Mittwoch, 8. Februar 2012

Großformat







Lob von Gescheitlinks: Wolfgang Venohr würdigt Friedrich II.




Gut, die Liste seiner Fehler ist lang, wie das bei Menschen zu sein pflegt, aber wenn man sich umblickt und auf die Merkel, Wulff, Gabriel, Sarkozy, Monti, Barroso, Zapatero, Papandreou etc. blickt – dann schneidet er nicht schlecht ab: Friedrich Hohenzollern, der Zweite, vor 300 Jahren geboren. Er pflegte seine Deutschfeindlichkeit nicht hinterrücks, wie das heute zu sein pflegt, deutsch sprach er nur mit den Pferden. Ganz im Stil der Pariser Kritik beklagte der französisierende Friedrich noch sechs Jahre vor seinem Tod in der Schrift „De la litterature allemande“ von1780 die zuchtlose Verwilderung der deutschen Sprache und geißelt die abscheulichen Plattheiten in Goethes „Götz von Berlichingen“, den er vermutlich nie gelesen hat.
Trotzdem nahm Goethe ihm das nicht krumm, vielleicht las er seinerseits Fritz nicht, jedenfalls bekannte er in „Dichtung und Wahrheit“, daß er und andere seiner schreibenden Generation ganz „fritzisch“ gesonnen gewesen seien und meint weiter:
„Der erste wahre und höhere eigentliche Lebensgehalt kam durch Friedrich den Großen und die Taten des Siebenjährigen Krieges in die deutsche Poesie ... Betrachtet man genau, was der deutschen Poesie fehlte, so war es ein Gehalt, und zwar ein nationeller; an Talenten war niemals Mangel ...“
Friedrichs Liebe und Förderung für alles Französische und die entsprechenden französischen Einflüsse sieht Goethe dialektisch und insofern „den Deutschen höchst förderlich, indem sie dadurch zu Widerspruch und Widerstreben aufgefordert wurden; ebenso war die Abneigung Friedrichs gegen das Deutsche für die Bildung des Literarwesens ein Glück ... Man tat, was man für recht erkannte, und wünschte und wollte, daß der König dieses deutsche Rechte anerkennen und schätzen solle.“ (7. Buch) Goethe tat das seine und führte, Schiller und andere waren auch noch dabei, die deutsche Sprache wie die Literatur auf einen Gipfelpunkt, auf dem wir heute noch bequem stehen können, wenn wir denn wollen. Das Denglische liegt den heutigen Bundestäglern aber näher als das klassische Deutsch, doch ihr Englisch ist meist recht schlecht, nie könnten sie darin schreiben, wie Friedrich es tat in seinem Französisch. Und er konnte nicht nur schreiben, sondern auch komponieren und musizieren, er brachte sein Land auf allen Gebieten voran, weswegen er bei den französischen Intellektuellen geachtet war und gelobt wurde. „Gute Regierung“ war dabei der Maßstab, der Friedrich über alle seine europäischen Mitregenten hinaushob. Sein Führungsformat, insbesondere bei der Rückkehr zu seines Vaters Friedenspolitik, war beeindruckend.
Man darf also füglich wie Goethe „fritzisch“ gesonnen sein, ohne Friedrichs Fehler zu vergessen. Zu denen gehört gewiß sein Atheismus nicht, da hat er uns, anders als Jürgen Kaube meint („Porzellan mit Wertaufdruck“, FAZ 24.1.12), auch heute noch Gültiges zu sagen. Und nicht zuletzt ist seine auf die Tüchtigkeit der Einwanderer gestellte Zuzugspolitik richtungweisend.