Sonntag, 11. Dezember 2022

Henrich, Joseph. The WEIRDest People in the World

 Henrichs Präludium mit der Pauke:

(Grobe Teilübersetzung WD)

"Prelude: Your Brain Has Been Modified 
Your brain has been altered, neurologically rewired as it acquired a skill that your society greatly values. Until recently, this skill was of little or no use and most people in most societies never acquired it. In developing this ability, you have:

1 Specialized an area of your brain’s left ventral occipito-temporal region, which lies
zwischen deinen Sprach-, Sach- und Gesichtserkennungszentren.
2 Verstärkter Balken (Corpus callosum) 
3 Teilweise veränderter Präfontaler Kortex (Broca Areal u.a.)
4 Verbessertes Sprachgedächtnis u.a.
5 Verschob die Gesichtserkennung in die rechte Hälfte
6 Verringerte die Gesichtsidentifizierung
7 Reduzierte die Grundkompetenz holistischer visueller Wahrnehmung"

Henrich, Joseph. The WEIRDest People in the World (S.3). Farrar, Straus and Giroux. Kindle-Version. 

Mittwoch, 30. November 2022

Olaf und Lord Chandos

 "WUMMS! DOPPELWUMMS! BÜRGERGELD."

Da fällt einem Hofmannthals 'Brief des Lord Chandos' ein:
"Ich fand es innerlich unmöglich, über die Angelegenheiten des Hofes, die Vorkommnisse im Parlament oder was Sie sonst wollen, ein Urteil herauszubringen. Und dies nicht etwa aus Rücksichten irgend welcher Art, denn Sie kennen meinen bis zur Leichtfertigkeit gehenden Freimut: sondern die abstrakten Worte, deren sich doch die Zunge naturgemäß bedienen muß, um irgend welches Urteil an den Tag zu geben, zerfielen mir im Munde wie modrige Pilze."
Hofmannsthal, Hugo von. Der Brief des Lord Chandos: Reclams Universal-Bibliothek (German Edition) (S.9-10). Reclam Verlag. Kindle-Version.

Freitag, 25. November 2022

Dan Mroczek on Personality and Health

 https://youtu.be/rTIEuxbtpiE

Hier geht es um lebenswichtige Fragen - wie beeinflussen Persönlichkeitseigenschaften die Gesundheit? Das ist der Bereich der Bildung, nicht des Wissens, wiewohl Bildung ohne das Wissen der Lebenserfahrung nicht sehr bedeutsam ist. Humboldt lag falsch, als er annahm, die Begegnung mit Fächerwissen bilde. Die Begegnung mit sich selbst und anderen Personen bildet, naturwissenschaftliches Wissen bildet nicht. 

Wissen ist wichtig für den Wohlstand, aber nicht für die persönliche Reifung.


Sonntag, 20. November 2022

Extremwetterschäden in Europa sind nicht angestiegen - Klimaschau 134

Ereignisse und Schäden sind zwei Größen. Wenn die Schadensfälle abgenommen haben, obwohl in Europa und USA mehr und höher versichert wurde, dann dürften die Ereignisse noch viel stärker abgenommen haben. Der Münchener Rück gefällt das wahrscheinlich nicht so gut, weil dann das Argument für mehr und teurere Abschlüsse entfällt. Dann fällt auch der Gewinn.

Sonntag, 13. November 2022

Grönlands Küsten kühlen ab - Klimaschau 133

Da wird es wohl nichts mit neuem Wald in Grönland (alias Grünland): "Grönland war bewaldet Durch die molekularen Fossilien unter dem zwei Kilometer dicken Eisschild ist jetzt erstmals bezeugt worden, dass der Süden Grönlands in jener Zeit bewaldet war. Diese Erkenntnis ist auch für die Klimaforschung und die Prognosen zu den Folgen der globalen Erwärmung bedeutsam. Denn anders als weithin angenommen, überstand der Eispanzer offenbar die Zwischeneiszeit vor 130.000 bis 116.000 Jahren. Damals war es um rund fünf Grad wärmer als heute. „Wenn unsere Daten korrekt sind“, meint Willerslev, „bedeutet das, dass die Eiskappe im Süden Grönlands stabiler ist als vermutet.“ Molekulare Fossilien Von Reinhard Wandtner FAZ 5.7.07

Freitag, 28. Oktober 2022

DIE PERSÖNLICHKEIT

Volk und Knecht und Überwinder,

Sie gestehn zu jeder Zeit:

Höchstes Glück der Erdenkinder

Sei nur die Persönlichkeit.


Jedes Leben sei zu führen,

Wenn man sich nicht selbst vermißt;

Alles könne man verlieren,

Wenn man bliebe, was man ist. 


Goethe, WEST-ÖSTLICHER DIVAN, Suleika, Buch Suleika, Gingo biloba (S. 95)

Von Persönlichkeitswahn und Narzißmus hat er nichts gesagt. Die Zugehörigkeit zu einem Stand und einer Familie war in der Goethezeit noch weitaus wichtiger. Wie heute anhaltend in Ländern wie Indien und Pakistan. Daß der Sohn eines Busfahrers dort Bürgermeister einer Weltstadt werden könnte, ist völlig ausgeschlossen. Darauf wies gerade Sadiq Khan hin, Busfahrersohn und Bürgermeister Londons. Bei Sunak verhält es sich ähnlich. In Indien hätte er als weißer Engländer nie Premierminister werden können.

Der Erwartungsdruck auf den Einzelnen in den westlichen Ländern, ‘eine Persönlichkeit’ zu sein, ist allerdings auch eine Last, die sich in allerhand Albernheiten zeigen kann wie Tätowierungen und Ringen durch Nase und Lippen. Oder im Zurschaustellen von körperlichen Vorzügen, Kim Kardashian hat daraus sogar einen Beruf gemacht.


Mittwoch, 12. Oktober 2022

Selbstgeißelung

 Geißelbrüder

Schmerz kann Lustgefühle auslösen, etwa bei jungen Menschen (“Ritzen”), sowie als Masochismus.

Auch als soziale Bewegung kann sich dieses Phänomen entwickeln. Im Mittelalter gab es die Geißlerzüge, die es im Schiitentum auch heute noch gibt (in Kerbela).

Es scheint dies eine monotheistische Eigenart zu sein.

Eine säkulare Form des Geißlertums scheint sich in Wissenschaftsnetzwerken zu finden, wenn das wichtigste Gas der Welt, das Leben auf der Erde ermöglicht, das CO2, apokalyptisch verdächtigt wird. Wie bei Newton begegnen sich da Wissenschaft und Aberglauben auf das Innigste.


Sonntag, 9. Oktober 2022

Selbsterkenntnis


Selbsterkenntnis ist schwierig, weil es große Interpretationsspielräume geben kann. Das Selbstideal arbeitet in der Regel ständig daran, die Anforderungen an das Selbst zu erhöhen, was eine endlose Kette von Selbsttäuschungen bewirken kann. Die Lebenszufriedenheit leidet darunter, weswegen eine stimmige Selbsterkenntnis eine zwar schwierige, aber nicht abweisbare Daueraufgabe darstellt. 

Erstaunlich ist, daß die Intelligenz bei dieser Lebensaufgabe eine untergeordnete Rolle spielt: je höher die Intelligenz, desto perfider können die Selbsttäuschungen konstruiert werden.




