Strizz, Reiche, FAZ
12-17° b
- Gut, daß Rice Rußland-Spezialistin ist: "Condoleeza Rice: Russland isoliert sich selbst. Die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice sieht die Welt einem zunehmend autoritären und aggressiven Russland gegenüber. In einem Beitrag für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ schreibt Frau Rice, es sei an Russland, diesen Weg wieder zu verlassen. Noch könne sich Russland anders entscheiden. ..." FAZ 23.9.
- Dönhoff, Dreck am Stecken, Überkompensation: "... November 1944. Schon zu jenem Zeitpunkt erachtete die damalige Gutsherrin auf Quittainen die Eroberung Ostpreußens durch die Sowjets als unabwendbar und die Möglichkeit eines geregelten kollektiven Abzugs als illusorisch. Da sie "es für hoffnungslos halte, wenn die ganze Provinz erst einmal unterwegs ist, überhaupt noch vorwärts, geschweige denn über eine der Brücken, zu kommen" - so Marion Dönhoff an Otto am 1. November 1944 -, beabsichtige sie, sich "mit dem Reitpferd zu verselbständigen und allmählich gen Westen zu reiten". ... welches grausame Schicksal die Zurückgebliebenen erwarten würde. Dabei erinnert die Gräfin selbst in ihrem veröffentlichten Fluchtbericht daran, dass das Regime den Meldungen über sowjetische Greueltaten an der Zivilbevölkerung im ostpreußischen Nemmersdorf (Oktober 1944) weiteste Publizität verschafft hatte. ... hätten es die Quittainer Gutsleute in Wirklichkeit wohl vorgezogen, wie ihre unmittelbaren Nachbarn auf dem Dohnaschen Gut Schlobitten, die Flucht im Treck zu wagen. Weit über dreihundert Schlobittern gelang das von Marion Dönhoff von vornherein für aussichtslos Gehaltene: Unter Führung des Gutsherrn kam ihr Treck im März 1945 in Niedersachsen an. ... den ein radikales Liberalisierungsprogramm ankündigenden und damit das bundesdeutsche Wirtschaftswunder einläutenden Ludwig Erhard vernichtend abqualifiziert hatte: "Wenn Deutschland nicht schon eh ruiniert wäre, dieser Mann mit seinem absurden Plan, alle Bewirtschaftung aufzuheben, würde es gewiss fertigbringen. Gott schütze uns davor, dass er einmal Wirtschaftsminister wird. Das wäre nach Hitler und der Zerstückelung Deutschlands die dritte Katastrophe." ... Im April 1988 hatte sie - an die Adresse der "Ewiggestrigen" in der Bundesrepublik - festgestellt, "die Proklamierung der Wiedervereinigung als Ziel der Bonner Außenpolitik" sei genau das, "was den Weg dorthin" blockiere und "jede Entwicklung unmöglich" mache. ... sie habe Erich Honecker eine doch wohl nicht ganz gerechtfertigte Respektabilität zuerkannt. ..." F.A.Z., 24.09.2008, Rez. Paul Stauffer: Klaus Harpprecht: Die Gräfin. Marion Dönhoff. Eine Biographie. // Ich habe die ZEIT von etwa 1965 bis etwa 1980 im Abonnemont bezogen und recht intensiv gelesen und noch 1990 habe ich Dönhoff für eine äußerst respektable Frau gehalten. Keinesfalls hätte ich mir vorstellen können, daß sie ihre Guts-Leute einfach im Stich gelassen hat, obwohl sie selbst, wie ich mich gut erinnere, in Artikeln darauf hingewiesen hat, daß das preußische Gut eine fürsorgliche Gemeinschaft darstellte. Sie war eine schlechte, eine feige, eine egomanische Führungsperson, so scheint es, und dann war sie eine große Schwätzerin. - Großen Dank an den Rezensenten Paul Stauffer.
Mittwoch, 24. September 2008
Geldsystem politisch
Strizz, Reiche, FAZ
Fehlendes Vertrauen in den Markt. Von Thorsten Polleit.
Die Erschütterungen, die die globale Finanzarchitektur durchziehen, versetzen professionelle Investoren wie auch private Anleger in Sorge. Doch die Furcht vor einem Zusammenbruch des Geldsystems, vergleichbar etwa mit dem Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wäre ein schlechter Ratgeber. Im günstigsten Fall kehrt das Vertrauen in die Kreditmärkte zurück. Krisensymptome wie abnehmende Handelsvolumina, steigende Kreditzinsen sowie fallende Wertpapierkurse würden sich zurückbilden und Finanzhäuser vor einem weiteren Abwärtsstrudel bewahren.
Doch kaum einer will sich noch auf die Bereinigungskraft des freien Marktes verlassen. So werden sich wohl die Regierungen aufmachen und die Sache in die Hand nehmen. An Instrumenten herrscht kein Mangel. Strauchelnde Banken können nationalisiert oder ihre Verbindlichkeiten garantiert werden. Möglich ist auch, dass Regierungen Schuldverschreibungen an Finanzinstitute übertragen und so deren Eigenkapital aufpolstern. So wurde beispielsweise in Deutschland bei der Umstellung der Reichsmark auf die D-Mark vorgegangen - man nannte die damals ausgegebenen Papiere "Ausgleichsforderungen".
