Dienstag, 30. März 2021

Kaspar und der WDR



“Schon mit meinem ersten Satz bin ich in die Falle gegangen.”


So Handkes Kaspar am Ende des Stücks. Es bezieht sich auf das zunächst sprachlose Findelkind Kaspar Hauser (1812-1833).

Handke blendet die Bereicherung durch den Spracherwerb völlig aus und zeigt an seinem Kaspar, wie der Mensch durch Sprache zum willenlosen Untertanen gemacht wird.

Richtig daran ist, daß mit der Sprache auch Traditionen und Weltbilder vermittelt werden. Die politische Einflußnahme durch die politische Sprache und die Bewußtseinsindustrie der Massenmedien stellt ein Grundproblem der Gesellschaft dar, das heute so gigantisch ist wie die umgeschlagenen Milliardensummen. 

Der Fürstbischof von Köln war vor 500 Jahren eine mächtige Figur in Stadt und Reich, aber gegen den Kölner WDR heute nimmt er sich vergleichsweise schwach und unbedeutend aus. Der WDR und die hundert anderen Massenmedien und Vormünder senden von morgens bis abends eine endlose Kette von Einreden und Einflüsterungen. Eine gewaltige Macht mit ständigem Zugang zu den Köpfen der Bürger. Und wahrlich wahlentscheidend, weswegen die Politiker meist nur noch Mitspieler sind im massenmedialpolitischen Komplex.  

Wir sehen heute das Stück “Die Bewußtseinsindustrie wäscht das Gehirn so sauber und auf so unterhaltsame Weise wie nie”.