Samstag, 31. Mai 2014

Wes der Mund voll ist, ist des Verstandes oft leer








Brentano (1778-1842): Hinkel, Gockel und Gakeleia - eines der hübschesten Märchen der Romantik (Foto: H.-P. Haak/Wiki.)



Immer wieder stellt uns das Leben Fragen aller Art, auch zu Luhmann. Niemand formuliert sie aber unterhaltsamer als ein englischer Luhmann-Freund:


Esteemed Fellow Group Members and Memberesses--  DER THEORETIKER was fond of saying that the education system is a "people-processing" system - apparently because it prepares one for a career (by changing the learning capacity of people).  The health system seems to fall then within the same category as well, viz., a people-processing  system.  
But what I would like to ask you (because I know you are so much more knowledgeable than I) is: do you think that the religious system is a people-processing system too?  That is, is it about changing people?  Yours in Dankbarkeit,  --me” (Sociocybernetics)

Wenn man hört, daß in Eisleben sich nur noch 7% der Einwohner einer Konfession zurechnen, dann liegt auf der Hand, daß Menschen durch Religion ‘prozessiert’ werden, wie es im Zitat heißt; Menschen werden durch Religion verändert. Dies geschieht hauptsächlich durch die Familie und den Religionsunterricht - fallen sie aus, dann fällt auch Religion aus, jedenfalls schwächt sie sich ab, wobei stets ein Fundament für Aberglauben und Esoterik bleibt. Die religiöse Sozialisation prägt stark, auch im säkular-religiösen Bereich. Immer wieder wundert man sich, daß Marxisten und Neomarxisten am Jugendglauben ihrer frühen Jahren bis ins Alter festkleben wie Fliegen am Fliegenfänger.

Ein anderer Fall sind die Konversionen der Erwachsenen:

“Evelyn Waugh ist nicht der einzige Literat von Rang, der Katholik wurde und sich im Glauben verbiss. Paul Claudel und Graham Greene etwa irritierten ebenfalls durch einen aufgesetzt wirkenden Rigorismus.” (NZZ 26.4.14)


Auch der Name Clemens Wenzeslaus Brentano de La Roches wär hier zu nennen, des Romantikers, der ein stark frömmelnder Katholik wurde.
Spielt hier die Belletristik als solche eine Rolle? Der Schriftsteller, der Romanautor, gehört zu den intelligenten und empfindsamen Menschen, er ist begabt mit großer Eloquenz, ihr dient er auf Kosten des Wissenserwerbs und der Klugheitspflege. Da kann man dann leicht in der katholischen oder marxistischen Esoterik landen. 
Das blanke Fabulieren führt im besten Falle zu Adelssitzschnulzen wie Waughs “Wiedersehen mit Brideshead”, im schlechtesten zu Bölls “Frauen vor Flußlandschaft”.