Montag, 3. Oktober 2022

Überraschende Wendung: Ruß aus Flugverkehr bremst offenbar Erderwärmung ...

"Theoretisch müssten in einer wärmeren Welt zwar mehr Wolken entstehen, weil mehr Wasser verdunstet, andererseits kann wärmere Luft auch mehr Wasserdampf aufnehmen. Entscheidend ist außerdem, welche Wolkentypen sich bilden: Dichte und dunkle Haufenwolken, die Cumuli, reflektieren Sonnenlicht ins All zurück, was sich eher kühlend auf die Erde auswirkt. Die flauschigen hohen Eiswolken dagegen, im Fachjargon der Nephologen Cirren genannt, wärmen den Planeten zusätzlich, denn sie lassen das Sonnenlicht generell sehr gut durch, vermindern gleichzeitig die Wärmeabstrahlung der Erdatmosphäre". Im Trüben forschen, 07.01.2013, von ANDREAS FREY, FAZ

Montag, 26. September 2022

Nahrungslegende



“Alle zwanzig Aminosäuren, die Bausteine der Proteine, sind in Pflanzen enthalten. Aber keine Nahrungspflanze enthält alle zwanzig Aminosäuren. Den gesamten Katalog der Aminosäuren kann man aus Nahrungspflanzen nur beziehen, wenn man täglich große Mengen an stark magenfüllender, stickstoffhaltiger Nahrung, etwa Bohnen und Nüsse, sowie noch größere Mengen an stärkehaltigem Getreide oder Wurzeln zu sich nimmt. (Bohnen und Nüsse sind an sich schon teure Nahrung.) Der Verzehr von Fleisch ist daher für den Körper ein wesentlich effizienterer Weg, sich alle für die Erhaltung der Gesundheit und körperlichen Leistungsfähigkeit erforderlichen Aminosäuren zu verschaffen. Fleisch liefert die erforderlichen Nährstoffe in höchst konzentrierter Form. Als Eiweißquelle ist es physiologisch besser als Nahrungspflanzen, und dieser Umstand spiegelt sich in der unter vorstaatlichen Dorfvölkern praktisch universell verbreiteten Neigung, bei Umverteilungsfesten Fleisch gegenüber pflanzlicher Nahrung den Vorzug zu geben.” Das Schweinefleisch enthält zudem mehr Kalorien als Rinderfleich.

Das Schwein lebt im und am Wald, der aber im Nahen Osten abgeholzt wurde mit der Folge, daß das Land versteppte.

“Schweinezucht brachte Kosten mit sich, die für das ganze Subsistenzsystem in den heißen, semiariden Landstrichen des Nahen Ostens eine Bedrohung darstellten. … Das im 3. Buch Mose aufgezeichnete Verbot hatte daher den Vorteil der Endgültigkeit: Indem es auch eine Schweinezucht in geringem Umfang für unrein erklärte, half es die schädliche Neigung zu unterdrücken, sie in großem Umfang zu betreiben.”

(Marvin Harris, Kannibalen und Könige, 1977, S. 168ff.)

So entpuppt sich manche Legende, nicht nur bei den Schweinen, als eine Maßnahme mit anderem Hintergrund. Das tut der Legende und der Dauer ihrer Gültigkeit keinen Abbruch. Deswegen versuchen alle Gläubigen - egal, auf welchem Gebiet - eine Legende zu schaffen, die die Jahrhunderte überdauert.

Sonntag, 25. September 2022

Breaking News: CO2 erwärmt das Klima wohl weniger stark als lange angeno...

Man muß nicht direkt in der Atmosphärenforschung involviert sein wie S. Fred Singer, Richard Lindzen, Curry, Spencer und Kramm. Chemie reicht schon aus, um dem Klima-Irresein den Boden wegzuziehen. 

Römpp, Chemielexikon, Stichwort “Treibhauseffekt”, S. 4687: “Analog absorbiert das in der Atmosphäre voehandene CO2 fast die gesamte Wärmestrahlung zwischen 13 und 18 Mikrometer. Diese Absorption bewirkt ein Aufwärmen der unteren Atmosphäreschichten und der Erdoberfläche u. verzögert die Wärmeabgabe ins Weltall. Für die direkte Wärmeabstrahlung von der Erdoberfläche bleibt nur ein Spektralbereich zwischen 8 und 13 Mikrometer, das sog. atmosphär. Fenster. Eine Änderung der CO2- oder Wasserdampf-Konzentr. würde sich praktisch nur im Randbereich des Fensters auswirken, wo diese Konzentrationen noch nicht so hoch liegen, daß nicht bereits fast die gesamte Wärmestrahlung absorbiert wird. Deshalb ist, obwohl die absolute Konzentrationszunahme dieser Spurengase (CO2, Methan, Ozon) in der Atmosphäre groß ist, ihr zusätzlicher Teil relativ klein.”

Montag, 19. September 2022

Zwei verschiedene Zeitgenossen der frühen Industrialisierung im Ruhrgebiet

Alfred Krupp und Fritz Harkort waren Zeitgenossen, Harkort lebte von 1793 bis 1880, er war der jüngere, Krupp von 1812 bis 1887. Beide verschrieben sie sich dem technischen Fortschritt, wurden Unternehmer, beide waren Nachbarn im Ruhrgebiet und beide waren Protestanten. Damit enden aber die Gemeinsamkeiten. Krupp machte das kleine, verschuldete Gußstahlwerk zu einem Weltunternehmen mit 21000 Mitarbeitern, er war technisch so begabt wie unternehmerisch, eine Doppelbegabung. Harkort dagegen mit seiner soliden und für die Zeit langen Schulausbildung von etwa 12 Jahren erlitt wiederholt unternehmerischen Schiffbruch und starb - anders als Alfred Krupp in seiner pompösen Villa Hügel - in bescheidenen Verhältnissen. Allerdings besaß auch er eine Doppelbegabung als Politiker und Publizist. 

(vgl. https://thschmitz.de/index.php/historisches-wetter-ruhr/persoenlichkeiten/friedrich-harkort)  

Mittwoch, 14. September 2022

Zeittakt von Eiszeiten: Was steht uns bevor?

Sehr informativer Vortrag des AWI-GEOMAR-Gründers Jörn Thiede! 

Die Eiszeiten dauerten länger, als bisher gedacht, die Wechsel von warm zu kalt verliefen schneller, teilweise nur 10-20 Jahre, und die Geometrie der Erdbahn spielt möglicherweise eine entscheidende Rolle.


Montag, 12. September 2022

Überraschende Wendung: Immer weniger Wirbelstürme - Klimaschau 126

Besteht die Gefahr, daß die Hurrikane aussterben? Eine Welt ohne Hurrikane? 
Da sollten wir den blutrünstigen Robbenfressern unseren Schutz entziehen und den Hurrikanen angedeihen lassen!
Der Windartenvielfalt wegen.

Sonntag, 28. August 2022

Sarrazin braucht Klima-Nachhilfe


„Im Rahmen der aktuellen Debatten um den Umgang mit dem Klimawandel geht es um die besten Methoden, den CO2-Ausstoß auf der Welt schnell und möglichst effizient zu senken. Dabei geht es auch um eine international abgestimmte Bepreisung des CO2-Ausstoßes, unterstützt durch einen funktionierenden Handel mit CO2-Zertifikaten. Das ist eine politisch gestaltete Rahmenbedingung im Sinne des Marktmodells von Hayek.“

Sarrazin, Thilo. Die Vernunft und ihre Feinde (S.118). Langen-Müller. Kindle-Version. 

