Donnerstag, 4. Juni 2015

Ägypten ist tief gespalten









Der Ägypter und spätere Chefideologe der Muslimbrüder, Sayyid Qutb (gesprochen Kutub), wurde 1906 in einem mittelägyptischen Dorf mit koptischer und muslimischer Bevölkerung geboren, in einer bürgerlichen Familie, 1966 von Nasser gehängt.
(Foto: Kuiper/Wiki.)


Sayyid Qutb hat heute viele Nachfolger, die Brüder Ramadan in Frankreich, und al Bakr al Bagdadi im IS. 

General Nassers Nachfolger ist heute General Asisi, der den direkten Nachfolger Sayyid Qutbs, den Islamisten Mursi, stürzte, als dieser den Weg zur islamistischen Diktatur - und das ist die schlimmstdenkbare Diktaturform - einschlug. 

Die Armee Ägyptens bleibt die einzige Ordnungsmacht in Ägypten und an den Grenzen Ägyptens. Das Land ist gespalten in das halbwegs zivilisierte Nildelta-Ägypten und den steinzeitlichen großen Rest mit Analphabetismus und Mädchenverstümmelung; in Kairo gibt es auch schwache säkulare zivile Kräfte. Das sind die hauptsächlichen Bezugspunkte für die Beurteilung der Rolle Ägyptens in der Gegenwart des Nahen Ostens. Der Gedanke, hier könnte es eine auf individuellen Freiheiten beruhende Demokratie geben, erscheint als völlig absurd. 
Die Vorstellung, die die Merkelsche Pressekonferenz mit dem Berlin-Besucher Asisi lieferte, erscheint als albern und destruktiv. Es wurde sogar eine verschleierte Islamistin zugelassen. So funktioniert Außenpolitik nach grünideologischer Art, der Realpolitik und Verantwortung schnuppe sind. 

Man hat hier nur die Wahl zwischen der schlimmsten Gefahr der Gegenwart, dem Islamismus, und der autoritären Herrschaft der Militärs. Diese stehen zwar immer noch unter den staatssozialistischen Vorstellungen Nassers, sie denken aber immerhin an eine Verbesserung der desolaten wirtschaftlichen Lage, sie investieren in die Energieversorgung. Eine - langsame - Entwicklung zum Besseren kann man allein den Militärs zutrauen. Diese Einsicht kann nicht begeistern, doch das Beispiel Mursis und al Malikis im Irak läßt erschauern bis ins Mark.