Das Kanonlesen in der Schule hat seine sehr problematischen Seiten, bei Goethes FAUST jedoch noch am wenigsten. Da wird ein kultureller Fundus geboten in solcher Reichhaltigkeit und Dichte, daß nichts anderes auch nur in die Nähe kommt, wiewohl Lessing, Schiller, Fontane und andere auch etwas bieten. Kein Stoff erreicht jeden Schüler, in keinem Fach, damit muß man leben.
Man freut sich, wenn ein zeitgenössischer Autor aus dem FAUST zitiert:
“der neue Trieb erwacht, Ich eile fort, ihr ew’ges Licht zu trinken, vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, den Himmel über mir und unter mir die Wellen.”
Sarrazin, Thilo. Die Vernunft und ihre Feinde (S.89).(Ende Osterspaziergang im FAUST)
Angesprochen ist die Verlockung, zu neuem Wissen zu gelangen, eingekleidet in die Licht-Metapher der Sonne.
Im Leistungskurs Deutsch sollte der FAUST seinen festen Platz behalten. Zumindest in den noch ernstzunehmenden Gymnasien.