Nachdem Sarrazin sich länger in Kapitel 2 mit den menschlichen Erkenntnismöglichkeiten beschäftigt hat, wobei er sich auf Poppers „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ 

bezieht, und mit diesem feststellt, daß eine sichere Erkenntnis grundsätzlich nicht möglich ist (Schwarzer-Schwan-Phänomen), sondern nur vorläufige, kommt er dann leider zu dieser Einschätzung. Er hat sich offenbar nicht mit Wetter und Witterung beschäftigt. Nicht mit den Klima-Modellen des politischen Weltklimarates. Nicht mit der Handreichung der Klimatologin Judith Curry mit dem Titel „Climate Models for the Layman“ (auf Currys Seite), nicht mit den vielen Arbeiten Richard Lindzens, nicht mit den Beiträgen auf der Seite des Meteorologen Anthony Watts (WUWT) und auf der Seite von EIKE. Das ist enttäuschend. Bei der Klima-Frage geht es um Billionen von Steuergeldern im Westen, denn Indien, Rußland und China machen nur nominal bei den CO2-Maßnahmen mit, während sie ständig ihren CO2-Ausstoß vergrößern, Rotchina ist längst der größte Emittent. Aber nicht nur die Kostenbelastung drückt die Länder des Westens, insbesondere auch Deutschlands, es drohen auch ökologische Zwangsmaßnahmen für die Bürger, es droht eine Ökodiktatur. Daß diese große Gefahr für die bürgerliche Freiheit von Sarrazin nicht gesehen wird, ist sehr bedauerlich.  


Donnerstag, 25. August 2022

FAUST wird aussortiert in deutschen Landen

 Das Kanonlesen in der Schule hat seine sehr problematischen Seiten, bei Goethes FAUST jedoch noch am wenigsten. Da wird ein kultureller Fundus geboten in solcher Reichhaltigkeit und Dichte, daß nichts anderes auch nur in die Nähe kommt, wiewohl Lessing, Schiller, Fontane und andere auch etwas bieten. Kein Stoff erreicht jeden Schüler, in keinem Fach, damit muß man leben. 

Man freut sich, wenn ein zeitgenössischer Autor aus dem FAUST zitiert:

“der neue Trieb erwacht, Ich eile fort, ihr ew’ges Licht zu  trinken, vor mir den Tag und hinter mir die Nacht, den Himmel über mir und unter mir die Wellen.”

Sarrazin, Thilo. Die Vernunft und ihre Feinde (S.89).(Ende Osterspaziergang im FAUST) 

Angesprochen ist die Verlockung, zu neuem Wissen zu gelangen, eingekleidet in die Licht-Metapher der Sonne.

Im Leistungskurs Deutsch sollte der FAUST seinen festen Platz behalten. Zumindest in den noch ernstzunehmenden Gymnasien.


Montag, 15. August 2022

Sanktionen und die Erfahrungen damit

 Diese Art der Sanktionspolitik war und ist undurchdacht; die Grünen wollen sie, weil sie das Erdgas loswerden wollen und zudem aus Empörung gegenüber Moskau, SPD und CDU sind gespalten, eine Mehrheit in Brüssel verfolgt den Hintergedanken der Schwächung Deutschlands, und die Türkei und die griechischen Reeder streben gute Geschäfte an. Gasprom hat im 1. Halbjahr 22 mehr verdient. 

Wer an Sanktionen denkt, muß im Hinterkopf behalten, daß sie noch nie eine Diktatur zum Einlenken gebracht haben, denn die herrschenden Eliten sind von ihnen kaum betroffen. 

Sonntag, 7. August 2022

Idylle und Geschichte

 Theodor Storm (1817-1888):

Abseits


Es ist so still; die Heide liegt

Im warmen Mittagssonnenstrahle,

Ein rosenroter Schimmer fliegt

Um ihre alten Gräbermale;

Die Kräuter blühn; der Heideduft

Steigt in die blaue Sommerluft.


Laufkäfer hasten durchs Gesträuch

In ihren goldnen Panzerröckchen,

Die Bienen hängen Zweig um Zweig

Sich an der Edelheide Glöckchen;

Die Vögel schwirren aus dem Kraut -

Die Luft ist voller Lerchenlaut.


Ein halb verfallen niedrig Haus

Steht einsam hier und sonnbeschienen;

Der Kätner lehnt zur Tür hinaus,

Behaglich blinzelnd nach den Bienen;

Sein Junge auf dem Stein davor

Schnitzt Pfeifen sich aus Kälberrohr.


Kaum zittert durch die Mittagsruh

Ein Schlag der Dorfuhr, der entfernten;

Dem Alten fällt die Wimper zu,

Er träumt von seinen Honigernten.

- Kein Klang der aufgeregten Zeit

Drang noch in diese Einsamkeit.


Wir können uns das vorstellen, in der Lüneburger Heide, in der Teltower Heide, am Niederrhein, auf der Schwäbischen Alb - vor gut hundert Jahren, ohne Autoverkehr, ohne Touristen. Es war ein anderes Leben. In manchem ruhiger und besser, in vielem schlechter. Wie’s so geht. Die Menschen machen ihre Geschichte nicht selbst, die Geschichte ereignet sich, sie erzeugt sich aus zahllosen Einzelwillen und noch mehr Zufällen und Dummheiten.


Überraschung: Jetstream hat sich über Nordatlantik beschleunigt - Klimas...

Der warme Humboldt-Strom strömt weiter aus der Karibik und bricht nicht zusammen, die Höhenwinde erlahmen auch nicht, sie haben sogar auf 210km/h zugenommen, die Kernkraft winkt mit gigantischer Energiedichte und neuen Reaktortypen* - ziemlich beste Nachrichten eigentlich! 

*Ruprecht/Lüdecke, Kernenergie, Weg in die Zukunft


Mittwoch, 3. August 2022

100 Jahre Kuhn, PARADIGMENWECHSEL

Thomas S. Kuhn, 1922 Cincinnati-1996 Princeton, war von Hause aus Physiker und wandte sich dann der Wissenschaftsgeschichte der Naturwissenschaften zu. Wissenschaft wachse nicht in einem rationalen Prozeß, war seine Entdeckung, sondern evolutiv, wobei den wissenschaftlichen Gemeinschaften selbst eine große, eigene Bedeutung zukomme. 

Und der Wahrheitsbegriff wurde ihm problematisch. 

“Vielleicht gibt es eine andere Möglichkeit, den Begriff der “Wahrheit” für die Anwendung auf ganze Theorien zu retten, dieser aber dürfte kaum ausreichen. Meines Erachtens gibt es keine von Theorien unabhängige Möglichkeit, Ausdrücke wie “wirklich vorhanden” zu rekonstruieren. Die Vorstellung von einer Übereinstimmung zwischen der Ontologie einer Theorie und ihrem “realen” Gegenstück in der Natur scheint mir jetzt prinzipiell trügerisch zu sein.”*

Mit ein wenig anderen Worten liest man das in Luhmanns “Wissenschaft der Gesellschaft” auch, allerdings dezidierter. 


*Kuhn, Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, 1962, Uni Chicago, stw S. 218


Dienstag, 2. August 2022

Noch 'ne Steuer?

