Samstag, 27. Juli 2013

Der Lutha und die Fuggar





Die Fuggar und die Gesamtschule Klasse 9 gegen Ende - Anmerkung der Lehrerin (sie sei bedankt): "Der Schüler rechnet mit eine Fachoberschul-Reife (FOR), und seine Chancen stehen nicht schlecht. Die GS (Gesamtschule) macht es möglich.







Wer nicht von dreitausend Jahren sich weiß Rechenschaft zu geben, bleibt im Dunkeln unerfahren, mag von Tag zu Tage leben. Goethe, Divan, Buch des Unmuts

Nie war er so wertvoll wie heute. Jedenfalls trifft das für diesen Spruch zu. Die letzten zweitausend Jahre sind zu wenig. Das alte Ägypten gehört dazu und die Indus-Kultur, und natürlich das antike Griechenland. Dann dürfte man so ziemlich alle sozialen Phänomene gesehen haben, in deren Licht auch die Gegenwart genauer betrachtet werden kann. Das ist schwierig genug, denn nicht nur sind immer viele Perspektiven möglich, es wird auch wie auf keinem anderen Gebiet weggelassen, verdreht, gefälscht ("Konstantinische Schenkung"), gelogen und betrogen. Die Westgoten in Spanien? Fast alle Spuren durch die nordafrikanischen Eroberer ausgelöscht. Die Sieger schreiben ihre eigene Geschichte. Da sind sie eigen. Nach der Devise: "Das ist der Herren eigener Geist, in dem die Zeiten sich bespiegeln" (Goethe). 

Nur viel Geschichte, eben die dreitausend Jahre, kann zu etwas mehr Geschichtsverständnis führen. Aber wer hat die Zeit und das Interesse für so viel Arbeit? Die wenigsten, und auch nur die wenigsten Geschichtslehrer. Der Geschichtsunterricht war immer eng ausgelegt, und immer getragen von politischen Hintergründen und Aufträgen. Lange war die Historiographie so borniert, einen wichtigen Teil der Geschichte, die Wirtschaftsgeschichte, gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Geschweige denn, daß die Geschichtslehrzwerge, die Lehrer, davon etwas wußten. Das, was heute an Geschichtsunterricht in den Schulen stattfindet, dürfte nicht einmal mehr das Zahlengerüst liefern, das der Unterricht vor 1970 bereitstellte. Geschichtsverständnis stellt sich auch bei Hochschullehrern meist erst in späten Jahren ein. Bei Lehrern findet sich kaum mehr als ein gewisses Detailverständnis, beispielsweise Themen wie die Rückversicherungspolitik Bismarcks. Welche Schüler kennen überhaupt auch nur noch den Namen ‘Bismarck’? 

Da trifft es sich gut, daß man ohne Geschichte gut auskommt. Man fällt dann auch nicht auf jede neue Geschichtsmarotte herein. Allerdings kann man deren Opfer werden. Da helfen nur die dreitausend Jahre. Siehe oben.