkte schon in Olympialaune. Allerdings sind es Negativrekorde: Der Dollar tauchte zwischenzeitlich immer tiefer ab, das Gold eilt von einem Höchststand zum nächsten, und neuerdings wird auch der Rohölpreis eher von Finanzströmen als von der physischen Nachfrage bestimmt. Die Kurse von Staatsanleihen steigen, amerikanische Renditen im Zweijahresbereich sind auf rekordverdächtige Niveaus gesunken.

Die Bewegungen sind ein Abbild der Verspannungen an den Finanzmärkten: der Auflösung unangemessen aufgeblähter Kreditverhältnisse, des Wertverlusts der dazugehörenden Aktiva, der Vernichtung von Eigenkapital durch eine an den aktuellen Marktpreisen orientierte Bilanzierung und daraus eines in der Breite und Dauer nie dagewesenen Vertrauensverlusts der Banken untereinander.

Die Realwirtschaft erwies sich bislang noch als robust. In den vergangenen Monaten existierte eine Dichotomie der Wahrnehmung in Industrie- und Finanzsektor. Selbst als deutlich wurde, dass sich die Dynamik in der amerikanischen Wirtschaft auf die Nulllinie zurückgezogen hatte, war die Bremswirkung weltwirtschaftlich betrachtet als moderat zu bezeichnen. Die amerikanische Notenbank stemmt sich mit Kraft gegen die drohende Implosion des Finanzsystems, zuletzt wieder in der vergangenen Woche mit einem ebenfalls rekordverdächtigen Schritt über 75 Basispunkte sowie mit der Rettungsaktion für das fünftgrößte amerikanische Investmenthaus.

Die Zinsschritte der Fed kommen nicht an? Stimmt nicht. Sie haben in der Vergangenheit an den Finanzmärkten durchaus vertrauensstärkende Effekte gehabt und helfen vielen privaten Haushalten, deren variabel verzinsliche Schulden nun nicht mehr ganz so teuer sind. Aber ob die Wirkungen der bisherigen Zinssenkungen und der noch folgenden sowie der Liquiditätsspritzen ausreichen, um die Abwärtsspirale von sinkenden Werten bei strukturierten Kreditprodukten und Abschreibungen zu durchbrechen, werden erst die kommenden Monate zeigen. Inzwischen wird aus dem Liquiditätsproblem mehr und mehr ein Solvenzproblem.

Die Finanzmarktkrise wird uns das ganze Jahr über beschäftigen. Die Funktionsfähigkeit des Finanzsystems steht zwar außer Frage. Fraglich sind nur die hierfür notwendigen Maßnahmen. Wesentlich bleibt, dass Verluste so weit wie möglich dort getragen werden sollten, wo sie entstanden sind, und nur dort, wo die systemischen Gefahren zu groß werden, als Ultima Ratio in Gemeinschaftsanstrengung von Notenbanken, Aufsichtsbehörden, Politik und Finanzbranche bewältigt werden.

Und die Konjunktur? Inzwischen zeichnet sich ab, dass die Finanzkrise zu lange dauern wird, um nicht in allen beteiligten Volkswirtschaften deutliche Bremswirkungen zu verursachen. Das japanische Beispiel zeigt, was geschieht, wenn man die finanzwirtschaftlichen Probleme nicht entschieden genug angeht. In Umkehrung des olympischen Mottos möchte man hier nicht dabei sein.
Der Autor ist Chefvolkswirt der Deka-Bank.
Text: F.A.Z., 25.03.2008, Nr. 70 / Seite 28

- "Wirtschaft kritisiert Linksrutsch. km. BERLIN, 24. März. In der Wirtschaft wächst der Unmut über die Bundesregierung, weil sie Reformen revidiert habe und schon jetzt Wahlgeschenke verteile. "Leider schielen SPD und Union viel zu sehr auf kurzfristige Stimmungen bei Wählerumfragen", sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Ludwig Georg Braun. "Schon 18 Monate vor der Wahl ist offenbar kein Wahlgeschenk zu teuer." Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt griff Union und SPD ebenfalls scharf an: "Beide Koalitionsparteien sind nach den Wahlerfolgen der Linkspartei nach links gerutscht." Hundt bezeichnete es als fatal, dass die große Koalition "Reformen zurückdrehe". Als Beispiel nannte er die geplante Rentenerhöhung, mit der die Regierung ihre eigene Politik konterkariere. Die vorgesehene Steigerung um 1,1 Prozent belaste die Rentenkassen stärker, als sie durch die Rente mit 67 entlastet würden. Damit rücke das Ziel, die Beitragssätze zur Sozialversicherung dauerhaft unter 40 Prozent zu senken, in weite Ferne. Der Arbeitgeberpräsident äußerte sich zudem enttäuscht darüber, dass die große Koalition das Thema Mindestlohn weiterverfolge. Ein flächendeckender Mindestlohn vernichte Arbeitsplätze. Auch Handwerkspräsident Otto Kentzler mahnte: "Die Retro-Politik sollte man den sozialistischen Nostalgikern der Linken überlassen."
Text: F.A.Z., 25.03.2008, Nr. 70 / Seite 15

Nietzsche

Folgen der Klima-Erwärmung: -2° Nachtfrost, mi 2°, Schneefall

- "Noch befindet sich Friedrich Nietzsches Grab am richtigen Platz, Wer schützt Nietzsches Grab?" FAZ // Nietzsche zog Sils Maria vor. "Es gibt einen Grad von Schlaflosigkeit, von Wiederkäuen, von historischem Sinne, bei dem das Lebendige zu Schaden kommt und zuletzt zugrunde geht ... " Nietzsche: Unzeitgemäße Betrachtungen. Zweites Stück: Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben. Aus: Nietzsche. Werke in drei Bänden. Hg. von Karl Schlechta, 1973, S. 213
Und es gibt einen Grad von historischer Ironie, der erschauern läßt: Der Autor des "Antichrist" wurde bestattet hinter dem Kirchlein von Röcken zwischen Pfarrhaus und Schule.

- "Ist die Urteilskraft des öffentlichen Intellektuellen heute wichtiger denn je? " (Kulturkritik: Ist Hecheln unsere Leitgeschwindigkeit? Von Christian Geyer. FAZ 13.2.08)
Daran kann man Zweifel haben. Die Lautsprecher haben sich zu oft geirrt und bedingt durch ihre eindimensionale geisteswissenschaftliche Bildung auch nicht viel zu sagen, sie begreifen vom Geschehen jenseits der Papierränder ihrer Librotope einfach sehr wenig. Und sie haben meist einen unangenehmen Zug ins Gouveranantenhafte.

Das Fed als Brandstifter und als Feuerwehr

22. März 2008, Neue Zürcher Zeitung
Das Fed als Brandstifter und als Feuerwehr
G. S.

Seit sich in der zweiten Augusthälfte letzten Jahres die Turbulenzen an den Hypothekar- und Finanzmärkten immer offensichtlicher zur Krise auswuchsen, ist praktisch keine Woche vergangen, in der sich die Situation nicht weiter verschlimmert hätte. Abschreibungen führender Banken in Milliardenhöhe, grosse Kursverluste an den Aktienbörsen, hohe Rohstoffnotierungen, ein steigender Goldpreis, ein Dollar auf der schiefen Ebene, ständig weiter in den Keller rutschende Immobilienbewertungen, bankrotte Hedge-Funds, ein ausgetrockneter Interbankenmarkt, die Erosion des Vertrauens der Finanzinstitute und der Investoren oder eine aggressive Geldpolitik der amerikanischen Notenbank, des Fed, zeichnen ein ausgesprochen tristes Bild des Finanzsystems. Die schlimmsten dieser Entwicklungen bleiben zwar weitgehend auf die USA beschränkt, doch vieles betrifft die ganze Welt. Und vorerst sieht niemand bereits das Licht am Ende des Tunnels.

Der Fluch niedriger Zinsen

Solche Krisen sind nicht der Zeitpunkt für ordnungspolitische Grundsatzdebatten. Im Moment geht es für die betroffenen Volkswirtschaften vielmehr darum, sich mit Klugheit und Pragmatismus aus einem reissenden Strudel zu befreien, ohne freilich den marktwirtschaftlichen Kompass aus dem Auge zu verlieren. Gleichwohl stellen zurzeit nicht nur Marktkritiker, sondern auch liberale Köpfe die Frage, ob denn in der Krise der sonst skeptisch beäugte Staat plötzlich doch willkommen, ja sogar nötig sei, um Schlimmstes zu verhindern. Und mit fast triumphierender Häme macht das Schlagwort von der Privatisierung der Gewinne und der Sozialisierung der Verluste die Runde. Gemeint ist damit vor allem, dass die grosszügige Geldversorgung durch das Fed und andere Massnahmen verhindern könnten, dass die Banken und ihre Eigentümer die Konsequenzen ihrer Fehlentscheide voll zu tragen haben.

Doch abgesehen davon, dass das Fed die Aktionäre von Bear Stearns sehr wohl zur Kasse gebeten hat und auch sonst versucht, ökonomische Fehler nicht ungestraft durchgehen zu lassen, übersieht man leicht, dass die gegenwärtige Krise weitestgehend eine Folge staatlicher Politik, nämlich der viel zu grosszügigen Geldpolitik der letzten Jahre, ist. Man kann die Anfänge der Subprime-Krise sogar noch weiter zurück, in die nie ganz bereinigten Übertreibungen des New-Economy-Booms, datieren. Das Streben nach hohen Renditen, das – durchaus rationale – Herdenverhalten der Marktteilnehmer, die Unvorsichtigkeiten der Investoren und der Banken wurden durch ein von Alan Greenspan und Ben Bernanke viel zu grosszügig geschneidertes Geldkleid ermöglicht, ja geradezu initiiert.