Einkommenssteuer, Mehrwertsteuer, Versicherungssteuer, Kraftfahrzeugsteuer, Grundsteuer, Energiesteuer, Erbschaftssteuer, Grunderwerbssteuer, Kapitalertragssteuer, Alkoholsteuer, Schaumweinsteuer, Biersteuer, Kaffeesteuer, Alkopopsteuer, Wettsteuer ... 186 insgesamt. Runter, runter, streichen, streichen! 

Sonntag, 31. Juli 2022

CO2 aus Vulkanen: Klimakiller oder unschädlich? - Klimaschau 121

Auch derzeit ruhende Vulkane wie die in der Eifel emittieren das bei den Pflanzen beliebte CO2 - es gibt dazu Videos vom Laacher See. Der wieder aktive sub­ma­ri­ne Vul­kan „Kick ’em Jen­ny“ (Kleine Antillen) bringt natürlich mehr in die Atmosphäre, ein 20 Qua­drat­ki­lo­me­ter gro­ßes See­ge­biet nörd­lich der In­sel Gre­na­da ist des­halb zur­zeit für al­len Schiffs­ver­kehr ge­sperrt. (Rademacher, FAZ 21.03.2018 )(Es scheint sich um eine rabiat-feministische Vulkanin zu handeln, wenn man dem Namen folgt.)  

Sonntag, 24. Juli 2022

Mal so erzählt


“Die schöne Johanna war die Base der drei Schwestern, und ich setzte mich gern zu ihr. Sie wußte die schönsten Sagen, und wenn sie mit der weißen Hand zum Fenster hinauszeigte, nach den Bergen, wo alles passiert war, was sie erzählte, so wurde mir ordentlich verzaubert zumute, die alten Ritter stiegen sichtbar aus den Burgruinen und zerhackten sich die eisernen Kleider, die Lore-Ley stand wieder auf der Bergesspitze und sang hinab ihr süß verderbliches Lied, und der Rhein rauschte so vernünftig, beruhigend und doch zugleich neckend schauerlich – und die schöne Johanne sah mich an so seltsam, so heimlich, so rätselhaft traulich, als gehörte sie selbst zu den Märchen, wovon sie eben erzählte.”

(Heine, Heinrich. Ideen. Das Buch Le Grand (S.18). Kindle-Version.)

 

Heine erzählt von einer Erzählsituation, und dies kann wieder mit dem Erzählen von Rheinsagen kombiniert werden, und so fort. Die Familie, die zusammen kifft, bleibt zusammen, behauptete seinerzeit Jerry Rubin; das wissen wir inzwischen besser. 

Die Familie, in der erzählt wird, bleibt zusammen, könnte man in Analogie behaupten, und das könnte etwas größere Wahrscheinlichkeit beanspruchen. Die Erzählung transportiert nicht nur Inhalte - etwa, was die Lorelei so trieb - sondern auch die Umstände der Erzählsituation, sie stößt die verbale Interaktion der Anwesenden an und knüpft und festigt Beziehungen. Das leistet das Fernsehen nicht, insbesondere präsentiert es fertige Bilder, die in der Erzählsituation von den Zuhörern selbst entworfen werden, dadurch ist die Vorstellungskraft stark angeregt. 


Montag, 18. Juli 2022

Erntefaktoren Stromerzeugung


Der braune Balken markiert die Schwelle der Wirtschaftlichkeit - darunter ist alles subventionsbedürftig; Sonne, Bio und Wind sind unwirtschaftlich und verschlingen mehr Mittel, als sie einbringen.

Götz Ruprecht, Horst-Joachim Lüdecke, Kernenergie, 2018, S. 23

Vgl. Daniel Weißbach u.a.: Energy Intensities, EROIs and energy payback times of electricity generating power plants, 2013
Http://dx.doi.org/10.1016/j.energy.2013.01.029








Sonntag, 17. Juli 2022

Dual Fluid Reaktor: Angetreten, um den globalen Energiemarkt zu revoluti...

2,5 Cent betragen die Erzeugungskosten für die Kilowattstunde elektrisch bei alten Kernreaktor-Anlagen, 3,5 Cent bei neuen; die unzuverlässige Windenergie schlägt mit 5 bis 10 Cent zu Buche (je nach Standort), und die Tagsüber-Fotovoltaik mit 70 Cent! 

(„Die Energieversorgung sichern“ , Denkschrift der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, 2006, S. 12f.). 

Der Zwei-Flüssigkeiten-Reaktor verspricht eine große Verbilligung im Westen, wo tausend Regulierungen aus der grünen Küche die Kernkraft verteuern und blockieren.

Montag, 11. Juli 2022

Der Sturm der Zwerge auf die Denkmäler

Der Mensch ist ein “Anknüpfer” (Lübbe), er will nicht allein auf weiter Flur stehen. Da ist es nicht erstaunlich, daß es viele Denkmäler gibt. Solche und solche. Sie sollen zum denken anregen, aber das tun höchstens Touristen, wenn sie davorstehen. Für die anderen, die meisten, sind Statuen nur eine Art von Möblierung des Stadtraums. Und dagegen ist weiter nichts zu sagen. Haben die Fanatiker ein Denkmal gestürzt, klafft ein leerer Sockel, wie ihn Josh hier gezeichnet hat. Und solche Leere verlangt nach Füllung, für die sich aber nichts anbietet.


Sonntag, 10. Juli 2022

Affektregulierung

 STUDIE AUS TORONTO

Affektregulation - der entscheidende Faktor oder 

Die Familiensituation und das Verhalten der Eltern machen den Unterschied oder

Elterliches Eingehen und freundliche Zuwendung auf  kindliche Belastungssituationen in der Wirkung auf kindliches Verhalten


Diese Studie zeigt die verschiedenen Verbindungen auf zwischen zwei Eigenschaften des positiven elterlichen Verhaltens, nämlich des Eingehens auf Belastungssituationen und einer sorgende Zuwendung auf verschiedene Aspekte des kindlichen sozio-emotionalen Verhaltens. 

Die untersuchte Gruppe umfaßte 106 Kinder zwischen sechs und acht Jahren. 

Wie erwartet, verstärkte das Eingehen auf Belastung - ohne Zuwendung - die negative Affektregulierung. Mütterliches Eingehen auf kindliche Belastung wirkte sich positiv auf Empathie und prosoziales Verhalten aus. Mütterliche Wärme, aber ohne Eingehen auf Belastung wirkte stärker auf die positive Affektregulierung und führte - nur bei Jungen - zu größerer Gleichaltrigenakzeptanz. 

Weiterhin gab es einen Zusammenhang zwischen der negativen Affektregulierung, der mütterlichen Reaktion auf Belastung und dem kindlichen Empathieverhalten. Die mütterliche Zuwendung und die Gleichaltrigenakzeptanz bei Jungen stand in Zusammenhang mit positiver Affektregulation. 


(Untangling the Links of Parental Responsiveness to Distress and Warmth to Child Outcomes 

Maayan Davidov and Joan E. Grusec University of Toronto, Child Development, January/February 2006, Volume 77, Number 1, Pages 44 – 58)(This study demonstrated separate linkages between 2 features of positive parenting responsiveness to distress and warmth and different aspects of children’s socio-emotional functioning, in a sample of 106 children (6 – 8 years old). As expected, mothers’ and fathers’ responsiveness to distress, but not warmth, predicted better negative affect regulation. Maternal responsiveness to distress also predicted children’s empathy and prosocial responding. 

