Dienstag, 16. Februar 2016

Ein Text ist viel zu wenig


Mal ne Frage:
Ist die Bergpredigt dekadent?
Geb’ ich mal selbst die Antwort. Alle Texte sind Kontexte. Und Antworten. Die Bergpredigt antwortet auf die Umstände der Zeit, auf die tägliche Gewalt, die tägliche Heuchelei der Priester und Eliten, die tägliche Grausamkeit in der Antike. Da ist die Bergpredigt ein sinnvoller Zuruf, innezuhalten und die Gewalt zurückzudrängen. Dann aber kam die arabische Eroberung nach Galiläa. Dort, wo die Predigt nach der Legende gehalten wurde, dominiert noch immer die Gewalt. Man kann die Predigt der HAMAS und der PLO weiterhin berechtigt halten. Aber sie werden nicht zuhören. Im Gegenteil. Sie wollen ihre Gewaltideologie weltweit verbreiten, und in Europa sind sie bereits angekommen. Dort jedoch besitzt die Bergpredigt einen anderen Kontext. Der Pazifismus und der Sozialstaat haben namentlich in Deutschland für Sorglosigkeit und Verantwortungslosigkeit gesorgt. Hier wird die Bergpredigt nicht metaphorisch, sondern wörtlich genommen. Dies kann man als völlige Verblendung, aber auch als ‘dekadent’ bezeichnen. In dem Sinne, daß die Orientierung verfällt und die Realitätswahrnehmung verlorengeht.
Deswegen bezeichnet man die Bergpredigt in der Gegenwart besser als “Pippi-Langstrumpf-Text”: ‘Ich mach’ mir die Welt, wie sie mir gefällt.’  Gut, daß das Christen, anders als andere Religionen, eine Vielzahl von Texten anbietet, die sich gegenseitig beleuchten und aussteuern.