“Alle Primaten sind Konformisten. Sie ahmen andere nicht nur nach, sondern mögen es auch, wenn andere sie imitieren.”
Frans de Waal hat recht. Allerdings ist das keine neue Erkenntnis. Für den Primaten Mensch hat das schon der französische Soziologe Gabriel de Tarde in seinem Buch “Gesetze der Nachahmung” beschrieben, das 1890 erschien. Diese stammesgeschichtliche Anlage dient dem Zusammenhalt und der Eitelkeit von Vorbildern.
“...Was die Empathie betrifft, so verdanken wir der Neurowissenschaft zwei grundlegende Erkenntnisse: Sie hat uns gelehrt, dass es zwischen den Emotionen von Menschen und Tieren keine klare Trennlinie gibt. Und sie hat nachgewiesen, dass Empathie von Körper zu Körper stattfindet...Da Empathie auf der körperlichen Schiene völlig unbewusst abläuft, neigen wir dazu, sie zu unterschätzen.” Frans de Waal, Der Mensch, der Bonobo und die 10 Gebote, S. 188/191
Die Hirnforschung hat einen uralten Befund bestätigt: Menschen verhalten sich unterschiedlich empathisch. Bei Mördern stellte man hirnliche Spezifika fest, u.a. James H. Fallon, Niels Birbaumer. 3 Promille von türkisch-arabischen Intensivtätern verüben 20% aller Straftaten in Berlin. Nur Männer. Diese Unterschiede ignoriert Waal, um seine Bonobo-Beobachtungen des Nahbereichs, der Gemeinschaft, auf die Gesellschaft zu übertragen.
In der großen Gesellschaft geht es aber anders zu als in der kleinen Gemeinschaft (vgl. F. Tönnies, Gemeinschaft und Gesellschaft). Poppers WELT 3 der Theorien und Ideen spielt hier eine Rolle, es wird gekämpft um Macht und Ideen gesellschaftsweit, Parteiapparate werden dafür positioniert. Für Ideologien werden auch Kriege geführt. Die Empathie des Nahbereichs kann hier völlig ausfallen. Sogar in den Unterkünften für Asylbewerber in Deutschland werden viele Angriffe auf Christen von mohammedanischer Seite verübt - also selbst in en-face-Beziehungen obsiegt die Tradition einer Ideologie.
Waal sieht die Bedeutung von gesellschaftlichen Traditionen und Ideologien nicht.