Mittwoch, 9. September 2009
Die Gefahr steht links, Totalitarismustheorie
Thälmann-Pioniere mit ihrem "Hitlergruß", Emblem des Kinderverbandes der Diktatur
- Die Gefahr steht links: ' ... Beim Europaparteitag in Essen im Februar dieses Jahres kritisierte Lafontaine, nach dem Mauerfall 1989 sei die Chance vertan worden, „das Eigentum der ehemaligen DDR dazu zu verwenden, um eine demokratische Gesellschaftsordnung aufzubauen, das heißt, also auch Demokratie in der Wirtschaft zu realisieren“. Nun müsse man die Finanzkrise dazu nutzen, „endlich mal Ernst zu machen“ und „die staatlichen Unterstützungsmaßnahmen“ an Unternehmen in Belegschaftsbeteiligungen umwandeln: „Die Belegschaftsbeteiligung ist die eigentliche demokratische Form der Wirtschaft.“
Im Juni in Berlin beim Parteitag zur Bundestagswahl griff er das Thema wieder auf: „Soziale Marktwirtschaft und freie Marktwirtschaft sind in unserer Zeit Lügenwörter.“ Erst wenn die Beschäftigten „selber Anteilseigner ihrer Betriebe sind und wenn sie in Betrieben und Verwaltungen mitbestimmen können, stoßen wir das Tor zu einer wirklich freien und sozialen Marktwirtschaft auf“. Die gegenwärtige Wirtschaftsordnung sei verfassungswidrig, sie beruhe auf der „Enteignung der Arbeitnehmer“. ' Ein Gerücht über Oskar Lafontaine, FAZ 5.9.
- " Die Totalitarismustheorie
Auch für die westliche, vornehmlich angelsächsische Vorstellung von Totalitarismus ist der 23. August 1939 so etwas wie ein Gründungsdatum, wenn auch von einer anderen Art. Die anfängliche Bestürzung im Westen darüber, dass offensichtlich antagonistische Regime wie Nationalsozialismus und Kommunismus über Nacht ihre Gegensätze hintanzustellen in der Lage sind, um gemeinsam zu handeln, hat der späterhin wirksamen Theorie vom Totalitarismus Auftrieb gegeben – vor allem in der Zeit des Kalten Krieges. Die Gemeinsamkeit zwischen roter und brauner Diktatur wurde in der institutionellen Ungebundenheit politischen Handelns ausgemacht. Allein Diktatoren des Typs von Hitler und Stalin und die von ihnen verkörperten Regime vermochten es, gleichsam aus dem Stand heraus, ohne Vorbereitung der öffentlichen Meinung, ohne parlamentarische, ohne repräsentative Abstützung eine sich dem gesunden Menschenverstand bzw. dem Geist der Zeit verschliessende Konstellation herbeizuführen. In Verbindung mit der auf «München 1938» folgenden Enttäuschung verdichtete sich das Bild der späten dreissiger Jahre zu einem Menetekel, auf das die Totalitarismustheorie die realistische – und für die politische Kultur des Westens insgesamt grundlegende – Antwort sein wollte. " Ideologie und Machtpolitik. Vor siebzig Jahren wurde in Moskau der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen – ein unheimliches Zeichen der Zeit. 22. August 2009, Neue Zürcher Zeitung -
Dan Diner ist Professor für Geschichte an der Hebräischen Universität in Jerusalem sowie Direktor des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur der Universität Leipzig.
- Stalin zuoberst, Thälmann und Ulbricht darunter, alle drei über dem großen Transparent mit der Beschriftung: WER DIE VERGANGENHEIT NICHT KENNT, DIE GEGENWART NICHT VERSTEHT, KANN DIE ZUKUNFT NICHT MEISTERN.
Derart orientiert tagen die Thälmann-Pioniere (kommunistischer Staatskinderverband in der sowjetisch besetzten Zone, Bild von 1953 : FAZ 27.8.09). Bei der Einschulung wurde man Mitglied, ich auch, man folgt der großen Mehrheit, und die Pioniere machten mit der FDJ diese interessanten Trommelumzüge. Einmal die Woche gab es den Schulungsabend. Treue zum Sozialismus, Aufbau des Arbeiter- und Bauernstaates, Stalins Lehren in der großen und ruhmreichen Sowjetunion, und dergleichen.
- "Eine dichte, schwarze Mähne auf dem Kopf, die Hände mir Haaren bedeckt, den Rock schief zugeknöpft, hatte er dennoch das Aussehen eines Mannes, der das Recht und die Macht hat, Achtung zu fordern ... Seine Bewegungen waren eckig, aber kühn und selbstbewußt. Seine Manieren liefen geradezu allen gesellschaftlichen Umgangsformen zuwider. Aber sie waren stolz, mit einem Anflug von Verachtung, und seine scharfe Stimme, die wie Metall klang, stimmte merkwürdig überein mit den radikalen Urteilen über Menschen und Dinge, die er fällte. Er sprach nicht anders als in imperativen, keinen Widerstand duldenden Worten, die übrigens noch durch einen mich fast schmerzlich berührenden Ton, welcher alles, was er sprach, durchdrang, verschärft wurden."
Wer ist's? Der Kerl bildete sich ein, nicht nur die Geschichte zu kennen, sondern auch noch ihre Bewegungsgesetze, und natürlich verstand er seine Gegenwart besser als alle anderen, weswegen er sie scharf angriff und höhnisch abkanzelte, die Strauß, Feuerbach, Bruno Bauer, Edgar Bauer, Echtermeyer, Ruge etc. , und er bildete sich nicht nur ein, die Zukunft zu kennen, sondern auch noch, ihr Geburtshelfer zu sein, zusammen mit Engels: Marx, der Rüpel, der fanatische Besserwisser, der verbale Henker. (Beschreibung: ein Russe, der Marx auf einer Sozialistenversammlung in Brüssel traf, Zitat bei Golo Mann, Dt. Geschichte, Abschnitt "Karl Marx")(sehr lesenswert!)
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