Die sogenannte Österreichische Konjunkturtheorie moniert zu Recht, dass auf diese Weise der Konsum angeheizt und das Sparen unattraktiv wird, dass Investitionen weit über die Ersparnisse hinaus getätigt werden und es zu ausgeprägten Fehlinvestitionen kommt. Es ist also nicht so, dass die Immobilien- und Kreditblase ohne Zutun des Staates entstanden wäre und nun der rettende Staat die Folgen des Berstens der Blase auffangen müsste, sondern es war im Gegenteil das gleiche Fed, das mit seiner monetären Grosszügigkeit «gezünselt» hat und nun als Feuerwehr auftritt, um zu verhindern, dass daraus ein veritabler Flächenbrand wird. Ohne geldpolitische Fehler hätte es kaum Blasen gegeben.
Drohender Systemkollaps

Allerdings geht die staatliche Intervention in den USA über die Zinssenkungspolitik hinaus. Von fiskalischer Konjunkturankurbelung bis zur Hereinnahme schlechter Risiken durch das Fed wird alles unternommen, um den Teufelskreis in Richtung Depression zu brechen. Von der grössten Rezession der letzten 25 Jahre, ja gar von der schwersten Krise seit 1929 ist verschiedentlich die Rede. Sie einfach aussitzen zu wollen, wie das Anhänger der Österreichischen Schule fordern, wäre geradezu unverantwortlich. Wenn Blasen platzen, tun sie es mit einem Knall. Die Reaktionen sind heftig, die Preisanpassungen schiessen weit über das Ziel hinaus. Käufer wie Investoren streiken, und die Banken müssen in ihren Büchern ständig Wertberichtigungen – unter Umständen bis weit unter den «inneren» Wert der Anlagen hinab – vornehmen. Selbst gesunde Banken können so in den Ruin getrieben werden. Und die unvermeidliche Zurückhaltung bei der Kreditvergabe steckt mit der Zeit selbst die robusteste Realwirtschaft ebenfalls an.

Die Folge ist nicht ein heilsamer Strukturwandel, sondern eine Krise, die viel tiefer geht, breiter greift und länger dauert, als wenn man die Über- und Kettenreaktionen rechtzeitig zu brechen weiss. Würden grosse Banken bankrottgehen oder gar das ganze Finanzsystem weitgehend kollabieren, wären übrigens alle Bürger und Steuerzahler die Leidtragenden. Es liegt daher im Interesse aller, dass dies nicht passiert. Wer behauptet, die breite Masse müsse nun die Folgen der Krise schultern, während einige wenige vom Boom profitiert hätten, verdrängt, dass fast alle als Anleger, Pensionskassenversicherte, Angestellte im Finanzsektor (und weit darüber hinaus) oder Hausbesitzer von der vorhergehenden Blase profitiert haben. Vorläufig schmelzen nur die Gewinne der letzten Jahre wieder ab; ohne Eingreifen käme es dagegen zu noch weit gravierenderen Einkommens- und Vermögensfolgen.
Gravierende Nebenwirkungen

Doch die Interventionen haben einen sehr hohen Preis. Sie tragen nämlich – wie die meisten Eingriffe in das Marktgeschehen – den Keim neuer Krisen in sich. Die fast frivol lockere Geldpolitik wird mit grösster Wahrscheinlichkeit innert zwei oder drei Jahren nicht nur zu einer Inflation der Konsumentenpreise führen, sondern auch zu einer neuen Blase, also einer Aufblähung der Preise von Vermögenswerten wie Aktien oder Immobilien. Die Massnahmen senden zudem das Signal aus, dass man als Investor, Sparer, Konsument, Kreditnehmer oder Gläubiger zumindest teilweise gerettet wird, wenn man unvernünftig handelt. Das führt dazu, dass man das nächste Mal die gleichen Dummheiten wieder begeht. Das konzertierte Gegensteuern lässt sich daher nur rechtfertigen, wenn man mit ihm irreparablen Schaden verhüten kann.

Das ist klar der Fall. Will man im jetzigen Stadium der Krise verhindern, dass weitgehend Unbeteiligte massiv zu Schaden kommen, muss man in Kauf nehmen, dass die unverantwortlichen Gläubiger und die unvorsichtigen Schuldner teilweise ungeschoren davonkommen und dass alle – vor allem via Geldentwertung – einen Beitrag zur Stabilisierung des Finanzsystems leisten. Es gibt dazu kurzfristig keine Alternative. Das Fed könnte aber die schlimmsten Folgen der jetzigen Politik verhindern, wenn es bereit wäre, einige Lehren aus der Krise zu ziehen. So sollte es endlich einen Anstieg der Vermögenspreise nicht nur als Treiber der Konjunktur und der Konsumentenpreise betrachten, sondern als Warnsignal für das Entstehen einer Blase. Und es sollte den Mut haben, die Geldpolitik nicht erst zu straffen, wenn die Konjunktur zu überschiessen droht, sondern lange davor. Leider spricht alle Erfahrung dagegen, dass dies gelingen wird, und zwar nicht so sehr, weil das Fed den richtigen Zeitpunkt nicht erkennen würde, sondern schlicht und einfach, weil der politische Druck des Staates und der Öffentlichkeit fast immer nur in eine Richtung zielt, Richtung Expansion, und damit – immer wieder – Richtung Zügellosigkeit.

// Ein sehr gescheiter Kommentar - aber die Rolle der jahrzehntelangen japanischen 0-Zinspolitik wird nicht angesprochen. Wie kann die Fed die Zinsen erhöhen, wenn sich institutionelle Anleger im Yen verschulden?

Montag, 24. März 2008

Timing of Atmospheric CO2, Nicolas Caillon et al.

Inhaltsangabe:
The analysis of air bubbles from ice cores has yielded a precise record of atmospheric greenhouse gas concentrations, but the timing of changes in these gases with respect to temperature is not accurately known because of uncertainty in the gas age–ice age difference. We have measured the isotopic composition of argon in air bubbles in the Vostok core during Termination III ( 240,000 years before the present). This record most likely reflects the temperature and accumulation change, although the mechanism remains unclear. The sequence of events during Termination III suggests that the CO2 increase lagged Antarctic deglacial warming by 800 -200 years and preceded the Northern Hemisphere deglaciation.

Timing of Atmospheric CO2 and Antarctic Temperature Changes Across Termination III , Nicolas Caillon et al.
Downloaded from
SCIENCE 299, 1728 (2003); DOI: 10.1126/science.1078758 ;
Science is published weekly (print ISSN 0036-8075; online ISSN 1095-9203), except the last week in December, by the the American Association for the Advancement of Science; all rights reserved.

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Selbstopfer, 0-Zinspolitik, -3°, Hz.öl 78,40

Folgen der Klima-Erwärmung: -3° Nachtfrost, anhaltender Schneefall; auch auf dick verschneiten Ästen bleiben die Eichhörnchen bei ihren rasenden Verfolgungsjagden völlig trittsicher.

- "Zum Platzen gefüllt. Der Fall David Irving wirft eine Fülle von Fragen auf. Es beginnt mit der Schwierigkeit der Zuordnung. Bereits Ende der sechziger Jahre, als Rolf Hochhuth England in Rage brachte mit seinem auf den Thesen Irvings beruhenden Stück, ... " F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 3 // Immer wieder erstaunt man darüber, wie wenig hohe Intelligenz zur Klugheit beiträgt.

- " Das Selbstopfer. Die Frage, was das Opfer ist, wurde in den letzten Jahrzehnten von einer Debatte über das Thema Gewalt überdeckt. 1972 erschienen dazu zwei Bücher, die von der Aggressionstheorie des Verhaltensforschers Konrad Lorenz ausgingen und ... " F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 44 // 'Er starb, damit ihr lebet.' Furchtbare Logik. Sündenbocklogik. Grauenhafte Märtyrerlogik. Schamanismus. - Dazu gehört ja auch im weiteren die sog. 'Vaterlandsverteidigung'. Ein unlösbares Problem. "Gerade ich muß länger leben als die Gewalt, sagte Herr Keuner."

- "Derweil hat der frühere Vorsitzende der amerikanischen Notenbank (Fed), Alan Greenspan, die Einschätzung geäußert, dass die aktuelle Krise und die Spannungen im Finanzsystem unvermeidbar waren. Die Notenbank treffe keine Schuld an der Misere, etwa weil sie die Leitzinsen zu lange zu niedrig gelassen und so der Blase auf dem Immobilienmarkt Vorschub geleistet hätte, sagte Greenspan der "Washington Post". Der langjährige Währungshüter wies den Vorwurf zurück, die Fed habe die Banken dazu verleitet, die Risiken auf dem Hypothekenmarkt zu vernachlässigen, indem sie sie lange Zeit mit billiger Liquidität versorgt habe.

Nach Greenspans Worten ist die Blase auf Amerikas Häusermarkt, die nun geplatzt ist, auf die beschleunigte Globalisierung nach dem Zusammenbruch des Ostblocks zurückzuführen. Der schärfere internationale Wettbewerb habe die Inflation gedämpft und die langfristigen Zinsen niedrig gehalten. Dagegen sei die Fed machtlos gewesen. "Ich könnte kein Beispiel einer Zinspolitik nennen, die den Anstieg von Vermögenspreisen gebremst hätte", sagte Greenspan. Hätten sich die Schwierigkeiten nicht auf dem Markt für zweitklassige Hypothekendarlehen ergeben, wären sie anderswo aufgetaucht.

Diese Einschätzung wird auch von den aktuellen Währungshütern geteilt. Sie halten Kritik an ihrem Vorgehen, vor allem an der Rettungsaktion für die angeschlagene Investmentbank Bear Stearns, für nicht gerechtfertigt. Bear Stearns trat offenbar in der vergangenen Woche an die Fed heran und berichtete, sie müsse Konkurs anmelden, wenn sie nicht unbeschränkten Zugang zu frischem Geld bekomme. Wie zu hören ist, versuchte die Fed daraufhin, die Folgen eines Zusammenbruchs von Bear Stearns für das eng verwobene Finanzsystem abzuschätzen. Nach reiflicher Überlegung und Konsultationen mit anderen Finanzmarktakteuren gelangte man zu dem Ergebnis, dass ein Verkauf von Bear Stearns mit Hilfe der Fed der einzige gangbare Weg war. Die Notenbank hat zu diesem Zweck der übernehmenden Bank, J. P. Morgan Chase, einen Kredit über 30 Milliarden Dollar bewilligt. Damit hat sie im Wesentlichen das Risiko eines Ausfalls von jenen Wertpapieren übernommen, die Bear Stearns in die Schieflage gebracht hatten. Offenbar waren auch ausländische Banken vorübergehend an Teilen von Bear Stearns interessiert, kamen aber nicht zum Zuge.