Maternal warmth, but not responsiveness to distress, was linked to better regulation of positive affect and (in boys only) to greater peer acceptance

Additionally, negative affect regulation mediated between maternal responsiveness to distress and children’s empathic responding. Positive affect regulation mediated between maternal warmth and boys’ peer acceptance. The findings support a differentiated approach to positive parenting.)

Donnerstag, 7. Juli 2022

Gesellschaftswandel

 Es hat den Anschein, als habe der Individualismus in den linksliberalen Gesellschaften ein Ausmaß erreicht, das sich ins Destruktive entwickelt. Man fragte sich vor etwa zwanzig Jahren, was es mit den zunehmenden Tätowier-Läden auf sich habe. Inzwischen hat sich gezeigt, daß das Tätowieren sich zum narzißtisch inspirierten Massenphänomen entwickelt hat und offenbar dem individuellen Schmuck dient zusammen mit den Ringen durch Nasen und Lippen. Für Geringverdiener eine merkliche Belastung. Damit einhergehend tritt auch eine Neigung zu Kulten, Moden und Hobbies, die immer skurrilere Züge aufweisen. Die manische Selbstaufnahme gehört dazu, das häufige Verreisen und natürlich Sexpraktiken aller Art, die am Rand zahlreiche Übergriffe und Straftaten mit sich führen. Zeitgleich nimmt die Achtsamkeit in Familien und Öffentlichkeit ab, so daß Probleme - insbesondere bei Jugendlichen - nicht wahrgenommen werden. Jüngstes Beispiel ist der Attentäter Robert Crimo, der Hinweise auf seine Persönlichkeitsstörungen in intelligenten Musikvideos öffentlich stellte, was aber seine geschiedenen Eltern und Verwandten nicht stutzig machte, weil sie sich dafür nicht interessierten.

Sonntag, 3. Juli 2022

Gefeuert, weil er nicht an den Klimaweltuntergang glaubte - Klimaschau 117

Man muß das ganze Bild betrachten! Die Gesamtzahl der Wirbelstürme hat beständig zugenommen! Sie haben sich nur verlagert in den Blätterwald! Das zeigt auch die Graphik bei 8:29. Und in die Finanzindustrie! Kirk hat es glatt die Haare weggewirbelt! Das ist doch die Wahrheit, die ganze Wahrheit und die vollständige Wahrheit! Amen. :-)

Sonntag, 19. Juni 2022

Wie die Sonne das Erdklima beeinflusst - Klimaschau 116

Viel Stoff in 15 Minuten! Da wäre ein Seminar nötig. Es gibt zwei Arten des solaren Einflusses: direkt über die Wärmestrahlung, und indirekt über die kosmische Strahlung, die von den “Sonnenflecken” (Explosionen) beeinflußt wird und sich auf die Wolkenbildung auswirkt. (Svensmark, Nir Shaviv).

Donnerstag, 16. Juni 2022

Nicht auf den Lappen schlagen!

Über den Augenhöhlen befinden sich die Regionen des Augenhöhlenlappens, des Orbitallappens, des orbitofrontalen Cortex, des OFC. Er scheint in der Entwicklung des modernen Menschen gewachsen zu sein. 

“Man nimmt an, daß der OFC eine wichtige Rolle beim Korrigieren der Bewertung emotionaler Stimuli bildet, das heißt, wichtig für erlernte Emotionen ist. Daher kann man ihn in gewisser Weise als Sitz ethischer Empfindung bezeichnen. Verletzungen dieses Areals führen zu Veränderungen in der Persönlichkeit und im Charakter. Es kann zu einer Verarmung des Gemüts kommen, die Sinneseindrücke werden mit Gleichgültigkeit hingenommen. Ist der Antrieb vermindert, findet man eine Selbstvernachlässigung des Betroffenen, bei vermehrtem Antrieb Witzelsucht, anstößiges Benehmen und Schamlosigkeit.” 

Lexikon der Neurowissenschaft, 2001, Bd. 3  


Der Eisenbahnarbeiter Phineas Gage schoß sich 1848 eine Eisenstange in den Kopf, durch den orbitofrontalen Cortex, und veränderte seine Persönlichkeit drastisch. Sein Schädel ist ausgestellt im Harvard-Museum, Abb. Wikipedia.


Dienstag, 14. Juni 2022

“Das Leben ist ein Flipperautomat”

Prüfstein: “eineiige Zwillinge, die zusammen aufwachsen. Sie haben ihre Gene gemeinsam, ihre Familienumwelt und ihre Peer-Gruppe, zumindest in der Regel. Die Korrelationen zwischen ihnen betragen indessen nur rund 50%. Folglich können weder die Gene noch die Familien noch die Peer-Gruppen erklären, was für die Unterschiede verantwortlich ist. … der Zufall.” 

Steven Pinker, Das unbeschriebene Blatt, Die moderne Leugnung der menschlichen Natur, 2003, S. 546f.


Samstag, 11. Juni 2022

Eysencks systematische Sicht auf die Persönlichkeit

 

Hans Jürgen Eysencks systematische Sicht auf die Persönlichkeit eingangs seines Buches 'Dimensionen der Persönlichkeit'.

Einflüsse erfolgen von links nach rechts aufbauend.

Das P-E-N-Modell (Psychotizismus-Extraversion-Neurotizismus)  ist die Schwelle zwischen dem Fundament der Genetik und des Gehirns und psychischen Eigenschaften mit nahen und entfernteren Folgen. 

"It is a curious consequence of work along these lines that we now know that familial factors in fact have little if any influence on the child's personality".


Mittwoch, 8. Juni 2022

Dann lieber Schaugeschäft

 Der amerikanische Historiker und Publizist Christopher Lasch hat in seinem Buch “Das Zeitalter des Narzißmus” das Narzißmus-Konzept verallgemeinert und der Gegenwart zugeordnet. Ob das trägt, erscheint fraglich, doch hat die Zunahme von öffentlichen Selbstdarstellungsmöglichkeiten und öffentlichem Unterhaltungsbedürfnis zweifellos den Jahrmarkt der Eitelkeiten, den es immer schon gab, ausgeweitet. Weniger allerdings in Deutschland, wo erstaunlicherweise uneitle Figuren wie Merkel und Scholz in Wahlen erfolgreich waren. Sie aber haben einen besonders großen Schaden angerichtet mit dem Atomausstieg und einer blauäugig-verantwortungslosen Abhängigkeitspolitik gegenüber einem aggressiven Moskau. In Deutschland stehen Ideologien und Dogmen höher im Kurs als ausgestelltes Schaugebaren.

Montag, 6. Juni 2022

Narzißmus

"... sei nur die Persönlichkeit." (Goethe, Divan, Suleika, Buch Suleika, Gingo biloba, S. 95) “Narzißmus bezeichnet eine Persönlichkeitsstörung, aber auch eine Dimension der normalen Persönlichkeit, gekennzeichnet durch Selbstüberschätzung, mangelnde Empathie, Überempfindlichkeit gegenüber Kritik und Stimmungsschwankungen.” 
Asendorp, Psychologie der Persönlichkeit, S. 260 

Es ist ein Pferdefuß individualisierter moderner Gesellschaften, daß sie die Individuen nach ihrer persönlichen Leistung beurteilt. Das Individuum muß dann die Nachweislast tragen und kann damit schnell überfordert sein. Die Selbstüberschätzung kann sich dann individuell und sozial zerstörerisch auswirken.

