So stellt sich ein Kulturraum mit Gemeinsamkeiten her.
Zur Sprachenvielfalt gab es
einen klärenden Artikel in der FAZ v. 14.7.14, allerdings mit verfälschendem
Titel. Nach der russischen Besetzung, Einverleibung und Russifizierung gehört
das Russische zur Ukraine, wie der Slavist Gerd Hentschel im Artikel (unten)
ausführt.
Gesine Dornblüth machte im DLF allerdings darauf aufmerksam, daß
Janukowitsch dem Russischen Sonderrechte einräumen wollte. Was natürlich bei
der anderen Seite auf empfindlichen Widerstand stieß.
Der Kulturraum des
lateinischen Mittelalters reichte nur bis etwa Ostpolen, von daher ist Rußland
und sind die russifizierten Länder ein andersartiger Kulturraum mit asiatischem
Vorzeichen.
Was will ein Land mit der Krim und dem Donbass?
“Der Donbass stand schon immer im Ruf der
Unregierbarkeit.” (Kerstin Zimmer, Das kranke Herz, FAZ 28.07.2014) Die Besetzung der unterentwickelten Krim wird viel russisches Steuergeld verschlingen.
Vielleicht wäre eine Lösung
eine von den UN durchgeführte Abstimmung in der Ostukraine. Lemberg könnte
eigentlich froh sein, Donezk loszuwerden. Auch eine internationale Verwaltung
wäre denkbar. Ideallösungen sind nicht in Sicht.
FAZ 14.07.2014:
Ukraine-Konflikt „Der Versuch, das Russische abzuschaffen, war
eine Dummheit“
Im Osten der Ukraine spricht
man Russisch, im Westen Ukrainisch, vielerorts eine Mischform: Ist der Konflikt
dort auch ein Kampf der Sprachen? Der Osteuropa-Forscher Gerd Hentschel sagt:
nein.
Nach dem Zerfall der
Sowjetunion wurde in der Ukraine das Russische durch das Ukrainische als
einzige Amtssprache ersetzt. 2012 ließ Präsident Viktor Janukowitsch Russisch
als Regionalsprache zu. Nach der Majdan-Revolution stimmte das Parlament – als
eine seiner ersten Handlungen – für die Abschaffung dieser Reglung. Auch wenn
Übergangspräsidenten Turtschinow das entsprechende Gesetz am Ende nicht
unterzeichnete, sorgte der Beschluss für viel Aufregung. Es entstand der
Eindruck, der Konflikt in der Ukraine sei ein Sprachenkonflikt. Ist das
richtig?
Aus meiner Sicht war der
Versuch, das Gesetz abzuschaffen, eine große Dummheit. Denn die ukrainische
Bevölkerung ist durchaus bereit, Russisch in den Gegenden, in denen es
gesprochen wird, als gleichberechtigte Amtssprache zu dulden. Eine Umfrage des
Kiewer internationalen Instituts für Soziologie vom April dieses Jahres deutet
darauf hin. Es gibt in der Ukraine auch keine grundsätzlichen Vorbehalte der
einen oder anderen Sprache gegenüber. Belastbare Daten aus einem mehrjährigen
Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft zeigen, dass die überwältigende
Mehrheit in allen Teilen der Ukraine der Meinung ist, ein Bürger ihres Landes
sollte sowohl Russisch als auch Ukrainisch sprechen
In einer früheren Version
dieses Artikels wurde fälschlicherweise behauptet, die Regelung von 2012
sei durch den Parlamentsbeschluss aufgehoben worden.
Wie sehr unterscheiden sich
denn die beiden Sprachen? In etwa so wie Niederländisch und Deutsch?
Grundsätzlich ist das
Ukrainische dem Russischen näher als das Niederländische dem Deutschen. Wobei
jemand, der nur mit Russisch groß geworden ist, schon Probleme hat, einen
komplexeren Text auf Ukrainisch zu verstehen. Das liegt vor allem am Wortschatz.
Da große Teile der Ukraine jahrhundertelang im polnischen Einflussbereich
lagen, gibt es sehr viele polnische Lehnwörter und andere Gemeinsamkeiten.
Mal abgesehen von der
offiziellen Regelung - welche Sprache sprechen die Menschen im Alltag?
Das hängt von den Regionen ab. Der Westen, das heißt, grob
gesagt, der Großraum Lemberg, stand bis 1945 nie unter russischer Herrschaft.
Da hat sich das Ukrainische sehr gut gehalten und wird ganz selbstverständlich
auch im Alltag gesprochen. Im Donbass-Gebiet und im Süden ist das Russische als
Alltagssprache verbreitet. Was übrigens nicht immer mit der Nationalität
einhergeht. Es gibt dort viele Menschen, die sich als Ukrainer sehen, aber
Russisch sprechen. In der Zentralukraine, die die Hälfte des Territoriums
ausmacht, gibt es keine eindeutige Orientierung auf die eine oder andere
Sprache. Dort spricht man im Alltag häufig eine Mischsprache aus beidem - den
Surzhyk. ...“