Die amerikanischen Währungshüter sind sich der Probleme bewusst, die eine solche staatliche Rettungsaktion mit sich bringen kann. Sie könnte andere Banken dazu verleiten, Risiken zu vernachlässigen. In der Abwägung schätzte die Fed dieses Risiko aber viel kleiner ein als einen Zusammenbruch des gesamten Finanzsystems. Die Notenbank hält die Krise auch nach den Kursgewinnen an der Börse und der Entspannung auf dem Kreditmarkt in den vergangenen Tagen längst noch nicht für ausgestanden. Die Währungshüter rechnen aber fest damit, dass es zu grundlegenden Veränderungen im Finanzsystem und vor allem zu einem völlig anderen Umgang mit Risiken kommen wird. Banken, Investmentbanken, Hedge-Fonds und andere Marktakteure werden nach Einschätzung der Fed ihre Liquiditätsreserven deutlich erhöhen. Die Notenbanker halten es auch für wahrscheinlich, dass die amerikanische Finanzaufsicht neu geordnet wird und es zu einer strengeren Kontrolle kommt." Amerikas Konjunktur wird sich nicht so bald erholen
OECD rechnet mit Stagnation / Alan Greenspan weist Kritik zurück
Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 9 // Die langjährige 0-Zinspolitik der Bank von Japan führte zu einer weltweiten Verschuldung in Yen, die die Vermögenspreise trieb und eine angemessene regionale Zinspolitik blockierte.

Sonntag, 23. März 2008

türkischer oder arabischer Migrationshintergrund

Und was wissen Muslime über das Christentum?

Zum Artikel "Aus den Hinterhöfen in die Öffentlichkeit" von Uta Rasche (F.A.Z. vom 13. März): Die türkischen Einwanderer und ihre Nachkommen sehen in der Islamkonferenz nichts anderes als ein Instrument zur Erfüllung ihrer Wünsche. Wir dagegen erwarten, dass sich alle Einwanderer, woher auch immer sie gekommen sind, zu unserem Grundgesetz und unseren Werten bekennen. Dies geschieht durch diese Einwanderergruppe weiterhin nicht. Es leben in Deutschland Einwanderer aus zirka 180 Herkunftsländern. Außer mit Einwanderern aus islamischen Ländern gibt es nicht die geringsten Integrationsprobleme. Nicht wenige Deutsche sind der Meinung, dass es der größte Fehler Deutschlands seit Kriegsende war, Gastarbeiter nicht nur in europäischen Ländern angeworben zu haben, sondern auch in der Türkei. Nicht wenige meinen auch, wer sich hier nicht anpassen kann oder will, möge doch bitte, zwecks des allgemeinen Friedens, in das Land zurückkehren, aus dem er gekommen ist oder in das Land seiner Vorfahren auswandern, in dem er Lebensbedingungen vorfindet, wie er sie sich doch offenbar wünscht.

Was das Erscheinungsbild von Moscheen angeht, ist es nicht zwingend vorgeschrieben, dass diese aus einem Kuppelbau mit Minaretten bestehen müssen. Wenn man sich weltweit in vorwiegend muslimisch geprägten Ländern umsieht oder in Ländern mit einem muslimischen Bevölkerungsanteil, kann man erkennen, dass sich die Moscheebauten der jeweiligen Architektur des entsprechenden Landes anpassen. Moscheen, die wie Kirchenbauten aussehen, würden hierzulande gewiss als weniger "fremd" erscheinen und somit auch weniger Abneigung hervorrufen. Über das, was in ihnen vorgeht, muss allerdings sehr viel offener gesprochen werden. Leider ist wirkliche Ehrlichkeit auf der muslimischen Seite nur selten anzutreffen. Aber, es gibt ja immer wieder mal einen "Tag der offenen Moschee". Und Menschen, die dahin gehen. Wozu? Sind wir nicht über die Medien bestens informiert über den Islam? Aber was wissen in Deutschland lebende Muslime über das Christentum? Warum gibt es für sie keine "Tage der offenen Kirche"? Weil keiner hingehen würde und man dies weiß? Wenn wir den "Respekt" der Türken erreichen wollen, müssten wir uns so verhalten, wie wir es nicht möchten. Dieses Verhalten wäre entgegen unserer Kultur, unserer christlichen Religion und ihrer Werte und ganz besonders gegen unsere geschichtlichen Erfahrungen. Türkische Einwanderer und ihre Nachkommen fordern mehr muttersprachlichen Unterricht. Gerne, wenn sie die hier gültige Sprache Deutsch fließend beherrschen und dann bitte auf eigene Kosten. Welches Interesse hätte der Steuerzahler aus deutscher Sicht, fremdsprachlichen Unterricht zu finanzieren? Wenn ich einen Fremdsprachenkurs besuche, muss ich ihn auch selbst bezahlen.

Unsere Kinder (und die Kinder aus anderen Einwandererländern) kommen beim Lernen nicht voran, weil die Kinder "mit türkischem oder arabischem Migrationshintergrund" ohne die geringsten und einfachsten Deutschkenntnisse eingeschult werden. Was ist mit den anderen? Kinder aus griechischer, italienischer, spanischer, portugiesischer Herkunft, Kinder, deren Eltern aus dem asiatischen Raum zu uns gekommen sind? Seltsam, die können alle Deutsch, wenn sie eingeschult werden. Muttersprachlicher Unterricht ist bei diesen Einwanderungsgruppen Privatsache. Und es gibt für sie auch keine "Konferenz" und keinen "Gipfel". Würde ich irgendwo leben, wo man mir das Gefühl gibt, dass man mich nicht haben will, würde ich versuchen herauszubekommen, warum das so ist. Wenn ich es weiß, würde ich es ändern wollen. Wenn ich es nicht ändern kann, würde ich fortgehen von dem Ort, an dem man mich nicht haben will, weil ich mich nicht einfügen kann oder will. Nicht nur ich warte auf eine Entschuldigung der offiziellen Türkei und ihrer Medien dafür, dass sie uns Deutsche, ohne vorherige Klärung der tatsächlichen Umstände, im Falle von Ludwigshafen international als Rassisten und Nazis gebrandmarkt haben. Diese Entschuldigung würden wir gerne ebenso laut hören, wie die Anschuldigung. Um es mit Ihren Worten zu sagen, Herr Erdogan: "So etwas darf nie wieder passieren".

CLAUDIA ANNA AICHELE,DALLGOW-DÖBERITZ, LB

Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 38

Kreditkrise, Niedrigzinspolitik, Inflation, Sachwerte

Zur Rettung der Wall Street
Von Holger Steltzner

Das globale Finanzsystem ist in der schwersten Krise seit dem Zweiten Weltkrieg. Diese Krise ist schlimmer als das Platzen der Internetblase an den Börsen zur Jahrtausendwende, heimtückischer als der Börsencrash von 1987, hartnäckiger als der Schock nach den Terrorangriffen auf Amerika. In dieser Krise breitet sich der Vertrauensschwund langsam von einem Markt zum nächsten aus - wie ein gefährliches Gift in einem Körper.

Aus einer lokalen Kreditkrise am amerikanischen Häusermarkt wurde zunächst eine Vertrauenskrise unter Banken. Notenbanken aus Amerika, Europa und Asien haben in gemeinsamen Rettungseinsätzen die Geldmärkte geflutet und ein Austrocknen verhindert. Doch das Misstrauen unter den Banken ist unvermindert groß,
die Liquiditätskrise wächst sich zu einer globalen Verschuldungskrise aus, erfasst Beteiligungsgesellschaften, Hedge-Fonds und Versicherungen. Auf die Verschuldungskrise folgt im nächsten Schritt die Pleitewelle. Am Ende könnte diese Finanzkrise auf die Gütermärkte überspringen und in eine allgemeine Wirtschaftskrise ausarten.

Wer nach den Schuldigen der Finanzkrise fragt, darf nicht nur auf die Banken schauen. Die amerikanische Notenbank Fed hatte mit Zinsen zum Nulltarif zur Spekulation auf Kredit verführt. Anleger ließen sich nicht lange bitten, Bankaufseher spielten mit, Politiker priesen den amerikanischen Traum vom noch größeren Eigenheim und freuten sich über den kreditfinanzierten Konsumrausch. Kreditjongleure in den Investmentbanken und die in ihren Diensten stehenden Ratingagenturen erledigten den Rest. Auf der Jagd nach noch mehr Rendite verloren alle Akteure das Gefühl für Risiko. Seit dem Platzen der Spekulationsblase geben die Notenbanken mit Liquiditätshilfen Zeit in der Hoffnung auf Besserung, doch die stellt sich nicht ein. Die amerikanische Regierung springt mit einem 170 Milliarden Dollar teuren Konjunkturprogramm bei, doch auch das zeigt bislang wenig Wirkung. Der Verfall der Hauspreise, die vielen Zwangsversteigerungen und die Börsenbaisse wirken stärker als die Steuerrückzahlung. Mit dem Fall von Bear Stearns hat die Finanzkrise ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Zur Rettung der fünftgrößten amerikanischen Investmentbank gibt die Notenbank Fed eine Garantie in Höhe von 30 Milliarden Dollar, die Investmentbank JP Morgan übernimmt dank dieser Staatshilfe den Wettbewerber - zuvor haben die Aktionäre von Bear Stearns fast ihr gesamtes Kapital verloren.