Sonntag, 29. Mai 2022

Potsdamer Golfstrom-Alarm fällt in sich zusammen: Klimaschau 114

Das Institut für teure Fehlprognosen sollte endlich zumachen.

Donnerstag, 26. Mai 2022

Jugendliche Schulmörder

 Peter Langman, Amok im Kopf, Rezension:

"Die gängigen Erklärungen für dieses Phänomen, nämlich der Konsum von Gewaltfilmen und Videospielen, der Besitz von Waffen, Drogen oder Mobbing in der Schule, lässt Langman kaum oder gar nicht gelten. Weder erklärten sich diese Verbrechen durch leichten Zugang zu Waffen, noch stimme das Bild vom Täter als sozialem Außenseiter. Im Gegenteil zeigt die Studie, dass die Jugendlichen, ehe sie Mörder wurden, im Schulsport oder bei anderen Veranstaltungen sozial integriert waren, und ihre Leistungen waren gut bis sehr gut. Auch eine direkte Verbindung zwischen Mediengewalt und Mord schließt Langman aus. Dennoch stellt er fest, dass jugendliche Amokläufer häufig zu Gewaltspielen neigen, weshalb auch er glaubt, dass das virtuelle Töten die Täter für reale Gewalt desensibilisiert haben könnte. Doch müssen sie bereits vorher labil und verzweifelt gewesen sein."


SANDRA KEGEL, FAZ 22.12.09

Einleitung von Jugendforscher Hurrelmann:

“Ein Kind stellt eine »Todesliste« seiner Mitschüler ins Internet. Wird es das Unfassbare, die Tat, ausführen? Seit vielen Jahren beschäftigt sich Peter Langman als Psychologe und Gutachter mit genau dieser Frage: Warum entschließt sich ein Kind oder Jugendlicher in seiner Schule Amok zu laufen?


Der Autor zeigt, dass nicht Waffenbesitz, Mobbing, Computersucht oder Vernachlässigung die ausschlaggebenden Faktoren sind. Er bleibt nicht bei einfachen Antworten stehen, sondern vermittelt einen tiefen Einblick in die Psyche der Täter und erklärt, wie man diese Kinder und Jugendlichen erkennt und ihnen zuvorkommen kann.


»Täter senden immer Signale aus. Peter Langman hat diese Signale über Jahre erforscht und zeigt auf einmalige Weise, wie man mit diesem Wissen Amokläufe verhindern kann.« Prof. Dr. Klaus Hurrelmann”


Dienstag, 24. Mai 2022

Maquard und die Geschichtsphilosophie

 Gut gesagt zu Hegel, Marx, Marcuse und Co.:

"Eine Theologie, die heute noch vorreformatorisch ist, muss man woanders suchen. Und man findet sie: Es ist die moderne Geschichtsphilosophie, die – streng genommen – keine säkularisierte Theologie ist, sondern die einzige Theologie, bei der bisher die Säkularisierung misslang."

Marquard, Odo. Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist, in: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays: Reclam Taschenbuch (German Edition) (S.89). Reclam Verlag. Kindle-Version.

Montag, 23. Mai 2022

LOB DER SKEPSIS

Eine runde Darstellung Marquards mit einem launigen Schlußakkord! Er hat keine „süßen Weltanschauungen“ zugesteckt, sondern Bürgerlichkeit, Pluralismus, Gewaltenteilung, Tradition und Realismus profund gewürdigt. 

Sonntag, 22. Mai 2022

Revolutionen verbieten sich

 “Wir können unsere Herkunft nicht in beliebigem Umfang loswerden, aber wir dürfen sie auch nicht in beliebigem Umfang loswerden: Kein Mensch – das Leben ist zu kurz dafür – kann alles, was ihn lebensmäßig betrifft, von Grund aus neu regeln; das ist stets zuviel für ein Wesen, dessen ​Bewältigungskapazität deswegen begrenzt ist, weil es immer allzu bald stirbt. Darum ist Herkömmlichkeit für die Menschen nicht nur eine Last, sondern – und vielleicht mehr noch – ein Schutz. Den Menschen kann also nicht beliebig viel Änderung zugemutet werden; Zukunft braucht Herkunft: Es muss in jeder durch Änderung erzeugten Zukunft ein – das Änderungsquantum stets weit übersteigendes – Minimum an Herkunft erhalten bleiben: sonst misslingt die Änderung, und es werden die zerstört, derentwegen man ändern wollte: die Menschen."

Marquard, Odo. Frage nach der Frage, auf die die Hermeneutik die Antwort ist, in: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays, (S.80f.). Reclam Verlag. Kindle-Version.

Mittwoch, 18. Mai 2022

Lichtung




Rinks und Lechts kann man leicht velwechsern, meinte Ernst Jandl in seinem Gedicht “lichtung”.
Beide Seiten haben einen Hang zur großen Staatsmacht und auch zur Diktatur. Links ist eher international orientiert, Rechts national bzw. nationalistisch.

In Deutschland gibt es noch ein ganz verwechslungsfestes Merkmal, den Antiamerikanismus. Alles andere wechselt und schillert immer wieder, der Antiamerikanismus nicht. Manches Medien-Irrlicht vermag durch argumentatives Hakenschlagen seine Haltung zu verschleiern, doch der Antiamerikanismus schimmert immer wieder durch. So hat gerade ein Meister des Schillerns und Hakenschlagens den ukrainischen Präsidenten Zelenski zum Mitglied der US-Armee ernannt und zum Stellvertreterkrieger. Er folgt damit dem Zungenschlag von Putin und Konsorten, die die amerikanisch dominierte aggressive NATO für den barbarischen Moskauer Überfall auf Kiew verantwortlich machen. Das vertraten Wagenknecht und Weidel von Anfang an. Die Amerikaner wollten nur ihre Fracking-Gasgeschäfte fördern und ihre Macht ausweiten. Das verkennt die Rückseite des Antiamerikanismus, die Westbindung. Die Westbindung ist Adenauers strategisches Erbe, das von der SPD seinerzeit scharf bekämpft wurde. Es beruht auf der grundsätzlichen Orientierung, daß das national verunsicherte Deutschland sich an die Partner seines kulturellen Erbes halten muß, an Italien, Spanien, Frankreich, Großbritannien und die Garantiemacht dieses Erbes, die Großmacht USA. Diese Westbindung ist angesichts der Diktaturen in Moskau und Peking so aktuell wie zu Adenauers Zeit.

Sonntag, 15. Mai 2022

Klimawandel ist Bevölkerung weniger wichtig als andere Probleme - Klimas...

Da werden die Medien aber noch einmal fest auf die Klimatube drücken!

Donnerstag, 12. Mai 2022

Sprachwandel

 Deutsch trägt jetzt Jeans mit Löchern


                           English is the easiest language to speak badly. Shaw


People-Stories sind Erfolgsstories, wirbt die BUNTE, während

Westerwelle in schlechtem Englisch verkündet: I am proud to be a German; zwischen Sylt, wo man im Wellnesshotel relaxed, und den Funparks im Kleinen Walsertal ist Engleutsch mächtig in, kein Zweifel.

