Donnerstag, 27. Juni 2013

Aufklärung en passant




Bildung funktioniert nicht so, wie sich das Schiller in „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“ gedacht hat. Schön hat er sich das gedacht, aber es war leider auch schön blöd. Largo hilft.



Die Aufklärer knüpfen bei Seneca und Lukrez an, die in ihren naturphilosphischen Schriften natürliche Erscheinungen wie etwa Blitze des abergläubischen Hintergrunds entkleiden. Das positive Wissen ist zwar in der Antike noch sehr lückenhaft, Blitzableiter gibt es dann wirklich erst in der Aufklärung, aber die Hauptsache ist bereits klar erkennbar: Wissen klärt auf, Romane verschwiemeln. Auf Wissen setzen deswegen die Enzyklopädisten d’Alembert und Diderot. Ab 1751 erscheint in Paris die „Encylopédie“, ab 1768 in London die „Encyclopedia Britannica“.  
Nicht zu vergessen: der große Breslauer Schumachersohn Johann Heinrich ZEDLER hatte schon 1750 sein mit über 60 Bänden sehr umfangreiches Universal-Lexikon vorgelegt.
(Die Bayerische Staatsbibliothek hat den  ZEDLER übrigens digitalisiert und ins Netz gestellt.)
Der Schwiemelbruder Rousseau dagegen bringt seine 5 Kinder nach der Geburt ins Waisenhaus und phantasiert über Erziehung und Politik gefährlich herum; Robespierre ist beim Volonté générale sein furchtbarer Schüler, aber auch alle späteren Totalitaristen von Lenin bis Kim Jong-Un pochen auf den Generalwillen und sehen sich als dessen Vollstrecker. Rousseau ist kein Aufklärer wie Voltaire, sondern ein verrückter Romantiker. Friedrich II., nachdem er im Alter zu Verstand kam, leistet dagegen mit dem Preußischen Landrecht, nach Vorarbeiten u.a. von Pufendorf, einen großen Beitrag zur Entwicklung des Rechtsstaates. Dort steht am Anfang auch die Antike mit Cicero, an den Bodin anknüpft.  
Schiller hat auf seine intuitive Weise mit dem “Tell” ein bedeutsames liberales Vermächtnis hinterlassen. Darin überwindet er den schönen Idealismus seiner Briefe „Über die ästhetische Erziehung des Menschen“.
Die Aufklärung ist heute in ihr neurobiologisches Stadium eingetreten und findet sich bei Autoren wie Damasio (“Descartes’ Irrtum”) und Stephen Pinker (“Das unbeschriebene Blatt”). Von Biologie, Ethnologie, Ethologie und Hirnforschung ergeben sich Folgerungen auf die Bildbarkeit des Menschen (Hassenstein, Cube, Largo etc.)