Montag, 9. Juni 2014

Wir verstecken uns hinter Brüssel













„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel worauf diese Chance beruht.“

Mit diesem Zitat Max Webers aus WIRTSCHAFT UND GESELLSCHAFT (I, 16§) begann Thomas Jäger (Uni Köln) seinen Vortrag “Welche außenpolitischen Themen halten die Bundestagsabgeordneten für wichtig?”

Dem lag eine im Abstand von mehreren Jahren wiederholte Befragung zugrunde. An erster Stelle stand bei den Abgeordneten die EU-INTEGRATION (30%), gefolgt von den TRANSATLANTISCHEN BEZIEHUNGEN (20%), NAHOSTKONFLIKT (16%), INTERNATIONALE WIRTSCHAFTSPOLITIK (10%), AUSLANDSEINSÄTZE (4%) und INTERNATIONALE ENERGIEPOLITIK (1%).
Das außenpolitische Interesse der Abgeordneten hält sich also in engen Grenzen, zudem sank die Rücksendequote der Fragebögen von 42 auf 28%.
Ob die MdBs dabei ein anderes Weberzitat im Kopf haben, das sie bremst?

"Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
(Max Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )


Wohl eher nicht, denn sie halten sich innenpolitisch nicht zurück, wie sich aus diesem Zitat ergäbe, sondern ergehen sich in Regulierungswut. Selbst vor einer irrsinnigen Energieklempnerei schreckten und schrecken sie nicht zurück. Vielmehr läßt sich auf eine Machtvergessenheit schließen, gepaart mit Kindsköpfigkeit und Realitätsverlust.