„Macht bedeutet jede Chance,
innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen
Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“
Mit diesem Zitat Max Webers aus
WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT (I, 16§) begann Thomas Jäger (Uni Köln) seinen
Vortrag “Welche außenpolitischen
Themen halten die Bundestagsabgeordneten für wichtig?”
Dem lag eine im Abstand von mehreren
Jahren wiederholte Befragung zugrunde. An erster Stelle stand bei den
Abgeordneten die EU-INTEGRATION (30%), gefolgt von den TRANSATLANTISCHEN
BEZIEHUNGEN (20%), NAHOSTKONFLIKT (16%), INTERNATIONALE WIRTSCHAFTSPOLITIK
(10%), AUSLANDSEINSÄTZE (4%) und INTERNATIONALE ENERGIEPOLITIK (1%).
Das außenpolitische Interesse
der Abgeordneten hält sich also in engen Grenzen, zudem sank die Rücksendequote
der Fragebögen von 42 auf 28%.
Ob die MdBs dabei ein anderes
Weberzitat im Kopf haben, das sie bremst?
"Es ist durchaus wahr und eine ...
Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen
Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu
paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
(Max
Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )
Wohl eher nicht, denn sie
halten sich innenpolitisch nicht zurück, wie sich aus diesem Zitat ergäbe, sondern
ergehen sich in Regulierungswut. Selbst vor einer irrsinnigen Energieklempnerei
schreckten und schrecken sie nicht zurück. Vielmehr läßt sich auf eine
Machtvergessenheit schließen, gepaart mit Kindsköpfigkeit und Realitätsverlust.