Freitag, 24. Oktober 2008

Heiterer Freitag, Thyssen-Krupp, David Riesman, Jugendl. Totschläger

Strizz, Reiche, FAZ

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Heiterer Freitag
Heute ging die Welt nicht unter
Morgen wird es wieder schön.
Fisch schmort in der Pfanne munter
Dann zur Vernissage gehn.

- " Thyssen-Krupp Steel fühlt sich stark.
Die Stahlbranche trotzt den Turbulenzen auf den Finanzmärkten. Für Karl-Ulrich Köhler, den Vorstandsvorsitzenden von Thyssen-Krupp Steel, steht ..." 6.10. FAZ
- Apple gute Zahlen für Q3. Software AG mit guten Zahlen und guter Prognose. Nestle erwartet 2009 höheren Umsatz, ABB bestätigt Prognose.

- Der alte Genosse, er lächelt immer noch gern beim Vortrag. Das empfand ich damals schon als angenehm, damals, vor mehr als dreißig Jahren. Da redete er noch von Marx und Lenin und der Revolution. Heute kleidet er seine bezahlte Kapitalismus-Kritik in Überlegungen zu "Aufrichtigkeit und Verantwortung". Ja, ja, Kurt Bayertz. Der Vortrag begann mit der Etymologie: aufrichtig - aufrecht und behaupete vorneurologisch einen Zusammenhang zwischen Zweibeinanatomie und geistiger Orientierung; eine intrinsische Anbindung der Aufrichtigkeit an das Gewisssen, das Selbstbild, an die "Innenleitung" (Riesman) verneinte er. Sehr schwach. "Warum moralisch sein?" ist seine letzte Publikation.
- - Apropos David Riesman, The Lonely Crowd: A Study of the Changing American Character (1950), Die einsame Masse: David Riesman untersuchte, in "The Lonely Crowd" die Veränderung des Sozialcharakters, die mit dem Wandel einer vorindustriellen über eine frühindustrielle zu einer modernen Industriegesellschaft einhergeht. Diesen drei Entwicklungsstufen werden drei sich überlappende "Charakter-Typen", der traditions, innen-und außengeleitete Mensch, zugeordnet. Der außengeleitete Mensch:
Diesen Charaktertyp ordnet Riesman der modernen Industriegesellschaft zu, in der die Bevölkerungszahl stagniert. Da solche Gesellschaften rellativ ausdifferenziert sind und sich schnell wandeln, kann sich ein Mensch immer weniger nach immer den selben internalisierten Werten und Normen richten. Daher orientiert er sich sowohl, an dem "durchschnittlichen" Verhalten anderer, als auch an Vorbildern, die die Massenmedien verbreiten und passt sich an. Der außengeleitete Typus neigt zu Konformität und Opportunismus, richtet sich nach der Mode und strebt soziale Anerkennung an. Sowohl Peer-Groups, als auch Medien gewinnen bei der Sozialisation an Bedeutung. (Wiki.)
Riesmans Studie ist noch immer lesenswert, weil sich die Gruppenorientierung seit 1950 noch verstärkt hat, ob es sich dabei um zehnjährige Mädchen handelt, eine Jugendgruppe, eine Redaktion oder eine Investmentbankergruppe handelt. Die Eigenmacht solcher Gruppen gegenüber Autoritäten wuchs und wächst weiterhin, der Sozialstaat fördert diese Entwicklung durch Entlastung der Individuen von Eigenverantwortung. (Ebenfalls die 'Unaufrichtigkeit' durch Erleichterung von Sozialbetrug.)

- Jugendliche Totschläger: "Opfer zeitlebens pflegebedürftig. Junger Mann fast zu Tode gequält: Drei Geständnisse.
FAZ 20. Oktober 2008 Vor dem Landgericht Marburg hat der Prozess gegen vier junge Menschen begonnen, die einen 22 Jahre jungen Mann fast zu Tode gequält haben sollen. Den 17 und 22 Jahre alten Frauen und den 20 und 22 Jahren alten Männern wird gemeinschaftliche schwere Körperverletzung vorgeworfen, dem 22-Jährigen zudem versuchter Mord. Die vier sollen im vergangenen Januar im nordhessischen Frankenberg den späteren Geschädigten aus „Lust an Gewalt“ etwa eine Stunde lang so oft geschlagen und getreten haben, bis dieser reglos am Boden lag. Zum Prozessauftakt legten mit Ausnahme des 22-Jährigen alle anderen Angeklagten Geständnisse ab.
Die beiden jungen Frauen und der 20-Jährige hatten den Schwerverletzten zu einem Parkplatz geschleppt und anonym einen Rettungswagen verständigt. Der junge Mann überlebte, wird aber zeitlebens schwerstbehindert und pflegebedürftig sein. „Eine wesentliche Besserung ist nicht zu erwarten“, sagte Staatsanwältin Yvonne Vockert in ihrer Anklage. Durch die grundlosen massiven Misshandlungen habe der inzwischen 23-Jährige lebensgefährliche Hirnblutungen erlitten und sein Hirn sei angeschwollen, so dass zu seiner Rettung ein Teil der Schädeldecke habe entfernt werden müssen. Sein ganzer Körper wies laut Anklage Schürfwunden, Prellungen und blaue Flecken auf. „Sie wussten, dass er zu Tode kommen konnte und nahmen dies zumindest billigend in Kauf“, sagte Vockert zu den Angeklagten.
Die vier jungen Leute, die einen 22-Jährigen fast zu Tode misshandelt haben sollen, sind nach Einschätzung des Kriminologen Professor Rudolf Egg durch die Gruppendynamik zu gefühllosen Schlägern geworden. „Man kann in diesem sehr traurigen Fall von einer Autonomie der Gewalt und fatalen Gruppeneffekten sprechen, denn die Mitglieder der Gruppe haben sich gegenseitig negativ verstärkt“, sagte der Leiter der kriminologischen Zentralstelle in Wiesbaden in einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur. Für den spontanen Hass auf den 22-Jährigen habe vermutlich - wie so oft in der Jugendkriminalität - auch das Trinken von Alkohol eine Rolle gespielt.
Dass keiner der vier jungen Leute versucht habe, seine Freunde an dem Gewaltexzess zu hindern, sei nicht verwunderlich. „Derjenige hätte sich gegen die Gruppe stellen müssen, da war es viel einfacher mitzumachen“, sagte Egg. „Das natürliche Empfinden des Mitleids mit dem Opfer war durch das schöne Gefühl der Gruppenzugehörigkeit schwächer als der Gedanke, in dieser Gruppe bleiben zu wollen.“ So konnten aus vermutlich nicht generell zur Gewalttätigkeit neigenden Menschen „herzlose, verrohte Schläger“ werden, die einfach nicht mehr aufhören konnten.
Der 22-Jährige sei während des Gewaltexzesses möglicherweise von den Schlägern gar nicht mehr als Mensch wahrgenommen worden, sondern zum Symbol für deren aufgestaute Aggressionen gegen sich und andere geworden, sagte Egg. Dass zumindest drei der vier jungen Leute nicht so gefühllos seien, wie man auf den ersten Blick annehmen könnte, zeige der abgesetzte Notruf. „Trotzdem sind natürlich alle für ihr schlimmes Handeln zur Verantwortung zu ziehen.“