Donnerstag, 13. Februar 2014

Destruktive Natur







Das Leben ist nicht fair, sagte die junge Bettlerin mit dem amputierten Unterschenkel. So ist es. Deswegen fehlt dem Wort ‘Gerechtigkeit’ das Fundament und eignet sich gut für Demagogie.

Der Ötzi wurde gemeuchelt, was sicher nicht fair war. Wäre der Jungsteinzeitler nicht durch den Pfeilschuß in den Rücken getötet worden, hätte er aber trotzdem keine guten Chancen auf ein längeres Leben gehabt, meint der Tübinger Humangenetiker Carsten Pusch, der Proben des 5000 Jahre alten Südtirolers entnahm und untersuchte. Der stämmige Naturbursche habe eine Gefäßverkalkung aufgewiesen wie ein fetter Couchpotato. Er sei genetisch so stark belastet gewesen, daß er wohl einen frühen Herz-Kreislauf-Tod erlitten hätte.

Das Leben ist nicht fair, und die Genetik noch weniger. Damit muß man leben. Und sterben. Tutanchamun starb im jungen Alter von 18 bis 20 Jahren. Seine Eltern waren Vollgeschwister nach dem Glauben, daß königliche Blut am besten rein bleibe. Diese falsche Vorstellung von Genetik habe noch den Habsburgern übel mitgespielt, so Pusch.

Besonders schlimm fällt es aus, wenn schon Kinder und Jugendliche sterben müssen, weil sie tödlich belastet sind. In Belgien wird heute über ein Gesetz zur Sterbehilfe für Kinder und Jugendliche debattiert. Es soll das schmerzensreiche Leiden junger Moribunder durch Freitod ermöglichen.
Das Leben kann sehr unfair sein.