Sonntag, 29. März 2015

Gräßliche Geschichte(n)






Lenins Spießgesellen Nikolai Bucharin und Alexei Iwanowitsch Rykow 1938 vor dem Schaugericht des großen Schlächters Stalin (Foto: Wikip.)  

Der Kampf um die Macht ist kein einfacher, wenn mehrere ähnlich starke Bewerber nach vorne drängen. Im Bürgerkrieg nach Caesars Tod fanden sich die Konkurrenten in der Dreimännerherrschaft zusammen (Triumvirat). So etwas hält nicht lange. Eine bürokratisierte Form der Mehrmännerherrschaft findet sich im Politbüro der Kommunistischen Parteien. Auch sie wird schnell zur Farce. Nachdem sich Stalin mit Tricks gegen Trotzki als Generalsekretär durchgesetzt hatte, ermordete er bis 1938 alle alten Rivalen des Leninschen Politbüros, zum Teil in groß inszenierten, grotesken Schauprozessen.
Stalins Beispiel erinnert an Cesare Borgia, dessen Beispiel Machiavelli empfiehlt:
“Nachdem der Herzog (Cesare Borgia, WD) die Romagna unter sich gebracht hatte, so fand er, daß dies Land ohnmächtigen Herren angehört hatte, die ihre Unterthanen mehr ausgeplündert als regiert, und mehr Unordnung veranlaßt, als öffentliche Ordnung gehandhabt hatten, so daß diese Provinzen voll von Straßenraub, Parteigängerei und aller Art von Gewaltthätigkeit waren. Er fand also nöthig, sie zu beruhigen und der Obrigkeit unterthan zu machen. Zu diesem Ende gab er ihr den Remiro d'Orco zum Vorgesetzten, einen entschlossenen und grausamen Mann. Ihm ertheilte er volle Gewalt. Derselbe erwarb sich großen Ruhm, indem er das Land in kurzer Zeit zur Ruhe und Sicherheit brachte. Hierauf aber schien es dem Herzoge, daß eine so ausnehmende Gewalt nicht mehr gut angebracht sei, weil sie verhaßt werden möchte. Er ordnete also unter dem Vorsitze eines ganz vorzüglichen Mannes mitten im Lande einen Gerichtshof an, bei welchem jede Stadt ihren Vertreter hatte. Weil die vorige Strenge aber einigen Haß erzeugt hatte, so suchte er diesen auszulöschen und das Volk vollends dadurch zu gewinnen, daß er ihm bewiese, alle begangenen Grausamkeiten rührten nicht von ihm her, sondern von der rauhen Gemüthsart seines Stellvertreters. Er ergriff die erste Veranlassung, ihn eines Tages zu Cesena auf dem öffentlichen Markte in zwei Stücke zerrissen auszustellen, mit einem Stücke Holz und einem blutigen Messer zur Seite. Durch diesen gräßlichen Anblick erhielt das Volk einige Befriedigung und ward eine Zeit lang in dumpfer Ruhe gehalten.” Machiavelli, Fürst, 7. Kap., Reclam S. 61
Da stockt dem modernen Leser der Atem. Er kann aber nicht umhin, angesichts der Ausgangslage völliger Unordnung und allgemeiner Räuberei das Ergebnis, nämlich die Befriedung der Romagna, als positiv anzuerkennen. Wäre das gelungen, wenn direkt ein Gerichtshof eingesetzt worden wäre? Das ist leider zu bezweifeln, weil Gewalttäter auch vor Richtern nicht haltmachen. Nach der gewalttätigen Ausschaltung der führenden Verbrecher war aber ein Gerichtshof sehr wohl möglich. Welches Maß an Grausamkeit aufgewendet werden muß, um zur Befriedung zu gelangen, bleibt allerdings zu diskutieren. Man mag dies tun, muß dabei aber auch an den „Islamischen Staat“ und an „Boko Haram“ etc. denken. Naiven Frauen, und nicht nur diesen, kann man von der Lektüre Machiavellis nicht abraten:
  • 20 Jahre Haft für Mörder der AP-Journalistin Anja Niedringhaus

  • Der Mörder der deutschen Foto-Journalistin Anja Niedringhaus ist in Afghanistan zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Der Oberste Gerichtshof in Kabul reduzierte die Strafe für den ehemaligen Polizisten, der ursprünglich zum Tode verurteilt worden war. Der Täter hatte die Journalistin vor rund einem Jahr in der Stadt Chost im Südwesten des Landes erschossen. Zudem verletzte er die AP-Reporterin Kathy Gannon schwer, die mit Niedringhaus über die Wahlen in Afghanistan berichtet hatte. Die Hintergründe der tödlichen Schüsse sind bis heute unklar.” (DLF 29.3.15)  

Die Hintergründe sind allerdings klar. Der Mann hat “Allahu akbar” gerufen, als die beiden Frauen aus dem Westen nicht das Verhalten zeigten, das das mohammedanische Buch für Frauen vorschreibt. Der Mörder wird demnächst, damit ist ziemlich sicher zu rechnen, von außen befreit werden.