Diese amerikanische Realität hat der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Bank, Ackermann, mit seiner Äußerung beschrieben, er glaube nicht allein an die Selbstheilungskräfte der Märkte. Zeitpunkt und gewählte Formulierung mögen ungeschickt sein. Doch die Analyse der amerikanischen Lage ist treffend. Einige deutsche Politiker wollen das ausschlachten. Ihre Klagen über unfähige Bankmanager mögen berechtigt sein, fallen aber auf sie selbst zurück. Ein kurzer Auszug aus der langen Politikerliste der Verwaltungs- und Aufsichtsräte von KfW, IKB, Sachsen LB, Bayern LB der West LB zur Erinnerung: Dort sitzen unter anderen die Minister Glos und Steinbrück einträchtig neben dem Parteichef der Linken, Lafontaine. Sie alle haben als Aufseher versagt. Die Milliardenverluste dieser Staatsbanken tragen selbstverständlich die deutschen Steuerzahler. Die Politiker haben nicht den Mut, kleine Banken ohne Kundeneinlagen wie die IKB oder die Sachsen LB abzuwickeln. Lieber werfen sie dem schlechten Geld neue Steuermittel hinterher.

Niemand kann heute sagen, wann das ein Ende hat. Die Lösung der Krise muss von dort kommen, wo sie begonnen hat, vom amerikanischen Häusermarkt. Die Stabilisierung der Hauspreise braucht Zeit. Für viele Häuser und auch für zahlreiche Wertpapiere und Kredite gibt es gegenwärtig keine Preise mehr, keinen Handel, keinen Markt. Weil die Risikomodelle der Banken versagen, kennen weder Bankvorstand noch Wirtschaftsprüfer den echten Wert der Bilanzen. Wer seine eigene Position nicht bewerten kann, der misstraut jeder Gegenpartei. Das ist der Kern der Vertrauenskrise. In der großen Gier wurden ständig neue Kredite aufgenommen, um die Rendite des eingesetzten Kapitals weiter zu steigern. Banken, Beteiligungsgesellschaften und Hedge-Fonds wurden zu Verschuldungsmaschinen mit abenteuerlichen Kredithebeln im Verhältnis zum geringen Eigenkapital. Diese Kredite können jetzt nicht mehr bedient werden.

Einen großen Teil der Nominalwerte wird wohl die Inflation entwerten. Amerikas Regierung und Notenbank scheinen entschlossen zu sein, zur Rettung der Wall Street eine Politik der Dollar-Abwertung zu verfolgen. Der amerikanische Realzins ist nach den kräftigen Zinssenkungen bereits negativ. Der Dollar fällt im Verhältnis zum Euro von einem Tief zum nächsten, Inhaber von Dollar-Wertpapieren in Asien, Arabien und Europa überdenken ihre Anlagestrategie. Die sozialen Kosten für einen solchen Kurs sind hoch, unter hoher Inflation leiden besonders die Bezieher geringer Einkommen. Es wird zu einem gewaltigen Vermögenstransfer von Gläubigern zu Schuldnern kommen. Am Ende dieser Krise wird es Gewinner und Verlierer geben - und die Erkenntnis, dass das Leben nicht immer gerecht ist.


Text: F.A.Z., 22.03.2008, Nr. 69 / Seite 1

Rekordkälte im Januar

-1°, Nachtfrost, in der Sonne glitzernde Reifdecke

- Rekordkälte im Januar
Hierzulande war es im Januar überdurchschnittlich warm. Vielen anderen Regionen der Erde bescherte dieser Monat jedoch eine Rekordkälte. Global betrachtet fiel die Temperatur auf den Landflächen erstmals seit 1982 sogar wieder unter den Mittelwert des gesamten 20. Jahrhunderts. Dies ergaben übereinstimmend die Daten der weltweit vier wichtigsten Klimaforschungszentren, darunter das US National Climate Data Center sowie das Hadley-Klimaforschungszentrum im britischen Exeter. Diese Institute überwachen fortlaufend die Fieberkurve der Erde.
Die Hadley-Klimatologen ermittelten gegenüber Januar 2007 einen Rückgang der Globaltemperatur um knapp 0,6 Grad Celsius. Dies entspricht annähernd der globalen Erwärmung während des gesamten 20. Jahrhunderts und ist der bislang schnellste registrierte Temperatursturz. Allerdings war der Winter 2007 der wärmste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Weltweit lagen die Temperaturen um 0,6 bis 0,7 Grad über dem langjährigen Durchschnitt. Ursache war damals das Wetterphänomen El Nino, durch das sich besonders der Südpazifik erwärmt hatte.

Schneechaos und Kältetote

Die Folgen der Abkühlung zu Beginn dieses Jahres waren teilweise dramatisch. In Sibirien kämpften die Menschen mit selbst für dortige Verhältnisse ungewöhnlich harter Kälte. Aus vielen Gebieten meldete die Agentur Itar-Tass neue Tiefsttemperaturen, die mit Werten von minus 40 bis minus 50 Grad um 12 bis 14 Grad niedriger lagen als normal. Die Stadt Jakutsk verzeichnete an einem Tag minus 46 Grad. Zur Zeit des chinesischen Neujahrsfests tobten Schneestürme über China, Hunderttausende von Menschen, die von ihren Arbeitsstellen nach Hause fahren wollten, saßen in Bahnhöfen und Busstationen fest.

Anfang Januar gab es Schneechaos in Bulgarien, Rumänien und der Türkei. Aus Nordindien wurden 38 Kältetote gemeldet, und die USA verzeichneten eisige Temperaturen bis hinunter nach Florida. Teilweise lagen 47 Prozent der Landesfläche unter einer Schneedecke. Eine Kältewelle gab es auch in Mexiko. Der Iran litt unter Rekord-Schneefällen, die teilweise erstmals auch Wüstengebiete erfassten. In Bagdad schließlich fiel der erste Schnee seit mindestens 100 Jahren.

In den Polargebieten der Erde wuchsen die Eisdecken durch den Temperaturrückgang wieder. Die arktische Eisfläche war nach Angaben des National Snow and Ice Data Centre der USA größer als in den vergangenen vier Jahren, blieb aber unter dem Mittelwert der Jahre 1979 bis 2000, der als Referenzwert dient. Zugleich – dies berichtete der Canadian Ice Service in Ottawa – war die Eisdecke zehn bis 20 Zentimeter dicker als 2007. In der Antarktis war die von Meereis bedeckte Fläche so ausgedehnt wie seit 30 Jahren nicht mehr. Überdurchschnittlich warm war es demgegenüber in Mittel- und Westeuropa sowie in einigen Gebieten Skandinaviens, in Teilen Asiens sowie in Australien, wo gerade Sommer herrscht und es den wärmsten Januar seit Aufzeichnungsbeginn gibt.

Ist die Sonne schuld?

Ursache des ungewöhnlichen Wettergeschehens ist laut dem Deutschen Wetterdienst eine Veränderung der sogenannten Arktischen Oszillation. Dieses Schwingungsmuster von Luftmassen wird von den „Jetstreams“ (Strahlströmen) bestimmt. Es handelt sich dabei um schmale Starkwindbänder, die jeweils in hohen nördlichen und südlichen Breiten sowie in größeren Höhen um die Erde kreisen. Im Januar bildeten sich Hochdruckgebiete über Osteuropa, die Vorstöße polarer Kaltluft in unsere Gefilde blockierten. Als Folge davon wurde unser Wetter von einer recht stabilen Westlage bestimmt, die sich über West- und Mitteleuropa etablierte und relativ warme Meeresluft heranleitete.
Gibt es eine neue Eiszeit?
Nach Veröffentlichung der Januar-Daten durch die Klimaforscher setzte sogleich die Diskussion über die tieferen Ursachen der Kälteperiode ein. Einige „Klimaskeptiker“ sahen darin den Beweis dafür, dass es keine anhaltende globale Erwärmung gibt. Klimaforscher halten es aber für möglich, dass der Kälteeinbruch nur ein Vorbote einer Phase globaler Abkühlung ist. Als Ursache nennen sie eine anhaltende Aktivitätsflaute auf der Sonne, mit der auch eine verringerte Einstrahlung von Energie auf die Erde einhergeht. Die Aktivität der Sonne, die auch das irdische Klima beeinflusst, folgt einem elfjährigen Zyklus. Im Jahr 2007 erreichte dieser sein Minimum. Längst schon sollte mit einem Anstieg der magnetischen Aktivität der nächste Zyklus begonnen haben. Doch er kommt nicht in Gang. Zwar zeigte sich im Dezember ein einsamer Sonnenfleck, der den Start der neuen Aktivitätsphase anzukündigen schien. Doch nach zwei Tagen war er wieder verschwunden, seither herrscht wieder Ruhe auf unserem Mutterstern.

Eine frühere Kaltphase, die von 1790 bis 1830 auf der Erde herrschte – das so genannte Dalton-Minimum – begann vermutlich auf ähnliche Weise. Damals verharrte die Sonne mehrere Jahre lang in einem Zustand verringerter Aktivität, der betroffene Zyklus dauerte statt der normalen elf vermutlich 15 Jahre. Einige Forscher sehen auch Anhaltspunkte dafür, dass die Sonne ihn vollkommen übersprang. Das Dalton-Minimum ist ein Abschnitt der „Kleinen Eiszeit“, vom 15. bis zum 19. Jahrhundert mit langen Wintern, nasskalten Sommern und Hungersnöten.

Doch der Astrophysiker Sami Solanki, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau, beruhigt: „Vorläufig ist nicht mit einer neuerlichen Eiszeit zu rechnen“. Denn Aktivitätsminima der Sonne wie das derzeitige seien oft recht ausgedehnt. „Das Minimum kann noch ein halbes Jahr oder länger fortdauern, normalerweise steigt die Sonnenaktivität danach gemächlich an“, erklärt Solanki. „ Sorgen müssen wir uns also noch nicht machen, sondern erst, wenn der jetzt anstehende neue Aktivitätszyklus bis zum Herbst nicht in Gang kommt.“
3.3.08 http://www.focus.de/wissen/wissenschaft/klima/

"Osterspaziergang"

"Osterspaziergang"

Vom Eise befreit sind Strom und Bäche
durch des Frühlings holden belebenden Blick,
im Tale grünet Hoffnungsglück;
der alte Winter, in seiner Schwäche,
zog sich in rauhe Berge zurück.