Das erinnert an Zeiten, in denen sich Herr Greif Gryphius nannte und Herr Schottel Schottelius. Wer politisch etwas zu sagen hatte, wie der Herr Friedrich, schrieb keine Geschichte seiner Zeit, sondern verfaßte eine „Histoire de mon temps“ und lud nicht etwa Gellert, Gleim oder Lessing an seinen Hof, auch nicht Herder und nicht Klopstock, sondern Lamettrie, Maupertuis und Voltaire (sicher keine schalen Köpfe). Ganz im Stil der Pariser Kritik beklagte der französisierende Friedrich noch sechs Jahre vor seinem Tod in der  Schrift „De la litterature allemande“ von1780 die zuchtlose Verwilderung der deutschen Sprache und geißelt die abscheulichen Plattheiten in Goethes „Götz von Berlichingen“, den er vermutlich nie gelesen hat.

Goethe nahm es ihm nicht krumm, vielleicht las er seinerseits Fritz nicht, jedenfalls bekannte er in „Dichtung und Wahrheit“, daß er und andere seiner schreibenden Generation ganz „fritzisch“ gesonnen gewesen seien und meint weiter:

„Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie ... Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller; an Talenten war niemals Mangel ...“ Friedrichs Liebe und Förderung für alles Französische und die entsprechenden französischen Einflüsse sieht Goethe dialektisch und insofern „den Deutschen höchst förderlich, indem sie dadurch zu Widerspruch und Widerstreben aufgefordert wurden; ebenso war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Literarwesens ein Glück ... Man tat, was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle.“ (7. Buch)

Goethe tat das seine und führte, Schiller und andere waren auch noch dabei, die deutsche Sprache wie die Literatur auf einen Gipfelpunkt, auf dem wir heute noch bequem stehen können, wenn wir denn wollen. Das Latinisieren und Französisieren hatte das Nachsehen und verschwand mit den Perückenköpfen.

Könnte es mit den englisch kauderwelschenden Smartbubis der Finanzwelt, könnte es mit den Rapmützen der Kinderkultur nicht ähnlich ausgehen? Jede Dummheit, jede Marotte läuft sich tot und langweilt sich am Ende mit sich selbst. Man kann deutlich etwas dagegensetzen, wie dies Goethe tat und schon vor ihm die deutschen Sprachgesellschaften des 17. Jahrhunderts.

Die meisten deutschen Gelehrten des 17. Jahrhunderts schrieben schlechtes Deutsch und noch schlechteres Latein; heute verwenden sie Flughafenenglisch und ein gar nicht so übles Deutsch: die Lage ist also wohl nicht ganz so ernst, wie manche Sprachapokalyptiker glauben machen wollen.

Und werden die Vorstände der Informationstechnikfirmen nicht irgendwann einmal merken, daß ihre Streamer-Proxy-Cache- und DRAM-Sprache einen nur sehr begrenzten Wirkungsbereich besitzt?

Daß man den Markt für Kybernetikkisten viel breiter abschöpfen kann, wenn man Onkel Otto in einer Sprache anspricht, die er versteht?

Das gilt auch für den Anleger Otto. Der hat viel mehr Geld in der Tasche als sein Neffe Mike mit dem silbernen Handy und hält sich an die Devise des Anlagegroßmeisters Warren Buffet: Ich kaufe nur, was ich verstehe.

Mike hatte mit seiner Jahresgespielin Jessica seinerzeit am Neuen Markt nicht nur die Neuemission BSE gezeichnet, die sich dann als Maklerscherz entpuppte, sondern auch Gigabell, Metabox, Infomatec, Systracom, Emprise, Micrologica, Teamwork Information Management  und Intershop und noch ein paar mehr, auf denen im Prospekt ‘Internet’ stand. Genau verstanden hatte er nicht, worum es bei den Geschäftsmodellen ging, wenn die Girlies bei n-tv mit den Start-Up-Stars schwatzten, aber es turnte ihn an. Seitdem die Schwatzblase des Neuen Marktes platzte, fährt Mike wieder mit der Straßenbahn und lernt Englisch; doch fehlen ihm dauernd die Vokabeln. Vokabeln lernen ist so schwer.

Ein Punkt allerdings gibt zur Sorge Anlaß. Das Einfachdeutsch aller Art wird täglich von den Massenmedien versprüht und gelangt auf diese Weise in jedes Kinderzimmer. 

Dafür tut sich so allerhand im Internet, auf Youtube und anderen Kanälen; es gibt dort noch Beiträge und Formate mit vielfältigem Wortschatz, mit Genitiv und indirekter Rede. Ohne Gendern und den neuen moralinsauren Wörtern und Wendungen.  

Immerhin.  


Samstag, 7. Mai 2022

Lebensfragen



Alle Lebenden verdanken ihr Leben der Mutterschaft. Sie ist ein höchstrangiges Ziel für alle Säugetiere, wozu auch der Mensch gehört. Das gilt auch für Gesellschaften, die sich nicht selbst aufgeben wollen. Die Evolution hat schon lange vor der Existenz von Säugetieren die Geschlechterdifferenzierung entwickelt mit der hautsächlichen Zuweisung der Reproduktion an die Weiblichkeit. In entwickelten Gesellschaften ergeben sich daraus Probleme für Individuen und Kollektive. Einerseits haben die Frauen individuelle Eigenschaften und Lebenspläne, andererseits braucht die Gesellschaft Nachwuchs. Sie schützt daher Familie und Mutterschaft, aber auch das noch nicht geborene Leben. Wie weit dieser Schutz geht, ist strittig. Aber in jedem Fall muß die Schwangere eine wichtige Entscheidungsbefugnis haben innerhalb einer Frist, die die Tötung des Kindes nicht zum Mord macht.

Problematisch ist die ständige Berufspropaganda im Sinne des August Bebel, wie er sie in “Die Frau und der Sozialismus” dargelegt hat. Die Elternschaft bietet mehr als das Berufsleben. Dem sollte die Gesellschaft in jedem Fall Rechnung tragen.

Freitag, 6. Mai 2022

Fritz Vahrenholts leidenschaftliche Rede beim Berliner Kreis der CDU: En...

"Die heimische Braunkohle kann als eine relativ günstige Energiequelle nicht hoch genug eingeschätzt werden.  ... einer potentiellen Reichweite von mehreren 100 Jahren ..." („Die Energieversorgung sichern“ , Denkschrift der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften, 2006, S. 12f.)


Donnerstag, 5. Mai 2022

Lob des Polytheismus

„… was meinen die wohl, warum ich ein Skeptiker bin? I like fallacy. Hier stehe ich und kann auch immer noch anders: Ich erzähle – als eine Art Scheherazade, die freilich anerzählen muss jetzt gegen die eigene Tödlichkeit – ich erzähle, also bin ich noch; und so – just so – erzähle ich denn: Geschichten und spekulative Kurzgeschichten und andere Philosophiegeschichten und Philosophie als Geschichten und weitere Geschichten und wo es den Mythos betrifft – Geschichten über Geschichten; und wenn ich nicht gestorben bin, dann lebe ich noch heute.“


Marquard, Odo. Lob des Polytheismus. Über Monomythie und Polymythie, in: Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays, S.67). Reclam Verlag. Kindle-Version. 


Das mag nun vielen etwas zu locker und launig sein - aber als Saldo der bisherigen Geschichte und Geschichten gibt das eine zu bedenkende Kontrastfolie ab.