Regierungen können auch einen "Auffangfonds" auflegen, der problembeladene Kredite aufnimmt und mit Staatsanleihen refinanziert - ganz so, wie mit den Folgen der amerikanischen Sparkassenkrise Ende der achtziger Jahre verfahren wurde. Alternativ können die staatlichen Zentralbanken den Geschäftsbanken Verluste ersparen, indem sie ihnen Wertpapiere und Kredite abnehmen und so das Eigenkapital der Banken vor einem weiteren Schrumpfen bewahren. Das Inflationieren jedoch wäre keine gangbare Strategie der Entschuldung. Denn eine steigende Inflation führt zu steigenden Zinsen, die wiederum Dauerschuldner, die ihre Kredite neu finanzieren müssen, in die Pleite führen könnten. Somit würde das Problem, das man entschärfen will, noch verstärkt.
Welche dieser staatlichen "Rettungsmaßnahmen" auch bemüht werden, sie dürften so machtvoll sein, dass Kreditgeber und Einleger der Banken nicht um ihr Geld fürchten müssen. Zum Nulltarif ist all das jedoch nicht zu haben: Die Finanzierung erfordert Steuererhöhungen oder Staatsverschuldung, die die Einkommen der Privaten heute oder morgen sozialisieren. Wie groß die Rechnung ausfällt, lässt sich derzeit kaum verlässlich abschätzen. Als besonders kostenträchtig dürfte sich erweisen, dass die Übelstände einem kapitalistischen Finanzmarktgeschehen zugeschrieben werden, obwohl sie doch eigentlich Folge eines Geldsystems sind, das gewissermaßen planwirtschaftlich verfasst ist. Es ruht auf der Hoffnung, staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben - in diesem Fall in seinen wohl wichtigsten Koordinationsmechanismus: dem Angebot von Geld - würden bessere Ergebnisse erzielen, als wenn das Geld von Privaten bereitgestellt wird. Auch die jüngste Krise und ihre Kosten scheint diese Hoffnung nicht wirklich erschüttert zu haben.FAZ 22.9.08
Der Autor ist Chefvolkswirt von Barclays Capital.
Fehlendes Vertrauen in den Markt. Von Thorsten Polleit.
Die Erschütterungen, die die globale Finanzarchitektur durchziehen, versetzen professionelle Investoren wie auch private Anleger in Sorge. Doch die Furcht vor einem Zusammenbruch des Geldsystems, vergleichbar etwa mit dem Ende der zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts, wäre ein schlechter Ratgeber. Im günstigsten Fall kehrt das Vertrauen in die Kreditmärkte zurück. Krisensymptome wie abnehmende Handelsvolumina, steigende Kreditzinsen sowie fallende Wertpapierkurse würden sich zurückbilden und Finanzhäuser vor einem weiteren Abwärtsstrudel bewahren.
Doch kaum einer will sich noch auf die Bereinigungskraft des freien Marktes verlassen. So werden sich wohl die Regierungen aufmachen und die Sache in die Hand nehmen. An Instrumenten herrscht kein Mangel. Strauchelnde Banken können nationalisiert oder ihre Verbindlichkeiten garantiert werden. Möglich ist auch, dass Regierungen Schuldverschreibungen an Finanzinstitute übertragen und so deren Eigenkapital aufpolstern. So wurde beispielsweise in Deutschland bei der Umstellung der Reichsmark auf die D-Mark vorgegangen - man nannte die damals ausgegebenen Papiere "Ausgleichsforderungen".
Regierungen können auch einen "Auffangfonds" auflegen, der problembeladene Kredite aufnimmt und mit Staatsanleihen refinanziert - ganz so, wie mit den Folgen der amerikanischen Sparkassenkrise Ende der achtziger Jahre verfahren wurde. Alternativ können die staatlichen Zentralbanken den Geschäftsbanken Verluste ersparen, indem sie ihnen Wertpapiere und Kredite abnehmen und so das Eigenkapital der Banken vor einem weiteren Schrumpfen bewahren. Das Inflationieren jedoch wäre keine gangbare Strategie der Entschuldung. Denn eine steigende Inflation führt zu steigenden Zinsen, die wiederum Dauerschuldner, die ihre Kredite neu finanzieren müssen, in die Pleite führen könnten. Somit würde das Problem, das man entschärfen will, noch verstärkt.
Welche dieser staatlichen "Rettungsmaßnahmen" auch bemüht werden, sie dürften so machtvoll sein, dass Kreditgeber und Einleger der Banken nicht um ihr Geld fürchten müssen. Zum Nulltarif ist all das jedoch nicht zu haben: Die Finanzierung erfordert Steuererhöhungen oder Staatsverschuldung, die die Einkommen der Privaten heute oder morgen sozialisieren. Wie groß die Rechnung ausfällt, lässt sich derzeit kaum verlässlich abschätzen. Als besonders kostenträchtig dürfte sich erweisen, dass die Übelstände einem kapitalistischen Finanzmarktgeschehen zugeschrieben werden, obwohl sie doch eigentlich Folge eines Geldsystems sind, das gewissermaßen planwirtschaftlich verfasst ist. Es ruht auf der Hoffnung, staatliche Eingriffe in das Wirtschaftsleben - in diesem Fall in seinen wohl wichtigsten Koordinationsmechanismus: dem Angebot von Geld - würden bessere Ergebnisse erzielen, als wenn das Geld von Privaten bereitgestellt wird. Auch die jüngste Krise und ihre Kosten scheint diese Hoffnung nicht wirklich erschüttert zu haben.FAZ 22.9.08
Der Autor ist Chefvolkswirt von Barclays Capital.
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