Von dort her sendet er, fliehend, nur
ohnmächtige Schauer körnigen Eises
in Streifen über die grünende Flur.
Aber die Sonne duldet kein Weißes,
überall regt sich Bildung und Streben,
alles will sie mit Farben beleben;
doch an Blumen fehlt's im Revier,
sie nimmt geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen
nach der Stadt zurückzusehen!
Aus dem hohlen, finstern Tor
dringt ein buntes Gewimmel hervor.
Jeder sonnt sich heute so gern.
Sie feiern die Auferstehung des Herrn,
denn sie sind selber auferstanden:
aus niedriger Häuser dumpfen Gemächern,
aus Handwerks- und Gewerbesbanden,
aus dem Druck von Giebeln und Dächern,
aus den Straßen quetschender Enge,
aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht
sind sie alle ans Licht gebracht.

Sieh nur, sieh! wie behend sich die Menge
durch die Gärten und Felder zerschlägt,
wie der Fluß in Breit und Länge
so manchen lustigen Nachen bewegt,
und, bis zum Sinken überladen,
entfernt sich dieser letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden
blinken uns farbige Kleider an.
Ich höre schon des Dorfs Getümmel,
hier ist des Volkes wahrer Himmel,
zufrieden jauchzet groß und klein:
Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!


Goethe, Faust I, V. 903 ff.

Samstag, 22. März 2008

Gorz, Wort-Protuberanzen gegen ökonomischen Verstand

"André Gorz' Testament
Von André Gorz, der im vergangenen September aus dem Leben schied, ist jetzt ein Band mit Aufsätzen erschienen, die zuvor vereinzelt in Zeitschriften ..."
"Sozialphilosoph André Gorz gestorben, 06.03.08
"Er war einer der bedeutendsten europäischen Sozialtheoretiker und gehörte zum Umfeld von Jean-Paul Sartre. Sein letztes Werk ist ein ergreifender Liebesbrief an seine Frau Dorine: „Lettre à D.“ Mit ihr ist André Gorz im Alter von 84 Jahren aus dem Leben geschieden." FAZ.NET Feuilleton 24. September 2007 // Auch einer der Verführer meiner Jugend aus der Phil.-Fak. Diese Denkzwerge machen aus ihren schmalen Kenntnissen Wort-Protuberanzen.

Menschenwürde, Gäfgen

Neues Nachdenken über die Menschenwürde

Zur Kritik von Norbert Hoerster an Horst Dreier im Artikel "Ein ,abgestuftes' Recht auf Leben?" im Feuilleton der F.A.Z. vom 29. Februar: Kollege Norbert Hoerster ist offensichtlich vom Saulus zum Paulus geworden. Ich erinnere mich, dass er früher Neugeborenen erst nach dem vierten Lebensmonat das "Recht auf Leben" zugestanden hat (Tötung des Kindes im Interesse seiner Eltern). Die grundsätzliche Problematik der Interpretation von Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar" beruht auf der Definition der Begriffe Mensch und Würde. Die nun auch von Hoerster gegen Dreier ins Spiel gebrachte Definition des Menschen als "Mensch" von der Befruchtung, von der Zygote, bis zum letzten Atemzug oder bis zum letzten Hirnstrom ist eindeutig und lässt keine Ermessensspielräume zu. Würde hingegen ist kaum zu definieren. Würde beschränkt sich nicht auf die "Unantastbarkeit" des Lebens, das Tötungsverbot. Die irreversible Tötung eines Menschen ist zweifellos eine völlig andersartige Verletzung seiner Würde als das Androhen von Folter. Insofern ist die mit deren irreversibler Zerstörung verbundene Freigabe menschlicher Embryonen für die Forschung (Experimentieren mit "Menschen" ohne Einwilligung) von andersartiger Qualität als die Einschränkung des Folterverbotes.

Beim Akzeptieren des Begriffes Mensch als Lebewesen von der Zygote bis zum Tod sollte jede Art der Tötung ohne Einschränkung "verboten" sein, das gilt für Embryonenforschung, für Abtreibung, für Tötung von behinderten Neugeborenen und für Euthanasie, selbstverständlich auch für die Todesstrafe. Die Tötung ist ein einzigartiger Ausnahmetatbestand, sie ist final, sie ist nicht heilbar. Die Tötung von Menschen bewirkt Veränderungen des Täters, sie setzt unter anderem die Tötungshemmung herab. Die Abtreibung beinhaltet Mordmerkmale, der Ministerpräsident, Geburtshelfer und Professor Böhmer verstieß gegen die politische Korrektheit, als er wagte, einen Zusammenhang zwischen Abtreibung und Kindstötung herzustellen. Verstöße gegen das Tötungstabu sind Verstöße gegen das Leben, nicht gegen eine kaum zu definierende Würde. Alle anderen möglichen Inhalte von Würde sind qualitativ andersartig, sie sind nicht final. Menschliches Leben ohne menschliche Würde ist vorstellbar, menschliche Würde ohne menschliches Leben hingegen ist ausgeschlossen.

Im Fall Gäfgen/Daschner wurde die Einleitung einer Dienstaufsichtsbeschwerde gegen mich gefordert, weil ich die Meinung vertreten habe, Daschner müsse für seine Zivilcourage (er war sich bewusst, was ihm drohte) mit dem Bundesverdienstkreuz belohnt werden. Die Rechtsabteilung der Universität Frankfurt hat mich beruhigt, meine Äußerung sei gerade noch mit der Meinungsfreiheit eines deutschen Professors vereinbar. Wurde auch gegen Herrn Kollegen Dreier Dienstaufsichtsbeschwerde erhoben? Ich hätte es übrigens als Verletzung meiner Würde angesehen, wäre ich dazu gezwungen worden, dem Mörder Gäfgen im Gefängnis die Prüfung abzunehmen.

Die für Gäfgen folgenlose Androhung der Folter als Verstoß gegen seine Würde hätte unter Umständen die irreversible Vernichtung des Lebens (und der Würde) eines Kindes verhindern können. Wäre die öffentliche Reaktion im Erfolgsfall anders ausgefallen? Wie wären die öffentlichen Reaktionen gewesen, wenn sich herausgestellt hätte, dass das Kind gerettet worden wäre, hätte der Mörder das Versteck rechtzeitig bekannt gegeben? Kann die "unantastbare" Würde des feixenden bestialischen Mörders gleichwertig sein mit der Würde des unter seiner Handlungshoheit qualvoll sterbenden Kindes? Das verstößt gegen meinen Begriff von menschlicher Würde und von Menschsein. Als Vater ist mir jegliche Kritik an der Entscheidung Daschners unverständlich.

Hätte Gäfgen das Kind von Metzler mit einer Schusswaffe bedroht, hätte seine zu diesem Zeitpunkt mit seinem Leben identische Würde unstreitig und irreversibel durch den finalen Rettungsschuss beendet werden können. Ist die folgenlose Bedrohung (es sollte gerade keine Verletzung, keine Folter, erfolgen) der Würde gleichrangig mit der vorsätzlichen irreversiblen Zerstörung der Würde, dem Mord? Es sollte eine Definition des Begriffs Würde versucht werden. Es sollte stärker über "abgestufte Würde" nachgedacht werden, über konkurrierende Würde. Der Begriff Leben (auch abgestuftes Recht auf Leben) sollte von dem Begriff Würde als eigenständiges und übergeordnetes (höherrangiges) Rechtsgut getrennt werden. Dies hätte auch die Diskussion im Fall Gäfgen/Daschner versachlicht, da unterschiedliche und verschiedenwertige Rechtsgüter betroffen gewesen wären.

Es sollte auch diskutiert werden, ob der Mensch sich seiner Würde "freiwillig" entäußern kann. Kann die Würde des Mörders Gäfgen identisch sein mit der Würde der Verwandten seines Opfers? Oder hat nicht Gäfgen sich seiner "menschlichen Würde" begeben durch seine Tat, durch die irreversible Zerstörung der "Würde" und des Lebens eines Kindes, das ihm vertraut hat? In früheren Zeiten wurden den Kriminellen die bürgerlichen Ehrenrechte wenigstens auf Zeit abgesprochen. Verbrecher wie Gäfgen behalten heute nicht nur ihre Ehrenrechte, sondern auch ihre unantastbare Würde.

PROFESSOR DR. MED. HARALD FÖRSTER, FRANKFURT AM MAIN, LB FAZ 19.3.08

Kindsmörder Gäfgen

Verfassungsgericht
Gäfgen steht Prozesskostenhilfe zu

FAZ 05. März 2008 Der verurteilte Kindsmörder Magnus Gäfgen bekommt aller Voraussicht nach Prozesskostenhilfe für seinen Schmerzensgeldprozess gegen das Land Hessen. Das Bundesverfassungsgericht hat nach einem am Mittwoch veröffentlichten Beschluss die Ablehnung der finanziellen Hilfe durch das Oberlandesgericht Frankfurt (OLG) aufgehoben und eine neue Entscheidung angeordnet. Wegen der Folterdrohung von Polizisten gegen den 32 Jahre alten Gäfgen werfe der Prozess die „schwierige Rechtsfrage“ auf, ob er wegen der Verletzung seiner Menschenwürde einen Amtshaftungsanspruch gegen das Land habe, entschied das Karlsruher Gericht.

Der zu lebenslanger Haft verurteilte Entführer und Mörder des elfährigen Jakob von Metzler verlangt mehr als 10.000 Euro Schmerzensgeld, weil er bei seiner Vernehmung im Herbst 2002 von Polizeibeamten mit Gewalt bedroht worden war. Um Lösegeld erpressen zu können, hatte Gäfgen den Jungen in seine Wohnung gelockt und getötet. Bei der Suche nach dem Kind ließ der damalige Frankfurter Polizei-Vizepräsident Wolfgang Daschner Gäfgen massive Gewalt androhen, um ihn so zu Aussage zu bewegen und den Junge zu retten. Die Polizei hatte vermutet, dass er zu dem Zeitpunkt noch am Leben war. Gäfgen sagte daraufhin aus.

