Sonntag, 16. Dezember 2012

Isidor, noch ein Buch














Man sieht gleich, der Mann ist ein Bücherwurm - Isidor las sie nicht nur, reihenweise, mit guten Verbindungen zu den oströmischen Bibliotheken, er schrieb sie auch! 

Bild: Esteban Murillo / Wiki.   




Platen (1796-18359) 

Das Grab am Busento
Am Busento bei Cosenza
Lispeln nächtlich dumpfe Lieder,
Antwort schallt dann aus den Wassern,
Und in Wirbeln klingt es wider.

Und flussaufwärts und flussabwärts
Ziehn die Schatten tapferer Goten,
Die um Alarich noch weinen,
Weinen um den großen Toten.

Ihm erblich das Jugendantlitz
Ferne von der Väter Saale,
Zu Cosenza schwang der König
Seine Wehr zum letztenmale.

An Busentos Ufern reihten
Sich die Goten um die Wette,
Und, den Strom hinwegzuleiten,
Gruben sie ein frisches Bette.

In der wogenleeren Höhlung
Wühlten sie empor die Erde,
Senkten tief hinein den Leichnam
Mit der Rüstung auf dem Pferde.

An die linke Hüfte hingen
Sie sein Schwert ihm noch, das kühne,
An den wilden Mannesbusen
Legten sie das Kreuz der Sühne.

Deckten dann mit Erde wieder
Ihn und seine stolze Habe,
Dass die hohen Stromgewächse
Wüchsen aus dem Heldengrabe.

Abgelenkt zum zweitenmale
Ward der Fluss herbeigezogen:
Stolzer in ihr altes Bette,
Schäumten die Busentowogen.

Aber fromme Priester sangen:
Schlaf in deinen Heldenehren!
Keines Römers schnöde Habsucht
Soll dein Grab dir je versehren!

Sangen‘s, und die Rundgesänge
Tönten fort im Gotenheere:
Trag des Königs Ruhm, Busento,
Durch den ganzen Ring der Meere.



Der arme, jugendliche Alarich! Da hatte ihm die Plünderung Roms 410 nach Seneca gar kein Glück gebracht. So ein erhöhter Testosteronspiegel ist ein zweischneidiges Schwert. 
Und Rom ist die Beschäftigung von Hunnen und Goten als Söldner auch nicht sehr gut bekommen. Dabei hatte Alarich  noch so einiges vor. Nordafrika wollte er erobern, und dann das. Aber es kam noch schlimmer: Tarik der Eroberer hatte Gleiches vor, nur umgekehrt. Und es gelang ihm und seinen Nachfolgern, Spanien zu erobern und nicht nur die Goten, die dort Königreiche gegründet hatten, zu unterwerfen, sondern auch alles Gotische zu zerstören, so daß zwar viel arabischer Klimbim in Spanien anzutreffen ist, aber nichts Gotisches.  

Dabei konnten sich die Goten sehen lassen. Zumindest einige. König Sisebut, der von 612 bis 621 regierte, schuf nicht nur die erste gotische Flotte, er konnte sogar Latein und schrieb Isidor ein Briefgedicht über die Mondfinsternis. 
Isidor von Sevilla konnte noch mehr Latein, schließlich war er Bischof, und schrieb und schrieb alles auf, was das spätantike Wissen ausmachte. Man brauchte also nicht auf Ibn Rushd zu warten. Für einen Bischof entwickelte er auch ein sehr breites Interesse - ob Rechnen, Landkarten oder Sterne, nichts ließ er aus in seinen zwanzig Büchern "Etymologiae", die er, römischer Abkunft, dem Goten Sisebut widmete. Man konnte gut miteinander. Isidor wurde der große Begründer der mittelalterlichen europäischen Bildung.

Wolfgang Günter Lerch, alter Lobredner von "El Andalus" in der FAZ, schreiben Sie doch mal was über Isidor! Nur zur Abwechslung.