Sonntag, 13. August 2017
Ein Dilemma
“Das Collegienhören selbst ist eigentlich nur zufällig; das wesentlich Notwendige ist, daß der junge Mann zwischen der Schule und dem Eintritt ins Leben eine Anzahl von Jahren ausschließend dem wissenschaftlichen Nachdenken an einem Orte widme, der Viele, Lehrer und Lernende in sich vereinigt.”
Wilhelm von Humboldt, der vor 250 Jahren geboren wurde, schrieb das im “Königsberger Schulplan” zur Reform des ostpreußischen Schulwesens. In diesem Sinne erfolgte auch seine Gründung der Berliner Universität 1809.
Das war die Zeit, als die Ärzte noch jeden Tag massenhaft Menschen durch den Aderlaß umbrachten, darunter auch Mozart.
Dieses einzige Beispiel mag ausreichen zu belegen, daß es sehr wohl auf den gezielten Ausbildungsgang für den geeigneten Studenten ankommt, wenn man die lernintensiven frühen Jahre nicht mit Gammelei verstreichen lassen will. Der noch wenig urteilsfähige junge Mensch - der gleichwohl bereits große Datenmengen aufnehmen kann wie später nicht mehr - braucht den Kanon der Älteren, die mit den Jahren Urteilsfähigkeit entwickelt haben.
Aber die rasante Entwicklung der Wissensgebiete hat dafür gesorgt, daß das Maximum des Wissens heute nur noch ein Minimum an allgemeiner Urteilsfähigkeit zuläßt.
Ein Dilemma.
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