Ein einzigartiger Fall in der Rechtswissenschaft

Das Karlsruher Gericht verwies darauf, dass das OLG selbst die Folterdrohung als eine erhebliche, grob rechtsstaatswidrige Verletzung der Menschenwürde eingestuft hatte. Der einzigartige Fall sei in der Rechtswissenschaft hoch umstritten; es gebe dazu keine auch nur annähernd einschlägige höchstrichterliche Entscheidung. Das spreche dafür, die Rechtsfragen nicht im Verfahren über die Prozesskostenhilfe zu beantworten.
Zum Thema

* Beschwerde des Kindermörders Gäfgen zugelassen
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Zudem beanstandeten die Richter, dass das OLG spekulativ eine mögliche psychische Schädigung Gäfgens durch die Folterdrohung ausgeschlossen habe, ohne dessen Psychologen anzuhören. Auch für Gäfgens Vorwurf, die Polizei habe bei seiner Festnahme massiv Gewalt angewandt, hätte das OLG zunächst Beweis erheben müssen.

Nach den Worten der Karlsruher Richter verletzt die Ablehnung der Hilfe das Grundrecht auf Rechtsschutzgleichheit. Jeder müsse - unabhängig von seinen finanziellen Verhältnissen - einen weitgehend gleichen Zugang zu den Gerichten haben. Eine Entscheidung über die Schmerzensgeldklage sei damit aber nicht getroffen, betonte das Gericht.

Orient, Erbschaftsteuer, Schule

An die Klima-Erwärmung glaubt man ja erst, wenn sie fühlbar wird: mo 0° b, dünne Schneedecke.
Die Wühlmaus läßt es sich nicht verdrießen, sie wühlt auch im nassen, kalten Schlamm.

- Der Orient kennt das Individuum nicht: " 20.03.08 Der lange Abschied. Taslima Nasreen verlässt Indien. Im November hatte die aus Bangladesch verbannte Schriftstellerin Taslima Nasreen ihre Wahlheimat Kalkutta verlassen müssen, weil sie wegen islamfeindlicher ..." FAZ // Der Orient schätzt das Individuum nicht. Goethe besaß keinerlei Orient-Kenntnisse, sein DIVAN war eine reine Phantasie.

- Die Hemmungslosigkeit der Regierung: "20.03.08 'Ein Korsett, das der Wirtschaft die Luft zum Atmen nimmt'. Die Bundesregierung hat die unternehmerische Tätigkeit der Immobilienunternehmen nicht begriffen und diskriminiert sie bei der Erbschaftsteuer. ..." FAZ

- "Meine Ehre heißt Treue" lautet die Bildunterschrift auf einer einschlägigen alten Postkarte; "Treue ist das Mark der Ehre" verkündete Himmler; in jeder Zeit setzen interessierte Gruppen moralisch aufgeblasene Wortetiketten ein, um ihre Ziele zu weihen; solche verblasenen Wortetiketten lauten heute "Verantwortung" und "Nachhaltigkeit" (auf der Fahne des Umweltfanatismus).

- Wofür Lebenszeit verschwendet wird: "Physical education" als Schulfach.
"Die heutigen Schulen sind Isolierstationen mit pädagogischer Intensivbehandlung. Die außerschulische Realität, auf die der junge Mensch vorbereitet werden soll, wird sorgfältig ferngehalten, ist den Lehrern auch wenig bekannt. ..." Wilfried Meyer, Wollt ihr die totale Schule?, 1984, S. 35

- - Soziale Phänomene: Die erste Generation schafft den Aufstieg, wird Einzelhändler, Lehrer etc. Die zweite Generation wird Arzt und Volkswirt. Die Enkel studieren Germanistik und Kunstgeschichte. Vgl. Th. Mann, Die Buddenbrooks, Fam. Reemtsma, Gerling, Getty etc.

- - Ein Gespenst geht um in Europa: man müsse kreativ sein, oder expressiv, oder besser beides. Von Kenntnissen ist nicht die Rede.

Freitag, 21. März 2008

Psychosomatik, Bindungsforschung, Fremdbetreuung

Psychosomatik, Bindungsforschung
Wohl dem, der wohlbehütet aufwächst
Über die Gene hinweg: Frühe Lebenserfahrungen beeinflussen entscheidend, wie wir auf Stress reagieren

Die Erfahrungen, die ein Mensch in der frühen Kindheit macht, beeinflussen die Gesundheit im Erwachsenenalter durchaus erheblich und nachhaltig. Was der vor hundert Jahren in Heidelberg geborene Psychosomatiker Thure von Uexküll zeitlebens mit seinen Mitteln zu zeigen versuchte, war nun auf der Jahrestagung der beiden großen deutschen Psychosomatik-Gesellschaften in Freiburg eines der großen fachgebietsübergreifenden Themen.

Tierstudien liefern mittlerweile Anhaltspunkte dafür, dass das Verhalten der Mutter gegenüber ihrem Nachwuchs sogar Effekte auf dessen Erbgut hat. Michael Meaney, klinischer Psychologe und Neurobiologe an der kanadischen Universität McGill in Montreal, stellte auf der Tagung die Ergebnisse seiner Forschung vor. An Ratten untersuchte er, inwiefern sich mütterliche Fürsorge auf die Stresstoleranz der Kinder auswirkt. Dabei beobachtete er, dass die Nager, die von ihrer Mutter häufig abgeleckt worden waren, weniger ängstlich und anfällig für Stress waren als jene, die von einer weniger zugewandten Mutter aufgezogen wurden - also auch seltener in den Genuss der mütterlichen Brutpflege kamen. Die Intensität der Stressreaktion, die ein Tier im jungen Alter zeigte, blieb ihm dann sein Leben lang erhalten.

Meaney konnte die molekularen Mechanismen, die dieser Beobachtung zugrunde liegen, verfolgen: Leckt die Rattenmutter ihren Säugling ab, wird bei diesem mehr Serotonin freigesetzt, ein Botenstoff, der Veränderungen in den Nervenzellen einer Hirnregion auslöst, dem Hippocampus. Dieses Areal spielt eine wichtige Rolle bei der Regulation des Stresshormons Cortisol. Die durch das Serotonin ausgelöste chemische Veränderung in den Nervenzellen des Hippocampus besteht darin, dass bestimmte Stellen im Genom - ausgewählte Cytosin-Basen - von ihren Methylresten befreit und so aktiviert werden. Dadurch können Rezeptoren produziert werden, an denen das Stresshormon Cortisol andockt. Die Stressreaktion wird so gehemmt. Je mehr dieser Rezeptoren vorhanden sind, umso empfindlicher reagiert der Hippocampus auf Cortisol und umso intensiver ist die Hemmung der Stressreaktion. Umgekehrt sind bei den weniger umsorgten Jungratten die besagten Stellen des Erbguts mit Methylgruppen besetzt, wodurch die Genfunktion blockiert ist. So werden weniger Rezeptoren produziert, an denen das Stresshormon andocken kann. Die Stressreaktion ist ausgeprägter.

Das mütterliche Verhalten hat bei der Ratte also direkten Einfluss auf das Erbgut des Nachwuchses, ohne dass sich die Abfolge der Bausteine im Erbmaterial verändert, ein Beispiel für Epigenetik.

Meaney konnte nachweisen, dass jene jungen Nager, die zwar von einer wenig fürsorglichen Mutter geboren, aber von einer zugewandten Art Adoptivmutter aufgezogen wurden, ähnlich stressresistent waren wie jene, die von einem treusorgenden Muttertier geboren und aufgezogen wurden. Das belegt einmal mehr: Die Anfälligkeit für Stress ist - zumindest bei Ratten - keineswegs genetisch fest verankert, sondern wird durch das Verhalten des Tieres bestimmt, das die Aufzucht übernimmt. Und das ist noch nicht das Ende. Die Jungen von Rattenmüttern, die wenig abgeleckt wurden, werden selbst wieder zu weniger zugewandten Müttern. Offenbar wird Fürsorgeverhalten bei den Nagern so über Generationen weitergegeben.

Ist das Schicksal des Nachwuchses von weniger fürsorglichen Müttern also von vornherein besiegelt? Offenbar doch nicht. Die kanadische Forschungsgruppe hat gezeigt, dass der Effekt reversibel ist. Sie entfernten beim benachteiligten Nachwuchs mittels pharmakologischer Substanzen dauerhaft die Methylgruppen an der entscheidenden Stelle des Erbguts und erreichten so eine verringerte Stressanfälligkeit. Das Verhalten der Mutter wiederum sei dadurch bestimmt, in welcher Umwelt sie sich und ihren Nachwuchs behaupten müsse, sagte Meaney. Wenig fürsorgliches Verhalten zeigten jene Rattenmütter, die in einem bedrohlichen Umfeld lebten, während jene in einer sicheren Umwelt ihrem Nachwuchs gegenüber zugewandter seien.

Manche Parallelen zum Menschen liegen auf der Hand. Es ist leicht vorstellbar, dass jene Kinder, die wenig fürsorglich behandelt werden, später insgesamt anfälliger sind als jene aus wohlbehütetem Hause. Den wissenschaftlichen Nachweis dafür zu erbringen, dass das Verhalten der Eltern tatsächlich ursächlich verantwortlich ist für die spätere Fähigkeit des Kindes, mit Stress umzugehen, ist jedoch ungleich komplizierter.

Das ist eines der Ziele der sogenannten Bindungsforschung. Die kanadische Entwicklungspsychologin Mary Ainsworth, neben ihrem Lehrer John Bowlby die Begründerin der Bindungsforschung, beobachtete schon in den siebziger Jahren tatsächlich auch beim Menschen systematische Unterschiede im Umgang der Mütter mit ihren Babys. Sie entwickelte ein Untersuchungsparadigma, das es erlaubte, die Bindungsqualität zwischen Mutter und Kind genau zu erfassen. Dabei beobachtete sie, wie Einjährige reagieren, wenn Mütter nach einer Trennungsphase wieder zu ihnen zurückkehren. Kinder, die ihre Mütter nach der Trennung freudig begrüßten, nannte Ainsworth "sicher gebunden". Andere zeigten ein widersprüchliches Verhalten bei der Zusammenkunft, sie reagierten "unsicher-ambivalent" oder gar "unsicher-vermeidend", wenn sie sich von der Mutter abwandten.

