Donnerstag, 7. April 2011

Exzellenzinitiative: Schulabbrecher wird Hochschulminister






Wenn man oben immer mehr Geld hineinwirft, kommt unten immer weniger heraus - Girgensohns und Raus Schulpolitik in NRW, fortgeführt von den Nachfolgern

(Bild: Der "Nürnberger Trichter" - Postkarte um 1940, aus: wikipedia.de, 23.09.07)





- "Sparen oder in Bildung investieren?

Darf die Landesregierung neue Schulden machen?"
Scheinheilige Irreführungsfrage des WDR5 .

"In Bildung investieren" ist eine attraktive Leerformel. Sie hört sich gut an, aber sie übergeht die Frage, was unter BILDUNG zu verstehen ist und ob man darin investieren kann.
Letzteres kann man natürlich, und man muß es, um sich zu bilden. Es handelt sich um einen aktiven Vorgang, der sich in einem einzelnen Kopf abspielt. Ein Kopf lernt etwas, aber nur, wenn er sich aktiv verhält, wenn er etwas lernen will. Von außen kann Hilfe und Angebot kommen.
Um Lesen, Schreiben und Rechnen zu lehren sollte der Staat, sollte die Schule aktiv sein. Über diese fundamentalen Fertigkeiten sollte jeder verfügen. So weit reicht das Interesse des Schülers auch meistens. Danach spielen die Begabungsunterschiede eine wachsende Rolle, was bei Schülern zu Schuldesinteresse führen kann, weil bei ihnen vielleicht eine praktische Begabung überwiegt.
Das kann dann zum Schulschwänzen führen, wie bei Johannes Rau. Er brach das Gymnasium nach der Klasse 9 ab und wurde Buchhandelslehrling.
Als Minister schaffte er später mit Girgensohn den Besinnungsaufsatz ab, führte das sogenannte "Puddingabitur" ein und höhlte so das Gymnasium von innen aus, so daß heute nur noch der Name überlebt hat, die Bildungsleistung als Besinnung der Schüler aber fast ganz verschwunden ist und die Kenntnisse in den einzelnen Fächern stark abgenommen haben.
Allerdings wird jetzt in den Schulen mehr geraucht, wofür sich der einschlägige Günter Grass besonders in seinem "Roman" ÖRTLICH BETÄUBT einsetzte.
Die Bildung als eigenständige Orientierungsleistung des Schülers bei Gegenstandsangebot der Schule blieb weitgehend auf der Strecke, aber die Zahl der Schulen und Hochschulen stieg.

Ein Rückblick auf die "Bildungs"politik in NRW: 1973 kam ich vom 2. Bildungsweg auf die Uni. Dort hingen Plakate des Kultusministeriums mit der Aufforderung, auf das Lehramt hin zu studieren. Gegen Ende meines Studiums gab es diese Plakate nicht mehr, sondern die Einschränkung der Schulstellen. Mein Examensjahrgang war dann der erste, der praktisch komplett nicht mehr nach dem 2. Examen in den Schuldienst übernommen wurde, weil alle Stellen durch eine unsolide Planung plötzlich besetzt waren. Da das Referendariat nicht als “Berufstätigkeit” galt, bekamen die arbeitslosen Junglehrer auch kein Arbeitslosengeld.
Das hat viele Biographien beschädigt. Johannes Rau und Jürgen Girgensohn waren damals die zuständigen Minister.
Ein Beispiel, wie unsolide Politik handelt.

Die Hochschulausbildung wurde stark ausgebaut in den Massenfächern, dadurch sank das Niveau stark und das Beschäftigungssystem konnte die vielen Absolventen "unnützlicher" Fächer nicht aufnehmen; viele wurden Taxifahrer, Wäschereiangestellte u.ä, unter Verdrängung anderer Kräfte. Die Massenarbeitslosigkeit erreichte einen Dauerstand von 3 bis 4 Millionen.

Geld in Schulen zu stecken, rentiert sich nicht automatisch. Das gilt auch für Kindertagesstätten. Dafür Schulden aufzunehmen, wie dies die Ministerpräsidentin Kraft mit ihrer Schulministerin Löhrmann beabsichtigt, rentiert sich noch weniger automatisch. Sie verfolgen eine "Tonnenideologie", wie schon ihr Vorgänger Rau, es kommt aber auf die Qualität an - für den Schüler, wie auch für die Lehrbetriebe und die aufnehmenden Unternehmen.


(Vgl. Prof. Alison Wolf, Does Education matter? Myths about education and economic growth, 2002)

“The best things carried to excess are wrong.” Charles Churchill 1761
S. 246