Dienstag, 23. Februar 2010

Ein schlichtes Herz und eine törichte Bischöfin



Loulou oder der hellrote Ara (Bild Jerry Bauer/Wiki.)


- "'Ein schlichtes Herz' von Flaubert ist für mich geradezu ein Evangelium", meinte Maxim Gorki. Gorki neigte zu starken Übertreibungen, aber hier ist es keine schlimme. Ich gestehe, daß es mir in jungen Jahren ähnlich ging. Die Geschichte des einfachen Landmädchens mit dem sprechenden Namen Félicité, das in stoischer Haltung ihr Leben dem Dienen widmet, hat in den Phantasien um den Papagei Loulou etwas Transzendentes, und die Erzählung hat viel von einer Legende, die ein entsagendes Ideal verkündet. Man kann den Text zur Hand nehmen und in einen angenehm-traurigen Traum versinken.




- " Ich weiß, sie tranken heimlich Wein

Und predigten öffentlich Wasser ",
schrieb Heine seinerzeit.

Er kannte die Bischöfin, EKD-Ratsvorsitzende und Phaeton-Fahrerin Käßmann noch nicht:
Mit 1,54 Promille Alkohol im Blut in der Fastenzeit volltrunken über die rote Ampel; ab 1,1 Promille wird absolute Fahruntüchtigkeit angenommen und eine Straftat geahndet. Eine rote Ampel zu überfahren bedeutet zudem eine tödliche Bedrohung anderer Verkehrsteilnehmer. Der Phaeton ist ein sehr schweres (2,7 Tonnen), großes Oberklassenauto, bei einem Seitenaufprall mit einem Golf auf Höhe der Fahrertür hat der Golffahrer keine Überlebenschance. Man erwartet von einer Funktionärin des christlichen Aberglaubens nicht, daß sie etwas von der modernen Gesellschaft versteht; aber daß sie die Verkehrsregeln beachtet und die einfachste moralische Verantwortung zeigt, das ist absolut unerläßlich. Bei 1,54 Promille handelte Käßmann kriminell als Verkehrsteilnehmerin und als Person übel und sie muß als Kirchenfunktionärin sofort zurücktreten.


Wie heißt es bei Goethe:

Denn jeder, der sein inn‘res Selbst
Nicht zu regieren weiß, regierte gar zu gern
Des Nachbars Willen
Goethe, Faust II, V. 7015ff.

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