Die drei Bindungsgruppen sind nicht nur im Verhalten, sondern auch in ihrer Physiologie unterschiedlich. "Die Menge des Stresshormons Cortisol im Speichel der unsicher-vermeidend gebundenen Kinder nach der Trennung ist im Vergleich zu den sicher gebundenen Kindern deutlich erhöht, obwohl man ihnen den Stress äußerlich nicht anmerkt", sagte Carl Scheidt von der Universitätsklinik Freiburg. Die frühen Erfahrungen stellten langfristige Weichen für die Stresstoleranz. Bei Patienten etwa mit Abhängigkeitserkrankungen, Ess- oder Schmerzstörungen weisen Scheidt zufolge etwa achtzig Prozent ein unsicheres Bindungsmuster auf, in der Normalbevölkerung sei es dagegen nur rund ein Drittel. "Nicht jeder Mensch, der unsicher gebunden ist, wird krank, aber umgekehrt ist bei den genannten Patientengruppen ein unsicheres Bindungsmuster sehr häufig", sagte der Psychosomatiker aus Freiburg. Insbesondere unsicher-vermeidend gebundene Menschen unterdrücken häufig ihre Affekte in Stresssituationen, reagieren aber verstärkt mit körperlicher Anspannung, die anhand des Muskeltonus gemessen wird, so beispielsweise bei Spannungskopfschmerz-Patienten.

"Eine sichere Bindung ist eine entscheidende Voraussetzung für eine gesunde körperliche, soziale, emotionale und kognitive Entwicklung", sagte Karl Heinz Brisch von der Ludwig-Maximilians-Universität München. Er hat ein Programm entwickelt, das Eltern ab der 20. Schwangerschaftswoche und bis zum vollendeten ersten Lebensjahr des Kindes darin unterstützt, eine sichere Bindung aufzubauen. Ein Präventionsprogramm gibt es auch am Institut für Psychosomatische Kooperationsforschung und Familientherapie in Heidelberg unter der Leitung von Manfred Cierpka. Die Eltern werden dafür sensibilisiert, die Signale ihres Kindes wahrzunehmen und angemessen darauf zu reagieren. INKA WAHL

Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 44

Lebensökonomie

mi 2° Hagel- und Regenschauer

- Ein Schulfach Wirtschaft ist nötig

Zu den Berichten über das sogenannte Turbo-Abitur in Ihrer Zeitung: Mit Wirtschaft haben wir alle zu tun, ob wir wollen oder nicht. Wirtschaftliche Fragen und Probleme stellen sich jedem, ein Leben lang. Warum steigen und fallen die Preise? Warum sind viele arbeitslos? Ist die Globalisierung schuld daran? Ist ein Mindestlohn nicht vernünftig? Warum verdienen manche so viel und viele so wenig? Warum redet man in den Familien so wenig über Geld? Wer die Schule abgeschlossen hat und ins Berufsleben tritt, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten oder nur unzureichend. Es fehlt vielfach das Wissen über die Grundlagen und Zusammenhänge wirtschaftlicher Themen. Und das ist auch kein Wunder, es gibt kein Schulfach Wirtschaft, obwohl es doch alle betrifft.

In der Schule sollen die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen, das ist unbestritten. Deutsch und Mathematik sind daher die wichtigsten Schulfächer. Die Kinder sollen fürs Leben lernen. Und was lernen sie? Sie lernen Fremdsprachen (nützlich), sie lernen Erdkunde und Geschichte (gut), Naturwissenschaften (oft zu wenig), sie treiben Sport (auch zu wenig) und werden sogar mit Musik und Kunst bekanntgemacht. Aber Wirtschaft fehlt. Von Wirtschaft (und Recht) lernen sie kaum etwas, oft gar nichts, in jedem Fall viel zu wenig. Dabei kommen wirtschaftliche Fragen und Probleme in jedem Leben vor, immer wieder. Auf dieses Leben werden die Schüler nicht vorbereitet.

Wirtschaftswissen gehört zum unentbehrlichen Rüstzeug in der heutigen Welt und sollte deshalb zur Allgemeinbildung gehören, die von der Schule an alle Schüler vermittelt wird. Dazu ist ein eigenes Schulfach nötig, denn es reicht überhaupt nicht aus, wenn mal in einem angrenzenden Fach ein Wirtschaftsthema behandelt wird. Das Thema Wirtschaft wird im Schulbetrieb auch erst wirklich ernst genommen, wenn es ein eigenes Fach ist, das Gewicht hat.

Die Wirtschaft ist als Thema sehr vielseitig, überaus reizvoll und voller interessanter und anspruchsvoller Fragen. Da gibt es Lernstoff genug für die jungen Schüler und Schülerinnen wie für die mittleren und oberen Klassen.

WOLFRAM KLITZSCH, Calw Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 43a

// // "Selbst wenn noch eine lange Lebensdauer übrigbliebe,
müßte man sie sparsam aufteilen, damit sie für
notwendige Dinge ausreiche: Doch welch ein Wahnsinn
ist es nun, Überflüssiges zu lernen bei diesem großen
Zeitmangel!
Leb wohl!" (Briefe an Lucilius, 49. Brief, Seneca)
Ökonomie zählt nun wirklich nicht zu den überflüssigen Fächern, soll es nicht heißen: Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir. (Seneca, ebda.) Und das Leben als knappes Gut will umfassend bewirtschaftet sein, soll es gelingen. Die Schule kann dazu vor allem durch Verkürzung der Schulzeit beitragen, denn sie hält vom realen Leben ab, aber auch durch Fokussierung auf Lebenswichtiges: Biologie, Physik, Chemie, Ökonomie, Praktische Philosophie. Die Naturwissenschaften lassen sich übrigens in zwei Arten von Kursen anbieten: Mit und ohne Zahlen, je nach Wunsch und Begabungstyp.

Donnerstag, 20. März 2008

Lob der Elite

na 2° Schneeregen

- "Die Debatte um die wenig vertrauenerweckenden Eliten von morgen zeigt, wie tief die Abneigung gegen Eliten in Deutschland noch immer sitzt. Für Franzosen gehört die gezielte Rekrutierung in Wissenschaft, Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ganz selbstverständlich zu den staatspolitischen Pflichten der Republik. Denn Eliten sind für keine Staatsform so unentbehrlich wie für die Demokratie, auch wenn Elitesoziologen das Gegenteil glauben machen wollen. Heike Schmoll, Politikredakteurin dieser Zeitung, zeigt, dass der Zugang zur Elite prinzipiell offen, die Auswahlmethoden transparent sein müssen, und erläutert das anhand der Geschichte der Eliten von der Antike bis in die moderne Gesellschaft. Sie schildert, wie konfessionsspezifische Prägungen wie das reformatorisch-humanistische Bildungsideal zu einer anderen Elitevorstellung führen als das jesuitische Konkurrenzmodell, das etwa die Eliteausbildung an den Grandes Écoles in Frankreich prägt. (Heike Schmoll: Lob der Elite. Warum wir sie brauchen. C.H. Beck Verlag, München 2008. 173 S., 17,90 [Euro].) "Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.03.2008, Nr. 68, S. 9

- Dann könnte es doch auch in Odenthal ein bißchen wärmer werden? : " Das "ewige Eis" in der Arktis zieht sich zurück.
jom. FRANKFURT, 19. März. Das Meereis im Nordpolarmeer zieht sich auch in diesem vergleichsweise kalten Winter in der Arktis weiter zurück. Das haben Satellitenmessungen gezeigt, über die Forscher der Nasa und der Forschungsbehörde NOAA in Washington jetzt berichteten. Wegen der lang anhaltenden tiefen Wintertemperaturen habe die mit Packeis bedeckte Meeresfläche bis März zwar um knapp vier Prozent zugenommen, verglichen mit den vorangegangenen drei Jahren. Über einen längeren Zeitraum betrachtet, schrumpft sie aber kontinuierlich. Entscheidend dafür ist das Abschmelzen des mehrjährigen Packeises. Viele der Eisberge, die auch die Sommertemperaturen überdauern und normalerweise von Jahr zu Jahr zunehmen, sind zuletzt deutlich geschrumpft oder ganz geschmolzen. 50 bis 60 Prozent des Arktiseises setzte sich früher aus diesem mehrjährigen Eis zusammen, in diesem Jahr ist es nur noch knapp ein Drittel. Eisberge, die sechs Jahre oder mehr alt sind, stellten Mitte der achtziger Jahre knapp ein Fünftel der Eisfläche, heute machen sie nur noch sechs Prozent aus. Das deutet darauf hin, dass das Meereis anfälliger geworden ist und das Abschmelzen im Norden trotz der kältebedingten Zunahme unvermindert im Sommer fortschreitet.
Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 11

Nicht ohne die Naturwissenschaften, Markl

Nicht ohne die Naturwissenschaften
Ein Plädoyer für die umfassende Talentförderung jedes Kindes / Von Hubert Markl

Zurzeit herrscht eine maßlose Kindervergötterung, die den Kindern eher schaden als nutzen könnte. Es tun sich vor allem manche kinderlose Politiker und Politikerinnen und ebenso kinderlose katholische Bischöfe damit hervor, wie großartig sie doch gerade Kinder fänden. Dabei ist noch gar nicht sicher, ob nicht manche der hochgepriesenen Naturschätze, wie wir wissen und immer wieder zu hören bekommen: auch unsere einzigen, später als herangewachsene Drogenabhängige oder U-Bahn-Schläger nicht unbedingt so wertvoll zum Wohl unserer Gesellschaften beitragen werden, wie uns immer wieder verkündet wird.

Bleiben wir also zugleich liebevoll zu Kindern und doch nüchtern. Bei aller Skepsis bleiben viele Kinder immer noch Edelsteine, die uns bereichern, aber ungeschliffen glänzen sie nicht! Und so wie wir Kinder heute formen (oder verformen), werden auch die Erwachsenen von morgen sein. Wer Talente in allen Wissenschaften fördern will, muss möglichst allen Kindern - unserem ganzen Talentvorrat also - dazu helfen, dass sich die wenigen Besten daraus entwickeln können, und das auf allen Gebieten! Daher muss gerade eine Branche, die künftig auf jeden Ingenieur und Naturwissenschaftler angewiesen sein wird, um global wettbewerbsfähig zu bleiben, sich so früh wie möglich dafür einsetzen, dass die Bildung der Kinder in ganzer Breite auch denen unter ihnen hilft, die später als Techniker die Erfinder der Zukunft und als Ingenieure ihre Probleme lösen können.