Mittwoch, 4. Mai 2022

Prinzipien

 In „Zukunft braucht Herkunft“ verabschiedet Odo Marquard eingangs das prinzipielle Denken. „Abschied vom Prinzipiellen“ hat er den ersten, autobiographisch unterfütterten Essay genannt. Damit verabschiedet er sich auch von eine Philosophie, die Prinzipien erkennen und aufstellen will, wie die Seminargötter Platon und Aristoteles. Das entwerte die philosophische Bemühung nicht, sondern knüpfe an die skeptische Tradition an, für die Namen wie Pyrrhon, Montaigne, Charron, Bayle, Hume, Schulze-Aenesidem, Plessner, Burckhardt und Löwith stehen. Marquards zusammenfassendes Argument: 

„Wir müssen unsere Kontingenz ertragen: Gerade die Skepsis – und auch das in dieser Einleitung Ausgeführte – ist keine absolute Mitteilung, weil jede Philosophie in ein Leben verwickelt bleibt, das stets zu schwierig und zu kurz ist, um absolute Klarheit über sich selber zu erreichen.“


Marquard, Odo. Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays: (S.27). Reclam Verlag. Kindle-Version. 

Montag, 2. Mai 2022

Grundsätzliches zu Odo Marquard / von Philosoph Dr. Christian Weilmeier

"übt einen großen Einfluss auf den Zeitgeist in der Bundesrepublik Deutschland aus"? Das ist mir in den letzten 50 Jahren völlig verborgen geblieben. An der Uni ist er nur den Philosophen bekannt. "gerne in den Medien zitiert wird"? Da werden vor allem die linksgewickelten Plapperer wie Habermas zitiert. Auch die kleine Zahl der Aufrufe hier - 3647 - deutet auf seine geringe Verbreitung hin. Der erste Kommentar erfolgt erst nach sieben Jahren! Das schmale Echo ist zu bedauern, denn der Skeptiker Odo Marquard enthält sich der großen utopischen Entwürfe, die so viele Tote verursacht haben.

Samstag, 30. April 2022

Odo Marquards Empfehlung

 Die Bürgerlichkeit mit Gewaltenteilung, Marktwirtschaft und Vermeidung extremer Positionen schafft den Wohlstand, der von Fanatikern und Abenteurern als langweilig empfunden wird. Meint Marquard. “Darum – meine ich – spricht alles für die Bürgerlichkeit; und darum – meine ich – spricht alles gegen die Verweigerung der Bürgerlichkeit.”


Marquard, Odo. Zukunft braucht Herkunft. Philosophische Essays: Apologie der Bürgerlichkeit, S. 249, Reclam Taschenbuch (S.262). Reclam Verlag. Kindle-Version. 


Wo die Maßstäbe verloren gehen durch Ideologien und Verblendung droht am Ende Chaos und Gewalt.


Mittwoch, 27. April 2022

Plattdeutsch oder Englisch?

In den westlichen Ländern grassiert der Schutz-Virus. Alles und jedes soll geschützt werden, vom Klima bis zum Plattdeutsch. Das zeigt viel Verwirrung, denn weder das eine noch das andere läßt sich schützen. Das Klima ist ein chaotisches System und kann deshalb gar nicht geschützt werden, und die Sprachen sind es in gewisser Weise auch. Beides spielt in Europa eine kostspielige Rolle, der Klima”schutz” ist geradezu ruinös. Die Übersetzungen in die vielen europäischen Sprachen sind wesentlich billiger. Aber der europäische Gedanke - das Wachsen einer gemeinsamen europäischen Kultur - hängt natürlich auch an den Verständigungsmöglichkeiten. In den USA setzte sich das Englische durch die starke Dominanz der englischsprachigen Siedler durch. In Europa breitet sich das Englische durch die Eliten in den Medien und der Technik aus. Das ist oft ärgerlich, aber im Interesse einer verbindenden Sprache in Europa lohnt sich ein puristischer Widerstand nicht. Englisch als Zweitsprache in den europäischen Ländern - ähnlich wie bereits in den Niederlanden - ist zu begrüßen, einfach, weil es der Verständigung dient. In der Vergangenheit hat das Latein diese Funktion erfüllt, aber nur für die Eliten. Das ist heute etwas besser. Allerdings lassen sich die Nationalsprachen durchaus weiter pflegen, es braucht nur den Willen dazu. 


Dienstag, 26. April 2022

Amerikanismus/Antiamerikanismus

 “Der Einfluß des Amerikanismus ist so enorm, weil er in mancher Hinsicht anderen Geistesströmungen ähnelt, die den jungen Deutschen heute formen: Marxismus, die materialistische Geschichtsphilosophie, die rein animalistische Gesellschaftsdoktrin, Kommunismus, deren niveaulose Angriffe gegen das individualistische und das metaphysische Sein gerichtet sind. 

Ich persönlich bin gegen Amerikanismus. Ich bin der Meinung, daß die Philosophie des rein utilitaristischen Denkens, des Optimismus a tout prix, des ‘keep smiling’, des dauernden Grinsens auf den Zähnen, dem abendländischen Menschen und seiner Geschichte nicht gemäß ist.”

Benn, Über den amerikanischen Geist, 1928, Ges. Werke 4, S. 202


So hat es nicht nur Benn gesehen, sondern auch viele andere, wobei sie sich auch auf Landeskundige wie Adolf Halfeld bezogen haben. Jeder Reisende nimmt seine Vorstellungen mit und biegt oft das, was er sieht, in seinem Sinne hin. So verfuhr Adolf Halfeld in den USA, so tat es der islamistische Ideologe Sayyid Qutb ebendort und bei Putin in Deutschland dürfen wir Ähnliches vermuten.




Samstag, 23. April 2022

Despotie statt Freiheit: Putins Weg

Bereits der Titel des Buches “Freiheit statt Demokratie” stellt sich als Dreistigkeit heraus, aber wenn man weiterliest, kommt es noch weit schlimmer. Das Buch ist eine Mischung aus banalem Gequatsche mit Wodka und Sauna, dann schürzt sich der Knoten: der Überfall auf die Krim gilt Thomas Fasbender als ein “Gewitter … mit der Kraft reinigender Blitze” (S. 25f.). Danach versackt es in Putin-und-Dugin-Propaganda: “Eurasien ist ein alternatives Europa” (S. 339, 3. Aufl. 2015) 

Das zieht einem die Schuhe aus!

Der Putin-Troll hat sich den Wladimir-Orden 1. Klasse verdient!  


Samstag, 16. April 2022

Auf den zweiten Blick

Er hatte Humor, er hatte originelle Einfälle, er konnte sie gekonnt in Vers und Zeichnung setzen. Aber ach, wenn man sein Werk durchmustert, so ist es eine Aneinanderreihung von Gemeinheiten, Bosheiten und üblen Rüpeleien. Fast möchte man kommentieren, wie sein Hans Huckebein schließt:

Der Tisch ist glatt - der Böse taumelt - 

Das Ende naht - sieh da! - Er baumelt.

“Die Bosheit war sein Hauptpläsier,

Drum”, spricht die Tante, hängt er hier!”


Busch war leider auch ein depressiver Alkoholiker, gnadenloser Pessimist, Hausdespot und Menschenverächter. Sein Humor basierte auf Schadenfreude und Lust an Qual und Tod. Ein monströses Talent. Dabei ließ er nichts aus: 


Und der Jud mit krummer Ferse,

Krummer Nas’ und krummer Hos’

Schlängelt sich zur hohen Börse 

Tiefverderbt und seelenlos.

(Fromme Helene, 1. Kapitel, http://www.wilhelm-busch-seiten.de/werke/helene/kapitel01.html)