Zwar mag man immer wieder versucht sein, diese wenigen besonders früh zu erkennen, um sie besonders gut - wie man heute gerne sagt: an Eliteeinrichtungen - fördern zu können, aber wir könnten dabei nur allzu leicht dem Fehler verfallen, die Zukunft für eine bessere Vergangenheit zu halten. Wir können ja eine solche Talentauslese immer nur aus den Erfahrungen der Vergangenheit extrapolieren. Die wirklich kreativen Neuerer, jene also, von denen unser Wohlergehen künftig besonders abhängen wird, zeichnen sich eben dadurch aus, dass sie nicht das Alte bestens repetieren und reparieren, sondern das Neue denken können, das eben deshalb neu ist, weil es vorher noch keiner vorhersah. Breitenbildung für alle dazu Fähigen und Freiheit, auf ihrer Grundlage Neues zu suchen, bleibt daher der sicherste Weg, im unbekannten Terrain neue Wege zu finden.

Das gilt auch für die ausländischen Schüler in Deutschland. Noch so geläufige Sprachkenntnis und gute Schulbildung, sogar Mindestlöhne für alle jungen Menschen im Arbeitsleben sind noch lange kein Beweis für gelungene Integration. Erst wenn Menschen der verschiedensten Herkunft in gleicher Weise Anteil an unserem ganzen gesellschaftlichen Leben, auch an Kultur und Politik, haben, können wir des Integrationserfolges - mit unvermeidlichen Ausnahmen, aber kriminelle Ausrutscher gibt es ja auch unter jahrhundertlang Zugehörigen unter uns immer wieder - einigermaßen sicher sein.

Einerseits sollten wir die Aufnahmebereitschaft und Integrationskraft unserer alternden Gesellschaft nicht überschätzen, mag der wirtschaftliche Bedarf noch so groß sein. Andererseits dürfte die Entwicklung bald ähnlich wie in Osteuropa verlaufen: Die wirklich qualifizierten Kräfte werden in den Heimatländern genauso dringend gebraucht, um dort die wirtschaftliche Entwicklung weiter voranzubringen, denn das Kapital wandert leichter zu ihnen. So wie wir durch Freizügigkeit gewinnen, verlieren wir auch durch sie. Solchen Austausch müssen wir fördern und wünschen, aber der Bedarf an Arbeitskräften wird dadurch sicher nur wenig gemildert. Durch geschickte Werbemaßnahmen könnten viel mehr Menschen, Männer wie Frauen, aus den weniger produktiven Bereichen in die Ingenieurberufe gelockt werden, wo sie doch dringend benötigt werden. Es wäre allerdings eine Illusion zu glauben, unter all den Geistes- und Sozialwissenschaftlern wären viele Ingenieurstalente verborgen, die man nur ordentlich herauslocken müsste. Es ist nämlich eine recht seltsame Erfahrung: Talente für Maschinenbau oder Flugzeugtechnik, Werkstoffentwicklung oder Chemieprozesse, Atomphysik oder Biochemie entwickeln sich schon heute meist überwiegend aus eigener Befähigung und Neigung, genauso wie andere Berufsarten, und noch so viel Hingerede macht aus einem geborenen Historiker oder Journalisten noch lange keinen geborenen Lasertechniker oder Chirurgen. Da gibt es eine Zähigkeit der Variation unter menschlichen Talenten, die gerade bei Spitzenkräften oft jede Vorstellung beliebiger Ersetzbarkeit scheitern lässt.

In Deutschland wurden 2007 die Geisteswissenschaften besonders gewürdigt - manche meinen schon: geradezu mit Selbstglorifikation überschüttet -, immer begleitet von forderungsvollen Gesängen, die Geisteswissenschaftler seien doch weit unterschätzt und grob unterfördert (vermutlich so lange, bis auch der letzte Student sich für Philosophie oder Literaturwissenschaft inskribiert hat). Insofern entbehrt es nicht einer gewissen Logik, wenn nun 2008 bei uns auf das Jahr der Geisteswissenschaften jenes der Mathematik folgt. Denn wir wissen, dass ohne Fortschritte in der Mathematik kein Fortschritt in den angewandten Natur- und Technikwissenschaften möglich wäre. Es war durchaus richtig, ein Jahr lang hervorragende Leistungen der Geisteswissenschaften herauszustellen, solange man keine falschen Schlussfolgerungen daraus zieht. Es könnte sich nämlich durchaus erweisen, dass es den Geisteswissenschaften umso besser geht, je mehr die Natur- und Technikwissenschaften in einer Gesellschaft gefördert werden! Weil diese jene Gewinne zu erwirtschaften erlauben, die es uns erst gestatten, die großen Kulturbeiträge der Geisteswissenschaften zu fördern und unverzichtbare Kulturgüter wie Bibliotheken, Archive und Sammlungen zu erhalten und allen öffentlich zugänglich zu machen. Und nicht etwa umgekehrt! Wir müssen unseren Talentvorrat an Menschen in jeder möglichen Hinsicht durch hervorragende und vielseitige Bildung und Ausbildung nutzen und dürfen die Nachwuchstalente nicht durch unbegründete Bedenken in ihrer Entwicklung hemmen.

Hubert Markl ist emeritierter Professor für Zoologie in Konstanz und war Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Max-Planck-Gesellschaft.
Die wirklich Kreativen
müssen in Freiheit das Neue denken können.

Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 8

Rekordkälte, Visa, Nike, Kreidezeit, Tibet

mo 1°/ mi 5° b

- Fatale Folgen der Klima-Erwärmung: "Rekordkälte im Januar 08. Obwohl in Europa überdurchschnittlich warm, bescherte der Januar vielen anderen Regionen der Erde Temperaturen in Rekordtiefe. ..." Focus online

- Krisenphänomen I: "Rekord-Börsengang an der Wall Street
Hohe Zeichnungsgewinne beim Visa-Börsengang

Der Kreditkartenanbieter Visa hat trotz Finanzkrise den größten Börsengang der amerikanischen Geschichte hingelegt. Das Unternehmen übertrumpfte bei seiner ersten Notierung an der New Yorker Börse den bisherigen Rekord des Telekomkonzerns AT&T. Der Aktienkurs klettert zum Auftakt um 35 Prozent. weiter
FAZ.NET Finanzen19. März 2008

- Krisenphänomen II: "Gewinn und Umsatz beim Adidas-Konkurrenten Nike steigen
Los Angeles - Der weltgrößte Sportartikelhersteller Nike hat seinen Gewinn im abgelaufenen Quartal um nahezu ein Drittel gesteigert. Ein starker Absatz bei Schuhen und Kleidung habe das Nettoergebnis im dritten Geschäftsquartal um 32 Prozent auf 463,8 Millionen Dollar hochgetrieben, teilte der Adidas-Konkurrent am Mittwoch nach amerikanischen Börsenschluss mit. Der Umsatz kletterte um 16 Prozent auf 4,5 Milliarden Dollar. Nike hatte im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking bereits zuletzt über erhöhte Nachfrage nach seinen Schuhen in Schwellenländern berichtet. (Reuters)"

- Helmut Schmidt votiert für eine verkürzte Schulzeit, mit guten Gründen - daß der Verstand erst mit den Jahren kommt ...

- "Meeresspiegel in der Kreidezeit: Vor 80 Millionen Jahren lag der Meeresspiegel etwa 170 Meter höher als heute, zeigt ein neues Modell." Focus online

- "Freundschaft mit dem Gottkönig ... Bis heute rechtfertigt China seinen Einmarsch nicht allein mit historischen Gründen, sondern auch mit dem Argument, es habe die Tibeter von einer hierarchischen Feudalgesellschaft, wie Harrer sie beschreibt, befreit und in die Moderne geführt. Doch die Tibeter, wie andere Völker, wollten gar nicht befreit werden.

Heinrich Harrer: Sieben Jahre in Tibet. Mein Leben am Hofe des Dalai Lama, Ullstein Verlag, Berlin 2006, 447 Seiten, 47 Schwarzweißfotos, 18,95 Euro.

Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 14" // DIE TIBETER, DIE DEUTSCHEN, DIE FRANZOSEN - die gibt es nicht, das sind nationalistisch-kollektivistische Zuschreibungen, die größere Gruppen betreffen können, auch Mehrheiten, aber bei weitem nicht alle Gruppen und Individuen erfaßt. Maos Einmarsch in Tibet war ein Verbrechen, eines seiner zahllosen Verbrechen - nicht umsonst nennt ihn Courtois im SCHWARZBUCH DES KOMMUNISMUS den größten Staatsverbrecher der bisherigen Geschichte. Dafür gibt es keinerlei Rechtfertigung. Der gräßliche Fatalismus der Geschichte bewirkt aber, daß damit eine Bresche in den finsteren Aberglauben des tibetischen Buddhismus geschlagen wurde, der stets den Einzelmenschen unter seine brutale Tradition beugen will. Die rotchinesischen Diktatoren haben nach zahllosen Liquidationen den Griff gelockert, wenn man den arte-Dokumentationen der Jahre nach 2000 Glauben schenken darf. Das tibetische Individuum hat erstmals in Tibet eine kleine Chance, Wissenschaft und Moderne zu rezipieren - da wählt der Gottkönig, der lächelnde Ultra die Medien-Chance der Olympischen Spiele, seinen Herrschaftsansprüchen neues Mediengehör zu verschaffen.- Natürlich kann man auch vom Dalai Lama lernen: wenn der Elfjährige, weil ihn seine Familie nicht ernähren kann, ihn deshalb ins Kloster abschiebt, wenn der Elfjährige vor dem Kloster-Chef etwa zehn Kotaus absolviert, bis ihn der Häuptling auffordert, sich zu setzen (arte-Doku) - könnte man das eventuell in den deutschen Schulen fruchtbar machen?

- Paulchen Kuhn hat recht: bei den Beatles war musikalisch immer mehr los als bei den Stones mit ihren drei Akkorden.

- Ach, Monteverdi!